Die Vorposten der Tyrannei

Kurz vor der Amtseinführung werden die nächsten Ziele der Neocons bekannt.
Während die »Achse des Bösen» zum »Vorposten der Tyrannei« mutiert, lässt es die Regierung in Washington auf der teuersten und längsten Amtsantrittsparty so richtig krachen.
Noch vor der Regierungseinführung in den USA werden die neuen Pläne der Neocons bekannt. Die designierte Außenministerin Condoleezza Rice spricht in einer Anhörung durch den Senat nun nicht mehr von der »Achse des Bösen«, sondern von den »Vorposten der Tyrannei«. Genannt werden Birma, Kuba, Iran, Nordkorea, Simbabwe und Weißrussland. Schaut man sich die Liste genauer an, wird schnell klar, um welchen der gebrandmarkten Staaten es denn wirklich geht. Die amerikanischen Interessen, die Welt weiter zu demokratisieren wird kaum bei Simbabwe oder Weißrussland beginnen. Nordkorea ist zu nahe am strategischen Kreis der Chinesen und somit militärstrategisch ein heißes Eisen. Birma besitzt zwar einige Erz, Erdöl- und Gasreserven, allerdings kommen hier doch schnell Erinnerungen an verlorene Auseinandersetzungen in Dschungelgebieten hoch. Das die USA den alten Feindfreund Kuba überfallen könnte, scheint eher unwahrscheinlich. Die Durchsetzung von Demokratie und Menschenrechten würde doch nur die Internierung von Kindern und anderen »ungesetzlichen Kombattanten« in Guantanamo Bay erschweren.
Bleibt der Iran. Das der Iran nach neuen Berechnungen, nachzulesen im BP Statistical Review of World Energy 2004, über gesicherte Erdölreserven von 18 Milliarden Tonnen verfügt, muss ein Zufall sein. Damit besitzt der Iran nicht mehr nur die zweitgrößten Erdgasreserven nach Russland, sondern nach diesen neuen Berechnungen auch die zweitgrößten Erdölreserven nach Saudi-Arabien.

Die neue Administration läuft sich langsam warm. Als am 17.01. der Artikel von Seymour M. Hersch im Magazin The New Yorker bekannt wurde, breitete sich der Inhalt wie Feuer in einem vertrockneten Nadelwald aus.
»Es ist ein Krieg gegen den Terrorismus und der Krieg im Irak ist nur ein Teil davon. Die Bush Administration betrachtet das ganze als ein großes Kriegsgebiet. Als nächstes wird es der Iran sein. Wir haben eine Kriegserklärung abgegeben und die bösen Jungs, wo auch immer sie sich aufhalten, sind die Feinde. Wir haben vier Jahre und die wollen wir nutzen, um hinterher sagen zu können, dass wir den Krieg gegen den Terrorismus gewonnen haben.« So zitiert Seymour Hersch einen ehemaligen hochrangigen Nachrichtendienst Mitarbeiter.
Seit Sommer 2004 seien Spezialkommandos im Iran um drei Dutzend oder mehr bekannte und geheime Ziele der iranischen Atom- und Chemieindustrie sowie Raketenabschussbasen zu identifizieren. Diese Ziele sollen durch Präzisions- und Kommandoangriffe zerstört werden.
»Die Zivilisten im Pentagon wollen in den Iran und soviel wie möglich von der militärischen Infrastruktur zerstören.« Sagte ein nicht genannter Regierungsberater mit guten Verbindungen zum Pentagon, im Gespräch mit dem Journalisten Hersch.
Mit dem Artikel The coming wars konfrontiert sagte sowohl ein Pentagonsprecher, als auch die designierte Außenministerin Rice, der Bericht sei fehlerhaft. Der Hauptaussage hingegen, wonach Georg W. Bush den Befehl für die Planung eines Krieges gegen Iran gegeben habe, wurde nicht widersprochen.
Condi Rice allerdings ist ja auch noch in der Übungsphase der Weltdiplomatin, wie man unschwer an ihrer Aussage zu den Opfern der Flutkatastrophe erkennen konnte. Dies sei »eine wundervolle Gelegenheit« für die USA mittels Hilfsanstrengung ihre mitfühlende Seite zu zeigen, so die häufig als recht intelligent beschrieben zukünftige Außenministerin Rice. Bereits jetzt ernteten die USA »große Dividenden« für die Diplomatie.

