Die Sechste Deklaration der ELZN

hullewuppe 03.09.2005 00:06 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit
Derzeit finden in den zapatistischen Gemeinden in Chiapas Konsultationen mit der Zivilgesellschaft statt. Anlass ist die „Sechste Deklaration aus dem Lacandonischen Urwald“ der ELZN und die „otra campaña“.
Nachdem am 19. Juni 2005 durch die EZLN in Chiapas die Alarmstufe Rot ausgerufen wurde, fanden in der darauffolgenden Woche interne Konsultationen in mehr als 1000 indigenen Gemeinden in Chiapas statt. Bei einer Abstimmung entschieden sich 98% der Teilnehmenden für eine neue politische Initiative, die in der „Sechste Deklaration aus dem Lacandonischen Urwald“, auch einfach „La Sexta“ gennant, ausformuliert wurde. (Eine deutsche Übersetzung findet sich hier:  http://x.mediosindependientes.org/display.php3?article_id=113975 Teil 1
 http://x.mediosindependientes.org/display.php3?article_id=114008 Teil 2
 http://x.mediosindependientes.org/display.php3?article_id=114067 Teil 3

Darin schlägt die EZLN eine Allianz mit unterschiedlichsten sozialen Gruppen und Bewegungen aus dem linken Spektrum vor, um gemeinsam eine außerparlamentarische Oppostion in Mexiko zu bilden, um unabhängig von den Parteien und dem Staat einen Wandel zu bewirken.
Während in Mexiko bereits der Wahlkampf für die Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr begonnen hat, hat die EZLN ein weiteres Mal betont, dass ein Wandel mit Hilfe des parlamentarischen Systems nicht möglich ist und sich dabei auch öffentlich vom Präsidentschaftskandidaten López Obrador der PRD distanziert. (siehe Indyartikel:  http://de.indymedia.org//2005/04/111443.shtml)
Während einige Intelektuelle und Köpfe der Linken an einen Wandel durch einen möglichen Regierungswechsel durch Obrador glauben, hat Subcomandante Marcos zur „Otra Campaña“ aufgerufen und wurde deshalb auch wiederholt mit dem Vorwurf angegriffen, dadurch die Linke im Land zu spalten.

“La otra campaña”

Die EZLN verlässt dabei den Weg vor allem für die unterdrückten Indígenas in Mexiko zu kämpfen und schmiedet derzeit eine Allianz mit unterschiedlichsten Gruppen im Land. „Denn“, so heißt in der Sechsten Deklaration, „ein weiterer Schritt vorwärts im Kampf der indigenen Bevölkerung ist nur möglich, wenn die Indígenas sich mit den Arbeitern, Bauern, Studierenden, Lehrern, Angestellten usw. vereinen.“
Damit rücken auch neue Themen wie die Diskriminierung von Homosexuellen, die Kämpfe der Studierenden und der Streit um selbstverwaltete Zentren in den Fokus der Zapatisten. Diese Veränderung der Strategie ist nicht nur auf Beifall gestoßen, doch zu Verteidung sagte Marcos in einem Comuniqué : „Wir werden weiter für die indigenen Völker Mexikos kämpfen, aber nicht mehr nur für sie und mit ihnen, sondern mit allen Ausgebeuteten und Enteigneten Mexikos, mit ihnen allen und im ganzen Land.“

Konsultationen

Vom 26.-28. 8. 05 fand in der Gemeinde San Miguel, Municipio Autónomo Zapatista Francisco Gómez, caracol de la Garrucha im Lacadonischen Urwald in Chiapas das 4. Treffen zwischen VertreterInnen der Zapatisten/ der EZLN und Gruppen und Organisationen der Zivilgesellschaft Mexikos statt.
Nachdem in den letzten Wochen bereits Treffen mit VertrerInnen von indigenen Organisationen, linken Gruppen und Verbänden und sozialen Organisationen stattgefunden hatten, waren diesmal vor allem NGOs und Kollektive aus dem ganzen Land nach Chiapas gereist.
Bisher haben bereits über 600 Gruppen und Organisationen und über 1000 Einzelpersonen an den Treffen mit der EZLN teilgenommen. Dort hatte jede Gruppe die Möglichkeit sich vorzustellen, ihre Ziele und Vorstellungen zu präsentieren und vor allem Vorschläge für konkrete Schritte im Rahmen der „otra camapaña“ zu machen. Anschließend gab es dann noch die Möglichkeit für „bilaterale“ Gespräche mit der EZLN, um gemeinsame Strategien zu entwicklen.
Auf Grund der Masse der angereisten Gruppen und Personen dauerten die Gespräche bis tief in die Nacht und bis in den Sonntag hinein, an.
Zahlreiche internationale TeilnehmerInnen waren als BeobachterInnen anwesend. Schließlich hatte Marcos auch die Bedeutung des internationale Kampfes gegen den Neoliberalismus betont.

In Chiapas findet derzeit ein historischer Prozess statt: der Versuch die außerparlamentarische Linke, sozialen Organisationen, indigene Gruppen, Kollektive und Einzelpersonen usw. zu einem gemeinsamen Kampf gegen die neoliberale Gloablisierung und den Kapitalismus zu vereinen. Dabei soll eben gerade nicht auf den Wandel durch den Marsch durch die Instanzen vertraut werden, sondern neue Formen Politik zu machen ausprobiert werden, von der Basis ausgehend und deren Interessen vertretend. Eine alternative und außerparlamentarische antikapitalistische Linke also, die unter anderem die Schaffung einer neuen Verfassung zum Ziel hat.
Nachdem in den vergangenen Jahren in Südamerika immer mehr „linke“ Regierungen an die Macht gekommen sind, bietet die Entwicklung in Mexiko gerade Hoffnung auf einen linken Wandel, der von der Basis ausgeht und von Gruppen und Organisationen getragen wird, anstatt von den sich schnell korrumpierenden Parteien, wie das Beispiel Lula in Braslien zeigt.

Für weitere Informationene siehe:  http://chiapas.indymedia.org oder www.revistarebeldia.org
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