Abwasser... in Mecklenburg

Maria R. 10.12.2004 20:36 Themen: Soziale Kämpfe Ökologie
Seit Jahren werden Bürger, die sich eine neue Kleinkläranlage zulegen wollen, von den Behörden darauf hingewiesen, dass sie doch demnächst an eine zentrale Entwässerung angeschlossen werden würden.Nun konkretisieren sich die Pläne und die Bürger werden mit immensen Kosten konfrontiert.
Ein paar Beispiele:
1)
Alt Brenz, Neu Brenz und Blievenstorf sollen an eine vorhandene Kläranlage in Neustadt-Glewe angeschlossen werden. Ebenso Wöbbelin auf der anderen Seite. Verlautbartes Investitionsvolumen: Wöbbelin 2,6 Mio, Blievenstorf 2 Mio, Alt und Neu Brenz je 1 Mio Euro. Wovon jeweils die Hälfte an Fördermitteln erwartet werden.
Die Bürger haben sich mehrheitlich für dezentrale Entsorgung entschieden. Nach dem heutigen Stand der Technik wäre es möglich, mit Kleinkläranlagen, evtl. auch in Gruppen (z.B. Pflanzenkläranlagen), weit bessere Reinigungsleistungen zu erzielen als mit dem derzeitigen Klärwerk. Der Zweckverband behauptet jedoch, die Gesetzeslage würde nichts anderes zulassen.

2)
In Glaisin gibt es eine Teichkläranlage für ca. 550 EW. Diese soll erweitert werden und dann Göhlen, Kummer und Warlow mit angeschlossen werden. In Kummer gibt es bereits eine Ortskanalisation (aus DDR-Zeit) und eine Containerkläranlage, die ersetzt werden muß.
Die Göhlener Bürger haben sich ebenfalls gegen den zentralen Anschluß ausgesprochen. Ihnen ist eine Grundgebühr von 150 Euro im Jahr, zuzüglich Anschlußkosten angekündigt worden. Die Glaisiner glauben, sie würden anschließend weniger zahlen müssen, weil ihnen die jetzige Gebühr bereits zu hoch ist (3,11 Euro/m³). Der Zweckverband bestärkt sie in dieser Annahme.
Der Investitionsumfang allein für Göhlen beträgt 1,9 Mio Euro.

3)
In Zierzow ist mit dem Bau der Kläranlage und der Leitungen begonnen worden.

Prislich mit 487 EW, Zierzow mit 412 EW, Muchow mit 391 EW, Neese mit 201 EW und Kolbow mit 119 EW sollen darüber entsorgt werden.

Für uns Bürger, die wir inmitten von landwirtschaftlichen Flächen leben, klingt es wie Hohn, dass wir diejenigen sein sollen, die hauptsächlich zur Verschmutzung der Gewässer beitragen und deshalb enorm hohe Anschluß- und Folgekosten zu tragen hätten. Den bereits angeschlossenen Einwohnern wird erklärt, dass für sie alles viel billiger werden würde, wenn die, die sich weigern wollen, auch mit angeschlossen wären.
Aus dem Abwasseranschluß würde uns "ein Vorteil für unser Grundstück" entstehen, den wir zu zahlen hätten. Wir können aber nicht wählen, ob wir den - auch langfristig - preisgünstigeren Bau einer alternativen Abwasserbeseitigung vorziehen würden.
Wer unser Grundstück denn wohl einmal kaufen soll, erst recht, wo wir ab Mai eine Müllverbrennungsanlage bei Ludwigslust haben werden? Es soll jedoch bereits Immobilienbüros geben, die den Zweckverbänden nahestehen. Die greifen dem Bürger bei Zahlungsproblemen hilfreich unter die Arme.... Unser StAUN (Staatliches Amt für Umwelt- und Naturschutz) legt sein Augenmerk nicht - wie man meinen könnte - auf die Belange des Umweltschutzes, sondern auf die angeblich so hohe Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen und die hohen Kosten von Kleinkläranlagen.
Uns Bürgern steht eine geschlossene Wand von Zweckverband, Unterer Wasserbehörde und StAUN gegenüber, die unsere Einwände, bzgl. der Kosten, der Nachhaltigkeit, des Gewässerschutzes (keine weiträumige Ableitung) nicht gelten lassen. Von sparsamem Umgang mit Wasser wollen sie schon gar nichts hören.
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Ergänzungen

axel springer und co....

