Linksruck bei größter spanischer Gewerkschaft

Ralf Streck 24.12.2008 10:02 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Die größte spanische Gewerkschaft hat einen neuen Vorsitzenden. Auf ihrem neunten Gewerkschaftskongress wählten die 1001 Delegierten der Arbeiterkommissionen (CCOO) in der Hauptstadt Madrid Ignacio Fernández Toxo zum neuen Chef. In einer Kampfabstimmung setzte sich der aus Galizien stammende Toxo knapp mit einem Vorsprung von nur 28 Stimmen gegen den umstrittenen José María Fidalgo durch. In acht Jahren hatte der die einst kommunistisch dominierte Gewerkschaft sehr weit nach rechts geführt. Die Zeit des rechten Fidalgos, unter dessen Führung er die Gewerkschaft an die postfaschistische Volkspartei (PP) herangeführt hatte und auch in Korruptionsskandale verwickelt war ist vorbei ( http://de.indymedia.org/2005/04/112951.shtml)
Auf dem Kongress vor vier Jahren hatte es Fidalgo gerade noch einmal geschafft, doch schon damals hatte sich die tiefe Spaltung der CCOO gezeigt ( http://de.indymedia.org/2004/04/81354.shtml). Er war ein Verfechter der "Autonomie der Gewerkschaften gegenüber der Politik" und unter seiner Führung nahmen erneut Führungsmitglieder der postfaschistischen Volkspartei (PP) am Gewerkschaftskongress teil. Er brüstet sich mit seinen Freundschaften zu José María Aznar und dem neuen Parteichef Mariano Rajoy. Die wuchsen in der PP-Regierungszeit bis 2004, als Fidalgo gegen die Aktionseinheit mit der sozialistisch dominierten Arbeiterunion (UGT) eine Rentenreform mit der PP vereinbarte. An den Rand der Spaltung brachte er die CCOO, als er den Generalstreik gegen den Irak-Krieg ablehnte ( http://de.indymedia.org//2003/04/48728.shtml), in den Ex-Ministerpräsident Aznar das Land an der Seite der USA und Großbritannien führte. Sektionen der Gewerkschaft, die den Generalstreik unterstützten, droht er mit Ausschluss.

Wie der gerade ersetzte Generalkoordinator der Vereinten Linken (IU/ http://de.indymedia.org/2008/12/237293.shtml) hatte auch Fidalgo einen Schmusekurs zur neoliberalen Politik der Sozialisten (PSOE) angeführt. Er erhielt nun die Quittung für seine Arroganz, die er noch auf dem Kongress zur Schau stellte. Er sagte, er müsse seine Politik nicht erklären, weil sie "unangreifbar" sei. Er zeigte sich "sehr stolz" über seine bisherige Führung. Das Angebot von Toxo, eine gemeinsame Führung zu bilden, lehnte er ab und deshalb wurde er abgewählt.

Vor der tiefen Wirtschaftskrise Spaniens kündigte der 56jährige Toxo der Regierung einen Oppositionskurs an, um die Arbeiterrechte "auf der Straße und in den Fabriken verteidigen". Den Sozialisten warf er vor, die Krise verharmlost zu haben, die dem Land Monat für Monat neue Rekorde bei der Arbeitslosigkeit zeitigt und das Schlimmste ohnehin noch aussteht ( http://de.indymedia.org/2008/10/229659.shtml). Die Regierung müsse die gefürchteten Anträge zur Regulierung der Beschäftigung (ERE) genau kontrollieren, weil Firmen die Krise als Ausrede für massive Entlassungen nutzten. Er warnte die Regierung vor dem Versuch, die Krise erneut zu nutzen, um erkämpfte Rechte und Sozialleistungen zu schleifen ( http://de.indymedia.org/2008/11/233360.shtml). Der PSOE weht nach dem Linksruck bei der IU ( http://de.indymedia.org/2008/12/237293.shtml) nun auch von der CCOO ein stärkerer Wind entgegen. Ihre Projekte, jetzt die Erbschaftssteuer abzuschaffen und die Einkommenssteuer für Banker von 43 auf 18 Prozent zu senken, werden nun deutlicheren Widerstand stoßen.

© Ralf Streck, den 23.12.2008
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Ergänzungen

schreiben bedeutet nicht lesen

muss ausgefüllt werden 24.12.2008 - 11:04
1. Mit nur (!) 28 Stimmen Rückstand wurde José María Fidalgo aus dem Vorstand gewählt. So umstritten kann er also erstens nicht sein und zweitens wurde er offensichtlich 2000 zum CHef (sic!) der CCOO gewählt - und jede Gewerkschaft hat den Chef den sie verdient! Statistisch ist er nun an weniger als 3% gescheitert. Das scheint keine wirkliche Abkehr der Gewerkschaft von der Politik José María Fidalgo zu sein.

2. Fällt auf das die rechte Politik José María Fidalgos nur IHM zugeschrieben wird, aber nicht den Delegierten der Gewerkschaft, die ihn einst gewählt hatten und noch weniger den ArbeiterInnen, welche die Delegierten bestimmt hatten - es scheint als ob der Fisch nur vom Kopf her stinkt, und der ganze Rest ist gesund und munter.

