Welcome to Reality: Demo gg. GES& IfW in Kiel

Antikap Kiel 09.09.2009 01:57 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit
Ein Tag vor dem Beginn des ‚Global Economic Symposiums (GES)’ in Plön (siehe auch  http://de.indymedia.org/2009/09/260108.shtml &  http://de.indymedia.org/2009/09/259954.shtml) zog eine lautstarke und kämpferische antikapitalistische Demonstration vom Hauptbahnhof zum ‚Institut für Weltwirtschaft (IfW)’, dem Hauptausrichter des GES. Die Demonstration stellte den offiziellen Auftakt der Aktionstage dar, zu denen die GES-Protestkoordination ( http://ges-ploen.blogspot.com/) im Rahmen ihrer Kampagne „Welcome to Reality! Abolish Capitalism- Die Ideologiemaschinerie des Global Economic Symposiums sabotieren!“ aufgerufen hat.
Früh wurde deutlich, dass die Polizei mit starken Kräften vor Ort auftreten würde. Ein Konvoi aus etwa 15 Einsatzwägen fuhr um ca. 16:30 Uhr in die Schleswig-Holsteinische Landeshauptstadt ein, um die dortigen Einsatzkräfte zu verstärken. Als sich um 18:00 Uhr die TeilnehmerInnen der Demonstration am Vorplatz des Hauptbahnhofes versammelten, ließ sich dieses Aufgebot an Polizei nicht mehr rechtfertigen. Mit 135 TeilnehmerInnen wurde ein Ziel der langen und ausführlichen Mobilisierung der GES-Protestkoordination, nämlich deutlich mehr Menschen als im letzten Jahr ( http://de.indymedia.org/2008/09/226330.shtml) auf die Straße zu bringen, an diesem Ersten der vier Aktionstage nicht erreicht.

Dies tat nach einem kurzen ernüchterten Schlucken der Stimmung auf der Demonstration jedoch keinen Abbruch. Die TeilnehmerInnen skandierten von Anfang bis Ende der langen Strecke motiviert Sprechchöre, die sich gegen das herrschende Wirtschaftssystem richteten und den Aufbruch zu einer Revolte für eine befreite, emanzipierte Gesellschaft proklamierten. Die GES-Protestkoordination legte in den Redebeiträgen, die auf Zwischenkundgebungen sowie auf der laufenden Demo gehalten wurden, Schwerpunkte auf die „unübersehbaren Widersprüche der bürgerlichen Gesellschaft“ (Aufruf zu den Aktionstagen  http://ges-ploen.blogspot.com/search/label/Aufruf). Die militarisiert/privatisierte, menschenverachtende und nicht selten tödliche Migrationspolitik der EU-Staaten wurde in der ersten Rede vor der Kieler Behörde für Ausländerfragen thematisiert. Ergänzt wurde diese durch eine kurze Darlegung der GES Agenda „Making Migration Work“, in der Computer erstellte Prognosen die verträgliche Anzahl von Flüchtlingen für die Ökonomien der Zielländer festlegen; Ökonomien, deren Problem nicht eine Knappheit an Gütern ist, sondern umgekehrt eine enorme Überproduktion. Während auf der einen Seite niemand weiß, wohin der ganze Wohlstand soll, wird auf der anderen Seite künstlich Armut und Mangel geschaffen, und an diesen unsinnigen Verhältnissen eine pseudo rationale Begründung zur „Regulierung“ - also Repression- von Migration und MigrantInnen ausgerichtet. Darüber hinaus propagiert das GES die weitere Einbeziehung privater Unternehmen in die Migrationspolitik der Staaten. Die „Agentur“ Frontex, deren Machenschaften in der Rede thematisiert wurden, ist ein Beispiel für diese sich immer weiter pervertierende Entwicklung.