Maria R. 11.12.2004 - 18:39
ja, das ist es nämlich. in unserer lokalpresse wird nichts wirklich wichtiges darüber geschrieben.. kunststück, wo die WEMAG ein guter werbungs-Kunde ist.
schon länger war ich auf der suche nach so einem medium. DRadio Berlin berichtete neulich darüber. was nützen mir lokale netzeitungen, wenn sie nicht gelesen werden.
das problem an dieser sache ist, dass die jüngeren leute sich für so'n sch... nicht interessieren.
wenn sie aber mal auf die idee kommen sollten, sich ein gutes plätzchen für ihre tollen ideen zu suchen, dann ist es hier nicht mehr möglich, einfach und preiswert und mit viel freiraum zu leben.
es geht nicht nur um eine kläranlage, sondern um die ausufernde verwaltung, die sich gegenseitig die arbeit zuschiebt. selbst, wenn alle bürger weggezogen wären, hätten die immer noch genug zu tun.

Bündelungsversuch

Maria R. 11.12.2004 - 23:32
Mein erster Beitrag zu diesem Thema findet sich hier: http://de.indymedia.org/2004/12/101191.shtml

Nachtrag ...

Maria R. 11.12.2004 - 23:53
zu Punkt 3) gehört noch der Investitionsumfang:
8 Mio Euro für die Abwasserbeseitigung von 5 kleinen Dörfern.

Abwasser

Marko Ferst 12.12.2004 - 14:57
Ich würde in einem Schreiben ans Umweltministerum, die Sache mal in begründeteter Form vortragen. Soweit mir bekannt ist, ist Minister Methling kein Gegner dezentraler Abwasserbehandlung. Allerdings kann ich nicht einschätzen, wo die blockierenden Stellen wirklich sitzen und ob darauf das Ministerium Einfluß hat. Siehe dazu auch die kurze Diskussin im Grünen Forum. Man kann auch mal die Presseerklärungen im Ministerium durchsuchen zum Abwasserthema und möglicherweise dadurch weitere Hinweise erhalten.

 http://www.um.mv-regierung.de/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 5 Kommentare

mal ganz..

..im ernst! 11.12.2004 - 00:47
wen interessiert die Kläranlage in Hinterkuhdorf????
gibt es nich größere Sorgen,aber wer´s braucht!!
mein Tip:

close Indy and everybody is happy!!!;-b

auch im ernst...

Maria R. 11.12.2004 - 10:03
was macht's für einen sinn, sich über dinge zu erhitzen, an denen du persönlich nicht viel ändern kannst, weil sie weit weg sind.
da versuche ich lieber, mich für dinge vor meiner tür einzusetzen und sie vor allem auch bekannt zu machen.
auch hier müssen wir uns nicht alles gefallen lassen. wenn auf der einen seite gelder verschwendet werden und für kinder- und jugendeinrichtungen alles zusammengestrichen wird, dann muß das öffentlich gemacht werden.
ist meine meinung..

ob Ernst oder Klaus

Jörg 11.12.2004 - 13:42
ich stimme marie zu.

manche können halt nur den ganzen tag abstrakt und theoretisch über die große weltrevolution fasseln, ohne wirklich mal was zu tun. mir sind kleine fortschritte vor ort auch lieber als große worte, die nix ändern. ein system (wie z. b. der kapitalismus) kann halt nicht von einer kleinen sekte mit großen sprüchen überwunden werden, sondern nur durch änderung der (konsum)gewohnheiten der massen (z. b. abkehr von zentralistischen versorgugnsstrukturen, die abhängigkeit erzeugen).

wenn ihr wirklich politik machen möchtet, dann begreift, dass das volk nicht dafür da ist, in eurem kleinen revolutionsspielchen statist zu sein, sondern ihr dafür da seid, die (kleinen) probleme des volkes zu lösen.

indy, du bist auf dem richtigen weg

wasser ist leben 11.12.2004 - 15:18
@ indymedia, ich finde es gut, dass auch solche themen eine überlebungschance bei euch haben. ihr seit ganz bestimmt auf dem richtigen weg. - axel springer und co werden sich noch wundern....

alles ist im fluss - auch der abfluss...

glückwunsch maria r.

einsicht 11.12.2004 - 22:46
möglicherweise werden jüngere menschen auch einmal älter und werden sich im nachhinein an dein engagement positiv erinnern...

indy hat potential !

wg: "ausufernde verwaltung, die sich gegenseitig die arbeit zuschiebt"
ich plädiere für soetwas wie den kurzfristigen UN-Truppen Einsatz in "unserer" verwaltung.

das derzeitige verhalten der behörden und verwaltungen macht es stimmungsmachern sehr einfach die bevölkerung für eine privatisierung zu sensibilisieren.