Größte Demonstration seit Tschernobyl

Heinz Eckel 06.09.2009 13:39 Themen: Atom Militarismus Weltweit Ökologie
Zur größten Anti-Atom-Demonstration seit über 20 Jahren kamen am Samstag ca. 50 000 Teilnehmer(innen) in Berlin zusammen. In einem kilometerlangen Zug, begleitet von Treckern und Lautsprecherwagen, zogen sie vom Hauptbahnhof durch die Innenstadt zum Brandenburger Tor.
Alleine schon die in Dreierreihen abgestellten Traktoren, mit denen Bauern überwiegend aus dem Wendland gekommen waren, nahmen die Straße des 17. Juni vom Brandenburger Tor bis fast zu Siegessäule ein. Aktivist(inn)en aus allen Generationen, darunter auffallend viele Jüngere, brachten so ihren Protest und Widerstand gegen die Politik der derzeitigen Regierung unter Angela Merkel und einen nach der Bundestagswahl möglicherweise drohenden Ausstieg aus dem „Atomausstieg“ zum Ausdruck. Ein Sprecher der IG Metall aus Salzgitter erklärte, dass auch seine Gewerkschaft, in der viele VW-Mitarbeiter(inn)en organisiert sind, gegen die Atommüllagerung beispielsweise in Schacht Konrad kämpfen werde. In einer Video-Liveschaltung zur gleichzeitig stattfindenden bundesweiten Großkundgebung der IG Metall in Frankfurt übermittelte auch der IG Metall–Vorsitzende Huber die Solidarität der dort zu Zehntausenden versammelten Gewerkschaftler(innen) mit der Anti-Atom-Bewegung. Er wie auch die Rednerinnen und Redner von der Bäuerlichen Notgemeinschaft, vom BUND, von der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg sowie vom Bundesverband Erneuerbare Energien forderten eine Abkehr von der Atomkraft und eine Energiewende hin zu den regenerativen Energien. Der nach den Wahlen neuzubildenden Bundesregierung wurde zugleich der Kampf angesagt für den Fall, dass sie den Atomausstieg rückgängig machen wolle. Stattdessen wurden mehr Schritte zu einem rascheren Atomausstieg gefordert.

Ein Greenpeace-Sprecher aus Finnland berichtete, dass das dort in Bau befindliche AKW, welches von einem deutsch-französischen Konsortium unter Beteiligung von Siemens errichtet wird, bereits jetzt doppelt so viel wie veranschlagt kosten soll. Diese Mehrkosten müssten dann von den Steuerzahlern (auch aus Deutschland) und den finnischen Stromkunden aufgebracht werden.

Die Vorsitzende der IPPNW (Internationale Ärzte zur Verhinderung des Atomkriegs) machte auf den Zusammenhang zwischen „ziviler“ Atomkraftnutzung und Atomwaffenbau aufmerksam: beide bedingen sich – auch finanziell – gegenseitig. (Ihre Rede, die leider nur von einem Lautsprecherwagen aus verlesen wurde, dokumentiere ich im Anhang).

Mit dieser Demonstration hat die Anti-Atom-Bewegung eine neue Stärke und Präsenz bewiesen. Einer Regierung, die die längst überfällige Abschaltung der Atomkraftwerke noch weiter verzögern und an ungeeigneten "End"lagerstandorten wie Gorleben, Asse oder Schacht Konrad festhalten möchte, steht sehr wahrscheinlich größerer und langanhaltender Ärger ins Haus. Auch das einstürzende Endlager Morsleben, in das Angela Merkel als Umweltministerin noch größere Mengen westdeutschen Atommülls (nach DDR-Recht) einlagern ließ, dürfte der Kanzlerin früher oder später doch noch auf die Füße fallen.



Und hier die IPPNW-Rede:

Ohne Atomkraft keine Atomwaffen

Bei der Argumentation gegen Atomenergie fällt nicht selten ein doch sehr wichtiges Argument unter den Tisch. Lassen Sie mich dieses Argument hier ganz deutlich zur Sprache bringen: Atomkraft blockiert die atomare Abrüstung!

