HH: Rüstungsforscherin neue Unipräsidentin

Anarbesque 28.07.2006 06:06 Themen: Bildung Militarismus
Rüstungsforscherin Monika Auweter-Kurtz wird neue Präsidentin der Uni Hamburg. Nachdem der Hochschulrat sie vergangene Woche bereits gewählt hatte, wurde sie heute vom Akademischen Senat bestätigt. Studierende der Uni sind schockiert und planen Proteste für das kommende Semester.
Rüstungsforscherin als Präsidentin der Uni HH bestätigt

Vergangenen Freitag, den 21.7.2006 wurde Monika Auwetter-Kurtz
 http://www.irs.uni-stuttgart.de/institut/mitarbeiter/auweter.html
vom Hochschulrat als neue Präsidentin der Universität Hamburg gewählt. Heute, am 27.07.2006, wurde diese Wahl auf einer kurzfristig einberufenen Sitzung des Akademischen Senats der Uni bestätigt.
Auweter-Kurtz arbeitet für die Rüstungsindustrie, ist für Atomkraft, hohe Studiengebühren und die CDU, kennt keine inhaltliche Grenze der Wissenschaftsfreiheit und hält Krieg für ein selbstverständliches Mittel der Politik.
(siehe  http://germany.indymedia.org/2006/06/150865.shtml)
Sie war die einzige Kandidatin für das zum 1.Oktober 2006 neu zu besetzende Amt.

Das Verfahren zur Kandidatenfindung und –wahl hat dabei einmal mehr die undemokratischen Zustände der Uni Hamburg gezeigt.
Der überwiegend aus externen Vertretern bestehende Hochschulrat ist das mächtigste Gremium der Universität und für die Wahl des/der Unipräsidenten/in zuständig. Diese Wahl muss vom inneruniversitären Akademischen Senat (in dem die vier Statusgruppen Professoren (mit der absoluten Mehrheit), Technisches und Verwaltungspersonal (TVP), Akademisches Personal und Studierende vertreten sind) bestätigt werden. Eine Findungskommission, je zur Hälfte bestehend aus Mitgliedern des Hochschulrates und des Akademischen Senats hat durch ein Verfahren, dass von Inkompetenz und Intransparenz durchzogen war, eine Kandidatin ausgewählt. Akademisches Personal sowie TVP waren in der Findungskommission nicht vertreten. Als einziger studentischer Vertreter war Phillip Schliffke von der WIWI-Liste, der auch Finanzreferent im neuen neoliberalen ASta ist, in der Findungskommission. (Laut seiner Homepage hält der AStA Auweter-Kurtz’ Befürwortung von Studiengebühren für das größte Übel. Zur Hysterie gebe es jedoch keine Veranlassung: „Lasst uns mal die Kirche im Dorf lassen. Die Frau ist Forscherin und nicht George W. Bush“
 http://asta-uhh.de/47.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=41&tx_ttnews[backPid]=10&cHash=3804016890) Zunächst wurde der Name der Kandidatin streng geheim gehalten, bis heute weiß niemand, wer die 5 anderen KandidatInnen waren, mit denen die Findungskommission Gespräche führte. Auch die Kriterien für die Kandidatenauswahl bleiben geheim. Eine öffentliche Anhörung verschiedener Kandidaten, eine Diskussion über ihre Positionen, Pläne oder politischen Hintergründe, einen Meinungsbildungsprozess sowie eine demokratische Wahl gab es nicht.

Studierende der Uni erfuhren durch Glück und Zufall, wer die vom Hochschulrat und politischen Senat favorisierte Kandidatin ist und organisierten eine Protestaktion gegen Monika Auweter-Kurtz für den Tag, an dem diese sich dem Akademischen Senat vorstellen wollte. (Siehe  http://germany.indymedia.org/2006/07/152101.shtml)

