Berlin: Demo gegen Kreuzberg und Neukölln

lang lebe island! 10.07.2004 19:04
Heute fand in Kreuzberg und Neukölln eine Demonstration der Redaktion Bahamas gegen eben diese Bezirke Berlins statt.
Laut Aufruf haben die Einwohner/-innen in diesem "Wehrdorf" "nichts gegen Juden, solange sie tot sind."

Der bundesweiten Mobilisierung folgten 150-200 "Antideutsche". Der Lautsprecherwagen trug ein Transparent mit der Aufschrift "Kein Fussbreit den Islamisten." Viele Israel-Flaggen und Transparente, welche "Bomber Harris" ehrten, waren zu sehen.

Von Anfang an umringten 200-250 Gegner/-innen den Zug, der von einem Wanderkessel der Polizei eskortiert wurde. Dort waren Palästina-Flaggen, aber auch lustige Sprüche wie "Narrenfreiheit für die Bahamas", "Lang lebe Island" und "Lang lebe Taka-Tuka-Land" zu sehen und hören. Über der Oranienstraße hing ein Transparent "Stoppt die zionistische Besatzung - Freiheit für Palästina".

Am Rande der Demo kam es zu Eierwürfen und einem Flaschenwurf, es gab vereinzelte Festnahmen. Es waren auf beiden Seiten bescheuerte Parolen zu hören.

Eigentlich war mir die ganze Aktion zu bescheuert um überhaupt darauf einzugehen, aber als auf der Oranienstraße vom Lautsprecher alle Einwohner/-innen Kreuzbergs erneut als Antisemiten diffamiert und beschimpft wurden (weil ja ein Multi-kulti Stadtteil zwangsläufig zu Antisemitismus führe), ging es auch bei mir als Bewohner eben dieses Bezirks durch und ich ging mit zur Abschlusskundgebung am Heinrichplatz.

Dort wurde Indymedia, das Anti-Ds gerne als "Internetkotzkübel der deutschen Linken" bezeichnen, auch vom Lauti aus als "Linksnazi-Chatroom" beschimpft. Es wurde auf eine Ergänzung des Artikels "Kreuzberg befürchtet Gewalt wegen 'Bahamas'" eingegangen. Dass dieser nicht auf der Startseite steht und die zitierte Ergänzung als "beitræge die keine inhaltliche ergænzung darstellen" eingestuft wurde, hinderte den Redner nicht daran, zu glauben, dass die Moderatoren/-innen dieser Nachrichtenplattform eben dieser Meinung seien. Das Prinzip des "Open Posting" scheinen dogmatische kommunistische Sekten nicht zu verstehen oder zu akzeptieren.
Ein Redner der Demo kritisierte die Polizei, weil diese das Recht der Demo-Kritiker/-innen auf Freie Meinungsäußerung durchsetzte, statt hart gegen diese vorzugehen.

Weiterhin kam vom Lauti:

  • eine undifferenzierte Ablehnung der "Hölle unter dem Kopftuch", weil dieses ja sexistisch (und höchstgradig antisemitisch sowieso) sei
  • Hetze gegen "Messerangriffe arabischer Streetgangs" - siehe hierzu den Vorfall beim Karneval der Kulturen
  • Vergleiche mit Wahlerfolgen der NPD in der Sächsischen Schweiz mit Wahlerfolgen einer Pro-Palästina Partei in Paris, was ja beides dasselbe sei und auch auf Kreuzberg zutreffe (...)

Bleibt zu hoffen, dass keine Beiträge derer hier erscheinen, die fordern "Indymedia abschalten" und nicht kapieren, dass Indymedia kein Diskussionsforum ist oder sein will.

Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

zur erinnerung

lang lebe duracell! 10.07.2004 - 19:07

Die aufrufenden Gruppen

alex 10.07.2004 - 19:17
Allen UnterstützerInnen gemein ist, dass sie aus dem Irak-Krieg unterstützenden Spektrum kommen, hier ein paar Einzelheiten:

AANO zeigt Kriegsgegner bei Polizei an:  http://de.indymedia.org/2004/07/87035.shtml
Berlin AANO zerstört Poster gegen Sozialabbau:  http://de.indymedia.org/2004/03/76900.shtml
Antideutsche prügeln auf linken Juden ein:  http://de.indymedia.org/2004/02/73843.shtml
Die Georg-Weerth-Gesellschaft Köln solidarisch mit rechtsextremer Pro Köln wegen deren Demo gegen Moscheenbau:  http://de.indymedia.org/2003/10/63500.shtml
Die prozionistische Initiative Frankfurt hat die Folter und den sexuellen Mißbrauch an irakischen Kriegsgefangenen gerechtfertigt.

Und die Bahamas... man kann gar nicht alles aufzählen...
Ein kleiner Überblick:  http://www.copyriot.com/sinistra/reading/features/bahamas/baha.html oder auch  http://www.copyriot.com/sinistra/magazine/sin04/abschied.html

Wahnsinn marschiert

Fahnen brennen gut 10.07.2004 - 19:23
- 200 Antideutsche marschieren gegen Araber, Linke und für Militarismus durch Kreuzberg und bezeichnen ALLE Einwohner dieses Bezirks als Nazis und linke Projekte als "Kameradschaftstreffs". Dabei wedeln sie heftig mit Staatsflaggen und ihren rassistischen bannern.

- Etwa genausoviele Stalinisten und Trotzkisten auf der anderen Seite mit kaum emanzipatorischeren Parolen sind nur das Spiegelbild der Antideutschen. Entsrechend wird ebenfalls versucht, mit Nationalflaggen die Weltrevolution herbeizuwedeln..

