GAU droht in Gorlebens Pilotanlage, Asse II

Wolfgang Ehmke 24.06.2008 14:26 Themen: Atom Militarismus Weltweit Ökologie
In Gorlebens Pilotanlage, dem Salzbergwerk Asse II droht ein GAU. Jahrelang galt die "Asse" als Prototyp für Gorleben, jetzt kämpfen Anwohner der havarierten Atommülldeponie dafür, den Strahlenmüll herauszuholen, bevor es zu spät ist. Täglich fließen 12 Kubikmeter Wasser in die Schachtanlage, und zwar unkontrollierbar. Schon bei der Umwidmung der Kaligrube als Atommülldeponie ab dem Jahr 1967 war absehbar, dass
es zu Laugenzuflüssen kommen würde. Für die Atomkraftgegner im Wendland drängen sich die Parallelen zwischen der Asse und Gorleben auf.
In Gorlebens Pilotanlage, dem Salzbergwerk Asse II droht ein GAU

BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg fordert vom Berliner Krisengipfel "ehrliche Konsequenzen"

"Die Vorgänge um die Asse berühren auch das Endlagerkonzept in Gorleben".

Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) fordert angesichts des Berliner Krisengipfels, über ein Notfallscenario für das absaufende Atommülllager bei Wolfenbüttel auch die Konsequenzen für das sogenannte Erkundungsbergwerk Gorleben zu ziehen.

"Der Prototyp für Gorleben, das Bergwerk Asse II säuft ab. Es müssen ehrliche
Konsequenzen gezogen werden, Gorleben kommt wegen des fehlenden Deckgebirges zur Abschirmung von Wasser als Atommülldeponie nicht in Frage", so ein BI-Sprecher.

Die Einrichtung eines Versuchslabors in Gorleben - von Umweltminister Sigmar Gabriel favorisiert - wird deshalb mit Vehemenz abgelehnt.

Jahrelang galt die "Asse" als Prototyp für Gorleben, jetzt kämpfen Anwohner der havarierten Atommülldeponie dafür, den Strahlenmüll herauszuholen, bevor es zu spät ist.

Täglich fließen 12 Kubikmeter Wasser in die Schachtanlage, und zwar unkontrollierbar. Der Schacht droht abzusaufen. Das Wasser wird bisher aufgefangen und in den Grubensumpf abgepumpt.

Doch nun wurde publik, die Laugen sind kontaminiert. Mit Cäsium-137, Strontium, Radium und Plutonium. Das Helmholtz Zentrum, die Betreiberin der Anlage, beschwichtigt, für Menschen und Umwelt bestünde keine Gefahr, obwohl geringe Mengen der Salzlösung bereits auf der Sohle aufgefangen werden, in denen nukleare Abfälle lagern.

Das Dilemma war abzusehen. Prof. Werner Schneider, (TU Braunschweig) stellte auf einer Veranstaltung der BI Umweltschutz am vergangenen Freitag in Dannenberg klar, dass schon bei der Umwidmung der Kaligrube als Atommülldeponie ab dem Jahr 1967 absehbar war, dass
es zu Laugenzuflüssen kommen würde.

Als Geologe kartierte er die Region und unterstrich, dass es aus seiner Wissenschaftlersicht für die prekäre Situation klare Indizien gab: die Einsturztrichter (Fachbegriff "Dolinen") am Rande des Salzstocks. Das Deckgebirge des Salzstocks sei - ganz im Gegensatz zu anderen - asymmetrisch, auf einer Seite fehlt eine wasserundurchlässige Tonschicht, durch Auswaschungen sei der Boden an
dieser Flanke des Salzstocks trichterförmig weggesackt.

Die größte Gefahr für ein Salzbergwerk sei generell der Wasserzufluss. Die Laugen verhielten sich hochaggressiv. Befände sich Atommüll in den Schächten oder Kammern, verhielte sich die Lauge hochaggressiv, deshalb der naheliegende Verdacht, dass einige Fässer bereits zerfressen seien.

Prof. Schneider: "Die Durchlässigkeit des Deckgebirges war von Anbeginn bekannt. Dass dieses bei der Einlagerung von Atommüll außer Acht gelassen wurde, ist ethisch gesehen ein reiner Nullinger".

Für die Atomkraftgegner im Wendland drängen sich die Parallelen zwischen der Asse und Gorleben auf.

Die "Asse" sollte offiziell ein reines Forschungsbergwerk bleiben, aber das politische Hin und Her um die Planfeststellung hinderte Forscher zu keiner Zeit, das Kalibergwerk als Versuchslabor zu nutzen - für Gorleben.

Wolfgang Ehmke (BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.) warnte einerseits vor "Kurzschlüssen". Jeder Salzstock sei "individuell", habe seine eigene Struktur, gerade die geologischen Besonderheiten seien nicht eins zu eins von der Asse auf
Gorleben übertragbar.