Die Technologie, die man für Atomenergie braucht, ist auch die Basis für die Entwicklung von Atomwaffen. Eine Renaissance der Atomenergie vergrößert daher die Gefahr, dass immer mehr Staaten auch Atomwaffenmächte werden.
Das gilt auch anders herum: weil Staaten sich die Option auf Atomwaffen weiter erhalten wollen, bleibt für sie Atomkraft als Energiequelle attraktiv. Auch deshalb sind sie an einem Fortbestehen der Technologie und einen möglichst großen Gewinn der Industrie interessiert.

Es ist aber so: Wenn es die Infrastruktur für die zivile Nutzung der Atomenergie nicht gäbe, dann würde die militärische Nutzung gleich viel mehr kosten. Großbritannien und die USA, Russland, Frankreich und nicht zuletzt China sind große Befürworter der Atomenergie – auch, weil sie nicht auf Dauer auf ihre Atomwaffen verzichten wollen! Wenn es Obama mit der Abrüstung tatsächlich ernst meint, dann muss er aufhören, Atomenergie zu fördern!

Letztlich heißt das also: Wer aus der Atomenergie aussteigt, tut was für die Abrüstung, denn Energiepolitik ist auch Friedenspolitik. Es bedeutet auch: Wer sich für Abrüstung einsetzt, bereitet den Weg für den Ausstieg aus der Atomenergie. Ich fordere Sie daher hier und heute auf: Engagieren Sie sich im Vorfeld zur Wahl und machen Sie den Kandidaten und Kandidatinnen in Ihrem Wahlkreis klar: wir wollen den Abzug der verbliebenen 20 US-Atomwaffen aus Deutschland! Wir akzeptieren nicht, dass CDU und CSU als einzige Fraktion die Abrüstung in Deutschland blockieren. Schicken Sie Frau Merkel eine „ich wähle atomwaffenfrei“-Postkarte – diese Karten werden heute hier verteilt. Schnappen Sie sich also eine und bitten auch Sie Frau Merkel um den Abzug der Atomwaffen aus Deutschland.

Atomwaffen und Atomenergie sind zwei Seiten einer Medaille. Wer Frieden will, wählt erneuerbare Energie – und wer einen Energiewechsel will, wählt Abrüstung!
Ich bitte Sie, wählen Sie am 27. September für den Frieden. Vielen Dank.
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Ergänzungen

BI Umweltschutz zieht positive Bilanz

Wolfgang Ehmke 06.09.2009 - 14:18
"Wir schreiben Anti-Atom- Ausstiegsgeschichte!" - Eindrucksvolle Demo und
Kundgebung in Berlin
BI Umweltschutz zieht positive Bilanz /Schlusserklärung der BI Umweltschutz

Mit einer eindrucksvollen Demonstration und Kundgebung am Samstag in Berlin
sorgte das Bündnis von Anti-AKW-Initiativen und Umweltverbänden für eine
Sensation. Über 50.000 Menschen schlossen sich dem Aufruf von Anti-AKW-
Initiativen und Umweltverbänden an, für den Atomausstieg, den massiven
Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Aufgabe des Schwarzbaus Gorleben
als Atommüllendlager zu demonstrieren.

50 Traktoren und Themenwagen der Bäuerlichen Notgemeinschaft aus dem
Wendland führten die die Demo an, die um 13 Uhr am Hauptbahnhof startete
und zum Brandenburger Tor führte, voran marschierte und tanzte der
"Wendlandblock" zum Groove des Musikalischen Mehrkampfwagens, den die
Bürgerinitiative Umweltschutz (BI) Lüchow-Dannenberg bei jedem
Castortransport einsetzt. Rund 2000 Lüchow-Dannenberg waren per Sonderzug
und mit Bussen in die Hauptstadt gekommen, dort säumten die Protest-Trecker
der Notgemeinschaft die Straße des 17. Juni fast bis zur Siegessäule.