Von dort aus Zog die Demonstration, an deren Spitze sich ein ansehnlicher Block mit Transparenten an beiden Seiten gebildet hatte, mit lauten Sprechchören, musikalischer Untermalung und kurzen Grüßen vom Lautsprecherwagen an die PassantInnen durch die Kieler Innenstadt. Fleißige VerteilerInnen brachten den Aufruf der GES-Protestkoordination unter die vorbeigehenden Menschen. Auf der Höhe des Dreiecksplatzes hielt die Kieler Freie Arbeiter- und Arbeiterinnen Union (FAU -  http://www.fau.org/ortsgruppen/kiel/) auf der laufenden Demonstration einen Redebeitrag, in der in erster Linie auf die enorme Zunahme von Zeit- und Leiharbeit Bezug genommen wurde. Dies sei Resultat einer – das gesamte GES durchdringenden – bürgerlichen Ideologie, die Lohnarbeit als Sinn und Zweck menschlicher Existenz definiert und so jedes noch so mieses Beschäftigungsverhältnis als Glücksfall interpretiert, wenn durch dieses Arbeitslosigkeit verhindert werden kann. Gleichzeitig sind Zeit- und Leiharbeitsfirmen Vorreiter bei der „Organisation von Arbeit als Repressionsinstrument“, wie es auf einer der Veranstaltungen der GES-Protestkoordination im Vorfeld der Demonstration hieß ( http://ges-ploen.blogspot.com/search/label/Archiv). Zum Schluss rief die FAU Kiel noch zu der Beteiligung an der bundesweiten Aktionswoche gegen Leiharbeit vom 18.-25. September auf ( http://www.leiharbeit-abschaffen.de/).

Im Anschluss daran hielt das neu gegründete Bildungssyndikat Kiel eine Rede vor dem Bildungsministerium. In ihr wurde u.a. auf die GES Agenda „Fighting Inequality through Education“ Bezug genommen. Es wurde klargestellt, dass Ungleichheit nicht durch die fehlende Qualifikation der betroffenen Menschen, also durch sie selbst verursacht entsteht, sondern Resultat der ausbeuterischen Machtverhältnisse ist. Das GES versucht genauso wie alle Parteien bei der Bundestagswahl- denn jede stellt sich als Bildungspartei dar – nicht die Frage nach dem Besitz und der Kontrolle von Wohlstand und Produktionsmitteln hinsichtlich der Bewältigung der sozialen Krise in den Vordergrund zu richten, sondern die Menschen als noch zu defizitär an die Bedürfnisse der Ökonomie angepasst darzustellen. Um sich von den Phrasen um den Wert der Bildung nicht einlullen zu lassen, propagierte das Bildungssyndikat die Sabotage und den solidarischen Zusammenhalt gegen den Leistungsterror in Schule und Uni.

Die letzte Strecke führte im einsetzenden Sonnenuntergang an der Kieler Förde entlang zum IfW. Bis zum Beginn des Regierungsviertels war der Weg gut mit Publikum gefüllt. Vor dem IfW angelangt, wurden die Eckpunkte der Kritik am GES und dem IfW im Rahmen der Abschlusskundgebung nochmals verdeutlicht. Außerdem wurde zur Teilnahme am Schanzenfest kommenden Samstag sowie den Aktionen gegen den Geburtstag des Neonazi Dreckslochs „Club 88“ in Neumünster ( http://antifanms.blogsport.de/?p=81) aufgerufen. Und natürlich zur weiteren Beteiligung an den Aktionen gegen und rund um das GES in Plön in den nächsten Tagen.

Letztendlich waren die meisten TeilnehmerInnen sowie VeranstalterInnen mit der Demo trotz der zunächst enttäuschenden Größe zufrieden, da sie ein kämpferisches und inhaltsreiches Zeichen für antikapitalistischen Protest in Kiel setzte. Gehofft wird, dass in den nächsten Jahren auch Gruppen aus anderen Städten Norddeutschlands sich an der Mobilisierung und Planung der Proteste gegen die Ideologiemaschinerie des Global Economic Symposiums beteiligen.
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Ergänzungen

