Plön: 150 auf antikapitalistischer Demo

Warda Bei 06.09.2008 21:28 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
Am Freitag, 05. September 2008 demonstrierten in der schleswig-holsteinischen Kleinstadt Plön rund 150 TeilnehmerInnen anlässlich des zeitgleich zu Ende gegangenen "Global Economic Symposium" (GES) für die Abschaffung des Kapitalismus.
Das GES im Plöner Schloss fand in diesem Jahr erstmalig statt und ist ein Treffen internationaler selbsternannter ExpertInnen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die nach eigenen Angaben über Lösungswege aus aktuell drängenden Problemen der Welt, wie z.B. dem "Klimawandel" debattieren. Veranstaltet wurde das Spektakel, das fortan jährlich stattfinden und als "Mini-Davos" zu einem Aushängeschild Schleswig-Holsteins ausgebaut werden soll, bezeichnenderweise u.a. von dem neoliberalen Think-Tank "Kieler Institut für Weltwirtschaft" und dem Erdölkonzern "Wintershall Holding AG", während eine Handvoll vermeintlich kritischer Nobelpreisträger dem ganzen einen menschlichen Touch geben sollten.

Das Anliegen der gestrigen Demo war, dieser Mischung aus kapitalistischer Propagandashow und tatsächlichem Versuch des Management selbstverschuldeter Krisen und ihren maximal rein technischen "Auswegen" aus dem katastrophalen Zustand der Erde, eine klare Absage zu erteilen und ihr die Forderung nach Überwindung der zerstörerischen kapitalistischen Produktionsweise entgegenzusetzen.

Der Mobilisierung, die ausschließlich von der lokalen linksradikalen Struktur getragen wurde, folgten am sonnigen Freitagnachmittag dann auch größtenteils AktivistInnen aus dem autonomen Spektrum, aber auch aus den Reihen von attac und der Linken/solid beteiligten sich einige an dem gut zwei stündigen Zug vom Bahnhof zum Schloss und wieder zurück. Auch wenn die Stoßrichtung der Demo durch einigermaßen laute Parolen und entsprechende Transpis sowie der medialen Aufmerksamkeit im Vorfeld für Außenstehende einigermaßen klar gewesen sein dürfte, gab es tiefergehende antikapitalistische Aufklärung leider eigentlich nur während der einen Zwischenkundgebung in Form von zwei (dafür gelungenen) Redebeiträgen, von denen immerhin noch einer in kleiner Auflage als Flugblatt verteilt wurde. Ansonsten mangelte es an Durchsagen vom Lauti, Redebeiträgen und vor allem Flugblättern. Schade ist dies vor allem, weil die PassantInnen größtenteils recht aufgeschlossen schienen und sich auch die von der Demo produzierten Staus zur weiteren Gegeninformation angeboten hätten. Weitere Negativpunkte war die etwas chaotische Organisation, der nervige Alkoholkonsum einiger DemonstrantInnen, eine Handvoll zwielichtiger mutmaßlicher Nazis am Rande der Route und die in den Seitenstraßen immer wieder durchscheinende massive Bullenpräsenz.

Zu spektakulären Zwischenfällen kam es eigentlich nicht, außer als die Polizei kurzfristig durchzudrehen drohte, als einige beherzte DemoteilnehmerInnen sich den genannten eigenartigen Gestalten am am Straßenrand widmen wollten. Nach Beeendigung der Demo am Bahnhof wiederholte sich etwas in dieser Art noch einmal kurzzeitig.

Insgesamt war das Ganze aber doch eine ganz gelungene, medial wahrgenommene Aktion anlässlich eines nun regelmäßigen Events des institutionalisierten Kapitalismus mit massig Angriffspunkten für linksradikale Kritik, mit dem sich in SH in den nächsten Jahren wohl noch einige mehr als nur die Plöner GenossInnen und einer Handvoll UnterstützerInnen aus Kiel beschäftigen sollten.


Wer Fotos hat, bitte ergänzen (wurde doch fleißig fotografiert!).


Mobilisierungsseite: ges-ploen.blogspot.com
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Ergänzungen

Kieler Nachrichten

kn 06.09.2008 - 21:41
06.09.08

Weiterer Bericht:

Warda Bei 06.09.2008 - 21:46

Polizeimeldung

Tanja Emmen 06.09.2008 - 21:58
05.09.2008 | 17:22 UhrPOL-KI: 080905.1

Plön: Friedliche Demonstration in der Plöner Innenstadt

Plön (ots) - Eine für den Freitagnachmittag angemeldete Demonstration im Plöner Stadtgebiet verlief am Rande des Global Economic Symposiums im Plöner Schloss / Fielmann Akademie aus polizeilicher Sicht störungsfrei.

Gegen 15 Uhr versammelten sich etwa 120 Teilnehmer aus dem linken Spektrum in der Innenstadt, um gemeinsam unter dem Motto: "Kapitalismus zeigt GESicht - wir zeigen Zähne!" zu demonstrieren. Nach einer Auftaktkundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz führte der Veranstaltungszug durch die Plöner Innenstadt und endete schließlich gegen 17.30 Uhr an dem Ausgangspunkt.

Die Kieler Polizei war mit einer Hundertschaft und insgesamt rund 180 Einsatzkräften mit Unterstützung der Kollegen aus der Einsatzhundertschaft aus Eutin und der Bundespolizei im Einsatz.

