Maulkorb 2.0 + Bildungsdemo (Uni HH)

Moni + Jusos-Asta auf den Mond schießen! 14.11.2008 22:25 Themen: Antifa Bildung Militarismus Repression
An der Universität Hamburg werden mal wieder Maulkörbe verteilt. Keiner soll die derzeitigen neoliberalen Umstrukturierungen des Bildungsunternehmen Uni-Hamburg stören.

Unter anderem deswegen soll es am
Freitag, 21. Nov., um 15 Uhr ab Audimax (Uni-Campus) eine Bildungsdemo geben.

…und nach der Demo (ab 18:30 Uhr) kollektiv den Burschenschaftlern von „Germania Hamburg“ die Feier vermiesen!! Diese wollen sich dieses Jahr im Logenhaus, direkt am Platz der Jüdischen Deportierten treffen.
Spätestens seit 1999 wird mit dem sog. „Bolognaprozess" die Hochschulbildung zu Humankapital und Universitäten zu Bildungsunternehmen. „Dabei unterscheiden sind die derzeitige [neoliberalen]Umstrukturierung der Universitäten von früheren Reformversuchen durch die Radikalität der Veränderung, weil in ihr das gesamte Verhältnis von Staat, Gesellschaft und Universität sowie die Rolle von Wissenschaft und Bildung fundamental neu definiert soll.“ (vgl. „Bewußtseinsdesign im Namen der Exellenz“  http://www.rewi.hu-berlin.de/AKJ/zeitung/annex/annex1/index.htm)

Universitäten sollen nicht mehr wie im sog. Humboldt’schen Bildungsideal als Ort verstanden werden, wo Menschen sich vordergründig zweckfrei der Wissenschaft widmen und dadurch sich zu handlungsfähigen und weltoffenen Persönlichkeiten entwickeln, sondern als „Bildungs-Unternehmen“ welche auf dem internationalen Bildungsmarkt miteinander konkurrieren.
Alles was dieses Unternehmen kritisiert oder sich dem in den Weg stellt wird autoritär beiseite geräumt. Wiederholt geschehen an der Universität Hamburg:

Am Mittwoch den 12. November (am selben Tag an den deutschlandweit Schüler auf die Straße gingen um gegen das asoziale Bildungssystem zu demonstrieren) fand eine Personalversammlung des Technischen, Verwaltungs- und Bibliothekspersonals der Universität Hamburg statt. In dieser wurde über die umstrittenen Pläne des Hamburger CDU/Grünen- Senats zur Verlagerung der Universität in das superreichen Viertes „Hafen-City“ diskutiert. Dabei kritisierte eine GEW-Kollegin die oberste Universitätsleitung für ihre öffentliche Befürwortung der Verlagerungspläne. In Mitten des Redebeitrags verließ die Kanzlerin der Universität Katrin Vernau demonstrativ den Veranstaltungsort.
Am folgenden Tag sandte sie an den Personalratsvorsitzenden und zur Kenntnis zahlreicher Angestellter der Universität einen Drohbrief. Darin heißt es:
„(…) Allerdings bin ich nicht bereit an Personalversammlungen teilzunehmen, die sich als Foren für Parteipolitik entpuppen. Der Austausch parteipolitischer Statements oder die Einordnung der Politik des Hamburger Senats ist nach meinem Verständnis nicht Sinn und Zweck einer Personalversammlung. Insofern bitte ich Sie um Verständnis dafür, dass ich Ihre Versammlung vorzeitig verlassen habe. Ich hoffe, dass dieses in Zukunft nicht wieder erforderlich sein wird.“

Es ist jedoch sehr wohl Sinn und Zweck einer Personalversammlung, dass sich die Mitarbeiter mit Zielsetzungen und Methoden des Arbeitgebers kritisch auseinandersetzen. Die Äußerungen von Frau Vernau zeugen von einem tiefen Unverständnis für die rechtsstaatliche Bedeutung von betrieblicher Mitbestimmung und gewerkschaftlicher Interessenvertretung. Darüber hinaus bestreitet die Kanzlerin das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung, und fordert, dass die Universität Hamburg ein apolitischer Raum sein soll. Aber dies widerspricht auch dem Leitbild der Universität Hamburg in dem es unter anderem heißt,:
„Für alle Menschen will sie [die Universität] ein Ort lebenslangen Lernens sein und ein öffentlicher Raum der kulturellen, sozialen und politischen Auseinandersetzung.“

