Medien Aktivismus und Journalismus

imc 08.12.2004 01:15 Themen: Indymedia Medien Netactivism

Vernetzung, Vorstellung, Planung: Medien Aktivismus und Journalismus


Es war das erste Treffen in Deutschland für Medien AktivistInnen und JournalistInnen, anlässlich des fünfjährigen Geburtstags von Indymedia. Der Programmrahmen war breit gefächert, neben einer Messe, dem täglichen Kinoprogramm in sieben Berliner Kinos und der Geburtstags Party, drehte sich alles um den Kernpunkt: der Open Space - Konferenz. Diesen Rahmen nun auch wirklich zu füllen, schaffte das MAG'04 leider nicht ganz, aber es zeigte deutlich, welches Potential in dem Thema alternative Medien steckt.
Am Mittwoch Abend startete das MAG mit rund 40 Leuten bei der Auftaktveranstaltung im RAW-Tempel. Es wirkte alles noch etwas unbeholfen, aber der Kontakt war da, und der kleine Einführungsrunde und Vorstellung des MAG'04 folgte der ABC/Arte - Film über Hacktivismus.

'Hacktivists' ist leider nur als Einführung in Medien und Hacker - Aktivismus zu verstehen, die nur einen sehr kleinen Teil von möglichen Aktionsformen aufgezeigt hat. Die Kommunikation von vier AktivistInnen über das Internet, ist bei weitem nicht als Hacktivismus zu verstehen, auch nicht, wenn einer der dreien kameragerecht per GRPS und Laptop von der Demo am Chat teil nimmt. Die Kurzsichtigkeit des Films wird nur einmal bei der Vorstellung von eToys überschritten, eine der wenigen erfolgreichen Aktionen von Hacktivismus.

Der Donnerstag war Kinotag, welchen ich im Potsdamer Thalia verbracht hab, inklusive Interview mit der Kultursparte der Potsdamer Nachrichten.

Freitag ging es dann zur Messe in die C-Base. Nach und nach füllten sich die leeren Tische der verschiedenen Projekte: Codecoop, Attac, Globale 05, IMC Schottland, Edinburgh Chiapas, Uni Wut, Kanal B, AK Kraak, SPIP, Radiokampagne.de und weitere. Die zwei getrennten Messeräume, einer extra für Videoprojekte, hatte leider auch zur Folge, dass viele Leute einfach in der Hauptarea blieben und so nach und nach die Videoprojekte umzogen um in Kontakt zu bleiben. Auch das parallellaufende Kino fand kaum Besucher. Gegen Abend startet dann die Offene Bühne und alle Projekte hatten noch mal Gelegenheit sich vorzustellen und Fragen zu beantworten.

Am Abend hatte Wikipedia Gelegenheit zu einer ausführlichen Vorstellung des Konzepts von Wiki's. Wikinews, das zur Zeit mitten in der Entwicklung eines Prozesses steckt, den Nachrichten durchlaufen müssen, wurde auch kurz angerissen. Interessant bei der Entwicklung von Wikipedia ist, dass für die unterschiedlichen Arbeiten und Bereichen auch verschiedene Gesellschaftsmodelle angewendet wurden. Anarchie bei der Bearbeitung und Korrektur der Artikel, Demokratie und "der wohlwollende Diktator" bei Streitfragen; und einige weitere. Es liess sich kein Gesellschaftsmodell benennen, das alle Prozesse abbilden konnte. Auch der Nachteil des Informationsverlusts durch die sich ständig ändernde Seite wurde deutlich, so kann es vorkommen, dass Informationen verloren gehen weil die Änderung nicht bemerkt werden.

SPIP als einfaches aber dennoch umfangreiches CMS aus Frankreich gab einen kurzen Rückblick über die Entwicklung und Verbreitung des Projekts, das inzwischen auch von der Regierung genutzt wird.

Die Messe endete mit Kino und gemütlichem Austausch.