Aber die Betreiber der Asse selbst hätten bis in die jüngste Zeit die Pilotfunktion Gorleben hervorgehoben. Zum einen wurden sog. »in-situ-Versuche« durchgeführt: Radioaktive Abfälle wurden mit Zement und tritiumhaltigem Wasser angemischt, das man durch Röhren in unterirdische Kavernen leitete. Zum anderen wurden radioaktiv strahlende
Kobalt-60 Quellen eingebracht, um zu studieren, wie sich Salz verhält, wenn es erwärmt wird.

Das hochbrisante Projekt, mit wärmeentwickelnden hochradioaktiven Kokillen aus der US-Atomfabrik Hanford unter Tage zu experimentieren, wurde Anfang der 90er Jahre wegen des massiven öffentlichen Protests gestoppt.

Namhafte Gorleben-Befürworter wie der Bergbau-Professor Klaus Kühn setzen unverdrossen auf Salzgestein als Endlagermedium. Kühn bescheinigte der Asse sogar noch Sicherheit, als die Lauge schon floss.

Ehmke: "In Gorleben gab es Laugennester und ungeklärte Wasserzuflüsse in der Phase des Abteufens de Schächte. Geologen warnten vor den Wasserwegsamkeiten und dem porösen Deckgebirge. Das Vertrauen in wissenschaftliche und politische Redlichkeit bei der Endlagerforschung und -suche wird gerade vollends verspielt!" Das Moratorium endet im Jahr 2010.

Doch der Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, in dessen Wahlkreis die Asse liegt, mache sich gerade stark für ein Versuchslabor in Gorleben. "Nicht mit uns!" sind sich die Gorleben-Gegner einig.


Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06
Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg e.V.
Drawehner Str. 3 29439 Lüchow
www.bi-luechow-dannenberg.de
Büro: Tel: 05841-4684 Fax: -3197
büro@bi-luechow-dannenberg.de
Pressesprecher: Francis Althoff 05843 986789
 presse@bi-luechow-dannenberg.de
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Vorsicht mit dem Begriff Gau

Jochen Hoff 24.06.2008 - 16:07
Der Begriff GAU ist im Zusammenhang mit der Atomtechnik fest mit dem größten anzunehmenden Unfall verbunden, den wir in Asse II mit Sicherheit nicht erreicht haben. Wir müssen mit den Termini der Atomleute argumentieren um nicht von vornherein als unseriös zu gelten. Ich selber neige ja auch dazu kraftvolle Worte zu finden:

 http://www.duckhome.de/tb/archives/1998-Wollen-Sie-Braunschweig-noch-mal-sehen.html

Aber wir haben jetzt eine völlig neue Gemengelage. Wir können zum ersten mal beweisen, das etwas schief gegangen ist:

 http://www.duckhome.de/tb/archives/2776-Langsam-wird-es-knapp-fuer-Braunschweig.html

"Machen wir es uns ganz einfach und glauben an einen Eintrag aus der Umwelt, sagen wir 1986 durch Tschernobyl. Diese Lauge ist heute auf der 750-m-Sohle. Das würde, wenn wir von Umweltkonzentration reden, bedeuten das nichts, aber auch gar nichts vom Cäsium-137 im Salz eingelagert wurde sondern alles durchrauschte. Jeder der mal in den Schnee gepinkelt hat, weiß, das selbst Schnee als Filter wirkt. Salz würde dies in einem weit größeren Ausmaß machen. Deshalb finden wir ja auch die vielen Einlagerungen im Salz, die bei Salzlampen zu so tollen Farben führen.

Wenn das Wassser so schnell fließt, das es nichts einlagert haben wir einen Bach, oder kleinen Fluss, aber dann stimmt die Menge von täglich 220 Litern nicht. 220 Liter könnte das Wasser sein, was noch im Salz enthalten ist, und ein paar Fässer sind leider kaputt und kontaminieren dieses Wasser. Im schlimmsten Fall sind viel mehr Fässer kaputt und Oberflächenwasser wie auch Wasser aus dem Salz rauschen an anderer Stelle durch den Salzstock und die Herrschaften messen einfach an der verkehrten Stelle."

Natürlich ist Gabriel kein Politiker auf den ich mich verlassen möchte und sein Wahlkreis ist ihm sicherlich vollständig egal, er hat einen Listenplatz sicher, wenn die SPD noch mit 20 Mann in den neuen Bundestag einzieht. Aber er ist aufgescheucht zusammen mit anderen, die nie geglaubt haben, das da mal etwas schief geht.

Wenn wir denen jetzt aufgrund falscher Termini einen Grund geben sich wieder hinzulegen, werden die das dankend tun. Die Atomindustrie wird sie gerne auf Geldbündeln betteln und mit zarten Stimmchen einlullen. Wir müssen hartnäckig und sehr nah an Fakten kämpfen. Meine beiden Beiträge gehen dafür schon zu weit und wir müssen die gleiche Sprache wie die Atomleute sprechen. Dann wird zumindest untersucht und es besteht die Chance das alles wieder nach oben geholt wird und dauerhaft auf der Oberfläche unter Kontrolle gelagert werden muss.

Die Kosten dafür sind bekannt. Das wäre das Ende einer jeden Atomdiskussion.