- Ein paar Schaulustige (darunter vielleicht 50 Linke und Anarchos) beobachten den Sektenkrieg (eine Indymedia-Kommentarschlacht live auf der Straße) und können so viel Dummheit kaum fassen. Touristen fragen sich, ob hier das Satire-magazin Titanic "das Leben des Brian" nachspielt.

- Gerüchte, wonach sich Nazis auf beiden Seiten einmischen wollten, um die Lage zu eskalieren bestätigten sich nicht.



Ein Kommentar unter einem anderen Artikel trifft die Lage ganz gut:
Antideutsche verzweifelt?
Anarcho 09.07.2004 02:08

Auf mich macht es eher einen verzweifelten Eindruck. Nach den Angriffen auf Antifademos und ihren Kongressen, wo sie sich als normale Bratwurstfressende deutsche Spießbürger mit Sorge um die mitteleuropäische Kultur gezeigt haben, schrumpft die Szene der Antideutschen.
Früher haben sie mit Provokation Aufsehen erregt, Aufsehen erregen war die wichtigste Praxis der Antideutschen, um sich in linke Diskurse einzuschleichen. Viele Kids und Studies, auf der Suche nach Identität schlossen sich antideutschen Sekten an (denen meist nur zwischen 2 und 6 Personen angehören)... heute provozieren die immergleichen absurden Texte und Unterstellunge antideutscher Ideologen nicht mehr. Das bringt sie zum Verzweifeln. Sie wissen, daß sie nur durch weitere Provokation und Im-Gespräch-Bleiben weiter bestehen können. Also suchen sie offene Konfrontation, versuchen gewalttätige Auseinandersetzungen zu erzeugen, indem sie zum Beispiel vor linken Zentren aufmarschieren und diese angreifen...
Wer gegen die Antideutschen die direkte Konfrontation sucht, ihnen mit Gewalt antwortet macht genau das, was Stratege Wertmüller will. Wer offenen Stress mit ihnen sucht betreibt dieselbe Praxis und kräftigt antideutsche Strukturen.


Stigmata

S. 10.07.2004 - 19:58
Die letzten Demos der Kulturkämpfer richteten sich explizit gegen Stadtteile, die wegen ihrer Armut und dem großen Anteil an migrantischer Wohnbevölkerung von Bürgerlicher Mitte als "Problembezirke" und von Nazis als "türkisch besetzte Gebiete", "Zecken-Zone" etc. bezeichnet werden. Ein klein wenig unterscheiden sich die Aufrufe von REPs, NPD, Schily, Stoiber und Pro-Köln auf der einen und den Bahamiten auf der anderen wegen dem unterschiedlichen Zielpublikum NOCH. Vieles ist aber jetzt schon identisch: Die Warnung vor islamischen Hasspredigern, "Multikulit-Terror" und "Linkem Pack" ist bis in die Wortwahl hinein identisch. Die Intention ist es sowieso. Vorurteile sollen aufgebaut werden, Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder ihres Wohnbezirks mit bestimtmen Eigenschaften assoziiert werden. Der Feind ist dabei klar: die Armen, Diskriminierten und Entrechteten, sowie alle die sich Ihnen aus der Not zu helfen auf die Fahnen geschrieben haben.

Zitate der Aufmarschierenden

Archiv 10.07.2004 - 20:49
Lassen wir doch die "Anti"Deutschen selbst zu Wort kommen:

Pünjer in der Bahamas: "Die traditionellen Nazis sind längst von links Getriebene, deren Halbwertzeit sich immer mehr verkürzt. Deshalb werden übliche Anti-Nazi-Demos immer lächerlicher und überflüssiger. Seien wir doch ehrlich, Rassismus, der wirklich noch Rassismus genannt werden kann, also nicht die Verrücktheiten der Antira-Szene, die jede staatliche Regulierung von Zuwanderung als Rassismus geißelt, oder jeden, der das Wort Neger in den Mund nimmt, standrechtlich zusammenschlagen will, hat doch nicht wirklich eine Zukunft. Die Zukunft gehört der Ideologie des Antirassismus als menschenverachtendem globalem Massenbewußtsein, also als Fusion aus Multikulturalismus und Ethnopluralismus ... Wer das nicht sehen will, ist taub, blind und Teil des Problems."

Pankow in der Bahamas: "Nichts fürchtet der Moslem-Mann neben Alkohol und Ungläubigen mehr als Sex – jedenfalls dessen heterosexuelle Variante.."

und wieder Pünjer: "Die Behauptung, die Deutschen seien fremdenfeindlich, ist eine Lüge. Denn Fremdenfeindlichkeit ist ein Beleg für eine aufgeklärte kapitalistische Gesellschaft. In Deutschland dagegen ist man von jeher fremdenfreundlich. Und Fremdenfreundlichkeit ist das Herzstück der antirassistischen Ideologie. Insofern kann man sagen: Das deutsche Problem besteht darin, dass Deutsche traditionell eher antirassistisch sind, weil sie nämlich weniger gegen andere Rassen und Kulturen sind, sondern vielmehr für diese."