Dabei handelt es sich auch um eine Schlussfolgerung aus der mangelnden Resistenz der unpolitischen Universität vor 1933 gegen den aufziehenden Faschismus. Die Universitätskanzlerin zeigt damit ihre Geschichtsvergessenheit und demonstriert eindrucksvoll ihre konfliktunfähig. Und es erneut versucht, kritische Äußerungen aus der Universität durch einen „Maulkorb“ zu unterbinden um das Uni-Personal und seine Interessenvertretung einzuschüchtern!! (vgl. Presseerklärung der GEW-Studis auf  http://gewstudis.blogsport.de/)



Ähnliches ereignete sich bereits vor ca. einer Woche. Dort bewies die Universitäts- Präsidentin Monika Auweter- Kurtz (auch Raketen-Moni, wegen ihren Engagement in der Rüstungsforschung genannt vgl.  http://de.indymedia.org/2006/07/153377.shtml) ihr „Verhandlungsgeschick“ indem Sie Gehorsamkeit erzwingen wollte.

Am 5. November, versammelten sich ca. 250 Mitglieder des Fachbereichs Erziehungswissenschaft erneut t, um zu diskutieren, wie die geplanten Sparauflagen der Universitätspräsidentin Monika Auweter-Kurtz zurückzuweisen sind. Moni will nämlich ab 2009 versuchen eine neue Verteilung der Finanzen innerhalb der Universität durchzuboxen und gefährdet damit die historisch gewachsene wissenschaftliche Substanz insbesondere der Erziehungswissenschaft und der Lehrerbildung. (Siehe dazu Presserklärung der Fachschaftsräte Erziehungswissenschaft an der Uni Hamburg auf  http://webapp5.rrz.uni-hamburg.de/fsr-db/Dokumente/PE_ErzWissKuerzungen.pdf)

Die Vorschläge der Präsidentin, die geplanten Kürzungen von ca. 1,5 Millionen Euro des jährlichen Budgets durch den Anteil der Studiengebühreneinnahmen zu kompensieren, die die Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft erhält, wies die studentische Vollversammlung und die Dozenten der Fakultät in einem Protestbrief (siehe  http://webapp5.rrz.uni-hamburg.de/fsr-db/Dokumente/Protestgegenkuerzung-finis.pdf) deutlich zurück!

Als es dann zu einem Termin mit einer studentischen Delegation des Fachbereichs in der vorangegangenen Woche mit Raketen-Moni kam, kam es schließlich zum Eklat:
In dem weitgehend sachlichen Gespräch, in dem die Studierenden auch mit Zahlen die Ungerechtigkeit der Sparauflagen belegen konnten, verlor Frau Professor Auweter-Kurtz schließlich die Beherrschung und beendete das Gespräch mit der Drohung: „Ich habe bisher aus der Fakultät EPB nur 9% Mittel herausgezogen. Wenn sie noch weiter laut schreien, dann wird sich das noch verändern, aber nicht in die Richtung in die sie das wollen.“

Damit offenbarte die Präsidentin, dass ihre inneruniversitäre Finanzpolitik von allem anderem als strategischer Entwicklungsplanung bestimmt ist. Raketen Moni verhält sich wie die Königin eines Bildungsunternehmen und versucht „mit Harter Hand“ ihre politische Linie durchzubringen. Und, dass diese inner-universitäre Finanzumverteilung mit den Zielen des neoliberalen Konzepts der sog. „Wachsenden Stadt“ Hamburg übereinstimmen ist sicher auch kein Zufall!

Und das alles sollen wir uns gefallen lassen?? ICH DENKE NICHT!!!

Wir fordern einen (gebühren-)freien, uneingeschränkten Hochschulzugang, sowie ein Bildungssystem, das soziale Unterschiede ausgleicht, statt zu verschärfen. Denn Bildung ist ein Menschenrecht und sollte eine gemeinschaftliche Angelegenheit sein, die es den gemeinschaftlich Lernenden ermöglicht sich als unabhängig und kritisch denkender Mensch zu entwickeln und darin zur Verbesserung der Lebensbedingungen aller beizutragen.