Am Samstag Morgen ging es dann endlich mit dem Open Space los. Wie Indymedia basiert Open Space auf einem sehr offenen Umgang beim Ablauf der Konferenz. JedeR kann sein Thema miteinbringen, und so füllte sich die Programmplan im Laufe des Tages mit allem, was mit Medienaktivismus und Journalismus in Verbindung steht. Dokufilmdatenbank, Freie Medien / Ökonomie, Öffentlichkeitsarbeit für unabhängige Medien, Medienvernetzung zum G8 Gipfel, Videoguerilla, Repression, wissenschaftliche Reflektion bei Indymedia, Zensur in freien Medien versus Basisdemokratie, lokale Indymediagruppen und Mental Environmentalism. "Das Gesetz der zwei Füsse" ist das wichtigste beim Open Space. Mensch sollte nach Möglichkeit immer nur dort verweilen wo man entweder etwas Lernen oder sich Einbringen kann, ansonsten sollte man seine Füsse benutzten und sich zur nächsten Gruppen gesellen. Das macht den Ablauf der Konferenz nicht nur deutlich beweglicher sondern ermöglicht es gleichzeitig, verschiedene Themen und Diskussionen zu verfolgen oder sich einfach mal eben übers erstklassige Buffet herzumachen.

Alle Themen mitzuverfolgen war unmöglich, trotzdem hier eine kleine Auswahl.

Videodatenbank:
Bei vielen Videoprojekten wurde deutlich, dass es schwer ist, eine Übersicht über Videomaterial zu bekommen, und vor allem darüber, wo sich das Material in welchem Format beziehen lässt. Es gibt inzwischen einige Projekte wie Autofocus, die Ihr Videoarchiv in einer Datenbank festgehalten haben; eine Vernetzung und Zusammenführung der Beständige gibt es bisher aber nicht. Auch für die Verbreitung von Videomaterial gibt es verschiedene Bedürfnisse. Wo das Internet und seine P2P - Netzwerke den einfachen aber langsamen Zugriff auf seltenes Material bieten, sind lokale Videoarchive zwar schneller und umfangreicher, aber eben auf eine Stadt beschränkt. Auch lassen sich viele Materialien aufgrund der Copyright - Beschränkungen nicht mal so eben verteilen oder vorführen, oder es ist schwer, überhaupt den Rechteinhaber ausfindig zu machen. Die zentrale Funktion der Datenbank lässt sich mit zwei Fragen beschreiben.

  • Welche Filme gibt es?
  • Wo kann ich diesen Film beziehen?

Um diese Fragen beantworten zu können, ist es notwendig die bestehenden Datenbanken zusammenzuführen, inklusive Verweis auf mögliche Bezugspunkte, was es wiederum notwendig macht, die Kontaktdaten zu schützen.

Ein Projekt, das sich zumindest schon einmal die Verteilung von copyrightfreien Videomaterial über das Internet als Zielsetzung gesetzt hat, ist IVDN (Independet Video Distribution Network). Technisch liesse sich das Projekt auch zu einer Filmdatenbank erweitern, dafür fehlt es aber noch an ProgrammierInnen und Leuten, die sich an der Organisation und Vernetzung beteiligen. Die ersten Kontakte wurden hier schon geknüpft und mensch muss sehen, wie sich das Projekt in nächster Zeit noch weiter entwickelt. Weitere Infos zu dem Projekt gibt es in diesen beiden Videos, und auf der video.indymedia.org Webseite.

Lokale Indymedia Gruppen:
Es gab vor etwa zwei Jahren schon einmal den Ansatz de.indymedia.org in lokale Regionen aufzuteilen, wie das inzwischen bei uk.indymedia.org der Fall ist. Was sich damals innerhalb der de.indymedia.org Moderations- Gruppe nicht durchsetzten konnte, kommt nun von "aussen". Sowohl Erfurt als auch Freiburg(?) planen ein eigenständiges Independet Media Center. Erfurt steckt inzwischen schon mitten in der Entwicklung der Moderations- Kriterien und plant den Start für 2005. Steve hat auf dem MAG auch ein Interview dazu gegeben.