Fritz Pothmer, dessen Vater vor 30 Jahren auf der Abschlusskundgebung des
legendären Gorleben-Trecks nach Hannover sprach für die 400 Bäuerinnen und
Bauern, die mit nach Berlin getreckt waren. "Es gibt viele Familien wie meine,
die schon seit mehr als dreißig Jahre kämpfen. Sie können ihre Häuser, ihre
Höfe, ihr Land und ihr Vieh nicht einfach einpacken und mitnehmen, wenn es
zum Ernstfall kommt. Die gewissenlosen Politiker und Lobbyisten kümmert das
wenig an. " Die 30 Jahre Auseinandersetzung hätten nicht zur Resignation
geführt, sondern die Anti-Atom-Bewegung nur gestärkt. In Anspielung auf den
Parteienstreit um die Atomkraft ergänzte Pothmer: "Wir stehen heute hier
stellvertretend für zwei Drittel der Bevölkerung, die den Ausstieg wollen die
den Ausstieg wollen. Wie können so genannte Volksvertreter ihren Job so falsch
interpretieren!?"

Die BI zieht nach dem Wochentreck und der Abschlussveranstaltung in Berlin
eine positive Bilanz: "Wir schreiben Geschichte, Anti-Atom-Geschichte! Wer
glaubt hat, dass mit dem Thema Energiepolitik und Atom niemand mehr hinter
dem Ofen hervorzulocken ist, der wurde heute eines Besseren belehrt." Das
politische Konzept, als außerparlamentarische Kraft im Schulterschluss mit
Umweltinitiativen dafür zu sorgen, dass sich die politischen Parteien zum
Thema Atomausstieg, zu Gorleben und für den massiven Ausbau der
Erneuerbaren Energien positionieren, sei voll aufgegangen.

"Vielen Menschen wird klar, die Atomkraft behindert den forcierten Ausbau
der Erneuerbaren Energien. Und die Katastrophenmeldungen aus der Asse und
Morsleben graben sich ins Gedächtnis ein, es gibt weltweit kein sicheres
Endlager. Die Wahrheit zu Gorleben setzt sich nach 30 Jahren beharrlicher Arbeit
der Umweltbewegung endlich durch, dieser Standort ist geologisch unmöglich
und politisch verbrannt. Reaktorrisiko plus Entsorgungslüge gleich
Sofortausstieg", bringt es BI-Sprecher Wolfgang Ehmke auf eine kurze Formel.

Es sei zwar klasse, dass sich SPD, Grüne und Linke zum Atomausstieg und
Gorleben positionieren.

"Doch nach der Wahl ist vor der Wahl, wir messen die Politiker nicht an ihren
Wahlversprechen, sondern an ihren Taten. Egal, welche Partei am 27.
September die Wahl gewinnt, mit uns als außerparlamentarischer Kraft muss
man rechnen. Wir werden keine faulen Atomkompromisse hinnehmen, wir
fordern den sofortigen Rückbau des Bergwerks in Gorleben."

Wolfgang Ehmke 0170 510 5606

Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow - Dannenberg e.V.
Rosenstr. 20 29439 Lüchow

Büro: Tel: 05841-4684 Fax: -3197
 buero@bi-luechow-dannenberg.de

BAMD Beitrag

Basisdemokrat 06.09.2009 - 14:38
Einige weitere Sachen gibs von BAMD zu lesen:

 http://bamd.blogsport.de/2009/09/05/anti-atom-demo-in-berlin/

Bauern: Beteiligung übertraf alle Erwartungen

pressedienst@ag-schacht-konrad.de 06.09.2009 - 15:33
Demo-Berlin/Stellungnahme Bäuerliche Notgemeinschaft

Die Beteiligung an der Anti-Atom-Kundgebung in Berlin übertraf alle
Erwartungen: Atomenergie ist eine politische Leiche


350 Traktoren waren am Treck der Notgemeinschaft nach Berlin dabei,
mit mehr als 50.000 Menschen aus ganz Deutschland haben ihre
Fahrerinnen und Fahrer dort für die Abschaltung aller Atomkraftwerke
und für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Atommüll
demonstriert.

Diese enorme Beteiligung übertraf alle unsere Erwartungen. Und die
vielen jungen TeilnehmerInnen auf den Traktoren, in der Menge und auf
der Bühne zeigen: Der Atomprotest hat die Generationsgrenze
übersprungen - und das mit Schwung.