Fallsches Bild

Antikap Kiel 09.09.2009 - 02:06
"Malerischer Industriecharme in Kiel. Im Hintergrund die angeschlagene HDW"

hier das richtige bild

Rede FAU

FAU Kiel 09.09.2009 - 02:24
In der Kieler City sprießen seit etlichen Jahren so genannte Personaldienstleister, also Zeitund Leiharbeitsfirmen, an jeder Ecke wie Pilze aus dem Boden. Wer billig und spontan
Arbeitskräfte benötigt, kann hier geradezu vorzüglich shoppen gehen: Wie wärs mit
Altenpflege für 6,80 die Stunde? Da wäre das Personalforum Sönke Körner in der
Wilhelminenstraße 51 das richtige. Oder ein paar Zusatzkräfte für den Bau? Die Compact
Zeitarbeit Gmbh in der Holtenauer Straße 71 kann hier kostengünstig helfen. Und in der
Preußerstraße 8 wartet sogar hochqualifiziertes Fachpersonal aus der IT Branche darauf,
angeheuert zu werden. Sollten die genannten Beispiele in unmittelbarer Umgebung zum
Dreiecksplatz nicht das gewünschte Menschenmaterial zur Verfügung stellen, so gibt es auf
dem Westufer noch an die 20 weitere Stellen, die die Arbeitskraft anderer verleihen.
Leiharbeit bedeutet die endgültige Aufgabe der Selbstbestimmung für die Beschäftigten. Über
Nacht kann eine Order zu einem neuen, noch vollkommen unbekannten Arbeitsplatz
eingehen. Die Ebene der Vorgesetzten verdoppelt sich. Mensch wird sowohl von den Leihern
wie auch Verleihen bei der Arbeit kontrolliert, reglementiert, mit tausend Anforderungen
konfrontiert. Für Leiharbeitsfirma und entleihendes Unternehmen zahlt sich solch eine
stressige Organisation von Arbeit aus. Die Leih- und Zeitarbeit sind ganz wesentliche
Instrumente, mit denen es Politik und Wirtschaft gelungen ist, die relativen Lohnniveaus in
den letzten zehn Jahren kontinuierlich nach unten zu drücken.
Das Geheimnis hinter dem kometenhaften Aufstieges dieser Ausbeutungsmethode ist und war
die Beteiligung der DGB Gewerkschaften. Wie den gesamten Hartz 1-4 Apparat, haben sie zu
rot-grünen Zeiten auch die Neugestaltung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetztes mit durch
gewunken. Die Gewerkschaften sahen darin die Möglichkeit, ihren fremdenfeindlich
aufgeladenen Parolen gegen Schwarzarbeit Taten folgen zu lassen: wenn einfach jedes
Arbeitsverhältnis zu Scheißlöhnen und befristet nach Gut Dünken der Unternehmen
abgeschlossen werden kann, wird auch Schwarzarbeit überflüssig. Überflüssig machten sich
so aber auch die Gewerkschaften, die ihre heiligen Tarifabschlüsse durch ihre Mitarbeit an
den Hartz Gesetzen selbst untergraben haben. Nun fordert der DGB Apparat, Leih- und
Zeitarbeit – Zitat- „sinnvoll zu gestalten.“ Was daran sinnvoll sein kann, dass Menschen wie bloße Dinge zwischen zwei Schreibtischen hin- und her geschoben werden, kann der DGB
indes nicht beantworten.