Repression:
Hier konnte nur ein kleiner Teil der Repressionen gegen freie Medien angesprochen werden. Hauptthema waren die Möglichkeiten zu Dezentralisierung von Webseiten und den dahinter liegenden Datenbanken. Der Mangel an solch einer Technik wurde durch die Beschlagnahmung der Indymedia - Festplatten durch das FBI deutlich; ohne die Rückgabe der Platten hätte es einen hohen Datenverlust gegeben. Je grösser eine Website und deren Datenvolumen ist, desto schwieriger wird es, sich gegen mögliche Repressionen zu schützen. Wikipedia hat dazu öffentliche Abbilder der Datenbank ins Netz gestellt. Das dabei aufkommende Datenvolumen kann über P2P Netze kompensiert werden. Die Sicherung der Daten wird also auf die Festplatten der Nutzer verlagert, und im Notfall auch wieder von der Nutzerseite wiederhergestellt.

Video - Workshop: Umgang mit Videomaterial von Demonstrationen und Aktionen
Da es in letzter Zeit immer wieder dazu gekommen ist, dass die Polizei Videomaterial beschlagnahmt hat, haben zwei Leute diesen Workshop initiiert und auch einen Anwalt eingeladen, der einiges zur rechtlichen Situation klären konnte. Neben der rechtlichen Theorie wurden auch noch der praktische Umgang angesprochen, um es erst gar nicht zur Beschlagnahmung kommen zu lassen.

Vom Open Space ging es dann direkt zur Party in den RAW Tempel wo auf zwei Ebenen Party angesagt war. Gegen 1 Uhr rockte die Samba Band eine gute Stunde lang die Leute von einem Trancezustand zum anderen, bis sie erschöpft die Mukke dem DJ überliessen. Dickes Lob an die Mädels und Jungs! Gut tausend Leute waren an dem Abend da, wobei sicher 60% davon die normalen Partygänger waren.

Sonntag Mittag ging es dann mit Brunch und dem Open Space weiter. Der zweite Tag setzte den Fokus auf die Ergebnisse des Vortags, auf die Zusammenarbeit sowie auf die Zielsetzungen und Ideen, die entstanden sind. Der Rückblick, die Aufarbeitung und Fortführung ist das was Open Space dann ganz deutlich von anderen Konferenzen unterscheidet.

In einer Abschlussrunde ging der "Talk Stick" rum, und mit einem Glas Sekt oder Saft wurde die Konferenz beendet. Auch wenn das Open Space Prinzip eher Anwendung im kommerziellen Bereich findet, der offene und hierarchiefreie Ablauf ist ideal für solche Treffen, die wirklich eine Vernetzung und Ergebnisse schaffen wollen. Auch die Begleitung durch ein professionelles Team, war für das erste mal sehr Wichtig, mit mehr Leuten lässt sich das Open Space aber auch selber machen. Aus dem kommerziellen Umfeld kommt dann auch folgende Erkenntnis: Je mehr Open Space meetings veranstaltet werden, desto mehr entwickelt sich eine Selbstständigkeit der Menschen, die daran teilnehmen. Die Offenheit schafft den Rahmen für den Bereich, der gefüllt werden kann.

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Ergänzungen

Lokale IMCs

Autonom@ntifA 08.12.2004 - 02:52
Von den Plänen für ein Freiburger IMC habe ich noch nix gehört. Ich finde die Idee auch nicht gut, denn gerade die bundesweite Berichterstattung empfinde ich als Vorteil und nicht als Nachteil.