Ein solches Bündnis gegen die Atomlobby hat es in dieser Breite bisher
nicht gegeben. Es sind nicht mehr nur Umweltorganisationen, sondern
auch Kirchen und Gewerkschaften mit dabei. So steuerte die IG-Metall
ein auf einer Videowand übertragenes Grußwort bei, vorher hatte die
Belegschaft des VW-Werkes Salzgitter dem Treck bereits einen
vergoldeten Motor als zusätzlichen Antrieb mitgegeben.

Die Anti-Atom-Kundgebung ist nicht nur von so vielen von Firmen,
Vereinen und Privatleuten unterstützt worden wie nie zuvor, sondern
auch von junger Bands wie „Ohrboten“, die ihre Tourneen mit einem
kleinen Konzert auf der Demobühne am Brandenburger Tor erweitert
hatten. Wir stellen fest: Dieser neue Atomprotest ist so bunt, so
vielfältig und so friedlich, den kann man nicht mehr in die Chaoten-
oder Müsliecke stecken. Wir sind die Mehrheit.

Gegen diese Mehrheit wird es eine zukünftige Regierung sehr sehr
schwer haben, die Pläne der Atomlobby durchzusetzen, das wurde an
diesem Sonnabend deutlich. Den Plan, längere Laufzeiten für marode
Altreaktoren durchzusetzen beispielsweise. Oder den Plan, den Atommüll
im Gorlebener Salzstock zu versenken, ohne andere Standorte nach
internationalen Standards zu untersuchen.

Atomenergie ist in Deutschland politisch tot. Ein Endlager Gorleben
ist politisch tot. Welche zukünftige Regierung ach immer diese
gewaltig stinkenden Leichen künstlich am Leben halten will: Sie wird
dies gegen den Widerstand der Bevölkerung tun müssen. Gegen
Umweltorganisationen, Gewerkschaften, Kirchen – und vor allem gegen
die Jugend.
Und was uns im Wendland angeht: Mit dieser breiten Unterstützung im
Rücken werden wir dem nächsten Atommülltransport nach Gorleben noch
mehr Widerstand entgegensetzen.

Wir werten diese erfolgreiche Großkundgebung in Berlin als ein sehr
hoffnungsvolles Zeichen für eine atomstromfreie Zukunft.

Mehr Infos und Medienkontakte:
www.baeuerliche-notgemeinschaft.de

--
Mit freundlichen Grüssen
 pressedienst@ag-schacht-konrad.de



autonome Enttäuschung

egal 06.09.2009 - 15:43
Eine großartig mobilisierte und breit besuchte Demo. Lediglich die autonome/linksradikale Szene enttäuschte auf ganzer Breite. Der "antikapitalistische Block" bestand aus allenfalls 200-300 Leuten, die etwas lustlos und ohne Ketten in der Demo mittrabten, aber immerhin (die immer gleichen) Parolen riefen. Für eine Stadt wie Berlin ein Armutszeugnis. Anscheinend ist die Anti-Atom-Bewegung nicht von Interesse, wenn es nur um eine friedliche Bündnisdemo geht. Schade! Wir brauchen aber für die anstehenden Auseinandersetzungen eine Bündelung der Kräfte.

Film bei Graswurzel.tv online

graswurzel.tv 06.09.2009 - 15:49
Wir haben den Track und die Demo begleitet. Vier Filme sind bei uns online.

nachts auf indy

spätaufsteher 06.09.2009 - 16:14
nachts auf indy wurde das hier  http://de.indymedia.org/2009/09/259905.shtml gepostet, da sind links zu weiteren schnellberichten und fotos drunter.

100.000 TeinehmerInnen nach eigener Zählung!

Andreas 06.09.2009 - 17:09
Die Veranstalter sprechen von 50.000 TeilnehmerInnen, die Polizei sogar nur von 35.000. Ich habe eine andere Zahl überschlagen.

Kurz vor Ende der Demo war ich recht weit vorn, aber noch lange nicht ganz vorne. Ich habe die Leute dann an mir vorbeiströmen lassen, genau 60 Minuten lang. Dann war immer noch nicht das Ende erreicht. Dann bin ich wieder mit der Demo mitgegangen.