3. Der "Gegenkanditat" Toxo, bot auch noch an mit Fidalgo zusammen den Vorsitz zu bestreiten. Nur weil letzter dieses ablehnte, wurde er knapp abgewählt. Der sogenannte "Linke" Toxo, hatte also offensichtlich und sehr berechtigt Angst davor eine Kampfanbstimmung evtl zu verlieren!!

4. halten wir also fest: der angebliche >Linksruck bei größter spanischer Gewerkschaft< ist nichts weiter als eine Blase voll heißer Luft. Und ihr Korrespondent einer, der sich seinen Illusionen hingibt.

Schreiben bedeutet nicht denken

Dummbrettbohrer 26.12.2008 - 16:09
1. Mit nur (!) 28 Stimmen Rückstand wurde José María Fidalgo aus dem Vorstand gewählt. So umstritten kann er also erstens nicht sein und zweitens wurde er offensichtlich 2000 zum CHef (sic!) der CCOO gewählt - und jede Gewerkschaft hat den Chef den sie verdient! Statistisch ist er nun an weniger als 3% gescheitert. Das scheint keine wirkliche Abkehr der Gewerkschaft von der Politik José María Fidalgo zu sein.

Du scheinst keinen blassen Schimmer zu haben, wie das bei der CCOO läuft. Dass es gelungen ist, Fidalgo abzuwählen, bedeutet sehr viel. Du weißt wohl nicht, wie die Delegierten bei der CCOO unter Fidalgo ausgewählt wurden, da wurde geschoben und getrickst, um schon vor vier Jahren eine Mehrheit zu erreichen. Intern wurde gesäubert, jeder der eine etwas abweichende Meinung vertrat wurde geschasst. Viele Leute sind in den letzten vier Jahren in Deckung gegangen, um den Säuberungen zu entgehen. Deshalb trat Fidalgo so auf, der glaubte er kriegt ne Mehrheit. Jetzt kann man sich die wirkliche Stimmung an der Basis umsetzen, siehe zum Beispiel, wie das bei Nissan gelaufen ist, gab es ja Berichte hier auf Indy

2. Fällt auf das die rechte Politik José María Fidalgos nur IHM zugeschrieben wird, aber nicht den Delegierten der Gewerkschaft, die ihn einst gewählt hatten und noch weniger den ArbeiterInnen, welche die Delegierten bestimmt hatten - es scheint als ob der Fisch nur vom Kopf her stinkt, und der ganze Rest ist gesund und munter.

Die rechte Politik wird natürlich nicht nur von Fidalgo geführt, doch die Führung, die sie gestützt hat ist weg. Bei spanischen Gewerkschaften, die ja sogar ihr Geld vom Staat kriegen, womit die Führung sich leicht kaufen läßt, stinkt der Fisch tatsächlich vom Kopf. An der Basis gibt es zum Teil noch gute Leute.

3. Der "Gegenkanditat" Toxo, bot auch noch an mit Fidalgo zusammen den Vorsitz zu bestreiten. Nur weil letzter dieses ablehnte, wurde er knapp abgewählt. Der sogenannte "Linke" Toxo, hatte also offensichtlich und sehr berechtigt Angst davor eine Kampfanbstimmung evtl zu verlieren!!

Siehe oben, denn Toxo wußte nicht genau ob es genug kritischer Leute in den Kongress geschafft haben, also weitgehend in den Gliederungen unendeckt geblieben sind, wo Fidalgos Mannen die Mehrheit hatten.

4. halten wir also fest: der angebliche >Linksruck bei größter spanischer Gewerkschaft< ist nichts weiter als eine Blase voll heißer Luft. Und ihr Korrespondent einer, der sich seinen Illusionen hingibt.

Im übrigen scheinst du auch nicht verstanden zu haben, dass die jetzt nicht wieder linksradikal geworden sind, sondern einfach vom Kurs, rechts von der UGT wieder einen Schwenk nach links gemacht haben, was anderes steht ja auch nicht im Text. "Sie" und "Korrespondent" zeigt, dass du wohl im falschen Film bist. Indy ist keine Zeitung und hat keine Korrespondenten und das Sie ist echt lustig.

Krawalle bei illegaler Demonstration

http://www.dw-world.de 17.02.2009 - 15:50
Eine Woche nach dem Ausschluss zweier baskischen Parteien von den Regionalwahlen am 1. März ist es in Bilbao zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Die Nachrichtenagentur Vasco Press meldet, Teilnehmer der illegalen Demonstration hätten Straßen blockiert, Müllcontainer angezündet und Molotowcocktails geworfen. Auch zwei Journalisten seien angegriffen worden. Die Polizei habe fünf Demonstranten festgenommen. Die Demonstration war im Vorfeld vom obersten Anti-Terrorrichter des Landes, Baltasar Garzón, verboten worden. Zu der Protestaktion hatten radikale Linke aus dem Baskenland aufgerufen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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warum? — s

Warum nicht Bilder von TOXO? — El Paparuzzzi

Frage — Entdinglichung