Meiner Meinung nach sind eher Websites nötig, die Indyberichte nach Themen und lokaler Bedeutung gewichtet verlinken, also als ein Front-End für Indy dienen. Nebenbei meint "lokal" zum Beispiel für Freiburg auch:
 http://ch.indymedia.org/

Schwerpunktmäßig für die Bereiche Antifaschismus, Burschenschaften, Freiräume und Repression versucht die Antifa das hier in Freiburg zu leisten. Dabei werden zu ausgewählten Themen alle Berichte konzentriert verlinkt und mit weiteren Infos angereichert:
 http://www.antifa-freiburg.de/

Außerdem werden die lokalen Artikel zu Freiburg verlinkt:
 http://www.antifa-freiburg.de/spip/antifa.php3?id_article=235
 http://www.antifa-freiburg.de/spip/antifa.php3?id_article=284

Es wäre eher eine Überlegung wert in die Indy-Software eine Art Schlagwortsystem ähnlich der Themenzuordnung zu integrieren, mit dem Artikeln beim Veröffentlichen eine Region zugeordnet werden kann. So wäre eine Restriktion auf regionale Artikel möglich und wir hätten auf einen Schlag viele lokale IMCs.

Schließen möchte ich mit einem Zitat von einer lokalen Naziseite, auf der die Faschos wegen des Erfolgs der Kampagne gegen einen Naziladen in Freiburg vor Wut schäumen ( http://de.indymedia.org/2004/11/100140.shtml):

"Antifa und Schweinejournalismus Hand in Hand - getreu dem linksextremen Motto 'Do not hate the Media - become the Media'!"

Noch was Kritisches

Mr.X 08.12.2004 - 09:20
Messe und Konferenz waren überraschend erfolgreich. Es waren nicht viele Leute da, aber es sind dennoch neue Vernetzungen und AG's entstanden. Obwohl die Presse sich weigerte, über den Indygeburtstag zu berichten, war es doch in aller Munde. Die Werbung wurde auf Alternativwegen gemacht.
Kritik muß aber an einem Teil der sog. "Szene" geübt werden: Während zu den inhaltlichen Veranstaltungen (im Vergleich dazu, wieviele Leute, Gruppen, etc. angesprochen wurden) nur eine überschaubare Anzahl von Leuten kam, war die Party mit mehr als 1000 unerwartet gut besucht (es wurde vorher von einigen hundert ausgegangen). Ganz typisches Phänomen: die meisten Leute haben Lust auf Party, Freibier und Konsumieren (wozu ich auch viele Demos rechnen würde) - aber wenige wollen sich irgendwo aktiv einbringen. Links-sein als hippe Attitüde, als Lifestyle.
Auf der Party wurde dann der Rucksack der Leute geklaut, die den ganzen Abend Waffeln 'for free' verteilt haben - unter anderem waren die Waffeleisen im Rucksack. Hinzu kam, daß durchschnittlich nur etwa 50 cent gespendet wurden (während für Alk und Kippen durchschnittlich 10 Eur ausgegeben wurden). Besonders nervig auch das V.I.P.-Gehabe einiger Szene-Checker, die sowieso alles umsonst wollen, weil sie ja so "wichtig" sind. Super solidarisch. Exemplarisch für den Umgang vieler (nicht aller!) Leute mit Indy oder anderen alternativen Strukturen: erst ordentlich ausnutzen, sich beschenken lassen und danach ficken und wegschmeissen.

elitäre formen?

cotopaxi stress 08.12.2004 - 09:52
hier mein mini-puzzleteil zur auswertung:
mein grund, nicht zu einer der veranstaltungen zu kommen, war schlicht die unübersichtlichkeit des programms. zweimal habe ich versucht, durch den dschungel durchzusteigen, sowohl bei kongreß-veranstaltungen wie sogar beim kino-programm aber schnell aufgegeben. auch der ständig präsent umgang mit superduper-neuen medientypen und technix hat mich verwirrt und mein interesse schnell schwinden lassen. auch hier im artikel:
"SPIP als einfaches aber dennoch umfangreiches CMS" hä? da bin ich als (politisch aktive) person, die immer noch mehr gewicht auf persönlichen und nicht-virtuellen umgang mit menschen und agitation legt, schnell ausgeschlossen, habe schlicht keinen bock drauf.
technik-faszination ist ja verständlich, aber manchmal denke ich, dass mehr gewicht auf print-ausgaben und deren institutionalisierung gelegt werden sollte als auf die erste indymedia-mondrakete.

und eine inhaltlich nicht so wichtige anmerkung: die erfahrung bei der organisation von parties zeigt doch, dass die erwartung und "zahlungsmoral" von leuten deutlich sinkt, wenn mensch groß "eintritt frei" auf plakate und werbung schreibt. ganz so verwunderlich ist das ergebnis vom samstag also nicht...

aber trotz alledem, let's keep on indying!

