Internationaler Aktionstag für freie Bildung!

Mo 24.09.2008 15:04 Themen: Bildung Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit
Dieser Aufruf wurde von AktivistInnen aus unterschiedlichen Weltregionen initiiert, welche ebenfalls gegen Studiengebühren, den immer größer werdenden Einfluss von Unternehmen und Konzernen auf die Hochschulen und die fortschreitende Privatisierung von Bildung im Allgemeinen kämpfen.

Allein im letzten Jahr setzten sich hunderttausende Studierende, ProfessorInnen, LehrerInnen, Eltern und ArbeiterInnen in vielen Teilen der Welt für kostenfreie öffentliche Hochschulen ein. Universitätsgebäude wurden besetzt, Straßen und Bahnhöfe blockiert, Petitionen und Klagen unterschrieben.
Eine ausführliche Auflistung der Proteste im Jahr 2007 gibt's hier.Eine ähnliche Zusammenfassung für das Jahr 2008 ist hier zu finden.

Zur Zeit kämpfen Studierende u.a. in Chile, den Philippinen, den U.S.A., in Spanien, Deutschland, Kanada, Kolumbien, Neuseeland, Südafrika, Frankreich und England gegen die Kommerzialisierung von Bildung.

Seit 1999 benutzen die meisten Regierungen Europas den Bologna-Prozess, um die Stellung der Bildung als öffentliches Gut in Frage zu stellen.
Aufgrund dessen verfolgen die Bildungssysteme Europas zunehmend wirtschaftliche, anstatt öffentliche Interessen!
Offiziell soll dieser Prozess der Förderung der Mobilität von Studierenden und der Vereinfachung internationaler Anerkennung von Abschlüssen dienen, um Europa bis zum Jahr 2010 zum „wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum" der Welt zu machen. Ganz so, wie alle anderen Staaten, Länder und Staatenbündnisse auf dem Planeten dies ebenfalls anstreben.
Meist wird versucht die Reformen mit Hilfe unterschiedlicher Versprechen, wie z.B. mehr „Autonomie" für Hochschulen oder besserer Studienbedingungen, schmackhaft zu machen.
Erhöhter Wettbewerb zwischen den Institutionen treibt jedoch gleichzeitig einen Selektionsprozess voran.
Durch die Kommerzialisierung von Bildung werden Hochschulen immer stärker wie Unternehmen geführt: Studierende werden nur noch als (potentielle) KundInnen betrachtet (kein Mitspracherecht, weder für Studierende noch für Lehrkräfte oder Angestellte) und MitarbeiterInnen im Dienste der Wissenschaft verstärkt ausgebeutet. Mit dem geförderten Wettbewerb zwischen den Institutionen wird die Etablierung eines Zwei-Klassen-Bildungssystemens unterstützt. Eine Klasse bestehend aus den „Glücklichen Wenigen", welche sich dem Selektionsprozess durch finanziellen Rückhalt entziehen können und den „High Protentials" für den Arbeitsmarkt.
Die meisten Studierenden werden keine Wahl haben, als auf die unterfinanzierten Verlierer des Wettbewerbes zwischen den Instituten zurückzugreifen.
Warum sollte auch die Privatwirtschaft ein Bildungssystem finanzieren, welches nicht in ihrem Interesse, sondern dem der ganzen Gesellschaft agiert? Bildung ist einfach zu wichtig, um sie den Zwängen des Marktes und den Interessen einzelner wirtschaftlicher Akteure zu überlassen.
Bildung sollte keine Ware sein, sondern ein Recht für alle!!


Für Freie und Emanzipatorische öffentliche Bildung

In vielen Teilen der Welt kämpfen Studierende für den Erhalt, oder die Einführung von Bildung mit emanzipatorischem Anspruch, so dass Menschen dazu befähigt werden stärker ihr soziales Umfeld kritisch zu reflektieren.
Verständlicherweise haben Regierungen und wirtschaftliche Akteure kein Interesse daran, solch eine Bildung der Masse der Bevölkerung nahe zu legen.
Menschen, die ihr Umfeld kritisch reflektieren, lassen sich schließlich wesentlich schwieriger beeinflussen und manipulieren.
Deshalb liegt es an den Menschen selbst, sicherzustellen, dass ein freies öffentliches Bildungssystem mit emanzipatorischem Anspruch implementiert wird. Es ist in unserem eigenen Interesse als aktive BürgerInnen dieser Welt!
Wir sollten nicht tolerieren, dass die Bildungssysteme auf Unternehmen reduziert werden, die es sich zur Aufgabe machen, lediglich Humankapital für den Arbeitsmarkt zu „produzieren".
Wir lassen uns nicht auf Ressourcen reduzieren – wir sind Menschen!