Super-/ Gau

Bloub 24.06.2008 - 18:35
Kurz zum Thema Gau:

Gau steht, meines Wissens nach, fuer Groesster Anzunehmender Unfall. Und fuer genau diesen Groessten Anzunehmenden Unfall muss jedes AKW ausgelegt sein, OHNE dass radiaktivitaet austritt. Das heisst wenn ein Atomkraftwerk (oder aehnliches, z.B. Endlager) gebaut wird werden alle moeglichen Scenarien durchgespielt und das AKW darauf ausgelegt jedes dieser Scenarien so zu ueberstehen das keine Radioaktivitaet austritt. Wobei der GAU eben das schlimmste Scenario ist was sich die Atom-Lobby verstellen kann. Weswegen eben diese Leute die AKWs auch fuer "sicher" halten, da ja "jedes" Scenario durchgespielt wurde.

Ich bin nicht sehr informiert ueber Asse II aber so wie ich es verstanden habe tritt dort Radioaktivitaet aus. Was bedeutet das es sich dabei bereis um einen s.g. Super-Gau handelt. Naehmlich einen Unfall der eben noch schlimmer (Praefix "super") ist, als der "Groesste Anzunehmende Unfall". Wesegen keine Vorkehrungen getroffen wurden um zu verhindern das Radioaktivitaet austritt.

Ist nicht boese gemeint, und in der Altagssprache ist es vermutlich auch uebertrieben von einem Super-Gau zu sprechen, b.z.w. die Oeffentlichkeit wuerde es als voellig uebertrieben u.s.w. nicht ernst nehmen, aber aus der reinen Begriffsbedeutung waere es, meines Wissens nach, richtig.

Termine??

dr benz 24.06.2008 - 18:48
Sind irgendwelche Veranstaltungen geplant?Demos,Mahnwache o.ä. wäre toll wenn das noch kommt

termin + flugblatt

nachdenker 24.06.2008 - 21:37

Was ist Grubensumpf?

Diet 24.06.2008 - 22:10
Es moege bitte jemand erklaeren, was Grubensumpf ist. Ich habe darueber keine Vorstellung.

offizielle Definition

aaa 25.06.2008 - 01:03
"GAU" ist eine Abkürzung für "Größter Anzunehmender Unfall". Nach der offiziellen Definition ist der GAU ein sicherheitstechnisch beherrschbarer Unfall in einem Atomkraftwerk (offiziell: Kernkraftwerk) mit sehr geringen Auswirkungen nach außen. "Restrisiko" Der Begriff "Restrisiko" bezieht sich dagegen auf sehr schwere, nicht mehr beherrschbare Unfälle.

Grubensumpf: Definition

Jo 25.06.2008 - 05:46
Siehe folgenden Link:
 http://www.oberscheld.info/BergBauLexikon/BerglexQ-S.htm

Grubensumpf: Ein Raum im Bergwerk, in dem sich Gewässer aus der Grube sammeln. (Wahrscheinlich, um die besser abpumpen zu können?)

Einladung zur Pressekonferenz

Diet 27.06.2008 - 06:36
Asse-II-Koordinationskreis

Kontakt: Udo Dettmann, Tel. 0177 2 00 00 86

PI 26-06-2008

Einladung zur Pressekonferenz

Zwischenbilanz und Bewertung der Aktuellen ASSE-II-Diskussion

Montag, 30. Juni 2008

12.00 Uhr

Restaurant im Leineschloss


Die Wellen schlagen hoch, aber die Nachrichtenlage wird nicht wirklich besser. Wir möchten darum auf dieser Pressekonferenz die

Fakten sortieren und bewerten,
darlegen, welche weitere Fragen sich jetzt aus unserer Sicht ergeben und
eindeutige Forderungen an den Fortgang der Auseinandersetzung stellen.

Mehr Informationen

www.asse2.de

Rückfragen

Udo Dettmann, 0177 2 00 00 86
Peter Dickel, 0531 / 89 56 01

Busfahrt: Demo gegen Atommüllflutung

Francis Althoff 27.06.2008 - 10:33
Zur Demonstration "Die Flutung des Atommülls stoppen" organisiert die
Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg (BI) für Samstag (05.07.08)
eine Busfahrt zum vom Absaufen bedrohten Endlager Asse II bei Wolfenbüttel.


Interessierte können sich noch bis Mittwochvormittag im BI - Büro unter 05841
4684 für 10 Euro ein Ticket zum "Versuchsendlager für Gorleben" reservieren,
oder Patenschaften für Plätze übernehmen. Die Einstiegsmöglichkeiten sind um
8:38 Uhr am Lüchower Gildehaus und um 9:02 Uhr am Bahnhof Salzwedel.
Gegen 16:31 Uhr wird mit der Rückkehr in Lüchow gerechnet.

Francis Althoff 05843 986789

Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg e.V.
Drawehner Str. 3 29439 Lüchow
www.bi-luechow-dannenberg.de
Büro: Tel: 05841-4684 Fax: -3197
büro@bi-luechow-dannenberg.de
Pressesprecher: Francis Althoff 05843 986789
 presse@bi-luechow-dannenberg.de


Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an

Anti-Atom-Autoren gesucht — Redaktion "Castor-Nix-Da"