Dass es möglich ist etwas für besser Bildung zu machen, haben uns die Schüler in ganz Deutschland beim Bildungsstreik eindrucksvoll bewiesen. Und zeigen uns die SchülerInnen, StudentInnen, Lehre und Eltern in Italien!!



Wir sind nicht bereit für die Krise dieses (Bildungs-) Systems zu bezahlen!

FÜR KRITISCHE MENSCHENBILUNG STATT HUMANKAPITAL


Bildungsdemo „Bildung? Das ist der Gipfel!“
Freitag, 21. Nov., 15 Uhr ab Audimax (Uni-Campus)


…und danach ab 18:30 Uhr den Burschenschaftlern von „Germania Hamburg“ die Feier vermiesen!! Denn diese wollen sich dieses Jahr im Logenhaus, direkt am Platz der
Jüdischen Deportierten treffen.






Mehr Infos gibt’s hier: www.fsr-erzwiss.de


Redebeiträge der Profs:  http://webapp5.rrz.uni-hamburg.de/fsr-db/Joomla/index.php?option=com_content&task=view&id=101&Itemid=1

Links zum Abendblatt:
"Uni-Präsidentin setzt Fakultät unter Druck"  http://www.abendblatt.de/daten/2008/11/11/969358.html

Kommentar "Präsidentin auf dünnem Eis"  http://www.abendblatt.de/daten/2008/11/11/969408.html

"Fachbereich in Gefahr?"
 http://www.abendblatt.de/daten/2008/10/20/955688.html?prx=1

"Uni-Proteste: "Eine Gefahr für die Lehrerausbildung"
 http://www.abendblatt.de/daten/2008/10/21/956189.html

Protest-Brief der Professoren:  http://webapp5.rrz.uni-hamburg.de/fsr-db/Dokumente/Protestgegenkuerzung-finis.pdf

- Gespräch mit AuKu + Drohung bzw. generell extrem autokratisches und undemokratisches Verhalten (evtl. Auszüge aus dem Newsletter ( http://webapp5.rrz.uni-hamburg.de/fsr-db/Newsletter/FSR-Newsletter%20Nov_08.pdf))

- PE GEW Studis von heute
 http://gewstudis.blogsport.de/2008/11/14/presseerklaerung-maulkorb-politik-wird-fortgesetzt/
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Ergänzungen

jip

o-o 15.11.2008 - 12:26
Burschis Shorts fressen lassen!

moni erfüllt ihre aufgaben nicht. kündigung.

Seine Exzellenz 15.11.2008 - 13:34
Aufgaben der Raketenmoni:

Die wesentlichen Aufgaben der Präsidentin gemäß § 81 des Hamburgischen Hochschulgesetzes (HambHG) sind die Leitung der Hochschule und ihre Vertretung nach außen. Sie sorgt für das Zusammenwirken der Organe der Universität, der Lehrenden, der Mitarbeiter und der Studenten. Sie leitet die Verwaltung der Universität. In Selbstverwaltungsangelegenheiten ist sie an die Beschlüsse der zuständigen Organe gebunden. Die Präsidentin ist Vorsitzende des Akademischen Senats.
Rechtsstellung

da die moni leider keine der obengenannten aufgaben erfüllt und wohl auch nie erfüllen wird, muss sie jetzt leider gehen. wir begleiten sie auch ein stück weit. bis zum bahnhof.

tschö moni!
war fürchterlich mit dir!



Reader zu Burschis in HH

Jusos Asta wecktreten!! 15.11.2008 - 20:32
"Falsch verbunden ....
Reader zum Verbindungs(un)Wesen in Hamburg"

Was hat es auf sich mit den Männern mit den seltsamen Schärpen und Mützen, die dich zur Party oder zum Wohnen „auf” ihrem Haus einladen und dir im Vorbeigehen lebenslange Freundschaft versprechen? Welche Gefahr geht vom Verbindungswesen für die Gesellschaft aus? Welche Rolle spielen Rassismus und Antisemitismus in den Burschenschaften? Wo werden Minderheiten und andere sozial benachteiligte Gruppen ausgeschlossen? Hat das grundsätzliche Beitrittsverbot für Frauen mit Sexismus zu tun? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich diese Broschüre.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

Hamburg wünscht man keinem — Anelise Schmidt

@Anelise Schmidt — .....

burschenschaft — ...ich...