und Fallaci in der Bahamas: "Ich werde die Versammlungen nicht vergessen, mit denen die ‚clandestini’ letztes Jahr die Plätze Italiens füllten, um Aufenthaltsgenehmigungen zu erhalten. Die verzerrten, bösen, feindseligen Gesichter. Die erhobenen, drohenden, zum Einschlagen auf den, der sie beherbergt, bereiten Fäuste. Ich werde sie nicht vergessen, weil ich mich, mehr noch als ich mich beleidigt fühlte durch deren Anmaßung in meiner Heimat, verarscht fühlte von den Ministern, die sagten: ‚Wir möchten sie abschieben, aber wir wissen nicht, wo sie stecken’. Ihr Mistkerle! auf jenen Plätzen befanden sich tausende, und sie versteckten sich keineswegs. Um diejenigen auszuweisen, hätte es gereicht, sie aufzureihen, bitte-werter-Herr-setzen-Sie-sich, sie zu einem Hafen oder Flughafen zu begleiten und sie in ihre Länder zurückzuschicken. ...
Ich rief einen Polizisten an, der das Büro für Sicherheit in der Stadt leistete und sagte: Werter Polizist ..., wenn Ihr bis morgen nicht das beschissene Zelt fortschafft, dann stecke ich es an. Ich schwöre auf meine Ehre, dass ich es anstecke, und nicht einmal ein Regiment Carabinieri wird mich daran hindern können, und dafür will ich festgenommen werden. Mit Handschellen in den Knast, festgenommen. So komme ich in alle Zeitungen und Sender, die-Fallaci-festgenommen-in-ihrer-Stadt- weil-sie-sie-verteidigt-hat, und auf Euch spucken alle. Intelligenter als der Rest, entfernte der Polizist im Laufe weniger Stunden das Zelt. An Stelle des Zeltes blieb nur ein enormer und ekelerregender Schmutzfleck: das Resultat von einem über drei Monate dauernden Zeltlager."

und schließlich Wertmüller über Indymedia in der Bahamas: "In Indymedia regiert das gesunde Volksempfinden, das Zigarettenrauchen als Anschlag auf die Volksgesundheit empfindet und seine eigene verklemmte und daher zu allem Unheil bereite Sexualität energisch verteidigt und auf Täterjagd nach potentiellen Vergewaltigern geht. In Indymedia ist man so nationalsozialistisch wie David Irving oder Jörg Friedrich und so grundfriedlich wie das deutsche Volk, wenn es sich zum nationalen Aufmarsch gegen die Zivilisation in Berlin versammelt."

Wer diese Auswürfe nicht als "antifaschistisch" bezeichnet, muss wohl ein "Muslimedia-Nationalsozialist" oder ein Mitglied der "Globalisierungsgegner-SA" sein!

Redebeiträge?

... 10.07.2004 - 20:56
Also mir sind 2 Sachen hängengeblieben.
Einmal gings gegen Kreuzberg (und besonders gegen die Anwohner der O-Strasse). Diese seien zu Fremdenfreundlich und damit Multikulti und somit potentiell antisemitisch. Danach gabs noch Schelte gegen "Nazi-Indymedia". Ansonsten nur die üblichen unreflektierten Parolen gegen alles mögliche und Lob an Bomber Harris.
Die Redebeiträge dürfte dann auf den Seiten der Sekten zu finden sein.

Bericht

Antiimp 10.07.2004 - 22:14
Es waren 150-200 Rassisten da! Bei den Protesten waren insgesamt über 250 Leute beteiligt, manche davon, meist Passanten nichtdeutscher Herkunft, begleiteten den Zug protestierend.

Das politische Spektrum bei den Gegen-Demonstranten war so breit wie seit dem 1.Mai-Bündnis letztes Jahr nicht mehr. Auch Vetreter von verschieden Organisationen aus der Türkei und Kurdistan waren da. Die Rasissten wurden von Anfang an mit einem Polizeispalier bechützt. An die 80% der Teilnehmer war nicht aus Berlin, 100% weiß, 95% junge stramme deutsche Männer. Ihre Demo war extrem deffensiv und hatte ausser "Lang lebe Israel nur Fußballparolen zu bieten.
Der Rasisstenumzug wurde von Anfang an mit Protesten an der Seite und vor der Demo begleitet. Auf dem Kotbusser Damm gab es immer wieder kleinere Versuche der Blockade, die von Bullen sofort vertrieben wurde.
Auf dem Kottbusser Damm wurde ein Gegendemonstrant ohne jeglichen Anlaß bewust festgenommen. Das geschah unter dem JUbel und Klatschen der "Demonstranten". Es erinnerte daran, als Teile der ehemaligen Autonomen die Bullen bejubelten, als diese versuchten am 1.Mai 1993 die Maoisten rauszuhauen. Und es zeigt, wie sie es Zusammenarbeit mit den Bullen zum Alltag machen möchten.

Auf der Adelbertstrasse wurden Die Gegendemonstranten immer mehr. In der Oranienstrasse haben die Bullen die Demo ziehen lassen und den Bürgersteig für alle anderen abgesperrt.
Trotzdem fanden viele den Umgehungsweg zum Heinrichsplatz und die Abschlusskundgebung massiv zu stören.

In dem Redebeitrag für das antiislamische Kopftuchverbot war die Aussage die folgende:

Die islamischen Mädchen leiden Hölle unter dem Kopftuch, weil (ungefähres Zitat)" sie sich auch gerne Schminken und ihren Körper sexuell anziehend zeigen würden."

Ihre Parolen waren
1. Lang lebe Israel!
2. USA-Antifa!
3. Scharon ist ein Antifaschist!
4. Tauscht eure Tücher gegen Bücher!
5. (Am Heinrichsplatz:) Ihr müsst hier wohnen und wir nicht!
6. Wer Kreuzberg mag, muss scheisse sein!
7. BomberHarris Parolen!

Diese Parolen zeigten ihren wahren rasisstischen Charackter und entlarvten sie selber!

Mit folgenden Parolen wurde ihr rasisstischer prozionistischer/proimperialistischer Aufmarsch gestört:

1. Scharon ist ein Mörder und Faschist!
2. Freiheit für Palästina!
3. Viva Viva Palästina!
4. Sabra, Schatila und Dschenin - die Unterdrückten kennen ihn, Scharon steht für Massenmord, Widerstand an jedem Ort!
5.Ihr, Ihr, Ihr seit das Deutschland!
6. Nichts wird vergessen - nichts wird vergeben, ein freies Palästina wird es geben!
7. Afghanistan: Besatzer raus! Irak: Besatzer raus! Palästina: Besatzer raus!
8. Intifada Volksaufstand - Klassenkampf in jedem Land!
9. Stoppt Massaker Stoppt den Krieg - Intifada bis zum Sieg!
10. Ohne Bullen wärt ihr heut' nicht hier!
11. Nazis morden, der Staat schiebt ab - ihr seit das gleiche Rassistenpack!
12. (zum Ende hin, als sie unter Polizeischutz zur U-Bahn begleitet werden sollten, was auch geschah:) Wie die Nazis geht heut nach haus!
13: Deutsche Polizisten - schützen die Rasissten!

