Argentinien: Zanon erneut von Räumung bedroht
Neue Angriffe von Justiz und Provinzregierung gegen die ArbeiterInnen der Kachelfabrik Zanon in Neuquén / Patagonien
Die Kachelfabrik Zanon in Neuquén ist seit Oktober 2001 von den ArbeiterInnen besetzt und produziert seit März 2002 unter Arbeiterkontrolle. In dieser Zeit konnten die ArbeiterInnen die Belegschaft von 250 auf 400 ausweiten, die Produktion von 10000 m2 Fliesen monatlich auf mehr als 300000 m2 hochfahren und fünf Räumungsversuche abwehren, zuletzt im April 2003. Von den etwa 180 Betrieben, die in Argentinien im Zuge der Wirtschaftskrise besetzt wurden, ist nur Zanon ohne (vorübergehende) Legalisierung übriggeblieben. Die ArbeiterInnen von Zanon halten an ihrem Ziel fest, die Fabrik zu verstaatlichen, damit sie dort in Selbstverwaltung für die Allgemeinheit produzieren können (statt für den Markt). Dennoch haben sie die Kooperative FASINPAT gegründet (Fábrica sin Patrones - Fabrik ohne Chefs), um als Übergangslösung einen legalen Status erreichen zu können. Diese Kooperative ist bislang nicht anerkannt worden. Stattdessen bereiten Justiz und Politik seit Anfang August eine neue Offensive gegen dieses herausragende Beispiel von Arbeiterselbstverwaltung vor.
Die Provinzregierung (Gouverneur Jorge Sobisch) hat sich zum ersten Mal in den Konflikt eingemischt und einen Plan vorgelegt: die ArbeiterInnen sollen die Fabrik räumen - stattdessen soll ein Bauunternehmen für Fertighäuser gegründet werden, in dem 250 Zanon-Arbeiter beschäftigt werden könnten. Der Oberste Gerichtshof hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet: er hat Justiz und Exekutive in Neuquén angewiesen, unverzüglich den Räumungstitel des Richters Páez Castañeda aus Buenos Aires umzusetzen (was letztes Jahr wegen der Entschlossenheit der ArbeiterInnen und der großen Unterstützung nicht passiert war). Und schließlich hat Richter Páez Castañeda ein Treffen der Gläubiger für den 25. Februar einberufen. Hier könnte der Besitzer Luis Zanon Konkurs anmelden, und die Gläubiger könnten ihren Anteil an den Schulden verlangen. Auch dies könnte Räumung oder Beschlagnahmung von Betriebseigentum und damit das Ende der Arbeiterkontrolle in der Fabrik bedeuten.
Angesichts dieser neuen Bedrohung haben die ArbeiterInnen von Zanon die Bewachung der Fabrik verstärkt. Den Vorschlag, Häuser zu bauen statt Kacheln zu brennen, lehnen sie ab. Warum sollten ausgerechnet Kachelarbeiter aus einer funktionierenden Fabrik Sozialwohnungen bauen, in einer Provinz, in der tausende von Bauarbeitern arbeitslos sind? Die ArbeiterInnen von Zanon sind nach wie vor entschlossen, ihre Fabrik mit allen Mitteln zu verteidigen und haben dabei weiterhin breite Unterstützung. In der Provinzhauptstadt Neuquén sind bereits tausende gegen die Räumungsdrohung auf die Straße gegangen. Am 20. August haben sich im besetzten Hotel Bauen in Buenos Aires 400 VertreterInnen aus verschiedenen Betrieben und Bewegungen getroffen, um das weitere Vorgehen abzusprechen. Die erneute Bedrohung von Zanon ist Teil einer allgemeinen Verschärfung des politischen Klimas in Argentinien. Am 12. August wurden die 100 ArbeiterInnen der besetzten Fabrik Gatic (Adidas) im Süden der Provinz Buenos Aires mit Tränengas, Knüppeln und Gummigeschossen geräumt. Bislang war Präsident Kirchner eher bemüht, einen progressiven Eindruck zu machen und solche offene Repression zu vermeiden. Was wird passieren, wenn in Kürze die Fristen auslaufen, mit denen die ersten besetzten Betriebe vorübergehend (in der Regel für zwei Jahre) enteignet wurden? Die ArbeiterInnen von Zanon fordern ein Gesetz über die endgültige Enteignung der selbstverwalteten Betriebe und rufen zu einer Demonstration unter dieser Forderung für den 10. September in Buenos Aires auf.
