Dresden, Neustadt: Kamera ist weg

ana 30.05.2007 00:11 Themen: Freiräume Repression Soziale Kämpfe
Die Auseinandersetzung um die geplante Videoüberwachung auf der Alaunstraße, einem der belebtesten Plätze im Dresdner Viertel Äußere Neustadt, geht ja nun schon lange. Die Polizei plant, mit mehreren stationären Videokameras den Platz vorm Kulturzentrum Scheune überwachen zu lassen. Sie hat dabei das Problem, dass kaum ein Hauseigentümer sein Dach zur Verfügung stellen will. Nun hat auch der Wirt des "Espitas" einen Rückzieher gemacht: dort war zu Jahresbeginn die erste und bisher einzige polizeiliche Kamera installiert worden.
Der Wirt hat der Polizei gekündigt: er wolle nicht der Buhmann des Viertels sein.

> Ein Rückblick: die Demo "Wir sind so frei..." am 15. Mai 2007

Ausschlaggebend für seinen Rückzieher war sicher auch die kraftvolle Demonstration am 15. Mai: unter dem Motto "Wir sind so frei.." demonstrierten anfangs über 500 Menschen gegen "Videoüberwachung und Repression. Für Freiräume und Selbstbestimmung." Ein erstes Ziel hat die Demo also erreicht. (...jubel!..)

Allerdings war Videoüberwachung nur _ein_ Thema der Demo. Aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchteten RednerInnen die Punkte im Viertels, wo um Freiräume gekämpft wird.. Die Demo führte von der besetzten "Grünen Oase" Kamenzer Straße, die die Stadt gegen den Willen der BewohnerInnen bebauen lassen will ( http://de.indymedia.org/2007/04/172456.shtml), über den Lutherplatz, wo 2004 ein besetztes Haus geräumt wurde, und die Kampagne für ein soziales Zentrum entstand, über die Böhmische Straße (eine weitere Freifläche, die bebaut werden soll), zur Alaunstraße/Louisenstraße, dem Eck, das nach dem Willen des Innenministers stationär videoüberwacht werden soll - was nach dem Rückzieher des Wirts schwerer sein dürfte. Nach einer kurzen Ansprache vor einem leerstehenden Haus auf der Königsbrücker Straße (das am 9.März 2007 besetzt und nach kurzer Zeit gewaltsam geräumt wurde  http://de.indymedia.org/2007/03/170451.shtml) zog die Demonstration in Richtung Innenministerium. Auf dem Weg wurde an rassistische Übergriffe in der vergangenen Zeit erinnert, wo deutlich wird, dass die Freiräume für MigrantInnen oft deutlich enger sind...

> Neustadt tritt aus

Vorm sächsischen Innenministerium erinnerte ein Redner an die Ignoranz von Seiten der Stadt Dresden und des Landes Sachsen gegenüber den Bedürfnissen der BewohnerInnen der Äußeren Neustadt - und proklamierte den Austritt des Stadtviertels. Symbolisch wurden ein Dresdner und ein sächsisches Wappen überklebt, und "Neustadt an der Heide" ausgerufen.

Viel Jubel, aber auch Kritik: schließlich ist die Wandlung der Äußeren Neustadt nicht allein auf äußere Einflüsse zurückzuführen, sondern ebenso auf die Neustädter selbst, die Neustadt ist ja nicht homogen. Und: die Probleme beschränken sich nicht auf die Neustadt allein. Immerhin: ein Anfang ist gemacht, hoffen wir, dass Pieschen, Potschappel und Prohlis nachziehen und Bunte Republiken ausrufen!

Eine Kamera ist weg, der nächste Freiraum ist aber bedroht: die "Grüne Oase" Kamenzer Straße ist am vergangenen Dienstag an einen privaten Investor verkauft worden. In nächster Zeit sollen wieder Bagger rollen...

Es bleibt also unübersichtlich, und so wird gespannt erwartet, was das Stadtteilfest mit anarchischen Wurzeln "Bunte Republik Neustadt" eine Woche nach dem G8-gipfel bringen wird: wieder eine Bier&Bratwurst&Kommerzmeile - oder Kritik, Protest und Alternativen...? Eine Woche nach der BRN wollen verschiedene Initiativen einen "Neustadtgipfel" veranstalten, der die aktuellen Probleme & Debatten aufgreifen soll...
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Nur mal so... — ...

ja geil — fridolin