Etwa 500m weiter in einer Kurve stand ein Mann, der über einen Lautsprecher sagte, er ließe die Demo jetzt schon 1 1/2 Stunden an sich vorbeiziehen. Die halbe Stunde mehr war wohl vom Kopf der Demo bis zu mir zu dem Zeitpunkt, als ich stehen blieb.

Ich habe dann das Ende der Demo abgewartet. Es brauchte noch etwa 15 Minuten, bis auch wirklich die letzten kamen.

Dies entspricht also einer "Anmirvorbeiströmungszeit" von 105 Minuten für die gesamte Demo.

An dem Punkt, wo ich die Demo an mich vorbeiziehen ließ, liefen (wenn man mal versucht, die Leute ein wenig zu "sortieren") ca. 6 Leute parallel, und diese 6er-Reihen hatten ca. 4m Abstand (tatsächlich liefen natürlich alle durcheinander). Geht man jetzt davon aus, daß die Demo eine Gschwindigkeit von 4 km/h hatte, wären das:

4 km/h entspr. 66m/min
(66m/min) / (4m/Sechserreihe) = 17 Sechserreihen/min
17 x 6 Personen entspr. 100 Personen pro Minute

100 Personen pro Minute x 105 Minuten "Anmirvorbeiströmungszeit" entspr. 105.000 Personen!

Und in der Strasse, wo ich wartete, hatte mir jemand gesagt, daß viele eine Abkürzung zum Brandenburger Tor nehmen würden. Die hätte ich also noch gar nicht mitgezählt.

von wegen: autonome Enttäuschung!

Bernd Kudanek alias bjk 06.09.2009 - 17:14
richtig ist, daß der Antikapitalistische Block "nur" 200-300 Personen stark war und vor allem deshalb zwischen den übrigen 50.000 ein bißchen untergegangen ist, jedenfalls was die Militanz in der Außenwirkung anbelangte. Deshalb gab's auch so gut wie keinen auf linken Demos sonst üblichen Bullen-Wanderkessel, nur einige Zivis und paar Schergen in schwarzen SS-ähnlichen Uniformen ließen sich immer wieder mal sporadisch blicken.

Dafür waren die Transpis mit gewohnt treffsicher auf den Punkt gebrachten Parolen und Symbolen versehen und der hervorragend besetzte Lauti brachte ständig aktuelle, situationsbedingte Infos und klasse Kommentare, die wohltuend die ganze linke Bandbreite abdeckten, mit Schwerpunkt zwar auf die Atompolitik aber immer im Zusammenhang mit den anderen imperialistischen Schweinereien in der BRD. Gäbe es Preise für die am besten moderierenden Lautis in der Großdemo, würde der vom Antikapitalistischen Block den ersten Preis bekommen müssen! Ein dickes Lob auch den Transpi-TrägerInnen, die schwer gegen die Sturmböen ankämpfen mußten!

Zur gestrigen Großdemo bleibt festzuhalten, es war eine großartige organisatorische Leistung der VeranstalterInnen und ein bewundernswertes Engagement der 50.000, die zum Teil große persönliche Strapazen und weite Wege auf sich genommen hatten. Und daß vor allem die jubilierenden Grünen aber auch die PDL sie zur impertinenten Wahlwerbung ausnutzen würden, war von vornherein klar. Deshalb hatte ich mich aus Protest darauf beschränkt, Fotodokumentationen (fast) nur vom Antikapitalistischen Block zu machen. Unter  http://www.forumromanum.de/member/forum/entry_ubb.user_461938.1242051049.1108154853.1108154853.1.grosse_anti_atom_demo_berlin_am-bjk%E2%80%98s_politik_magazin.html sind 18 Fotos eingestellt.

Abschließend ist festzustellen, die gestrige Großdemo diente wie die üblichen Gewerkschafts-Latschdemos zum 1. Mai etc. vor allem als staatsmachtlich durchaus willkommenes Ventil, politischen Dampf abzulassen, bevor der BRD-Kessel wegen Überdrucks womöglich platzen könnte. Grundlegende, ja, nicht einmal wenigstens partiell wichtige Politikänderungen werden so eher nicht erreicht!