All dies sind Gründe, warum wir die Kommerzialisierung von Bildung auf der ganzen Welt ablehnen. Diese ist nicht vereinbar mit einer wirklich demokratischen Gesellschaft.
Bildung muss für alle zugänglich und nicht an ein Alter oder finanzielle Bedingungen geknüpft sein.

Die Kommerzialisierung von Bildung ist Teil eines internationalen Prozesses, angetrieben durch eine „neoliberale Ideologie" (siehe WTO [GATS], und Standortwettbewerb) sowie den unersättlichen Hunger nach Profiten. Die Devise sollte lauten: Lernen fürs Leben, anstatt für den Arbeitsmarkt! Mit diesem Aufruf wollen wir diese Idee verteidigen und international koordinierte Protestaktionen ins Rollen bringen!!

Vernetzungshilfsmittel
Auf facebook.com gibt es eine Gruppe mit mehr als 2.500 Mitgliedern aus der ganzen Welt: "International Students Movement for Free and Emancipating Education". Wir müssen uns vernetzen. Ich gebe zu, dass ein Netzwerk, bei dem jede Nachricht zurück verfolgt werden kann, nicht gerade die ideale Plattform für dieses Vorhaben darstellt. Doch weil Facebook so viele Menschen vereint, wäre es schlicht eine verpasste Gelegenheit, diese Möglichkeit nicht zu nutzen. Außerdem verdeutlicht sie wie global die Bewegung ist.
Es gib ebenfalls einen Verteiler. Mit dessen Hilfe können die AktivistInnen weltweit sich gegenseitig über ihre Aktivitäten informieren und austauschen. Lasst Menschen in anderen Ländern wissen, wie die Bewegungen in eurer Region gegen die schleichende Kommerzialisierung vorgehen. Zudem wurde eine Website mit einem online Forum für diesen Aktionstag ins Leben gerufen: emancipating-education-for-all.org. Leider sind die zwei Aktivisten, welche diese gestaltet haben totale IT Amateure, aber wir hoffen, dass sie ihren Zweck erfüllen kann.


Internationaler Aktionstag am 5.November 2008

Mehrere Provinzen in ganz Kanada bereiten einen "Aktionstag gegen Studiengebühren" für den 5. November vor. Warum machen wir nicht gleich einen „Internationalen Aktionstag gegen die Kommerzialisierung von Bildung" daraus? Wir sind millionen von AktivistInnen auf der ganzen Welt und potentiell sogar noch viele mehr, und die meisten Gesellschaften sind reicher als jemals zuvor.
Deshalb muss freie und emanzipatorische Bildung für alle keine Vision bleiben. Zu wenig Menschen sind sich bewusst, dass viele andere Individuen auf der Erde ebenfalls gegen genau die gleichen Zwänge ankämpfen, wie sie selbst.

Mit diesem Aktionstag werden folgende Ziele verbunden:

  • das Bewusstsein für die globale Perspektive der Auseinandersetzungen gegen die Kommerzialisierung von Bildung (unter AktivistInnen und nicht-AktivistInnen) zu stärken;
  • Gruppen und Organisationen aus der ganzen Welt, welche sich für freie und emanzipatorische Bildung einsetzten zusammen zu bringen, um Erfahrungen auszutauschen und auf internationaler Ebene Proteste zu koordinieren;
  • und letztendlich wollen wir Regierungen mit internationalen Druck von Seiten der Studierenden, Lehrenden und ArbeiterInnen dazu zwingen für alle Menschen zugängliche kostenfreie öffentliche Bildungssysteme mit emanzipatorischem Ansatz und wirklich demokratischen Strukturen zu implementieren.
    Bevor wir jedoch soweit sind, muss noch verstärkt innerhalb der Gesellschaften auf diese Thematik aufmerksam gemacht werden!

Die UnterstützerInnen dieses internationalen Aufrufes schlagen folgendes vor: Die meisten LeserInnen dieses Textes sind Teil einer Studierendenbewegung irgendwo auf diesem Planeten. Setzt euch zusammen mit anderen AktivistInnen und diskutiert diesen Aufruf. Wenn ihr beschließt, euch an dieser internationalen Bewegung zu beteiligen, dann mobilisiert Menschen für eine Protestaktion (was genau – sei es nun eine große, oder kleine Aktion – das bleibt komplett euch überlassen!). Nehmt Bilder von dem Geschehen auf und filmt es und schickt das Material [Gesichter werden unkenntlich gemacht; könnt ihr auch selber machen] zusammen mit einer kurzen Beschreibung zur Aktion über den Verteiler Verteiler oder direkt an international.students.movement[at]gmail.com. Zehn Tage später (am 15.Nov) haben wir vor uns dann an die Arbeit zu machen und einen Kurzfilm oder Musikvideo, sowie einen Flyer (oder gar ein Booklet) zu erstellen, welcher/s alle Protestaktionen an diesem einen Tag aus den verschiedenen Ländern zusammenfasst. Dieser/s kann dann wiederum als Datei an alle interessierten Gruppen verschickt werden. Diese drucken die Zusammenfassung aus und verteilen sie in ihrem Umfeld.