Die Parolen sind nicht vollzählig!

Zum Schluß muss man festhalten, dass es schön zu sehen war, das die Gegendemonstranten ein großes Bündniss waren, einige Passanten und Kreuzberger Jugendliche verschiedener Herkunft sich aktiv den Protesten anschlossen.
Und das dieses Rasisstenpack NIEMALS ohne ihren grossen Bruder die deutsche Polizei, sonstwohin gekommen wären! Die Bullen alle möglichen Taktiken wie bei Nazidemos, Schutzspalier, Festnahmen von Gegendemonstranten, Abblocken und Protestierende nicht durchlassen, Begleitschútz zur U-Bahn, keine anderen Menschen in die U-Bahn lassen ausser die Rassisten, etc...-

Freiheit für die Festgenommenen!
Nie wieder rasisstische Provokation in Neukölln/Kreuzberg und sonstwo!
Nieder mit dem Imperialismus!

Beobachtungen vom Balkon

Antonio 10.07.2004 - 22:33
Aus meiner Sicht als Anwohner sah das so aus:

- ca. 150-200 "Anti-Deutsche" in sehr engem Block, Lautsprecherwagen mit rassistischen Parolen (besonders ekelig) im "Antifa"-Tonfall
- ca. 70 Polizisten schützten mit einem weiteren Block darum die Nazis gegen die Kreuzberger Bevölkerung, plus vielen Wannen davor und dahinter
- ca. 50 Gegendemonstranten pöbelten recht lautlautstark gegen die Nazis
mindestens ein Gegendemonstrant wurde ohne sichtbaren Grund unter meinem Fenster innerhalb von 10 Minuten verhaftet
- die "antideutschen" Nazis gefielen sich sehr in Ihrer Rolle: Als wir zusammen mit unseren griechischen und türkischen Nachbarn von unseren Balkonen gegen die Nazis mit "Haut ab!" etc. antworteten, freuten sie sich auf ein "solange in die Augen schauen bis der Erste aufgibt" und "Hausnummern notieren."
- seit der homophoben Instrumentalisierung des Kreuzberger CSDs vor einem Jahr, ist dies der unverschämteste Angriff auf die deutsche und ausländische Kreuzberger Bevölkerung. Nazis raus!

Ergänzung

ZUG 11.07.2004 - 00:54
Es waren weniger Gegendemosntsranten als ADS. Letztere waren zwischen 200 und 250. Zumindest als sie vom K-Tor kamen. In der Adalbertstr. schubste die Polizei einen weißen Gegendemosntr. gekleidet mit Palituch vor sich her. Migrantsiche Kids liefen vor der Demo herrenend so was wie Palestina, Palestina. Die Migrantsichen Pasanten wie Nicht-Migranten waren teilweise entrü+stet: "Idioten, Arschlöcher, lächerlich!" Von Seiten arabischer Pasanten oder anderer Migranten habe ich keine antisemitsiche Reaktion vernommen. Sie verstanden gar nicht was los war. Viele wirkten bestürzt, daß man sie in eine antisemitische Ecke stecken will. Überhaupt reagierten viele Passanten, die ja schon genug Probleme haben, enttäuscht und traurig. Die ADS Demonstranten schützten ihre Identität teilweise mit Basecap und Sonnenbrille. Den Zug führte eine große schlanke männliche Person mit Sonnebrille an, die ein einfaches blaues Hemd und eine Krawatte trug. Vom Outfit her erinnerte dieser "Blauhemd"-Träger an den Anführer eines Rechten Aufmarsches in den 30ger Jahren. In einem Flugblatt der Gegendemonstranten wurde auf den Zusammenhang zu den Versuchen der Politiker und der Nazi hingewiesen, Kreuzberg und Neuköllns Bevölkerung in ihr rassistisches Visier zu nehmen. Dies war ein trauriger Tag für das linke und migrantische Berlin. Auch den berechtigten Sorgen der Juden in Deutschland, den berechtigten Interessen Israels wurde durch die Antideutschen heute nicht Rechnung getragen. Im Gegenteil: Mit diesem Karnevalsumzug wurde Schaden angerichtet. Dieser "Propagandamarsch" mit dem Symbolgehalt eines Provokationsmarsches im Stil der Faschisten, erinnert mich an den Versuch Mosleys 1936 unter Polizeischutz durch das Londoner jüdische Migrantenviertel East End zu marschieren. Ich fürchte der heutige Tag wird der Türöffner für weitere Angriffe Schilys und Co auf die Sündenböcke Muslime sein. Er wird vielleicht sogar die Faschisten ermutigen zu versuchen durch Kreuzberg zu marschieren. Die heutige Demo hatte einen hohen Symbolgehalt. Die Demonstration der ADS darf, auch wenn es das Problem des migrantischen Antisemitsmus gibt, nicht aus dem Kontext der derzeitigen staatlichen Hetzkampgne gegen muslimische Einwanderer, bei einem gleichzeitg stattfindenden - nie vorher dagewesenen Sozialkahlschlag herausgelöst werden. Pünjer und Schily bauen sich einen affirmativen Popanz. Wer den heutigen Tag auf das Problem Sektenkrieg und migrantischer Antisemitismus plus Israel/ Palestina-Konflikt reduziert, der vereinfacht aus Feigheit und Bequemlichkeit heraus. Der Grund dafür ist, dass man es sich nicht völlig mit falschen Freunden von der Bahamasfraktion verderben will. Außerdem will man nicht in Konflikt mit Regierungsdiskursen geraten. Es ist ja so schön "objektiver" Richter zu sein und nicht Partei zu ergreifen - was man aber eigentlich damit tut. Die Politiker wollen natürlich nicht hören, daß es einen Zusammenhang zwischen ihrem Sozialabbau, Schilys Hetzkampagnen und dem Anwachsen des Rassismus und der Nazigefahr gibt. Aber die Unzufriedenheit im Land wächst jeden Tag, die Panik der Politiker wächst jeden Tag, die Nazigefahr wächst jeden Tag. Zeit für Parteilichkeit! Zeit laut und deutlich Nein! zu den rassistischen Hetzkampagnen zu sagen.