Das diese unmenschliche Form der Arbeitsorganisation so problemlos abgewickelt werden konnte, liegt nicht zu letzt an dem von Politik und Medien forcierten Arbeitsfetisch, nach der alten bürgerlichen Parole: „Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen.“ Leih- und Zeitarbeit werden als Chance dargestellt, und wer diese im Angesicht von Arbeitslosigkeit nicht ergreift, gilt als Krank und Schmarozend. Die Ausbeutung in den betreffenden Unternehmen erscheint als geradezu uneigennützige Rettung vor der Hartz 4 Schmach. Auf dem Global Economic Symposium, gegen das sich die heutige Demonstration richtet, wird diese Ideologie noch auf die Spitze getrieben. Es wird propagiert, dass die gesamte Welt für eine den Unternehmen angepasste Arbeitsteilung umgestaltet wird. Dass nicht das Profit- und Wettbewerbssystem, dass zu Krise und Ungerechtigkeit geführt hat, umgestaltet werden muss, sondern vielmehr die lohnabhängig Beschäftigten des Erdballes mal endlich „mehr Verantwortung im Job“ übernehmen sollen, dass sie ihre sozialen Fähigkeiten- mit andern Worten ihre Unterwürfigkeit- zu einem Wettbewerbsfaktor erklären sollen. Die Beschäftigten werden in keiner Zeile der GES Texte als selbständig handelnde, autonome Personen angesehen. Sie sind bloß Objekte für die zahllosen Wirtschaftskonzepte. Nichts weiter als
Produktionsfaktoren, die nach Belieben verschoben, umgeschult, entlassen und wieder
angestellt werden können.
Die Zeitarbeitsfirmen, die sich hier in Kiel zur Shoppingmeile für Arbeitgeberinnen und
Arbeitgeber vereinigen, sind direkter Ausdruck dieser elitären, menschenverachtenden
Gesinnung, für die das GES mit ihrer Agenda steht, egal wie menschenfreundlich und
alternativ es sich gebären mag. Es ist eine Ideologie, die sich durch den politischen Apparat, durch die DGB Gewerkschaften bis zu den betroffenen Menschen selbst zieht. Es wird
höchste Zeit, diese heile und widerliche Welt des Ausbeutungsbetriebes zu durchbrechen. Wir
rufen als Freie Arbeiter und Arbeiterinnen Union zur bundesweiten Aktionswoche gegen
Leiharbeit vom 18.-25. September auf. Wir sind es leit, uns von dem korrupten DGB Apparat
oder den scheinheiligen Versprechen irgendwelcher Parteien zurückhalten zu lassen.
Leiharbeit gehört nicht verbessert, sondern abgeschafft!

Militante Aktionen häufen sich

Beobachter 09.09.2009 - 02:28
... militante Aktionen, die im Bezug zum GES stehen, häufen sich:  http://de.indymedia.org/2009/09/259988.shtml und nun auch  http://de.indymedia.org/2009/09/260174.shtml

nicht wenig dafür, dass die Aktionstage erst gestern abend mit der Demo offiziell angefangen haben!

Rede Bildungssyndikat

Syndikalist 09.09.2009 - 02:33
Wir können die Sprüche nicht mehr hören. Diese Gesellschaft, voll gepumpt mit medialem
Infotainment Schrott, mit Verblödungskampagnen für ein besseres nationales
Selbstbewusstsein, in der rassistische und ausgrenzende Diskurse um eine angebliche
Bildungsunterschicht generiert werden, in der platte Propaganda Institutionen wie die
Bertelsmann Stiftung die Bibliotheken der Universitäten überschwemmen, in der
SchülerInnen die Europäische Union anhand von Werbebroschüren derselben kennen lernen,
ja genau dieses Verdummungsgebilde behauptet, auf dem Weg in die Wissensgesellschaft zu
sein. Unsere erleuchteten Herrscher und Herrscherinnen haben uns also unser Versagen beim
demütigenden PISA Test vergeben, sie sind nicht mehr sauer, dass Deutschlands Kinder noch
nicht auf der Pole Position im internationalen Rattenrennen angelangt sind. Sie wissen jetzt: wir sind einfach nicht effizient genug abgerichtet worden. Und wer eine Wertsteigerung im Humankapital herbeiführen will, muss sich etwas einfallen lassen. Deshalb wird das Abitur auf 12 Jahre verkürzt, damit die SchülerInnen nicht genug Zeit zum faulenzen und selber Nachdenken haben. Deshalb wird den Universitäten der Geldhahn zu gedreht, damit sie im Wettstreit um die Milliarden bei der Aufnahme in die Exzellenz Initiative die richtigen Resultate liefern. Deshalb wird abhängig beschäftigten Menschen die Pistole auf die Brust gesetzt, nur durch Eigeninitiative zur Weiterbildung ihren Arbeitsplatz sichern zu können.

