1. Mai: Sponti in Verden, Kessel in Hannover
Während der Fahrt verbreitete sich die Information, dass auch in Verden Nazis gesichtet worden waren. Da Verden auf der Strecke nach Rotenburg lag, war schnell der Konsens gefunden, in Verden nach den Rechten zu schauen. Noch vor der Ankunft wurde allerdings klar, dass sich dort keine Nazis mehr befinden würden und auch in Rotenburg Ruhe eingekehrt war. Um zusammenzubleiben, wurde nach einigem Hin und Her trotzdem beschlossen, erstmal weiter nach Verden zu fahren.
Spontane Demonstration in Verden
In Verden angekommen, war kaum Polizei anwesend. Einige wenige Einsatzkräfte hatten am Bahnhof eilig den Weg in Richtung Innenstadt blockiert. Die DemonstrantInnen sammelten sich vorerst auf dem angrenzenden Parkplatz, wo weitere AntifaschistInnen zu ihnen stießen, die per Auto und Bus angereist waren.
Nach kurzer Zeit formierte sich ein Demonstrationszug von etwa 400 Menschen, der allerdings von der Polizei aufgehalten wurde (Lindhooper Straße, Richtung Innenstadt). Durch diese undemokratische Geste der Polizei ließen sich die Anwesenden nicht weiter beirren: Die spärliche Polizeikette wurde durchbrochen; der Weg war frei. Während des Durchbruchs wurden (soweit ich die Situation überblickt habe) drei Personen in Gewahrsam genommen. Eine bereits am Boden liegende Antifaschistin bekam dabei auch den Knüppel zu spüren.
Aus mir (im Nachhinein) unerfindlichen Gründen folgte der Demonstrationszug nach dem erfolgreichen Durchbruch allerdings nicht der Lindhooper Straße in Richtung Verdener Innenstadt, sondern bog in den Brunnenweg ein. Es folgte eine (leider wenig inspirierte) etwa halbstündige Demo durch Verdener Wohngebiete. Einige AntifaschistInnen hielten es für eine gute Idee, Steine zu sammeln – es müsse ja nicht friedlich bleiben... Zu Auseinandersetzungen mit der Polzei kam es allerdings nicht, bis die Demo wieder am Bahnhof ankam.
Ingewahrsamnamen und Verletzte vor der Rückfahrt
Hitze, inzwischen präsentere Polizei und die fehlenden Nazis führten dann bei den meisten zu dem Beschluss, wieder zurück nach Hannover zu fahren. Kurz bevor der Zug nach Hannover losfahren sollte, kam es auf dem Bahnhof zu Auseinandersetzungen, bei denen mehrere Personen in Gewahrsam genommen wurden. Genauere Details sind mir dazu nicht bekannt – bitte ergänzen.
Nach einigen Minuten stand einer Abreise allerdings nicht mehr viel im Weg – so jeden Falls nach Meinung der AntifaschistInnen. Die Polizei sah das anders. Sie hatte vier Beamte pro Zugeingang als „Begleitung” vorgesehen. Auf Höhe der Auseinandersetzungen war das physisch kaum möglich – die Eingangsbereiche waren schlicht voll mit Mensch. Auch war die Bereitschaft gering, gewalttätige BeamtInnen hineinzulassen, nachdem grade erst mehrere Ingewahrsamnahmen durchgeführt worden waren. Seitens der BeamtInnen folgte nun die Ankündigung, sich nötigenfalls gewaltsam Platz schaffen zu wollen. Gesagt, getan – es machte „pssscht”. Schreie. Nun war doch Platz vorhanden. Nach Auskunft der Polizei hatte sie ein Gemisch aus CN-/ und CS-Gas eingesetzt – gegen Personen, die nicht gewalttätig geworden waren (soweit ich das erkennen konnte). Etwa 20 Personen wurden durch die Reizgasattacke verletzt, darunter auch die BeamtInnen selbst.
Kessel in Hannover
Während der Rückfahrt nach Hannover wurde bekannt, dass die Polizei Einsatzkräfte am Hauptbahnhof zusammenziehe. In Wunstorf (Bahnhof vor Hannover) war bereits eine Einsatzhundertschaft abgestellt worden. In Hannover angekommen war der Zugang zum Bahnhofsgebäude versperrt, einzig der Hinterausgang per Tunnel (Richtung ZOB) blieb (scheinbar) frei. Während die ersten im Tunnel merkten, dass sie da unten gefangen waren, wurden die letzten vom Bahnsteig in den Tunnel getrieben.
Die Stimmung der etwa 250 Leute war gereizt, immerhin wurden hier Menschen eingepfercht; wie Tiere festgehalten. Es war warm, eng und stickig. Einige vermummte, aggressive Beamte rundeten das Stimmungsbild ab. Ein wirklich mieser psychologischer Trick – besonders im engen, dunklen Tunnel macht sich schnell das Gefühl des Ausgeliefertseins breit. Nach etwa 90 Minuten wurden alte, junge und verletzte Menschen nach vorne gebeten. Mindestens vier Menschen erlitten bis dahin einen Kreislaufkollaps.
Nach und nach wurden nun die Leute aus dem Tunnel gelassen, hinein in einen (von mehreren Seiten abgefilmten und -fotografierten) Kessel im „Freien”. Dort wurden sie nach und nach einzeln herausgeführt, durchsucht, gefilmt/fotografiert und die Personalien festgestellt. Es wurden Platzverweise für den gesamten Innenstadtbereich ausgesprochen.
Außerhalb des Kessels warteten viele auf die noch immer Festgehaltenen. Die letzten Menschen konnten den Kessel erst nach über vier Stunden verlassen.
Die Begründung der Kesselungsaktion bleibt vage – es habe „Randale” im Zug gegeben, es seien Flaschen geflogen. Die Polizei dürfte in Rechtfertigungsnot geraten. Schließlich dürfen – so hat das Bundesverfassungsgericht geurteilt – nicht einfach alle DemonstrantInnen in Sippenhaft genommen werden, auch wenn sich unter ihnen mutmaßliche „Gewalttäter” befinden. Ob es ein juristisches Nachspiel für die Polizei geben wird, das wird sich zeigen...
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
Nicht die Einzigen
Allerdings stand auch diese Gruppe am BHF in Verden ohne irgendwelche Nazis zu sehen. Angeblich sollen sich die Nazis in Verden relativ dezentral mit Autos getroffen haben, was ein Erreichen dieses Treffpunktes für zugfahrende Antifas unmöglich machte. Nach 10min fuhren allerdings einige Wannen vor dem BHF auf und die Cops kesselten die Antifas auf dem Gleis, so dass die einzige Möglichkeit, sich zu "befreien", darin lag, Verden mit dem nächsten Zug zu verlassen. Wohin die Gruppe dann fuhr und was sie den Tag über noch so trieb tut nichts zur Sache...
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
kessel sind verboten — egal
08. Mai 2009 # Oldenburg (NDS): Game over Krauts! — ...
Keine Nazis in Verden! — Antifa aus der Region
Wehklagen — Dubslav
shit happens — Dabeigewesener