Katalanische Dokumente in Madrid festgesetzt

Ralf Streck 23.01.2006 10:08 Themen: Weltweit
Mehr als 25 Jahre haben die Katalanen die Dokumente zurückgefordert, die von den franquistischen Putschtruppen nach dem Fall Kataloniens 1939 geraubt wurden. 499 Kisten lagerten bisher im Zentralarchiv im Zentralspanischen Salamanca. Unter Polizeischutz traten sie nun ihre Reise nach Katalonien an und befinden sich seit Donnerstag in Madrid. Die Postfaschisten der PP haben wieder einmal ihre Richter am Nationalen Gerichtshof aktiviert und die Dokumente in Madrid festgesetzt.
Das Gezerre um die geraubten Dokumente ist also noch nicht vorbei. Der ultrarechte Bürgermeister von Salamanca, Julián Lanzarote, hatte schon letzte Woche für die Volkspartei (PP) erklärt: "Kein Papier aus den Archiven wird diese Stadt verlassen." Er verhängte deshalb ein Ladeverbot um das Nationalarchiv, um den Abtransport zu boykottieren. Er wies die Lokalpolizei an, das Archiv zu bewachen. Unter dem Schutz der Nationalpolizei wurden die Kisten schließlich abgeholt und zunächst nach Madrid gebracht.

Jetzt hat Lanzarote beim Nationalen Gerichtshof beantragt, die Papiere in Madrid dort festzuhalten. Das ist ihm zunächst gelungen, da die PP den Nationalen Gerichtshof weitgehend mit Richtern beherrscht. Vergleiche hierzu:  http://de.indymedia.org/2006/01/136795.shtml Dabei hat dieses Sondergericht absolut nichts mit derlei Vorgängen zu tun, sondert kümmert sich meist jämmerlich um andere Fälle  http://de.indymedia.org/2006/01/136309.shtml

Ausgerechnet der Postfaschist Lanzarote schiebt vor, ein Teil der Kisten gehörten nicht der Regionalregierung, sondern dem Komitee der antifaschistischen Milizen Kataloniens. Dabei verherrlichen die Postfaschisten noch immer Franco und wollen Proteste zu dessen Todestag verbieten.  http://de.indymedia.org//2005/11/133502.shtml Jedenfalls hat der Gerichtshof einer einstweiligen Verfügung stattgegeben und die Kisten bleiben erstmal mindestens bis Dienstag in Madrid.

Stets hatten sich die Franco-Nachfolger gegen die Rückgabe gestemmt. Im vergangenen Juni mobilisierte sie Zehntausende Menschen nach Salamanca  http://de.indymedia.org//2005/06/120645.shtml . Auf Transparenten forderten sie, die Kultusministerin Carmen Calvo und den Chef der Republikanischen Linke Kataloniens (ERC) Josep Lluís Carod Rovira an die "Wand zu stellen".

Die Rückgabe war Teil der Vereinbarung mit der ERC, welche die sozialistische Minderheitsregierung von José Luis Rodriguez Zapatero stützt. Der hatte die Rückgabe angeordnet und stützte sich auch auf das Gutachten einer Expertenkommission, welche die Forderung der Katalanen als berechtigt bezeichnete. Die Kulturministerin betonte, es entspreche der Linie der Vereinten Nationen, Kriegsbeute zurückzugeben. Schritte zur Rückgabe der Kriegsbeute an die Basken fehlen aber, die ihr Material ebenfalls fordern.

Die geraubten Papiere dienten dem Franco-Regime überall auch dazu, Informationen zur Verfolgung seiner Gegner zu bekommen.  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21696/1.html Die Papiere, soweit nicht vernichtet, enthalten auch Details über die Repression gegen Kommunisten, Anarchisten und Republikaner. Zehntausende wurden ermordet und liegen meist noch heute unidentifiziert in Massengräbern liegen. Die Dokumente könnten bei der Auffindung der Gräber helfen.  http://de.indymedia.org/2006/01/136998.shtml Dabei sind auch persönliche Briefe und Propaganda-Material von Gegnern des Diktators.

© Ralf Streck, Donostia-San Sebastian den 23.01.2006
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Ergänzungen

Morgen entscheidung

llibertat 23.01.2006 - 22:24
Morgen wird vom Tribunal Constitucional bekanntgegeben wann die Papiere sich in Richtung Katalonien begeben. Dort angekommen werden sie in einem Museum zu besichtigen sein und im Laufe von 5 Jahren verschiedene Städte Kataloniens besuchen.
Visquin els Paisos Catalans lliures!