Parolen, Parolen, Paroli

Skandalon 11.07.2004 - 03:17
@Antiimp

Wo Du doch schon so schön die Parolen aufgezählt hast, die auf beiden Seiten des Spaliers skandiert wurden (ohne jegliche Kritik an denen der sogenannten Gegendemonstranten, selbstredend), solltest Du vielleicht deiner Liste noch ein paar prägnante hinzufügen, die in loser Reihenfolge von einigen aufgebrachten türkischen Männern und mehreren jüngeren weißen Kiddies mit Palitüchern mehrfach auf der A- und O-Straße gerufen wurden:

1. Ihr Hurensöhne!
2. Inzest, Inzest, Inzest! Ich macht doch alle nur Inzest!
3. Euch müsste man alle umbringen!
4. Deutschland, Deutschland - Sieg Heil!

Ich gebe gern zu, dass ich bei den Redebeiträgen der Bahamas die Demo gerne vorzeitig verlassen hätte und auch mit großer Wahrscheinlichkeit in Zukunft entgültig diesen fernbleiben werde, weil die Redebeiträge wirklich unter aller Sau waren. Das Problem ist nur, bei dem keifenden Mob auf den Bürgersteigen drumrum hab ich mich nicht getraut, mich allein aus dem Korso zu bewegen. Nicht zuletzt deshalb gab es ja auch diese Demo, weil man sich nämlich als Antifaschist, der sich offen gegen Antisemitismus ausspricht (und den nicht erst in der tatsächlichen Ermordung von Juden sieht) oder eben Jude in einigen Gegenden Berlins nicht mehr sicher fühlen kann. Weder die Messerattacke auf dem KdK, noch der Angriff auf den jüdischen Touristen in Neukölln waren, wie einige Poster das hier gerne darstellen, übertrieben oder gar imaginiert.

Wenn jemand anders als die Bahamas und Konsorten eine Demo gegen eben diese traurige Tatsache gemacht hätten, wäre es mir auch allemal lieber gewesen (Vernüftigeres dazu zu sagen gäbe es sicher)- die Frage stellt sich jedoch: Warum hat das keiner getan? Die Reaktionen "der Straße" und hier in den Foren beantworten das, wie ich finde, eindrucksvoll. Den meisten ist das total egal ("sind ja alles Zionisten - sind ja selbst Schuld), ein kleinerer Teil ist eben genau das, wogegen sich diese Demo richtete, nämlich eingefleischte Antisemiten und militante Freunde jeder Volksgemeinschaft und der kläglicher Rest, der nicht zur totalen Durchknall-Clique der Bahamas gehört (ich z.B.), hatte schlicht und ergreifend zuviel Angst, den geballten Hass der zweiten Gruppe auf sich zu ziehen, weil 1992 und 2004 ja zeigen, was einem da so passieren kann - sowohl von sogenannten Linken, als auch von arabischen Menschen, wie eben kürzlich auf der Sonnenallee. Ergo: So scheiße die Bahamas sein mag (von wegen es gäbe keinen Islamhass in Deutschland, etc.), die Demo zu diesem Anlass war völlig gerechtfertig. Das hat die "Gegendemo" genauso bewiesen wie viele Postings hier.

P.S. Anstatt sich an den spezifisch vereinfachten bahamistischen Vorwürfen gegen "Multikulti" so abzugeifern, könnten einige hier vielleicht selbst mal auf den Trichter kommen, dass es sowas wie einen rassistischen Konsens gibt, der eben gerade nicht durch eine multikulturelle Gesellschaftsform aufgehoben, sondern affirmiert wird. So muss man z.B. Brasilianer nicht hassen, um rassistische Denkmuster zu reproduzieren - das Erfreuen am "natürlichen Feuer im Blut" funktioniert da ganz genauso. Nur weil es nicht direkt im Totschlag endet, ist es trotzdem biologistische Ideologie und könnte falscher nicht sein.

kleinen TAZ-Artikel noch als Update

Gruenfront 11.07.2004 - 09:51
22.05.2003 TAZ
Studie: Demokratieschwund im Kiez
Rechtes Friedrichshain, multikulturelles Kreuzberg? Eine Kommunalstudie attestiert dem Fusionsbezirk rassistische Alltagskultur und zunehmenden Antisemitismus. Eine Bestandsaufnahme...