Guter artikel!

fuck the border 07.09.2008 - 15:23
du triffst den nagel aufm kopf. jetzt muss es darum gehen sich zu vernetzen und zu organisieren, dass ganze hat potential und verdient linksradikale auseinadersetzung so dass in den kommenden jahren nicht mehr 150 sondern 1500 menschen in plöns straßen sagen was längst überfällig ist: kapitalismus abschaffen!

Redebeitrag

Antifaschistische Aktion Kreis Plön 08.09.2008 - 11:35
Liebe Demoteilnehmerinnen und Demoteilnehmer
liebe Bürgerinnen und Bürger,

Was haben die Winters-hall-Holding AG, der Brillenunternehmer und Schloßbesitzer Günther Fielmann, Porsche und VW, Deutsche Post und Deutsche Bank, Axel Springer, Tui und die deutsche Bahn gemeinsam?
Sie alle ließen sich vom Kieler Institut für Weltwirtschaft als Haupt- oder nebensponsoren, medien oder Logistikpartner, für das heute nun am zweiten und letzten Tage stattfindene Global Economic Symposium einspannen.


Diese zu Deutsch "Fachkonferenz für Weltwirtschaft" findet mit dem Anspruch statt, Lösungsansätze für Globale Problematiken zu finden.

Die Leit- und Kernfragen des GES lauten dieses Jahr:

Wie reagieren wir auf den Klimawandel?
Wie schaffen wir ein gerechtes und effizientes Sozialsystem?
Wie schaffen wir politische und wirtschaftliche Sicherheit?
Wie fördern wir den sozialen Ausgleich?
Wie profitieren alle von der Globalisierung?

So löblich diese durchaus diskussionswürdigen Themen auf der einen Seite auch scheinen, beantwortet werden sie in einem neoliberal-kapitalistischen Kontext, der eine Stärkung der Wirtschaft gegenüber der Politik fordert, da, so der moderne Neoliberalismus in der Theorie, allein die Wirtschaft in der Lage sei, Dinge zum positiven zu wenden.

Das im einem Kapitalistischen Wirtschaftsgefüge, wie es heutzutage vorherrscht, nicht der Mensch, oder die Umwelt, sprich die welt und die Gesellschaft in der wir leben, sondern der Profit ansich und dessen Maximierung im Mittelpunkt steht, ist nichts neues.
Auch das GES ist unter diesem Aspekt kritisch zu beläuchten.
So weisst die finanzielle Beteiligung des größten deutschen Erdölförders Winters-hall, sowei der Automobil-GroßkonzernePorsche und VW, auf eine recht eindeutige Antwort auf die Frage nach dem Klimawandel hin.

Was genau und wirklich Gegenstand und Ergebnis der Verschiedenen Diskussionen ist, wird die Öffentlichkeit kaum erreichen.

"Damit die Teilnehmer sich trauen ihre Meinung offen Kun zu tun," berichtet Die Welt online über das GES "dürfen Pressevertreter, anders als in DAVOS aus fast keiner der Diskussionsveranstaltungen zitieren"

Unter den dreihundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern der "internationalen und hochkarätigen Ideenschmiede" wie der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen das GES gerne bezeichnet, befinden sich einige bekannte und einflussreiche Personen aus Politik und Wirtschaft:
fünf Nobelpreisträger,
zwei EU-Kommissare,
die Außenhandelsministerin der Vereinigten Arabische Emirate,
der türkische Wirtschaftsminister,
der schwedische Minister für Finanzen,
der UNCTAD Generalsekretär und die
Botschafter der USA, Russlands, Chinas, Indiens, Brasiliens und Großbritanniens.
Professoren aus London, Oxford, Stanford, Princeton, Harvard und vom MIT (Cambridge/USA),
Vorstände von Telekom, BASF und Drägerwerk,
Vertreter südamerikanischer, asiatischer und afrikanischer Rohstoffproduzenten
sowie altbundeskanzler Helmut Schmidt

Erste Ergebnisse scheint diese "hochkarätige" Runde schon erzielt zu haben, es gehe auf eine "neue Phase der Globalisierung" zu, welche dem Menschen "neue Fähigkeiten" abverlange,

"Kreativität, Erfindergeist, Spontanität, Flexibilität u. Offenheit für Veränderungen."

In der Praxis bedeuten diese Schlagworte:

Kreativität um NOCH effezeinter zu funktionieren um "Wettbewerbsfähig" zu bleiben

Erfindergeist um auch mit Hartz4 in Dtl oder WESENTLICh weniger anderswo in der welt eine Mehrköpfige Familie zu ernähren

Spontanität sich von jetzt auf gleich an ein anderes Leben zu gewöhnen, die Eigene Überflüssigkeit anzuerkennen, wenn mensch nicht mehr gebraucht wird.

Flexibilität der Moral, wenn andere dem eigenen Drang sich zu berreichern im Wege stehen.

Offenheit für die Veränderung unserer Gesellschaft, noch weiter weg von Geminschaft und Solidarität, hin zu Konkurrenz
und Leistungsdruck.

Jenseits dieses Herumdokterns einer Selbsternannten Elite an einem jeden Menschen knechtenden Systems, gibt es für uns eine klare Alternative.

Wir werden uns nicht nur stets mit aller Kraft gegen die Evaluierung und Institutionalisierung des Kapitalismus wenden, sondern ihn auch in seinen Grundzügen bekämpfen, ihm entgegentreten, Alternativen schaffen!

ANPACKEN! EINREISSEN! AUFBAUEN! KAPITALISMUS ABSCHAFFEN! JETZT!

Eine andere Welt ist möglich!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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poser — ysuf

Na ja Leute... — Chris