Bernd Kudanek alias bjk
 http://BJKs-Politikmagazin.virtualdomains.de
 http://freies-politikforum.carookee.com

autonome enttäuschung

angemerkt 06.09.2009 - 17:29
Ja es war eine, sich schon zuvor andeutende, Enttäuschung! Die Linksradikalen, die auch immer Inhalte und Aktionen in der Antiatombewegung mit begründet haben, dabei Kapitalismuskritik, Antifaschismus, anarchistische Idee in die Bewegung trugen, sind praktisch nicht mehr wahrnehmbar gewesen. Auch für die Mittelspalte auf der ersten Seite von Indymedia gab es keine ausreichende infrastrukturelle Kraft.

Zum einen könnte dies an einer gewissen Inhaltsleere linksalternativer und linksradikaler Diskussionen liegen, die teilweise außerdem thematisch sehr eingeengt sind(?). Was die Demo betrifft kann es zum anderen daran liegen, dass älter gewordenene Linksradikale bei solch einer Demo auch nicht mehr im Block mitlaufen und schwarz gekleidet sein "müssen" - also sich und ihre Meinung selbst unsichtbar machen. Zudem sind die immer selben Sprüche, eben auch langweilig - seit dem G8 vor zwei Jahren gibt es kaum Neues und es fehlt außerdem am Themenbezug. Eine weitere Möglichkeit ist auch, dass Linksradikalität sich heute viel vielfältiger zeigt. aber es ist unbestritten, die Antiatomdemo hatte nur wenig linkradikales Potential zu bieten - sehr schade, weil wir brauchen dieses auch und gerade in dieser Bewegung, weil dort gerade Bündnisse entstehen, die wir nutzen und auch kritisch mit Fragen und Aktionen begleiten müssen.

Es ist schon bezeichnend, wenn ausgerechnet der Vorsitzende des doch sonst eher konservativen BUND in der ersten RednerInnenrunde die inhaltlich radikalste Rede hält und Verknüpfungen zum Finanzsystem, zur Krise, zu sozialen Verwerfungen, zum Demokratieverständnis, zu Regionalisierung, gegen die Konzerne usw. herstellt.

Eher ätzend, wenn auch aus dessen Weltbild nachvollziehbar, war die Rede eines Gewerkschafters von VW, wo es eigentlich nur um die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze in Salzgitter etc. ging und nur noch gefehlt hätte, dass noch die Wirtschaftswachstumsscheiße gelabert wurden wäre. Leider zog sich das Arbeitsplatzargument zeimlich quer durch mehrere Reden. Genau hier und an anderer Stelle wären Linksradikale oder meinetwegen autonome Interventionen, Gegenargumente, kritische Fragen von Nöten - dazu müssen wir aber auch argumentativ, organisatorisch und strukturell in der Lage sein.

Ich bin gespannt, wohin die Reise mit dieser, in der Größenordnung lange nicht mehr gemeinsam auf der Straße erlebten, Antiatombewegung hingeht. Wir sollten uns auf jeden Fall nicht von den bürgerlichen Kräften darin abschrecken lassen, sondern sie als Herausforderung unserer Arbeit sehen - nicht im sinne von Vertreibung, sondern Veränderung, Radikalisierung - so wie wir es im Wendland über Jahrzehnte geschafft haben!!!

Danke an allen die da waren! Auf wiedersehen im Wendland und wo immer es notwendig ist, auch mit Aktionen!

Bilder!!!

mehr andere! 06.09.2009 - 17:39
Es wäre toll, wenn hier noch mehr andere Eindrücke per Bild und Video rüber gebracht werden, als die doch recht Partei bezogenen. Mal abgesehen, dass es ja mindestens noch vier andere Parteien außer den B90/ Grünen gab, die offensichtlich mit Fähnchen dabei waren! Also wer hat andere Bilder ohne Grüne, Spd, Linkspartei, Ödp, Piraten gemacht - bitte reinstellen! Die Ödp - also ick wees nich, deet geht irjendwie jar nich... oder? Aber die Linksradikale, die das hätte thematisieren können, glänzte ja leider weitgehend durch Abwesenheit...

Die Demo war RIESIG

besucher 06.09.2009 - 18:02
50tausend reichen nie, ich bin während der demo vom dreifachen ausgegangen, wobei natürlich realistisch hab ich dann geschätzt so um die 100tausend (noch bevor ich eine zahl aus den medien vernommen hatte) megamegamega große Demo...

