1.Mai 2009 in Hannover

FAUista 03.05.2009 09:50 Themen: Antifa Repression Soziale Kämpfe
Nach der doch überraschenden Bestätigung des Verbots der angemeldeten Demonstration der Neonazis in Hannover das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) beteiligten sich ca. 500 Leute aus der radikalen Linken an der traditionellen 1. Mai-Demonstration vom Freizeitheim Linden zum Klagesmarkt, darunter 60-70 Mitglieder der FAU. Ein weiterer, deutlich kleinerer Block beteiligte sich an dem Zug vom Lister Platz.

Nach Ankunft beider Züge am Klagesmarkt setzen sich viele der jüngeren AntifaschistInnen in Richtung Verden in Bewegung, da es Hinweise gab, dass dort die Nazis ersatzweise einen Aufzug veranstalten wollten. Es kam bei der Abfahrt, aber insbesondere bei der Rückfahrt, zu Repressionen durch die martialisch auftretende Polizei - mehr als 400 Personen wurden gekesselt und deren Personalien aufgenommen. Auch eine größere Gruppe von ca. 100 Punks und jungen AntifaschistInnen wurde vor dem Bahnhof festgesetzt und erhielt Innenstadtverbote.
Die Entscheidung des BVerfG war erst am Vortag gefallen. Der Aufmarsch von Neonazis aus dem Spektrum sogenannter "Autonomer Nationalisten" war zunächst polizeilich verboten worden. Das Verwaltungsgericht Hannover und das Oberverwaltungsgericht Lüneburg hatten das Verbot bereits bestätigt. Nun war der Anmelder, ein Neonazi aus Celle, auch vor dem BVerfG gescheitert - durch die Nichtbehandlung des Eilantrages, weil dieser zurückgewiesen wurde.

Als Reaktion darauf wurde von linksradikaler Seite beschlossen, sich wie in den letzten Jahren auch, an den Sternmärschen der DGB-Gewerkschaften zu beteiligen. Die FAU-Hannover hatte seit Beginn der Mobilisierung zum Sternmarsch aus Linden mobilisiert, an dem sich traditionell die linken und linksradikalen Gruppen und Personen beteiligen, seit zwei Jahre auch wieder mit einem eigenen Block der emanzipatorischen und undogmatischen linksradikalen Gruppen. Aus taktischen Gesichtspunkten wurde in diesem Jahr ein weiterer linksradikaler Block auf dem Zug, der vom Lister Platz aus in Richtung Klagesmarkt zog, organisiert.

Während bei dem Zug in der List das Thema "Antifaschismus" das Fronttranspa prägte, versammelten sich der lindener Block hinter der Parole "Für die soziale Revolution". Beide Züge trafen sich am Klagesmarkt und während die DGB-GewerkschafterInnen und "Traditionslinken" der Parteien sich unter anderem eine Rede des liberalkonservativen CDU-Ministerpräsidenten Wullf anhören mussten, wurden die AntifaschistInnen mit Informationen zu den Ausweichorten der Nazis versorgt.

Von Seiten der Saatsmacht wurde bereits früh an diesem Tag "Stärke" gezeigt. Der Auftaktort des lindener Demozuges wimmelte von "KonfliktmanagerInnen" in Roten Westen und Einsatzkräften der Polizei, die Vorkontrollen durchführten. Dabei wurde mindestens eine Person wegen mitgeführten "Vermummungsgegenständen" angezeigt. Während der Demonstration wurde daher auch konsequenterweise ein lockeres Spalier durch die "FreundeInnen und HelferInnen" entlang des sozialrevolutionären Blocks aufgezogen.

Auch am Rest des Tages schien es so, als ob die Einsatzkräfte beschäftigt und damit das Aufgebot von 3000 PolizistInnen gerechtfertigt werden sollte. Die Abreise der AntfaschistInnen mit dem Zug in Richtung Verden wurde durch die Polizei verzögert. Laut den regionalen Zeitungen wurde sogar erwogen den Zug zu räumen. Die AntifaschistInnen hatten sich in diese Richtung aufgemacht, da zu diesem Zeitpunkt sich Hinweise verdichteten, dass die Nazis in Verden eine spontane Demonstration durchführen wollen würden. Tatsächlich waren nur rund 40 FaschistInnen dort.
Vor Ort wurden die AntifaschistInnen von eine großen Polizeiaufgebot empfangen, das teilweise brutal gegen die spontane antifaschistische Demonstration vorging. Dabei wurde mit Pfefferspray und Knüppeln nicht gespart. Nachdem die rund 400 AntifaschistInnen sich wieder auf den Rückweg gemacht hatten und in Hannover angekommen waren wurden sie von der Polizei in Empfang genommen und teilweise bis zu fünf Stunden festgehalten. Von allen Reisenden im Zug wurden die Personalien aufgenommen und Fotos gemacht. Ca. 30 UnterstützerInnen, die den Eingekesselten Mut machen wollten und die zumindest für eine kleine Öffentlichkeit sorgen wollten wurden von den Einsatzkräften vor Ort und einer weiteren herbeigeoderten Hundertschaft sanft aber bestimmt abgedrängt.