Die nervtötende Zeit der Phrasendrescherei, die jeder Wahlkampf mit sich bringt, sie ist
durchdrungen von dem Gelaber um den Wert der Bildung. Keine Partei, die sich nicht für
mehr Bildung ein setzten möchte. Wir haben schon verstanden: das Hauptproblem an Krise
und Ungleichheit, das sind wir selber mit unserer Dummheit. Genauso, wie es auf dem Global
Economic Symposium dieses Jahr gesagt wird. Sogar die weltweite Ungleichheit soll durch
Bildung bekämpft werden. Auch die Grünen fordern: Wachstum durch Bildung. CDU und
SPD wetteifern darum, wer die meisten Milliarden für Forschung und Wissenschaft
bereitstellen wird. Gerade die SPD hat mit ihrer „Fördern und Fordern“ Arbeitsmarktpolitik
Millionen von Menschen schon in entwürdigende Umschulungsmaßnahmen geschickt, um
ihnen einen mies bezahlten Zeitarbeitsjob zu beschaffen. Wir fragen an dieser Stelle: Meint
die Politik, meinen die so genannten Experten und Expertinnen vom GES wirklich, dass wir
ihnen den ganzen Mist abkaufen? Dass Ungleichheit nichts mit Ungerechtigkeit hinsichtlich
des Eigentums an Wohlstand und vor allem Produktionsmitteln zu tun hat, sondern nur mit
der richtigen Bildung? Diese ganzen Kampagnen sind nur zu leicht zu durchschauen. Nicht
diejenigen, die von der falschen Organisation der Gesellschaft profitieren, sollen für die
Misere in der Welt verantwortlich gemacht werden, sondern vielmehr wir alle, die wir uns
nicht genug anstrengen, oder vielleicht einfach weniger intelligent sind als die globale Elite.

In so genannten Förderschulen lernen Kinder, wie sie Anträge beim Arbeitsamt ausfüllen; hierwerden gerade mal 10 Jährige für immer aussortiert und als Lernbehindert abgestempelt,
obwohl jede Betrachtung offenbart, dass es die kapitalistisch bedingte Ausgrenzung ist, die
den Kindern Probleme macht. Wir wollen den Entwurf für einen Kapitalismus sehen, in dem
alle Menschen gleich „qualifiziert“ sind, wie sie es nennen, und dadurch den gleichen
Anspruch auf Wohlstand haben. Das autoritäre Profitsystem basiert auf Ungleichheit, und die
Bildungsideologie, wie sie das GES und alle Parteien propagieren, zielt darauf ab, diese
Ungleichheit zu rechtfertigen und ihre Gründe zu verschleiern. Und nebenbei lassen sich die
„qualifizierten“ Massen noch gewinnbringender Ausbeuten, wenn sie im globalen
Bildungswettlauf gegen einander antreten müssen.

Wenn aber unsere Bildung so wichtig für dieses Scheißsystem ist, dann können wir auch über
Bildungsstreiks an Stärke gewinnen. Die Mobilisierung der diesjährigen Bildungsstreiks war
ein erster Erfolg. Doch wir können es nicht bei appellativen Forderungen auf Demos belassen.Verändern wir die Verhältnisse direkt, in dem wir uns vor Ort Organisieren: Schließt euch zusammen, und gestaltet den Unterricht um. Organisiert das Schwänzen. Klaut die Teilnehmerlisten in den Unis. Sabotiert Tests, Klassenarbeiten und Klausuren. Verhindert durch solidarischen Widerstand das Sitzenbleiben, verhindert Schulverweise und Exmatrikulationen. Bekämpft den Leistungsterror. Besetzt Klassenräume, Fakultäten, Schulen
und Universitäten, und diskutiert untereinander, wie ihr euch Bildung vorstellt. Dann können sich der elitäre GES Club, die Damen und Herren von den Bildungsministerien, die PISA TesterInnen sowie die Bertelsmannstiftung ihren Ideologiescheiß sonst wo hin stecken.
Die Bekämpfung von Ungleichheit und Ungerechtigkeit ist nicht eine Frage der Bildung,
sondern eine Frage der Machtverhältnisse. Es ist an der Zeit, genau diese Frage zu stellen.