Einige Fehler

The great GATSby 08.12.2004 - 12:51
Für mich als durchaus Medien-Interessierten auch im Sinne von "indpendent media" fielen ein Paar Fehler auf die hier noch nicht erwähnt wurden.

Zur Messe wollte ich, nur war sie unter der Woche tagsüber, ich könnte mir vorstellen, daß es einige Leute gibt die nicht an einem Arbeitstag auf eine Messe gehen können.

Zum Open Space habe ich überlegt, aber die Kosten haben mich letztlich abgeschreckt, zwar hieß es "kostenlos" um dann aber aufzuzählen was da für horrende Kosten zu decken sind. 30 Euro Spende dafür ausgeben konnte ich mir nicht unbedingt leisten vor und dann da zu sitzen ohne was zu spenden hätte auch ein mieses Gefühl hinterlassen. Aber letzlich habe ich auch nicht wirklich Zeit mal ein Wochende ein Open Space mitzumachen.

Zur Auftaktveranstaltung habe ich überlegt, aber angesichts des kalten Tages und des traditionell schlecht beheizten Ortes (RAW-Ambulatorium), wo ich nach einer halben Stunde schon mächtig friere bei Sitzveranstaltungen, war mir auch nicht danach.

Ins Kino gehen um alternative Filme zu konsumieren war mir eben zu konsumorientiert.

Blieb also die Party, die war am offensten und am ungezwungensten, nur da war dann aber auch fast gar nichts von Indymedia oder Medien, Aktivismus oder whatever zu spüren. Abhängen, konsumieren, im Bestfall tanzen oder sich mit Leuten unterhalten blieb wenn man den Film der wohl am Anfang kam verpaßt hat, so wie ich.

Würde es gelingen die Vorteile der Offenheit, Zugänglichkeit und Ungezwungenheit der Party mit den Vorteilen der anderen Veranstaltungen, sprich inhaltliche Ausrichtung zu verknüpfen, würde das auch inhaltlich Anklang finden.

Ich denke die Samba-Gruppe macht das gut vor wie das geht. Sobald Aktivismus Arbeit wird, schwerfällige Diskussion und am Rechner sitzen schlimmstenfalls ist es schon nicht richtig.

Ansonsten Respekt an die Organisation, herzlichen Glühstrumpf zum Geburtstag und viel erfolg Erfurt und Freiburg. Eine Antifa-Infoseite ist vielleicht ganz nett für die Antifa-Subkultur hat aber null Einfluß auf die breitere Öffentlichkeit/Bevölkerung.

Das die zum asozialen neigende "Konsum umsonst"-Haltung bei linksorientierten Veranstaltungen nicht unüblich ist, ist mir schon ein Paar mal aufgefallen. Das ist hoffentlich nicht mit "Alles für Alle und zwar umsonst" gemeint. Momentan führt das meiner Ansicht nach dazu, daß sich einige wenige abrackern und null Gegenlsitung für ihre Arbeit umsonst bekommen. Klingt für mich nach Selbstaufopferung.

Das Verbot eigene Getränke mitzubringen ins RAW hat auch mächtig gestresst. Wahrscheinlich haben zumindest sie damit ein gutes Geschäft gemacht.

Fehler ... Korrktur und Zustimmung

Mr.X 08.12.2004 - 13:03
Korrekturen: Messe war Freitag nachmittag/abend und das Ambulatorium war eigentlich warm beim Auftakt

Ansonsten Zustimmung: RAW war ein Fehler. Die haben die Organisatoren über den Tisch gezogen (horrende Miete, stressende Ordner), da zu wenig Leute organisert haben, war die Außenwirkung nicht sehr gut, vieles war wirklich zu sehr autistisch gehalten. Aber trotzdem war enorm, was so so wenige Leute auf die Reihe kriegen.. beim nächsten mal sind es hoffentlich mehr.