Außerdem wird an folgenden Vorschlägen gearbeitet:

  • Ein Mobilisierungvideo, sowie Plakate und Aufkleber.
  • Es wird evtl. eine "Live-Ticker" auf der Homepage installiert, welcher die Proteste in "Echtzeit" wiedergibt.
  • Außerdem werden Gruppen mit diesem Aufruf animiert sich mit anderen Gruppen im Ausland abzusprechen und sie während den Protesten oder/und Demonstrationen zwischen den Reden und Ankündigungen anzurufen und "live" Solidaritätsbekundungen zu übermitteln. Gruppen in Deutschland könnten zum Beispiel am 5.November AktivistInnen in Frankreich oder England während ihren Aktionen kontaktieren. Dies können im Rahmen dieses Aktionstages mehrere Gruppen aus mehreren Ländern machen.

Etablierte Gruppierungen und Organisationen können bezüglich dieses Aktionstages Pressemitteilungen verschicken, um größere Teile der Öffentlichkeit auf diesen Tag aufmerksam zu machen.

Der internationale Aktionstag wird hoffentlich erst der Anfang sein. Wenn eine verlässliche Struktur geschaffen wurde und ausreichend AktivistInnen aus unterschiedlichen Ecken der Welt sich beteiligen, können wir über weitere Schritte und Aktionen nachdenken!!
Mit diesem internationalen Aufruf laden wir Studierendenorganisationen und –gruppen, sowie Organisationen des Hochschulpersonals dazu ein, sich mit uns an diesem Aktionstag zu beteiligen und sich für wahrhaft freie und emanzipatorische öffentliche Bildung einzusetzen.

Helft mit diesen Aufruf zu verbreiten, redet mit anderen darüber und macht mit.

Den Aufruf gibt es auf fading-hope.blog-city.com und emancipating-education-for-all.org auch auf französisch, spanisch, englisch und italienisch.


Let's get organized and unite in our struggle for Free and Emancipating public Education.




Liste der bisherigen UnterstützerInnen:

  • Students from the National Student Union of France (UNEF), [France]
  • Youth for Community Academic and Development Services (YOCADS), [Liberia]
  • Regenbogen/ Alternative Linke (Hamburg), [Germany]
  • AStA der TU Darmstadt (Darmstadt), [Germany]
  • AStA der Philipps Universität Marburg (Marburg), [Germany]
  • Reclaim the Uni! (Manchester), [UK]
  • SDS'sStudent Power for Accessible Education Campaign, [U.S. of A.]
  • Canadian Federation of Students – Ontario (CFS), [Canada]
  • Canadian Federation of Students - Manitoba (CFS), [Canada]
  • Campaign for Commercial-Free Education, [Ireland]
  • New Democratic Youth (Yeni Demokrat Gençlik-YDG); [Turkey]
  • Bologna Section ffzg (Zagreb); [Croatia]

....... (mehr UnterstützerInnen werden noch folgen)


In mehr als zehn Ländern bereiten Gruppen und Organisationen Protestaktionen für den 5. November vor. Der Aufruf wird zur Zeit auch in Spanien, Griechenland, Kolumbien, Argentinien, Italien, Macedonien und auf den Philippinen von weiteren AktivistInnen diskutiert.


Wenn ihr mit "eurer" Gruppe oder Organisation diesen Aufruf ebenfalls unterstützen möchtet, oder einfach nur Fragen oder Anregungen habt, dann schreibt aninternational.students.movement[at]gmail.com
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Ergänzungen

alternativer bildungsgipfel

in 24.09.2008 - 18:22
dresden am 22.10. "unsere" kanzlerin ist auch da.

seid kreativ und zahlreich!!

@Grübler1

Mo 25.09.2008 - 20:35
Es ist noch nicht zu spät.
Es müssen ja auch keine großen Sachen sein.
Wichtig ist, dass erstmal sich AktivistInnen aus verschiedenen Teilen der Welt zusammen an einem Tag für eine gemeinsame Sache einsetzen.

Der Aktionstag soll unter anderem dazu dienen das globale Zusammengehörigkeitsgefühl unter den aktiven Menschen zu entwickeln und zu fördern.

In mehreren Städten werden Aktionen hierzulande vorbereitet.

Jetzt gibt's auch ein Mobivid:
 http://www.youtube.com/v/OOeoMVnBjWg

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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hm — grübler1