Vergangenen Freitag wurde Raketenmoni- wie die Rüstungsforscherin in Hamburg genannt wird- schließlich vom Hochschulrat einstimmig zur neuen Präsidentin der Uni HH gewählt. Diese Wahl wurde heute vom Akademischen Senat bestätigt. Zuvor wurden die Vorräume des Sitzungssaals mit Kreide und einem Transparent („Aufstehen gegen Kriegsforschung“) und einem großen „Leitbild der Universität“ verschönert. Ca. 30 Studierende wohnten der Sitzung bei, doch bis auf vereinzelte kritische Zwischenrufe verlief sie relativ ruhig.
In der Presseerklärung der Uni HH heißt es „Laut Hochschulgesetz muss der Akademische Senat diese Wahl bestätigen.“
 http://www.verwaltung.uni-hamburg.de/pr/2/21/pm/2006/pm71.html
So ist es von den Gesetzesmachern auch vorgesehen, allerdings hatte der AS heute durchaus die Möglichkeit, die Wahl nicht zu bestätigen. Leider wollten vor allem die anwesenden Professoren diese Möglichkeit nicht nutzen, wobei unklar bleibt, was ihre Beweggründe waren. Die vorgebrachten Bedenken und Kritikpunkte von Seiten der studentischen Vertreter, Vertreter des TVP sowie des Akademischen Personals im AS wurden jedenfalls weder widerlegt noch ausgeräumt.

Trotz fundamentaler Kritik an der Kandidatin ebenso wie dem Kandidatenfindungsprozess wurde Auweter-Kurtz schließlich mit 9 Ja-Stimmen und 6 Nein-Stimmen als Nachfolgerin von Unipräsident Lüthje bestätigt. Dies ist aus Sicht der Studierenden ein etwas weniger peinliches Ergebnis als befürchtet.
In einer Erklärung, die Auweter-Kurz nach ihrer Wahl verlas, wähnte sie doch tatsächlich, dass „wir alle letztlich dasselbe Ziel haben“. Dass dem nicht so ist, gilt es ihr von Beginn ihrer Präsidentschaft an zu zeigen.
Wer Kriegswaffen baut, muss wissen: Gewalt erzeugt Gegengewalt!


Gegen Rüstungsforschung!
Freie Bildung für alle!
Raketenmoni auf den Mars schießen!
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Ergänzungen

ver.di Pressemitteilung

mensch 28.07.2006 - 12:25
verdi.de :: hamburg / Presse / Pressemitteilungen
Pressemitteilungen
Universität

Richtungsstreit um zukünftige Präsidentschaft an der
Universität Hamburg

26.07.2006

- ver.di schlägt Aussetzen der Entscheidung vor -

An der Universität wird derzeit um die Nachfolge des
jetzigen Präsidenten Lüthje gerungen.
„Gerungen ist allerdings das falsche Wort“,
kommentiert Roland Kohsiek, zuständiger
Fachbereichsleiter ver.di Hamburg. „Genau genommen
soll der Akademische Senat als höchstes Organ den
Vorschlag des Hochschulrates, Frau Prof.
Auweter-Kurtz, Physikerin an der Universität
Stuttgart, einfach absegnen.“

Kohsiek weiter: „Einmalig ist, dass hier eine
Kandidatin ohne jegliche Diskussion innerhalb der
Universität durchgesetzt werden soll. Auch fehlten
konzeptionelle oder programmatische Vorschläge für die
Präsidentschaft.“

Vor einigen Jahren erst wurde der Hochschulrat per
Gesetz eingerichtet und jeweils zur Hälfte von der
Politik und aus der Uni besetzt.
„Dieses Vorgehen erklärt sich jetzt, denn mit dieser
Entscheidung ging es offensichtlich um den politischen
Zugriff auf die Leitung der Universität.“

Die Hamburger Universität ist eher sozial- und
geisteswissenschaftlich geprägt. Die Kandidatin für
die neue Präsidentschaft ist Naturwissenschaftlerin.

„Eine Naturwissenschaftlerin mit deutlichen Nähen zur
Rüstungswirtschaft als Präsidentin einer Universität
mit einem renommierten Friedensforschungsinstitut. Wie
kann das mit dem Geist der Universität Hamburg
zusammenpassen“, gibt Kohsiek zu bedenken.

Morgen findet die entscheidende Sitzung des
Aka-demischen Senats statt.
„Die beste Entscheidung wäre ein Aussetzen der
Entscheidung“, schlägt Kohsiek vor. „Dann wäre Zeit
für die notwendigen Diskussionen, für Alternativen und
zum Ausräumen von Missverständnissen.“
Herausgeber:

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20097 Hamburg
Tel.: 040/28581130
Fax: 040/28581139
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Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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(muss ausgefüllt werden) — der nestscheisser

Gewalt erzeugt Gegengewalt — Christopher Harbicht