Ab heute feiert die amerikanische Präsidialmonarchie erst einmal vier Tage lang, um den ganzen Stress der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Das die Party mit 9 Bällen und vier Galadinners runde 40 Millionen Dollar kostet und damit die teuerste Antrittsparty in der amerikanischen Geschichte ist, überrascht dabei nicht wirklich. Ein grossteil dieser Kosten wird, wie sollte es anders sein von der Industrie gesponsort. Unter anderem von Pepsi, UPS und der Bank of America. Finanziell unterstützen kann man die Feier auch, indem man bei www.inaugural05.com beispielsweise Bleikristall mit Präsidentenwappen kauft...
Was man von all dem hält, kann man dem Präsidenten auch persönlich sagen. Wie auch immer. Am 23.Februar in Mainz.

www.bushinmainz.de
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Ergänzungen

2 Telepolis-Artikel von gestern+heute

Ergänzer 19.01.2005 - 20:19
Das letzte Hurra...
...und die kommenden Kriege
Auch der neueste Bericht des amerikanischen Enthüllungsjournalisten Seymour Hersh dürfte für einigen Wirbel sorgen. Was viele von der zweiten Amtsperiode des amerikanischen Präsidenten befürchteten, wird von den Quellen, die Hersh zitiert, bestätigt: Die Regierung Bush will in ihrem Krieg gegen den Terrorismus noch aggressiver gegen unliebsame Regimes vorgehen, das nächste Ziel soll der Iran sein. "The next step is Iran. It's definitely there. They're definitely planning", sagte Hersh gegenüber CNN.
 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19251/1.html


"Wir werden Freiheit und Demokratie auf der ganzen Welt verbreiten"
Die designierte US-Außenministerin Rice bestätigt die bisherige US-Politik, nach einer internationalen Umfrage lehnt die Mehrzahl der Menschen diese jedoch ab.
Nach dem Artikel des investigativen Journalisten Seymour Hersh, dass die US-Regierungen bereits seit Monaten verdeckte Operationen im Iran durchführen lässt und einen Angriff auf nukleare und militärische Anlagen des Landes plant, stellt sich der Eindruck der Wiederholung ein. Die designierte Außenministerin Rice beschwor zwar während der Senats-Anhörung die Notwendigkeit der Diplomatie, rechtfertigte aber ohne Wenn und Aber die Irak-Politik und bezeichnete den Iran als "Außenposten der Tyrannei". Besonders scharf kritisierte sie die Regierung von Venezuela, was auch nichts Gutes verheißt, machte aber vor allem noch einmal deutlich, dass die USA einem Auftrag folgt: "Wir werden Freiheit und Demokratie auf der ganzen Welt verbreiten. Das ist der Auftrag, den Präsident Bush Amerika in der Welt gegeben hat, und das ist der große Auftrag der gegenwärtigen amerikanischen Diplomatie."
 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19267/1.html

Saudi-Arabien kommt auch noch dran

Blubb 19.01.2005 - 20:49
Zunächst ist aber Iran dran. Im Telepolis-Artikel kannst Du lesen, daß 10 Länder auf der Liste sind. Denke, daß die Reihenfolge aus strategischen Gründen so ist.

