AntiG8-Fahrradkarawanen: Repression&Aktionen

gr8chaoskaravaan 08.05.2007 15:46 Themen: G8 Heiligendamm Repression Soziale Kämpfe
+++ letzte Nacht endlich die letzte der 100 festgenommenen FahrradkarawanistInnen in Utrecht freigelassen +++ Presse-Blackout +++ Juristisches Nachspiel für AktivistInnen und Polizei +++ Verschiedene Aktionen von ShakeG8-Bikeride und Gr8chaoskaravaan in den letzten Tagen +++ Unterstützung bei Grenzübertritten nach Deutschland nötig +++
Gestern Nacht war es endlich soweit: Die letzte Festgenommene Fahrradkarawanistin wurde nach mehr als 48-stündiger Haft in der vergangenen Nacht wieder freigelassen. Rund 100 Mitglieder der "Gr8chaoskaravaan" - Westeuropa-Fahrradkarawane gegen den G8-Gipfel - und UnterstützerInnen waren am Samstag unter dem Vorwand festgenommen worden, nicht auf dem Fahrradweg gefahren zu sein. Fahrräder wurden beschlagnahmt und beschädigt, die meisten Festgenommenen unter widrigen Bedingungen (überbelegte Zellen mit 25 Personen auf 4x4m, daher Sauerstoffmangel, keine Verpflegung) bis tief in die Nacht festgehalten und von Polizeibeamten bedroht, dass ihnen schlimmeres passieren werde, sollten sie weitere Aktionen druchführen. Schon bei der Festnahme war die Polizei nach Berichten vieler DmeonstrantInnen mit unverhältnismäßiger Agression vorgegangen, die Karawane wurde von einer Spezialeinheit der Polizei mit gezogenen Schlagstöcken zum Stehen gebracht, ein Fahrrad von einem Polizeibus, der mitten in die Menge fuhr, angefahren.

FotografInnen wurden als erste festgenommen oder abgedrängt, Öffentlichkeit war bei diesem massiven Polizeiübergriff offensichtlich unerwünscht. Dazu passt, dass die Polizeiaktion trotz ihres skandalösen Charakters sowie der Pressearbeit der Karawanegruppe und FreundInnen in den deutschen Medien kaum Beachtung fand, in den Niederlanden war mit wenigen Ausnahmen die verharmlosende polizeiliche Darstellung vorherrschend. Inzwischen gibt es ein Video der Ereignisse davor und danach (siehe unten).

Die Gr8chaoskaravaan wertet den Polizeiangriff als Beleg, dass jeglicher Protest gegen den G8 unerwünscht ist und durch Einschüchterung, Schikanen und Kriminalisierung verhindert werden soll. Die Vorfälle vom Samstag werden für die meisten AktivistInnen ein juristisches Nachspiel haben, da sie nun wegen "Mißachtung von Polizeianweisungen" im Juli vor Gericht erscheinen sollen. Aber auch die Polizei wird mit diesem Übergriff auf eine friedliche Radtour, die zu diesem Zeitpunkt die Stadt verlassen wollte, nicht unbehelligt davonkommen. Die Gefangenengruppe Utrecht will zusammen mit vielen Betroffenen gegen den unverhältnismäßigen Polizeieinsatz und die unangemessenen Haftbedingungen vorgehen, aufgrund der beschädigten Fahrräder und zerstörten Schlösser wird eine Schadensersatzklage eingereicht.

Der Zeitplan der Fahrradkarawane konnte aufgrund der Festnahmen zwar nicht eingehalten werden, trotzdem fanden fast alle für das Wochenende geplanten Aktionen unter Beteiligung kleiner Karawane-Delegationen statt - eine antirassistische Abschiebelagerbegehung mi 60 Personen in Zeist, eine spontane Antirepressionskundgebung mit 50 Leuten vor der Polizeiwache in Utrecht, der Auftakt der Anti-G8-Aktionstage in Nijmwegen (in Abwesenheit der Karawane), und der gestrige kleine aber feine Fahrradaktionstag in Nijmwegen, bei dem es u.a. zu einer Blockade von McDonalds, einer Kurzbesetzung eines geplanten Golf-Parcours und einer Blockade der Ausländerpolizei kam. Auch die Osteuropakarawane "ShakeG8 bikeride"
sorgte mit einer Fahrradaktion gegen die Privatisierung öffentlichen Raumes in einem deluxen Einkaufszentrum in Poznan/Polen für aufsehen.

Beide Fahrradkarawanen werden in nächster Zeit die Grenze nach Deutschland überqueren. Gerade angesichts der Ereignisse des letzten Wochenendes, des vollkommen willkürlichen Polizeiübergriffs und des Presse-Blackouts ist es wichtg, daß der Grenzübertritt der Karawanen Unterstützung findet. Der ShakeG8-Bikeride ruft für den 16.5. zu einer "Dance down the borders" -Aktion ("Die Grenzen niedertanzen") bei ihrem Grenzübertritt in Schwedt auf. Die Gr8chaoskaravaan wird am Mi., den 9. Mai zwischen Zutphen (NL) und Gronau/Ahaus die Grenze überqueren. Nähere Infos über 0048 782 346 786 (Infotelefon ShakeG8-Bikeride)  karavaan07@yahoo.co.uk (Infomail Gr8chaoskaravaan) oder das Infobüro der Fahrradkarawanen in Rostock: caravan-info-office, G8-Protestzentrum, Ehm-Welk-Schule, Knut Rassmussenstr. 108, 18106 Rostock, 0176-28879588

Video zu den Festnahmen in Utrecht (englisch):
 http://www.youtube.com/watch?v=tTtITVn5in8&eurl=http%3A%2F%2Fwww%2Edissent%2Enl%2F

Weitere Artikel über die Festnahmen in Utrecht:
G8-Karavane in Utrecht verhaftet  http://de.indymedia.org/2007/05/175412.shtml
G8/NL: 4 Personen weiter in Haft - Soliaufruf  http://de.indymedia.org/2007/05/175478.shtml

Berichte, Fotos und Videos zu den Aktionen der vergangenen Tage:
Poznan geshaked - nicht gerührt  http://de.indymedia.org/2007/05/175783.shtml
G8 Bike Caravan Action Nijmegen  http://www.indymedia.org.uk/en/2007/05/369931.html (englisch)
Weitere Berichte  http://dissentnetzwerk.org/wiki/Bicycle-Caravan_%22West%22#Other_reports_.2F_Andere_Berichte

Infos zu allen 6 Fahrradkarawanen gegen den G8-Gipfel:
 http://dissentnetzwerk.org/wiki/Fahrradkarawanen_/_bicycle_caravans
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Ergänzungen

Farbanschlag auf Gericht und Polizei

dissentnl 08.05.2007 - 23:53
In der Nacht von Samstag auf Sonntag fand ein Farbanschlag auf das Gerichtsgebäude statt, verbunden mit einem im Briefkasten des Gerichts deponierten Schreiben, in dem es hiess:

"Farbe aus Solidarität mit den GenossInnen die noch festsitzen. Und aus Protest. Denn sie wurden nicht angehalten, weil sie nicht gehorchten, sondern weil ihre Überzeugung denen, die Waffen tragen, nicht passte."

In der Nacht von Montag auf Dienstag wurde ein zweiter Farbanschlag mit einer ähnlichen Notiz gegen das Polizeigebäude verübt.

Quelle:  http://www.indymedia.nl/nl/2007/05/44231.shtml