Fahrplan dezentraler Aktionstag

GES Protestkoordination 09.09.2009 - 02:59
Angemeldete Kundgebungen am Freitag in Plön:

15.30 Arbeitsamt (Lütjenburgerstraße 9-10)
16.30 DHL (Langestr. 18)
17.30 Ausländeramt, Kreisverwaltung Haus B
(Hamburgerstr./Seestr./Heinrich-Rieperstr.)

Außerdem gilt: auf Ankündigungen achten!!!

my 2 cents

... 09.09.2009 - 10:37
Positives vorweg: Inhaltlich war die Demo gestern wohl die Beste, die es in Kiel in den letzten Jahren gegeben hat: Die richtigen Themen, wirklich gute Redebeiträge (stilistisch wie analytisch), ansprechende Durchsagen an die PassantInnen, größtenteils gute und passende (laute) Parolen.
Was ich unpassend fand, war der eigenartige Transpi-Block an der Demospitze. Wenn ich mich für einen "black bloc" entscheide (dessen Funktion bei der gestrigen Demo so oder so sehr fraglich war), dann müssen auch Leute in organisierten Reihen da drin Laufen. So ein mehr oder weniger leerer Transpi-Kasten erfüllt nicht die Anforderungen des Aktionskonzeptes (!) "black bloc", entledigt sich seines Sinns, ist im besten Fall schlecht ausgeführter Style und insgesamt eher peinlich. Nächstes mal vielleicht doch lieber offener, was bei dem Demokonzept auch angemessener gewesen wäre (oder richtig machen, dann aber auch mit aktionistischer Begründung ;-) ). Das war's aber auch schon an Kritik an die Anwesenden (abgesehen von der Crew mit den lauten Organen, die immer mal wieder meinte, in einem extremen aggro-Tonfall erfolgreich "Bürger" zum "in die Demo einreihen" bewegen zu können... Flyerverteilen am Rande bringt's da wahrscheinlich eher als die völlig verfehlte Darbietung einer eh ausgelutschten Parole).

Was die wirklich erschreckende Erfahrung gestern gewesen ist, ist, dass in Kiel trotz wochenlanger okayer inhaltlich und aktionistisch untermauerter Mobilisierung, seit mehr als einem halben Jahr andauernder Treffen (zu denen öffentlich eingeladen wurde), trotz der Aktualität des Themas, gerademal 150 Leute zu einer antikapitalistischen Demo kommen, die bezeichnenderweise hauptsächlich aktionsfreudige JungaktivistInnen waren. Enttäuschend auch deshalb, weil die Kieler Linke doch bei jeder noch so spontanen Antifa-Mobilisierung, bei denen oft sogar mehr als die 150 von gestern auf die Straße gekommen sind, mehrfach bewiesen hat, dass da deutlich mehr Potential ist. Wo waren all diejenigen (älternen?), die sich zu Recht immer wieder über die thematische Einfalt (Antifa) in Kiel beschweren? Da versucht ausnahmsweise mal ein (wie immer) personell völlig unterbesetzter Vorbereitungskreis was gehaltvolleres aus dem Boden zu stampfen, und mindestens 2/3 der Szene ist sich zu bequem, auch nur an der Standartdisziplin in Form einer Auftaktdemo vor der eigenen Haustür teilzuhaben. Which side are you on? OptimistInnen würden vielleicht auf die nächsten Tage hoffen...

An die Anti-GES-Koordination: Zieht das Ding durch, wenn's Pannen oder Unzulänglichkeiten gibt, ist das nicht Euer verschulden - ihr macht 'nen guten Job!