Kontakt zu den ArbeiterInnen von Zanon:
prensaobrerosdezanon@neunet.com.ar
www.obrerosdezanon.org
Informationen auf deutsch:
- Broschüre 'Eine Fabrik in Patagonien - Zanon gehört den Arbeitern
www.wildcat-www.de/wildcat/68/w68_zanon.pdf
- zur aktuellen Situation der besetzten Fabriken in Argentinien
www.wildcat-www.de/wildcat/70/w70argen.htm
- zur verhinderten Räumung von Zanon, April 2003
www.wildcat-www.de/aktuell/a027arge.htm
Die Provinzregierung (Gouverneur Jorge Sobisch) hat sich zum ersten Mal in den Konflikt eingemischt und einen Plan vorgelegt: die ArbeiterInnen sollen die Fabrik räumen - stattdessen soll ein Bauunternehmen für Fertighäuser gegründet werden, in dem 250 Zanon-Arbeiter beschäftigt werden könnten. Der Oberste Gerichtshof hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet: er hat Justiz und Exekutive in Neuquén angewiesen, unverzüglich den Räumungstitel des Richters Páez Castañeda aus Buenos Aires umzusetzen (was letztes Jahr wegen der Entschlossenheit der ArbeiterInnen und der großen Unterstützung nicht passiert war). Und schließlich hat Richter Páez Castañeda ein Treffen der Gläubiger für den 25. Februar einberufen. Hier könnte der Besitzer Luis Zanon Konkurs anmelden, und die Gläubiger könnten ihren Anteil an den Schulden verlangen. Auch dies könnte Räumung oder Beschlagnahmung von Betriebseigentum und damit das Ende der Arbeiterkontrolle in der Fabrik bedeuten.
Angesichts dieser neuen Bedrohung haben die ArbeiterInnen von Zanon die Bewachung der Fabrik verstärkt. Den Vorschlag, Häuser zu bauen statt Kacheln zu brennen, lehnen sie ab. Warum sollten ausgerechnet Kachelarbeiter aus einer funktionierenden Fabrik Sozialwohnungen bauen, in einer Provinz, in der tausende von Bauarbeitern arbeitslos sind? Die ArbeiterInnen von Zanon sind nach wie vor entschlossen, ihre Fabrik mit allen Mitteln zu verteidigen und haben dabei weiterhin breite Unterstützung. In der Provinzhauptstadt Neuquén sind bereits tausende gegen die Räumungsdrohung auf die Straße gegangen. Am 20. August haben sich im besetzten Hotel Bauen in Buenos Aires 400 VertreterInnen aus verschiedenen Betrieben und Bewegungen getroffen, um das weitere Vorgehen abzusprechen. Die erneute Bedrohung von Zanon ist Teil einer allgemeinen Verschärfung des politischen Klimas in Argentinien. Am 12. August wurden die 100 ArbeiterInnen der besetzten Fabrik Gatic (Adidas) im Süden der Provinz Buenos Aires mit Tränengas, Knüppeln und Gummigeschossen geräumt. Bislang war Präsident Kirchner eher bemüht, einen progressiven Eindruck zu machen und solche offene Repression zu vermeiden. Was wird passieren, wenn in Kürze die Fristen auslaufen, mit denen die ersten besetzten Betriebe vorübergehend (in der Regel für zwei Jahre) enteignet wurden? Die ArbeiterInnen von Zanon fordern ein Gesetz über die endgültige Enteignung der selbstverwalteten Betriebe und rufen zu einer Demonstration unter dieser Forderung für den 10. September in Buenos Aires auf.
Kontakt zu den ArbeiterInnen von Zanon:
prensaobrerosdezanon@neunet.com.ar
www.obrerosdezanon.org
Informationen auf deutsch:
- Broschüre 'Eine Fabrik in Patagonien - Zanon gehört den Arbeitern
www.wildcat-www.de/wildcat/68/w68_zanon.pdf
- zur aktuellen Situation der besetzten Fabriken in Argentinien
www.wildcat-www.de/wildcat/70/w70argen.htm
- zur verhinderten Räumung von Zanon, April 2003
www.wildcat-www.de/aktuell/a027arge.htm
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
Solidarität mit den ArbeiterInnen von Zanon!
Zeigt zum Beispiel den Film von AK Kraak, "Mate,Ton und Produktion
Zanon - eine Fabrik unter Arbeiterkontrolle"
http://akkraak.squat.net/
die kolleg/innen von zanon haben auch