Gleichzeitig wurde mit einem nicht weniger martialischen Aufgebot, zu dem auch Hunde- und Reisterstaffel gehörten, vor dem Bahnhof ein Revival der Chaostage durchgeführt. 50-100 Punks und junge AntifaschistInnen wurden unter fadenscheinigen Begründungen gekesselt und mit Platzverweisen überzogen.

Die vom linksradikalen Bündnis gestellte Infrastrukur zeigt sich an diesem Tag äußert flexibel. Die Volxküche, welche Essen für gut 1000 Personen bereits eingekauft und zum Teil bereits vorbereitet hatte, wich auf die Wiese am FAUST-Gelände in Hannover Linden aus. Der Infopunkt wurde kurzerhand ebenfalls dorthin verlegt und auch die Antirepressionsstrukturen und der EA arbeiteten weiter.

Obwohl das traditionelle 1.Mai-Fest des FAUST-Geländes auf den 2.Mai verlegt worden war kamen aufgrund des guten Wetters viele Menschen auf der Wiese zusammen. Die bereits für den nächsten Tag aufgebaute Bühne samt Equipment wurde nicht nur genutzt, um Musik zu spielen. Es wurden auch immer wieder Durchsagen zur aktuellen Situation gemacht. So konnten auch immer wieder Menschen mobilisiert werden, in die Innenstadt zu fahren und die dort Eingekesselten zu unterstützen.

Unser Dank geht an alle, die sich an den Protesten gegen den Nazi-Aufmarsch und zum 1.Mai beteiligt haben. Besonders allen Unermüdlichen, die sich an der Vorbereitung und Durchführung beteiligt haben.

Alle von Repressionen Betroffen sind aufgerufen sich an den Ermittlungsausschuss zu wenden: www.ea-hannover.tk!

"Trotz FaschistInnnen und Polizei - wir gedenken des 1.Mai"

Staat.Nation.Kapital.Scheisse - Für die soziale Revolution!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Engagement gegen Nazis muss jetzt weitergehen

http://www.hannover-zeitung.net 03.05.2009 - 15:13
"Wir freuen uns sehr, dass die Nazis in Hannover am 1. Mai keinen Meter laufen konnten. Die Teilnahme von zehntausenden Menschen an den Sternmärschen und dem Fest für Demokratie auf dem Klagesmarkt ist ein starkes Zeichen im Kampf gegen Rechtsextremismus. " sagt Sven-Christian Kindler, Sprecher der GRÜNEN JUGEND Niedersachsen aus Hannover. Die breite Mobilisierung gegen den Naziaufmarsch sei ein großer Erfolg des Bündniss gegen den Naziaufmarsch. Vor allem das spektrenübergreifende Engagement von Gewerkschaften, Parteien, Kirchen, Migrantengruppen bis zur hin Antifa sei besonders positiv zu bewerten.(...)

Weiterlesen:  http://www.hannover-zeitung.net/regionales/119700-engagement-gegen-nazis-muss-jetzt-weitergehen

Fotos von Demo und Festnahmen

Arno Nym 03.05.2009 - 20:09
...

weitere Fotos...

Arno Nym 03.05.2009 - 20:13
...

Nazidemo nach Verbot in Hannover

... 04.05.2009 - 00:45

Nach dem Verbot in Hannover meldeten sächsische Neonazis per Eilanmeldung einen Aufmarsch in Freiberg an. 330 bis 340 Teilnehmer / nach dem Aufmarsch griffen Nazis Polizisten mit Steinen, Flaschen und Pyros an, als sie einen inhaftierten Kameraden befreien wollten...
Bilder:  http://infothek.wordpress.com/2009/05/03/01-mai-2009-freiberg/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

@c — FAUista

A.C.A.B — ...

grüne in die leine! — oder so

@ - — NixDa

langeweile leitkultur — katzenjammer

Ein großes danke — Betroffender