Artikel Kieler Nachrichten

KN ist ein Käseblatt 10.09.2009 - 14:13
Demonstration gegen Symposium

Kiel- Mit einem Protestzug demonstrierten gestern rund 150 Mitglieder der linksautonomen Szene friedlich gegen das Global Economic Symposium (GSE) in Plön. Mit dem Banner "Welcome to Reality! Abolish Capitalism" kritisieren die überwiegend jungen Teilnehmer den Schulterschluss zwischen Politik, Wissenschaft und Wirtschaft auf dem Symposium. Besonders die wirtschaftlic-technische Herangehensweise ist den Teilnehmern der Demonstration ein Dorn im Auge. Ziel des kurz nach 18 Uhr am Bahnhof gestarteten Zugs war das Institut für Weltwirtschaft in Düsternbrook. Die Organisatoren der Demonstration kündigten für die Dauer des bis Freitags angesetzten Symposiums weitere Aktionen in der Landeshauptstadt und am Konferenzort Plön an. FB

aus der taz

raz faz 10.09.2009 - 14:35
Ackermann und die Welt zu Gast in Holstein
KRISENGIPFEL Vertreter von Wirtschaft und Politik suchen beim zweiten Global Economic Symposium in Plön nach Lösungen für die globalen Probleme. Denen widmet sich auch der erste Politische Kirchentag

Die ganz großen Fragen dieser Zeit - im schleswig-holsteinischen Städtchen Plön sollen sie jetzt beantwortet werden: Gleich zwei Großveranstaltungen behandeln ab dem 9. September Themen wie Finanzkrise, Klimawandel und Armut. Zentrale Veranstaltung ist das Global Economic Symposium (GES) im Plöner Schloss, das der erste Politische Kirchentag inhaltlich ergänzen möchte.

Bereits zum zweiten Mal haben das Kieler Institut für Weltwirtschaft und das Wissenschaftsministerium Schleswig-Holstein rund 300 Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zum GES geladen. In "Expertenrunden" diskutieren neben Vorstandsvorsitzenden wie Josef Ackermann, Deutsche Bank, und Paul Bulcke, Nestlé, drei Tage lang auch Vertreter der Weltbank, der OECD und von Greenpeace.
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Nur wenige hundert Meter vom GES-Tagungsort, dem Renaissanceschloss, entfernt wird der erste Politische Kirchentag Plön abgehalten (www.politischer-kirchentag-ploen.de). Unter dem Motto "Für eine gerechtere Welt" lädt der Kirchenkreis Plön-Segeberg rund um die Nikolaikirche zu Workshops, Diskussionen und einer Tafel unter freiem Himmel. "Die Experten sollen nicht alleine darüber reden, wie die Probleme der Welt zu lösen sind", sagt der Organisator, Pastor Michael Schwer.

Bei der Themenwahl des Kirchentages habe man sich am Programm des GES orientiert. Im Gegensatz zum Schlosspublikum richte sich die Veranstaltung an den Normalbürger, sagt Schwer, an "interessierte, wache Zeitgenossen". Mitveranstalter des dreitägigen Treffens sind Attac, die Heinrich-Böll-Stiftung, Brot für die Welt und das Nordelbische Frauenwerk.

Das Symposium im Schloss könnte noch weitere Gegenveranstaltungen auslösen. So ruft im Internet eine antikapitalistische Gruppe zu Aktionen in Kiel und Plön auf: "Wir wollen nach Kräften die Ideologiemaschinerie des GES sabotieren", heißt es in einem Flyer. UTA GENSICHEN

Der Kirchentag, sagt der Organisator, richte sich an "interessierte, wache Zeitgenossen"

Abfahrt nach Plön am Freitag

Hirks 10.09.2009 - 15:17
Von Kiel nach Plön: 14:30 ab Hauptbahnhof in Richtung Preetz/Lübeck. Aufgrund von Gleisarbeiten umsteigen in Preetz, vom Bahnhofsvorplatz mit dem Bus weiter bis Plön. Der erste Kundgebungsplatz am Arbeitsamt befindet sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs.

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