Wieso Belarus ein "Vorposten d. Tyrannei" ist

Informant 19.01.2005 - 21:11
Minsk verweigert sich den Wirtschaftsvernichtungs- und Kolonisierungsprogrammen des IWF und der NATO-Mitgliedschaft:

"...
Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) erwartet für das Gesamtjahr 2004 ein Wirtschaftswachstum von 8 Prozent, im ersten Quartal 2004 stieg das belarussische Bruttoinlandsprodukt um 9,7 Prozent, die Industrieproduktion um 14,4 Prozent. Belarus hat inzwischen als erster GUS-Staat den Wirtschaftsstand des Jahres 1990 sowohl beim Umfang der Produktion als auch beim Bruttoinlandsprodukt wieder erreicht.

Keine Schocktherapie
Das belarussische Wirtschaftswachstum resultiert nicht aus der Wirtschaftstätigkeit ausländischer Konzerne oder aus Privatisierungen. Nur 1,5 Milliarden Euro an ausländischen Direktinvestitionen sind bisher ins Land geflossen, lediglich 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts werden vom Privatsektor erwirtschaftet. Zugleich liegt das nach Kaufkraft gewichtete Pro-Kopf-Jahreseinkommen mit 9.200 Euro jährlich deutlich über demjenigen von Russland (7.800 Euro) und der Ukraine (5.100 Euro). ,,Belarus hat sein eigenes Entwicklungsmodell gewählt", erklärt der Vorsitzende der Oberkammer des belarussischen Parlaments, Gennady Novitzky: ,,Das Wesen dieses Modells sind keine Schocktherapie und pauschale Privatisierung, sondern kontinuierliche Wirtschaftsumwandlungen im Interesse des Volkes."2)
..."
 http://www.german-foreign-policy.com/de/news/article/1092088800.php

"Belarus: NATO Governments Plan $500 Million Election Takeover"
 http://emperors-clothes.com/docs/500.htm

Da gäbe es für die Westkonzerne viel zu plündern.
Wie bei Jugoslawien nach dem NATO-Putsch 2000:
"Serbien finanziell, wirtschaftlich und sozial am Ende"
 http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/jugoslawien/kovac.html

"Ausverkauft - In Serbien ist die Übernahme der Produktionsmittel durch westliches Kapital fast abgeschlossen"
 http://www.jungewelt.de/2003/09-23/007.php


Merke:
Ein Land ist in den Augen der NATO-Imperialisten erst dann "demokratisch", wenn es Teil der NATO ist und die Kinder auf und von der Müllhalden leben.
Siehe Litauen:
"Leben von der Müllhalde"
 http://www.br-online.de/politik/ausland/themen/09843/daserste.html

Die Sache mit Israel

mzc 20.01.2005 - 14:09
Warum hat Israel ein Interesse an Iran? Und ist es das Gleiche Interesse wie das der Neo-Cons?

Ich glaube nicht, das Israel wirklich befürchtet, die iranischen, klerikal-fascho Machthaber würden, wenn sie A-Bomben haben, Israel angreifen. So Dumm sind die auch nicht, da es ja die Selbstvernichtung durch die 200+ A-Bomben Israels mit einschließen würden. Ich glaube eher, das Israel bei iranischen A-Bomben seine (militärische) Vormacht gefährdet sieht - ähnlich der Sowjet-Bombe nach 49. Ein Einfall etwa nach Syrien, wäre dann kaum noch ohne Risiko denkbar, da der Iran solche Bomben auf dem Gefechtsfeld zum Einsatz bringen könnte. Es käme schlicht zu einer Patt-Situation in Nah-Ost.

Für die Neo-Cons ist dagegen, glaube ich, der Iran eine strategische Sache: Erdöl und Lage sind da wichtig. Nicht nur gelänge damit die nahezu vollständige Kontrolle über das Nah-Ost-Erdöl, auch wäre Russland eingekreist. Und in Sibiren lagern auch ganz schöne Sachen, über die die Neo-Cons gerne verfügen würden, aber nicht so einfach rankommen.

Trotzdem dürfte der Iran ein viel größere Kröte für die Neo-Cons werden, als der Irak. Bin mal gespannt, wie die anderen Eliten (v.a. Europa, Russland und China) darauf reagieren werden.

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