Nie hatte sich Gökhan K. vorgestellt, dass eine Diskussion so folgenreich sein könnte. Der studierte Theologe und Geschäftsführer eines türkischen Gemüseladens am Kottbusser Tor hatte in den beiden Moscheen des Kiezes heftig mit seinen Nachbarn um religiöse Fragen gestritten. Seitdem wartet Gökhan K. auf die ehemalige Kundschaft. Sein Disput für liberalere Ansichten im Islam ließ die ehemaligen Kunden, mehrheitlich orthodoxe Muslime, auf Geheiß des Imams zum Konkurrenzladen abwandern. Alltag im Kreuzberger Multikulti-Kiez. Die deutschen Nachbarn bekommen von diesen Repressionen innerhalb der türkischen Gemeinde kaum etwas mit. "Antidemokratische Tendenzen und Diskriminierung nehmen im Alltag des Fusionsbezirkes zu", attestierte denn auch gestern eine druckfrische Kommunalstudie dem Fusionsbezirk. "Demokratiegefährdende Phänomene und Möglichkeiten der Intervention" betitelte das elfköpfige Autorenteam des Zentrums demokratischer Kultur (ZDK) und anderer Institutionen seine 203 Seiten starke Studie im Auftrag des Bezirksamtes. Fazit: Rassistische und rechtsextreme Tendenzen nehmen zu. Besonders überrascht waren die leitenden Autoren Claudia Danschke und Dierk Bostel über die alltägliche Diskriminierung Dunkelhäutiger und einen zunehmenden Antisemitismus. Untersucht wurden antidemokratische Gruppierungen und Tendenzen jenseits der Klischees vom Rechtsextremismus in Friedrichshain und der Toleranz in Kreuzberg. "Wir haben festgestellt, dass quer durch alle sozialen und kulturellen Schichten und unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit eine Art antisemitisches Milieu herrscht, aus dem heraus ein Aktionismus möglich ist", sagte Danschke bei der gestrigen Präsentation der Studie. Die Vorfälle der letzten Wochen gegen erkennbar jüdisch aussehende Menschen habe diese Erkenntnis bereits bestätigt. Der Studie zufolge gehört auch Rassismus insbesondere gegenüber dunkelhäutigen Menschen im gesamten Bezirk zum Alltag. "Das äußert sich in Pöbeleien oder darin, dass sie in Restaurants nicht bedient werden", sagte Bostel, der ein Jahr lang überwiegend Jugendliche in Friedrichshain interviewte und beobachtete. Von den rund 98.000 Friedrichshainern sind nur und 700 dunkelhäutig, in Kreuzberg sind es von 147.000 Einwohnern knapp 2.300. Es sei keine Ausbreitung der rechtsextremen Szene in Friedrichshain zu beobachten gewesen, sagte Bostel. Zwar organisiere sich dort eine bundesweite Gruppe "Kameradschaft Tor", lokal trete sie allerdings kaum in Erscheinung. Gegenwärtig gebe es etwa fünf bis sechs Jugendcliquen mit rechtsextremer Gesinnung. Gewalttätigkeit sei in beiden Bezirksteilen kein vordergründiges Problem. Vor allem Jugendliche seien stark emotionalisiert und ideologisiert, resümierte Danschke. Diese Entwicklung werde von der Gesellschaft aber nicht problematisiert. Dabei handele es sich nicht um eine neue Entwicklung. Vielmehr sei der latente Antisemitismus durch die aktuelle Entwicklung im Nahen Osten befördert worden.

Adrienne Woltersdorf

Bahamas = Nebendarsteller im "Kampf d Kulture

TuTut 11.07.2004 - 13:10
Es gibt eine global stattfindende neokonservative Kampagne, die aber vor allem inn den USA, in Deutschland und Großbritannien von Seiten regierungsnaher Thinktanks und Ex-Alt-Linken geführt wird: In den USA und Großbritannien sind es Christopher Hitchens, Nick Cohen und David Horowitz. Horowitz, bekannt geworden in der 68er Zeit durch seine Bücher über die Containmentpolitik der USA hat sich darüber hinaus mit seinen verbalen Attacken gegen Schwarze und political correctnes zu einem extremen Konservativen entwickelt. Seinen eigenen Eltern, als CPUSA-Mitglieder Opfer der McCarthy-Kampagnen, unterstellt er "Teil einer weltweiten Verschwörung" gewesen zu sein. Prominenteste Gegner, dieser übrigens Ex-Stalinisten (Nick Cohen bezeichnet die Revolutionen 1989 in Osteuropa als antisozialistsich) sind der Ex-Trotzkist Tariq Ali und die aus anderen antistalinistischen Traditionen stammenden John Berger und Noam Chomsky, allesamt Gegner des Irak-Kriegs. Hitchens und Co. propagieren den Kampf der Kulturen und betrachten den "Krieg gegen den Terror" und die Besatzung des Irak als forstchrittliche Durchsetzung einer weltweiten Demokratiiserung der "unterentwickelten" islamischen Länder hin zu Zivilgesellschaften. Gemeinsam mit neokonservatien Thinktanks sind sie Teil einer Kampagne bei der Anti-Kriegs- und Globalisierungegner und Einwanderer aus dem islamischen Kulturkreis ins Visier genommen werden. Kern der Rhetorik ist, Einwanderer aus dem Muslimischen Kulturkreis unter den Generalverdacht des Islamismus, Terrorismus und Antisemitismus zu stellen, in Großbritannien dem Linken Wahlbündnis !respect! eine Ein- heitsfront mit dem Islamismus zu unterstellen sowie Antikapitalismus und Kriegsgegnerschaft mit Antiamerikanismus und Antisemitismus gleichzusetzen. Unbeachtet der Frage ob die Zunahme antijüdischer und antiisraelischer Ressentiments weltweit bei Migranten mit dem rechtsextremen Antisemitismus ohne weiteres gleichzusetzen sind, ist die Fragestellung ban sich Teil der neokonservativen Rhetorik. Begleitet wird die Rhetorik durch sich anschließende mediale und staatliche Islamophobie-Kampagnen gegen Einwanderer. Gleichzeitig nehmen derzeit sowohl in den USA, in Frankreich und Großbritannien individuelle sowohl staatliche rassistische als auch rechtsextrem motivierte Übergriffe zu. In Großbritannien ist der Rassismus in der Polizei besonders erschreckend. Provokative Märsche der britischen BNP und anderer Neonazi-Parteien unter Polizeischutz durch Einwandererviertel um Krawalle zu provozieren um dann wiederum Pressekampgnen anzuheizen hat in England Tradition. Ungeachtet dessen ist der an Teile der britischen Linken gerichtete Vorwurf (auch seitens radikaler Linker Org. vorgebracht) des Opportunismus gegenüber konservativen Muslimen nicht unberechtigt. Die Bahamas hierzulande sind nicht anderes als nützliche Idioten.