Fotos von der Demo in Berlin

icke 06.09.2009 - 18:10

@Andreas (wer rechnen kann ist im Vorteil)

oile 06.09.2009 - 20:36
Deine Zählung bzw. Rechnung ist so nicht ganz korrekt,
"100 Personen pro Minute x 105 Minuten "Anmirvorbeiströmungszeit" entspr. 105.000 Personen!"

100 x 105 = 10.500 Menschen, nach deiner Rechnung müssten also 1000 Menschen pro Minute an dir vorübergezogen sein.

Ich halte 50000 Menschen also für durchaus realistisch

Gruß

weitere Fotos in guter Qualität

Xerexes 06.09.2009 - 21:38

Vorfahrt für Erneuerbare Energien

Ulf Gerder 07.09.2009 - 11:18
Vorfahrt für Erneuerbare Energien statt Laufzeitverlängerung


Auf der heutigen Anti-Atom-Demo "Mal richtig abschalten" forderte Hermann Albers, Vizepräsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energie und Präsident des Bundesverbandes WindEnergie Vorfahrt für Erneuerbare Energien. "Kernkraft und Kohlemeiler sind von gestern. Wind, Sonne&Co. gehört die Zukunft", so Albers in seiner Rede vor dem Brandenburger Tor. "Längere Laufzeiten für Kernkraftwerke blockieren den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland. Sie verstopfen Stromnetze und Strommärkte. Sie gefährden den Vorrang der Erneuerbaren Energien bei der Netzeinspeisung und stellen so künftige Milliardeninvestitionen des deutschen Mittelstands in Frage."

AKW-Laufzeitverlängerungen stehen genauso wie Baupläne für zusätzliche Kohlekraftwerke dem Ausbau der Erneuerbaren Energien im Weg. Denn Atom- und Kohlekraftwerke können sich dem System der Erneuerbaren Energien nicht anpassen. Ein harmonisches Miteinander der Technologien ist ein Märchen der großen Energiekonzerne. Der gesetzlich festgelegte Ausstieg aus der Kernenergie wird durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien mehr als kompensiert. Bis 2020 können die Erneuerbaren im Stromsektor nahezu die Hälfte der Versorgung übernehmen. Dafür sind verlässliche Rahmenbedingungen und das Festhalten am Atomausstieg unbedingt erforderlich.

Die Kernenergie ist eine veraltete Technologie der frühen 70er Jahre. Sie bietet keine Lösung für die aktuellen Herausforderungen des Klimaschutzes. Hierfür sind Umwelttechnologien der heutigen Zeit gefordert. Zusammen mit verstärkten Anstrengungen bei der Energieeffizienz sind es die Erneuerbaren Energien, die das Ziel von 40 Prozent weniger CO2-Ausstoß bis 2020 möglich machen. "Neben dem Klimaschutz dienen die Erneuerbaren Energien auch dem Wirtschaftsstandort Deutschland. Über 280.000 Menschen arbeiten mittlerweile in der Branche der Erneuerbaren Energien. Bis 2020 können bis zu 500.000 sichere Jobs in diesem innovativen Zukunftsfeld entstehen. Debatten um eine Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke gefährden diese Entwicklung ohne Not."

Im Gegensatz zur Kernenergie wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien von der großen Mehrheit der Deutschen unterstützt - so eine Anfang dieser Woche veröffentlichte EMNID-Umfrage. Auf die Frage, welcher Energieträger künftig Vorrang haben solle, nannten 85 Prozent der Befragten die regenerativen Energien. Die hohe Zustimmung zieht sich dabei quer durch alle Alters- und Bildungsschichten. Nur 10 Prozent sprachen sich für die Atomenergie aus. Daraus lässt sich eindeutig ein Regierungsauftrag der kommenden Bundesregierung ableiten. "Ganz gleich, welche Koalition nach dem 27. September in Deutschland das Sagen hat: Die kommende Bundesregierung muss den Vorrang für die Erneuerbaren Energien garantieren und den schnellen Umbau unserer Energieversorgung ermöglichen. Die Kernenergie in Deutschland ist für eine große Mehrheit aller Deutschen keine Option für die künftige Energieversorgung. Sie muss den Erneuerbaren Energien ohne wenn und aber die Vorfahrt lassen", stellte Albers klar.