Zum Slogan "Alles für alle - und zwar umsonst": dieser ist eine Umdeutung des zapatistischen "Alles für alle - nichts für uns"... hierulande steht halt der Konsum und Gier ganz vorne, daher diese Abänderung.

meine Auswertung

Adilasyl 08.12.2004 - 14:06
Ich war auf der Auftaktveranstaltung und fand sie sehr gut. Vor allem dass dort auch Menschen waren, die Indymedia vorher nur vom Hören-Sagen kannten und so einmal einen Einblick in die Idee bekommen konnten. Sehr warm war es nicht, dafür gab es Bewegungsspiele am Anfang ;-)

Der Film Hacktivism war nach meiner Meinung auch etwas fehl am Platz, aber er war ja auch nicht geplant (eigentlich sollte eine Doku über die Anfänge von Indy laufen, so wie ich es verstanden hab). Was mich schon gewundert hat, war, dass die Technik von anno schlagmichtot war (ein riesiger Uraltbeamer, der mehr schwarz weiß als farbe zeigte). In Berlin besitzen einige linke Projekte einen modernen Beamer; hier hat was mit der Vernetzung nicht geklappt.

Der RAW-Tempel war sicher nicht ein Fehler, eher wegen der Größe alternativlos. Der einzige alternative Ort, der ähnlich viel Platz (gerade für die Party) bietet ist nach meinem Wissen die Köpi. Der RAW bietet allerdings den Vorteil, dass hier auch Leute hingehn, die nicht unbedingt dem Linksradikalen Spektrum angehören, so dass man nicht nur im eigenen Saft schmort, sondern auch andere erreicht. Über die Miete und die Bedingungen hätte man mit den RAW-Leuten besser verhandeln müssen, schließlich ist so eine Veranstaltung auch ein Image-Gewinn für diesen Ort. Das mit den Getränken war schon nervig, da man sie nichtmal von einem zum anderen Floor tragen konnte.

Trotzdem fand ich die Party auch sehr gut, es wäre vielleicht gut gewesen, wenns ein paar Info-Tische gegeben hätte, oder ein Indy-Print "Was ist Indymedia". Gerade auf der Party hätte man viele erreicht, die sonst kaum was mit links-alternativen Medien zu tun haben.

Okay, das hier sind hinweise, keine Meckereien, schließlich (und das weiß ich) hätte ich mich ja auch an der Vorbereitung beteiligen können.

trotzdem Gratulation für die Veranstaltungen.

Weniger wäre mehr gewesen...

Mein Name 08.12.2004 - 17:03
Es ist echt erstaunlich, was was eine Hand voll idealistischer Leute, mehr waren es leider nicht, obwohl die Vorbereitungstreffen für alle Interessierten offen waren, in so kurzen Zeit auf die Beine gestellt hat! Ja, man hat Fehler gemacht, aber das ganze startete quasi als 1-Mann-Projekt und niemand hatte wirklich Erfahrung mit der Organisation von solch einer Veranstaltung. Alle die jetzt meinen, es besser gewußt zu haben, sollten sich fragen, warum sie nicht beim Vorbereitungstreffen waren. Trotzdem war das MAG04 an sich recht produktiv, wenn auch damit gerechnet wurde, das mehr Leute kommen (es gab nur ca. 25 Anmeldungen zum Open Space) und es nicht nur Teilnehmer aus dem Umfeld von Medienprojekten gibt.

Die MAG wurde von Idealisten geplant und organisiert, dementsprechend sollte das ganze über Spenden laufen um niemanden schon fianziell von der Teilnahme auszuschließen. Da mit 300-500 Leuten gerechnet wurde und man potenziell interessierte "Normalbürger" nicht schon dadurch verschrecken wollte, in dem man für die veranstaltungsorte auf linke Infrastruktur zurückgriff, wurde dann z.B. die teure TU-Mensa angemietet, in der man die Leute vor lauter Mensa fast nicht mehr sah. Bei der Kinoprogrammplanung haben wir uns ebenfalls etwas übernommen, da diese echt viel Organisationsaufwand gefressen hat und man nicht gleich 7 Kinos parallel hätte nehmen sollen.

