Kapstadt: Armensiedlung raeumungsbedroht

amandla 15.03.2008 11:34 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
Am 10. Maerz hat das Oberste Gericht in Kapstadt entschieden, dass die Joe Slovo Armensiedlung geraeumt werden kann, um Haeuser zu bauen, die sich die bisherigen BewohnerInnen nicht werden leisten koennen +++ Der Protest gegen die Haeuserraeumungen droht ethnisiert zu werden +++ Anti-Eviction-Campaign wendet sich gegen die Reproduktion der rassistischen Spaltungslinien: "It's about the poors and not about the colour!"
Mit dem jetzigen Gerichtsbeschluss ist eine neue Eskalationsstufe des Konflikts eingetreten.
Siehe  http://de.indymedia.org/2008/02/208536.shtml
Die Haeuser in Delft sind geraeumt und der Zwangsumsiedlung aus Joe Slovo steht juristisch nur ein weiterer Einspruch vor dem Gericht in Bloemfountain im Weg. Joe Slovo ist eine Innenstadtnahe aus Shacks (Baracken/Wellblechhütten) bestehende informelle Armensiedlung, die einem Wohnungsbauprojekt weichen soll. Doch die BewohnerInnen aus Joe Slovo und die Anti-Eviction-Campaign haben angekuendigt, sich mit aller Kraft gegen eine Raeumung zur Wehr zu setzen.

Die Anti-Eviction-Campaign schreibt in ihrer Presseerklaerung: “By this order Judge Hlophe and the others have declared war on the people of Joe Slovo and must take responsibility for the consequences. By this order Hlophe endorses the bureaucratic madness of forcibly removing Joe Slovo residents to Delft when they do not want to go there, and when there are thousands of backyarders in Delft who need the housing being built there by Thubelisha.”

Ein kurzer Blick zurueck

Am 19. Februar räumt die Polizei Häuser im Armenviertel Delft am Rande der Stadt.
Die 1600 BewohnerInnen hatten Häuser besetzt die eigentlich für diejenigen vorgesehen waren, die in den nächsten Wochen aus der Joe Slovo Siedlung zwangsumgesiedelt werden sollen.
Die BewohnerInnen wehren sich gegen die Umsiedlung nach Delft, da sie aus guten Gründen befürchten, dass sie an den Stadtrand gedrängt und nicht von den neuen Häusern profitieren werden. Im September 2007 wurde deshalb aus Protest für einige Stunden die N2 Autobahn blockiert. Die Polizei reagierte mit Gummigeschossen und räumte mit einem massiven Aufgebot.
Um die Joe Slovo Leute überhaupt räumen zu können, muss die Stadt erstmal die Häuser in Delft frei bekommen, das war der Hintergrund für die Räumungen im Februar bei denen abermals Gummigeschosse eingesetzt wurden. Laut Ashraf Cassiem von der Anti-Eviction-Campaign (Antiräumungskampagne) wurden dabei mindestens drei Kinder verletzt.

Spaltungsprozesse und Widerstand

Seit den Raeumungen leben BewohnerInnen in Delft auf der Strasse. Ein weiteres Problem sind die immer noch wirksamen, noch aus der Zeit der Apartheid stammenden rassistischen Spaltungslinien. Die geraeumten BewohnerInnen aus Delft wurden als sogenannte "coloureds" klassifiziert, die Leute der Joe Slovo Siedlung galten als “Black Africans”.
Lokalpolitiker der Democratic Alliance (DA), der groessten Oppositionspartei des Landes, die in Kapstadt regiert, versuchen das Problem nun zu ethnisieren. Sie mobilisieren die geraeumten Bewohner aus Delft auf der Basis dessen, dass sie sich als “coloureds” dagegen wehren sollen, dass “Africans” ihre Haeuser bekommen.
Die Arbeit der Anti-Eviction-Campaign ist u.a. deshalb so wichtig, da sie sich gegen eine Ethnisierung des Konflikts wendet. Dies hat mittlerweile bereits zu einer Spaltung der geraeumten Bewohnerschaft aus Delft gefuehrt. Ein Teil hat sich dem DA-Stadtrat Frank Martin angeschlossen, der weitaus groessere Teil unterstuetzt aber die antirassistische Position der Anti-Eviction-Campaign.

Hintergrund

Die Armen wehren sich dagegen, die gescheiterte Wohnungspolitik des ANC und der in Kapstadt regierenden Democratic Alliance (DA) ausbaden zu müssen. Sie wollen nicht als bloße Manövriermasse behandelt werden, sondern verlangen endlich eine soziale Lösung der Wohnungskrise. Alleine in Kapstadt fehlen nach Schätzungen zwischen 260.000 und 400.000 Häuser und Mietwohnungen, gebaut werden pro Jahr nur etwa 25.000 Haeuser.

Infos:
 http://westerncapeantieviction.wordpress.com/

Videos der Raeumungen:
 http://westerncapeantieviction.wordpress.com/category/video/
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Ergänzungen

Das Leben geht weiter

ama 17.03.2008 - 13:01
Press Alert: Delft pavement dwelling couple to marry today on the road

Saturday 15 March 2008
11am

DELFT, CAPE TOWN - In a few hours time, Sylvia Isaacs and Palmarco Jacobs, evicted from the BNG houses in Delft and living outside on Symphony Way with 3000 other people, will get married in the road.

The couple would like to invite the media to attend.

The couple have chosen to hold their wedding on the road as an expression of their steadfastness to the struggle of getting their long promised house in Delft.

for more information call 076 1861408
Western Cape Anti-Eviction Campaign 15. März 2008 10:10

Marsch in die Innenstadt

ama 18.03.2008 - 12:00
Press Release: Delft pavement dwellers to re-submit their ‘misplaced’ subsidy applications

Western Cape Anti-Eviction Campaign
March 17, 2008

Tomorrow, Delft pavement dwellers of Symphony Way plan to go - en mass - to Cape Town to resubmit their subsidy applications.

Before they head to town, residents are heading to the Belville Court to support one of their own who has been falsely charged for public violence. During the illegal Christmas evictions last year, police decided to pick and choose random residents and accuse them of violence when the real perpetrators of this violence were the police themselves.

After court, representatives of over 450 families will make their way to 27 Wale Street in Cape Town to re-submit their housing subsidy applications. While all residents have in the past filed these applications, they have been mysteriously 'misplaced'. According to Thubelisha Homes, only 4 of the 450 families on Symphony Way have had their applications approved. However, these 4 families have vowed to continue to support the other families saying: "If we all dont move into a house, I will stay right here on the pavement with my brothers and sisters!"

Residents hope that this time their subsidy application will not be lost or destroyed by the housing department.

Fore more, please visit westerncapeantieviction.wordpress.com. For comment, please call 076 1861408