Pressekontakt: Ulf Gerder Pressesprecher, Bundesverband WindEnergie e.V. 030-28482-121  u.gerder@wind-energie.de

Daniel Kluge Referent für Medien und Politik, BEE Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. 030-2758170-15  presse@bee-ev.de

Polizei verurteilt Farbbeutelwürfe

Heiko 07.09.2009 - 13:22
Störer haben am Mittwoch die Gebäudefassade des Energieversorgers Eon Avacon mit mehreren Farbbeuteln beworfen. „Dass Fahnen heruntergerissen werden, wurde rechtzeitig verhindert“, erklärte Polizeisprecher Thomas Figge. Die Vorfälle ereigneten sich am Rande einer spontanen Kundgebung vor dem Firmengebäude. Die Täter konnten zunächst nicht ermittelt werden, da die Schwarzgekleideten vermummt waren.

Aktionskonferenz zum Klimagipfel in Kopenhage

Klima!Bewegunsgnetzwerk 07.09.2009 - 13:27
2. – 4. Oktober, Rosa-Luxemburg-Stiftung , Berlin

Liebe Freunde und Genossinnen,

seit einem Jahr diskutieren KlimaaktivistInnen und linke Basisbewegungen, die sich im Klima!Bewegungsnetzwerk organisiert haben, auf bundesweiten Vorbereitungstreffen, wie wir von Deutschland aus im Dezember 2009 in Kopenhagen intervenieren können. Wir laden euch ein an einer Aktionskonferenz am ersten Oktoberwochenende in Berlin teilzunehmen. Dort wollen wir Aktionen und Konzepte für tatkräftige Interventionen bei der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen und darüber hinaus esprechen und weiterentwickeln. In mehreren parallel stattfindenden Workshops und Podiumsdiskussionen wird es neben der Kopenhagen-Planung auch die Möglichkeit geben, Basiswissen über die Klimakonferenzen und ihre (Aus)wirkungen zu erwerben oder zu vertiefen, herrschende Klimadiskurse und -politiken kritisch zu hinterfragen und unsere Alternativen zu diskutieren.

„Klimawandel“ ist kein Ökothema, sondern rüttelt an den Grundfesten der globalen Gesellschaftsordnung. Nicht nur, weil die verheerenden Folgen der globalen Erwärmung die Lebensgrundlage vieler, vor allem armer Menschen im globalen Süden bedroht bzw. vernichtet. Sondern auch, weil die grundsätzliche Abhängigkeit des Kapitalismus von billiger (fossiler) Energie sowie dessen inhärenter Wachstumszwang im Widerspruch zu der Klimaschutzpolitik steht die von diesem Gipfel versprochen wird. In Kopenhagen wird vielmehr die zukünftige globale Wirtschaftsordnung und die Verteilung der verbliebenen Ressourcen verhandelt. Der Klimawandel sowie seine aktuelle Bearbeitung durch Kyotoprotokoll und Emissionshandel hat ganz klare antisoziale, rassistische und neokoloniale Dimensionen. Deshalb halten wir den Kopenhagen – Prozess für ein wichtiges Interventionsfeld und eine globale soziale Bewegung für Klimagerechtigkeit für unerlässlich.

weitere Infos: Klima!Bewegungsnetzwerk

Fotos: Atomkraft einfach mal abschalten!

Umbruch Bildarchiv 07.09.2009 - 21:04

Fotos

H. Eckel 07.09.2009 - 22:30
Hier noch ein paar Fotos.

Die gesamte Bilderserie findet sich unter
 http://www.flickr.com/photos/36881840@N06/sets/72157622166143885/

weiterer Artikel bei TOP TV

Internetfund 08.09.2009 - 19:52
The Other Press - TOP TV:

Zehntausende bei der AntiAtomkaft-Demo in Berlin am 5.9.09
 http://www.top-medien-berlin.de/content/view/476/2/

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@autonome enttäuschung — fieser autognom

Linksnationalisten — Ingo-Inge

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