Ein anderes Problem, ist einfach die Einstellung der Leute, die scheinbar lieber zur Kasse gebeten werden wollen, als freiwillig was zu spenden (in den 7 Kinos reichte die Moral nur durchnittlich für 50ct/Besucher und Film). Ja, die Mehrheit der Leute in dieser Gesellschaft ist konsumorientiert, unsozial und eventgeil (dank Kapitalismus), aber das es selbst im angeblich ach so fortschrittlichen linken Umfeld auch noch so schlimm ist, hat niemand gedacht! Wie ist es sonst anders zu erklären, das die teilnehmerzahl zwischen Open Space und Party 50 zu 1000 war? Wir dachten anfänglich erst, es wurde zu wenig Werbung gemacht ab anscheinend doch nicht, wenn man sich die Party ansieht. Zusätzlich zu Flyern/Plakaten etc. wurden übrignes sämliche auffindbaren Pressekontakte (altenative und Mainstream Medien) mit Informationen bestückt, aber was es gebracht hat, seht ihr ja...

Nur schade, das die Möglichkeit auf der Party die Leute zu erreichen nicht richtig genutzt wurde.

Sapere aude!

imc 09.12.2004 - 01:56
Ehrlich gesagt hatte ich zumindest nicht damit gerechnet das zu der Party so viele Menschen kommen, da wurde schon an dem Abend klar das man hier mehr den Fokus auf Medien Aktivismus hätte legen sollen, entsprechendes "Medien-Ambiente" wäre vielleicht mal was ganz neues gewesen. Auch kommt es einem schon etwas seltsam vor das eine so öffentliche "Party" unter dem Label Indymedia läuft, grade weil die Party Kultur ja ein Sinnbild für reinen "Konsum" darstellt.

MAG'04 war aber in dem Rahmen wie ich es in etwa erwartet hatte. "Die linken" waren kaum da, wieso auch immer - die Leute die bei der Messe und im Open Space waren, würde ich durchweg als Medien AktivistenInnen bezeichnen - und grade die sind weit weniger Dogmatisch und haben klare Ziele, Aufgaben, setzten sich Konkret mit den Problem auseinander, statt ewige Diskussionen zu führen.

Bereits bei den Bundesweiten Indymedia Treffen war (fast) immer eine sehr gute Atmosphäre, dass hat sich mit auf das MAG übertragen, und besonders beim Open Space wurde der offene und tolerante Umgang sehr deutlich.

Wie schon im Artikel gesagt, Open Space / Indymedia schafft nur den Raum der gefüllt werden kann. Sapere aude!

bitte mehr Infos

TiMMee 09.12.2004 - 08:28
ja moin,zu erst mal,lob für den artikel ist echt ganz gut geworden find ich. Allerdings hab ich ne kleine bitte, kannst du oder irgendjemand, der ahnung von der materie hat nochmal ne kleine inhaltsangabe zum thema Videoaufnahme auf demos machen. Würde mich einfach mal so interessieren, in welchem rechtlichen rahmen man sich da so bewegt....
mfg

Noch was zu Partyinhaltlichkeit

Karoy 09.12.2004 - 08:37
War eigentlich mehr geplant (Ausstellung, Flyer und so), aber es haben zu wenig Leute bei der Orga mitgemacht. So wurde nur das Wesentliche getan, aber am Einlass gabs ein bischen Infomaterial.

MEHR-INFOS-

k5 09.12.2004 - 10:11
erst mal n`dickes lob und so-ich war leider nich da, hätte aber trotzdem gern noch n`paar infos zu den themen
-g8 2005 schottland/vernetzung
-video-workshop/rechtliches und vorbeugung

wär super