Weder Zionismus noch Islamismus

Prolet 11.07.2004 - 13:38
Wer von Kapitalismus nicht reden will, soll auch zu Auschwitz schweigen!

Für mich gilt immer noch der alte marxsche Satz: "Das Proletariat hat kein Vaterland!". Es ist ein absolutes Unding, dass deutsche RassistInnen gegen einen linken Stadtbezirk und gegen die gesamte Linke demonstrieren und das mit USA und Israel-Fahnen. Dass sie dabei noch die deutsche Polizei um Schutz und um durchgreifen gegen StörerInnen gebeten haben, spricht für sich! Kapitalismuskritik kam in den Redebeiträgen auch nicht mehr vor. Stattdessen versteckten sich die Identitäts-"Linken" hinter ihren Nationalfahnen. Das Kreuzberger Multi-Kulti wurde als ein völkisches Allerlei rassistisch verklärt!

Gegen Gegennationalismus

Leider war zumindest ein kleiner Teil der "Gegendemonstranten" auch nicht gerade von fortschrittlicher Gesinnung. Den dennoch wahren Kern des Zionistenaufmarsches, dass jüdische Mitmenschen auch in Kreuzberg und Neukölln antisemitischen Angriffen ausgesetzt sind, belegten antijüdische Jugendliche, die Sprüche wie "Juden raus" riefen.

Einige Antiimps standen auf den Gehsteigen und wedelten dort mit ihren Palästinafahnen, um sich von dem (anti-)deutschen Mob abzugrenzen und riefen Parolen wie "Viva Palästina"! Die sicherlich gut gemeinte Solidarität mit den Unterdrückten Nationen schlägt hier in eine reaktionäre Richtung um. Eine Volksfront mit den Bourgeoisien der unterdrückten Nationen (oder Islamisten) hat Lenin nie propagiert. Es ging Lenin "lediglich" darum, dass den unterdrückten Nationen "die Freiheit der politischen Abrennung von der unterdrückenden Nation" anerkannt werden muss. Darum also, dass die PalästinenserInnen, weil sie als PalästinenserInnen unterdrückt werden, das Recht auf einen Staat haben, dass aber das palästinensische Proletariat gemeinsam mit dem israelischen Proletariat sowohl gegen Sharon als auch gegen Arafat kämpfen soll.

Eine positive Bezugnahme von Seiten der Linken auf bürgerliche Klassendiktaturen (Nationen) darf es nicht geben! Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus lassen sich nicht durch Gegennationalismus und Gegenrassismus, sondern nur durch den gemeinsamen Klassenkampf gegen die gemeinsame Ausbeuterklasse bekämpfen.

Vielleicht ist das auch der Grund, warum es keinen entschlossenen Widerstand gegen den Zionistenaufmarsch gab, denn wer möchte schon mit palästinensischen NationalistInnen in einen Topf geworfen werden?



*Zionismus ist der Israel-spezifische Nationalismus. Genauso wie die deutsche Bourgeoisie benötigt auch die israelische Bourgeoisie eine Rechtfertigungsideologie für das Konstrukt Nation. Die Kritik der Linken darf sich nicht gegen einzelne Nationalismen (wie z.B. den Zionismus oder den palästinensischen Nationalismus), sondern muss sich gegen Nationalismus überhaupt richten. Wer seine Kritik auf Israel (bzw. den Zionismus) beschränkt oder dem jüdischen Proletariat vorschreiben will wie es gegen den Staat der israelischen Borgeoisie zu kämpfen hat, ist Antisemit und hat weder in der Linken noch sonstwo was verloren!

Solidarität mit dem Proletariat in Israel, Palästina und überall sonst auf der Welt! Nieder mit den Mördern Schröder, Sharon und Arafat!

jw zur demo

paul 11.07.2004 - 21:34
tageszeitung junge welt: 12.07.2004

Inland
Markus Bernhardt

Rassistischer Aufmarsch in Berlin

Antideutsche Gruppen fordern Ende von Migrantenprojekten in Kreuzberg und Neukölln

Über 200 Anhänger sogenannter antideutscher Gruppen aus dem Umkreis der Zeitschrift Bahamas haben am Sonnabend an einer Demonstration unter dem Motto »Gegen den antizionistischen Konsens« durch die Berliner Bezirke Neukölln und Kreuzberg teilgenommen. Dabei kam es wiederholt zu körperlichen Angriffen der »Antideutschen« auf nichtdeutsche Anwohner und Linke, die spontan gegen den rassistischen Aufmarsch demonstrierten. Auch mehrere Kinder und Jugendliche aus Migrantenfamilien wurden bedroht und geschlagen. Bezugnehmend auf den Krieg der israelischen Besatzer gegen die Palästinenser forderten sie weitere militärische Aktionen gegen die Bevölkerung der besetzten Gebiete. Auf Transparenten wurde unter anderem verlautbart »Panzer in Ramallah – das ist wahre Antifa!« und »Scharon ist ein Antifaschist!« Neben der proisraelischen Propaganda gingen die »Antideutschen« vor allem mit der Bevölkerung von Neukölln und Kreuzberg ins Gericht, die pauschal als »antisemitisch« bezeichnet wurde. Die »multikulturelle Alltagskultur« in diesen Bezirken müsse »empfindlich gestört und bekämpft werden«, hieß es in einer Rede, in der auch die Schließung von Sozialprojekten für Jugendliche mit islamischem Hintergrund gefordert wurde.

taz - "Theater in Kreuzberg"

alex 12.07.2004 - 01:37
 http://www.taz.de/pt/2004/07/12/a0215.nf/text

Antideutsche rechnen mit der "Multikulti-Hölle" ab.
120 Teilnehmer bei Aufzug gegen Antisemitismus

Enough is enough

alex 12.07.2004 - 01:51
Keine Plattform mehr für Bahamas, AANO und Co.
 http://stressfaktor.squat.net/index.php?id=15

Trotzkisten?

