St. Petersburg: Uranmüll-Demo verboten

Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen 09.10.2007 13:44 Themen: Atom Repression Ökologie
Die Behörden in St. Petersburg haben heute eine Demo russischer Umwelt- und Anti-Atom-Gruppen gegen die Ankunft des deutschen und niederländischen Uranmülls aus Gronau und Almelo verboten! Die Demo ist für Donnerstag, 11. Oktober, um 11 Uhr vor dem Rathaus in St. Petersburg geplant. Schon morgen soll das niederländische Uranmüllschiff Doggersbank mit abgereichertem Uranmüll im Hafen von St. Petersburg einlaufen und dort zunächst auf LKWs, dann auf die Bahn verladen werden. Die Anti-Atomkraft-Initiativen im Münsterland protestieren gegen das Demo-Verbot in St. Petersburg und fordern die lokalen Behörden auf, den St. Petersburger Hafen für Uranmülltransporte zu sperren!
Russland befindet sich derzeit im Vorwahlkampf und jede Art von Oppositionsbekundung wird deshalb sehr misstrauisch begutachtet. Noch letztes Jahr hatten VertreterInnen der St. Petersburger Stadtverordnetenversammlung gegen die Uranmülltransporte öffentlich protestiert - jetzt ist offensichtlich Ruhe die erste Bürgerpflicht. Die russische Umweltorganisation reagierte mit großer Empörung auf das Demo-Verbot und kündigte an, dagegen vorgehen zu wollen. Am 15. Oktober soll in Ekaterinburg, nahe des wahrscheinlichen Zielorts des Uranmülls, Novouralsk, eine weitere Protestaktion stattfinden.

Die Anti-Atom-Inis im Münsterland unterstützen die Proteste in Russland. "Es ist ein Skandal, dass deutscher und niederländischer Atommüll den Menschen in Russland einfach vor die Tür gekippt wird. Jetzt soll ihnen auch noch das Recht auf öffentlichen Protest genommen werden. Wir rufen deshalb zur Solidarität mit den russischen UmweltschützerInnen auf. Wir fordern ein Aufheben des Demo-Verbots und den sofortigen Stopp der Uranmülltransporte nach Russland," sagte ein Sprecher.

Besonders pikant an der Angelegenheit: Ein Drittel der Urenco-Anteile gehört den deutschen Atommultis EON und RWE. Gerade EON sitzt bei der russischen Regierung dick drin im Geschäft. Der russische Honorarkonsul in Düsseldorf heißt Dr. Burkhard Bergmann und ist im Hauptberuf Chef von EON-Ruhrgas und im Hauptvorstand von EON. Er sitzt auch als einziger Ausländer im Direktorium von Gazprom, zusammen mit mehreren russischen Regierungsmitgliedern. Da kann EON quasi auf dem kurzen Dienstweg in Russland Proteste gegen die eigenen Uranmülltransporte aus Gronau abwürgen lassen!

Wie brisant die Lage für Anti-Atom-AktivistInnen sein kann, zeigte sich im Juli, als im sibirischen Angarsk ein Atomkraftgegner von russischen Neonazis ermordet wurde. Ein zweites Opfer konnte erst nach mehreren Wochen aus dem Krankenhaus entlassen werden und braucht weiterhin Unterstützung.

Wichtig ist deshalb viel öffentliche Solidarität aus dem Ausland - denn die dreckigen Uranmülltransporte der Urenco/EON/RWE gehen uns alle an!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

St Petersburg protest banned

Diet Simon 10.10.2007 - 01:12
Authorities in St. Petersburg have banned a demonstration against the arrival in the Russian port of German and Dutch depleted uranium planned for Thursday 11 October. The Dutch ship Doggersbank is due that day with the waste from enrichment plants at Gronau in Germany and Almelo in Holland. German nuclear opponents report at  http://de.indymedia.org/2007/10/196502.shtml that German influence in Russia probably made it easy to have the protests banned. A third of the trinational URENCO company whose waste it is, is owned the German power companies EON and RWE. Especially EON is heavily involved in business with the Russian government, they write. The honorary consul of Russia in Düsseldorf is Dr. Burkhard Bergmann who in his main job is the CEO of the gas company EON-Ruhrgas and is on the main board of EON. He is also the only foreigner among the directors of the Russian gas giant Gazprom, where he sits with several members of the Russian government. EON-Ruhrgas imports vast volumes of Gazprom gas to Germany. “With that kind of direct access, EON can easily have protests in Russia against transports of its own uranium waste from Gronau choked off,” say the nuclear opponents.

Ecodefense: Demo gegen Uranmüll findet statt

Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen 10.10.2007 - 01:53
Die russische Umweltorganisation Ecodefense hat gestern Abend mitgeteilt, dass die für morgen geplante Demo gegen den massiven Import von deutschem, niederländischem, britischem und französischen Uranmüll trotz Verbots um 13 Uhr vor dem Rathaus in St. Petersburg stattfinden soll. Die Anti-Atomkraft-Initiativen aus dem Münsterland erklärten ihre Solidarität mit den russischen Umweltgruppen und forderten die Aufhebung des Demo-Verbots sowie die sofortige Einstellung der Uranmülltransporte. Das Uranschiff Doggersbank wird heute morgen in St. Petersburg erwartet. Die Verladung auf LKWs und dann auf die Bahn wird längere Zeit in Anspruch nehmen.

Haltet euch über die Entwicklungen in St. Petersburg auf dem Laufenden und solidarisiert euch mit den russischen AtomkraftgegnerInnen! Die Atomindustrie hofft, in Russland die Uranmülltransporte ohne Öffentlichkeit quer durchs Land zu schicken. Für die dreckige Uranmüllentsorgung sind in Deutschland die Urenco, ihre Anteilseigner EON und RWE sowie die Bundesregierung verantwortlich. Die drücken sich aber komplett, wenn in Russland irgendwas schief läuft. Deshalb sind die Proteste der russischen Gruppen so wichtig, damit das dreckige Uranmüll-Spiel so nicht weiterläuft.