Kenner 12.07.2004 - 13:45
"Etwa genausoviele Stalinisten und Trotzkisten auf der anderen Seite mit kaum emanzipatorischeren Parolen sind nur das Spiegelbild der Antideutschen. Entsrechend wird ebenfalls versucht, mit Nationalflaggen die Weltrevolution herbeizuwedeln.. " Woran willst du denn die Trotzkisten erkannt haben? (Massenzeitungen, Eispickel im Kopf?) Die einzige Organisation, die auf Provokationen der Bahamas eingeht sind die "Spartacists"( wegen der Rauchbombenattentate), und Schilder etc. habe ich von denen da nicht gesehen. Die anderen Gruppen dieser Polit-"Szene" ziehen es vor den Antideutschen und ihrem Anhang aus dem Weg zu gehen und sie, soweit es nur eben geht, zu ignorieren. (Es sei denn man arbeitet in der selben Zeitungsredaktion, hihi...). Es gab keine Mobilisierung von "trotzkistischen" Gruppen gegen diese Demo.

Rechtsradikale für Israel

lesender Arbeiter 12.07.2004 - 14:56
Unter dem Link
 http://www.trend.infopartisan.net/trd0704/t130704.html ist ein Telepolis-Beitrag nachgedruckt, der sich mit verschiedenen rechten Parteien in Europa befaßt, die obwohl sicher weiter antisemitisch- auf die Israels schlagen.
Die Ba - hamas-Leute scheinen diese Reihe würdig zu kompletieren. Es ist nur traurig, dass sich auch eine Reihe junger AntifaschistInnen, die durchaus wissen, was Rassismus und Patriarchat hat ist, dazu hergeben.

Trotzkisten!

Wladek 12.07.2004 - 15:26
Kenner: Natürlich gab es trotzkistische GegendemonstrantInnen! REVOLUTION, Arbeitermacht, am Anfang Linksruck (sie hatten zufälligerweise einen Infotisch am Herrmannplatz gemacht, blieben aber eine kurze Weile), die Spartakisten hatten sogar ein eigenes Flugblatt über den Rassisten-Umzug.

erwähnenswert

jean claude van damme 12.07.2004 - 18:31
sollte noch die tatsache sein, dass es auch ein paar people gab, die sich über das "USA-ANTIFA" spektakel köstlich amüsierten und am rande dafür sorgten, antisemitische parolen sofort zu unterbinden.
offener antisemitismus, der natürlich in weiten teilen der islamistischen gemeinden west-berlins vorkommt, sollte durch kulturellen austausch, offenem miteinander und gesprächen entgegengetreten werden. aufgrund der befriedeten lage in europa, sollte es doch hoffentlich irgendwann möglich sein zu begreifen, dass man nicht alle und alles in einen topf schmeißen kann, was nicht ins sektiererische (schlimmstenfalls massenphänomenologische - spätestens hier ist es mit frieden und shopping vorbei) weltbild passt.
provokation und überhebliches gutmenschentum, wie es im nahost-zusammenhang von teilen der sog. antiimp. sekten, und teilen der sog. antideutschen propagiert wird, führt nur zu aggressionen und gewalt.
sofort auf den müll damit.
revolutionär-faschistischer islamismus, faschistischer nationalismus , rassismus und antisemitismus können nur gemeinsam bekämpft werden.
dazu wir brauchen eine antifaschistisch-pluralistische gesellschaft.
dieses wird niemals geschehen, wenn man den otto-normalverbraucher von nebenan, der bestenfalls von beruf polizist ist, nicht auf einen sozial-revolutionären trip bringt. verbessern wir einfach mal unsere sozialen verhältnisse im ganzen, und die der gebeutelten länder.
seien wir realistisch:

fuck social-fascism!
solidarität mit einem gerechten israel und einem friedlichen palästina!
her mit dem schönen leben - alles für alle!

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gute Idee — eigentlich :)

Nasen gesehen — keiner wars

Alle doof außer ich — clandestino

Bla bla bla — bla

ooooo — ooooo

@ bla — auch Bla

ohmann — jemand

@bla — queer

@Es — Katapult

@ Katapult — Hubert

@ geht scho — Mittelstreifen

interessant — Sendero

@ Sendero — jemand

hubert hat recht — weist

Was fuer ein Drama — schnabeltasse

Antideutsche... — *lol*

Fußballfans waren da — BSG statt BGS

Ausreden — observer

Takka Tukka — Fight Nationalism

Bitte moderieren! — bertram

@ bertram — ich

siehe auch unter — fridolin

Titel falsch — feeding cup

@... re: "Nazishirt" — tut nix zur sache

Denkanstoß — Ines

Mod — MOt

@Luise — gleiche rechte

@jemand — nn

@alex — no kufahr

Intifada??? — Martin

Antideutsche??? — Antideutscher

Wo endet der Antifaschismus? — Dokumentation

ergänzung — lena

Aufklärung — Adorno

danke an jean-claude van damme — friedensreichhundertwasser

@ "adorno" — a snapple a day

noch einfacher — plasma

Zensur? @Mods — Berto

bilder — 2101

AUSzählen — strukturreform