Kommunismus statt Europa - Demo in Berlin

Am 30. April demonstrierten nach Polizeiangaben knapp 1.500 Leute anläßlich der offiziellen Feierlichkeiten zur EU-Ostererweiterung gegen Kapitalismus, Nation und europäische Identität.
Am 30. April demonstrierten nach Polizeiangaben knapp 1.500 Leute anläßlich der offiziellen Feierlichkeiten zur EU-Osterweiterung gegen Kapital, Nation und europäische Identität in Berlin.
Die Polizeiführung hatte im Vorfeld der Demo ein Verbot von Seitentransparenten erlassen, die aber durch die Demonstrationsleitung nach einer halbstündigen Verhandlungen mit der Einsatzleitung durchgesetzt werden konnten. Bereits unmittelbar vor der Demo fanden umfangreiche Durchsuchungen der DemoteilnehmerInnen statt. An der Ecke Friedrichsstraße/Unter den Linden hatte die Polizei Wasserwerfer, Räumpanzer und Einsatzwagen wie eine Mauer aufgestellt, um eine Durchbrechen zum Bereich der EU-Feierlichkeiten zu verhindern. Die Demonstraten skandierten Sprüche wie "Kommunismus statt Europa", "Fight Fortress Europe", "Gegen jeden Antisemitismus, nieder mit Deutschland, für den Kommunismus" oder "Um Europa keine Mauer - Bleiberecht für alle und auf Dauer". Die Veranstalter der Demonstration, die Gruppe Kritik & Praxis [KP] Berlin und die PostpessimistInnen, sagten gegenüber der Presse, die Demonstration richte sich nicht gegen die Osterweiterung und die dort lebenden Menschen, sondern ihre Kritik richte sich gegen die Europäische Union als aktuelle Form herrschaftlicher Vergesellschaftung im globalen, neoliberalen Kapitalismus. Wer glaube Europa sei der wohlstandsbringende Friedensengel, der bessere Lebensqualitäten, Frieden und Kosmopolitismus bringe, mache sich Illusionen über den grundlegenden Charakter der Europäischen Union als organisierten Staatenbund im weltweiten Kapitalismus. Anstatt sich positiv auf ideologische Integrationsmechanismen zu beziehen, sei es die Aufage der radikalen Linken das falsche Ganze des Kapitalismus abzuschaffen. Während der Demo kam es immer wieder an der Demospitze zu kleineren Rangeleien mit der Polizei. Am Abschlußpunkt Rosenthaler Platz wurden alle Telnehmer aufgerufen, am 1. Mai den Nazi-Aufmarsch in Berlin Lichterfelde zu verhindern und die meisten Leute gingen dann weiter in den Mauerpark. Gleichzeitig zur Demonstration in Berlin fanden auch Proteste in Warschau und Dublin gegen die Europäischen Union statt. Weitere Infos und den Aufruf zur Demo gibt es im Internet u.a. bei  http://www.kp-berlin.de
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Ergänzungen

weitere bilder zur demo

dä mob 03.05.2004 - 18:05
weitere Bilder zur Demo gibt es auch unter
 http://www.mob-action.de/bilder/categories.php?cat_id=67

dublin und warschau

verlinker 03.05.2004 - 18:47
Demo war wichtig! Schade, daß in Berlin viele Gruppe nicht über ihren Schatten springen können und sich einfach mal an solchen Aktionen beteiligen.

Zu Dublin gabs hier schon einen Bericht mit links:
 http://www.de.indymedia.org/2004/05/82068.shtml

Zu Warschau siehe hier:
 http://www.alter.most.org.pl/aes/

und hier:
 http://de.indymedia.org//2004/04/81676.shtml

Inhaltsarmut wie bei "NJET!"

Anarcho 04.05.2004 - 16:04
Klar die 18 Uhr-Demo von der kp war gut "Antinational" (nicht Antideutsch) und hat sich endlich mal einem Thema gewidmet den die Nazis für sich gepachtet glauben. Trotzdem fand ich die Demo "INHALTSARM!" genauso wie die "der anderen Hälfte" einen Tag später um 16 Uhr. Da überlappten sich beide Lautis (ALB und GIB) und GenossInnen hatten es schwer mal ein paar Srüche zu skandieren.

Naja wie auch immer! Pop verhindert sozialkritische Inhalte und bewegungen für die soziale Revolution, obwohl kp sich ja gerade für Klassenkampf stark machen will!

Naja allet wird jut!

Wahrnehmung ausserhalb Berlins

Urlauber 04.05.2004 - 16:13
Dieses Jahr hab ich den Ersten Mai einmal nicht in Berlin verbracht. Am Freitag nachmittag machte ich mich aus der Stadt. So nahm ich den ersten Mai und das Drumherumn nur durch die bürgerlichen Medien (und aus den Augen von "Normalbürgern") wahr...

Am Freitag abend wurde in den Medien viel über die tollen Feste und all die Freude zur EU-Erweiterung (hof)berichterstattet. Kritik kam nicht zu Wort (obwohl es in ganz Europa sehr starke Kritik an der Quasi-Kolonialisierung Osteruropas durch die deutschdominerte EU gab). Dafür wurde in einem Satz erwähnt, daß es eine Demonstration "Kommunismus statt Europa" gab.
Die erste Reaktion von den Leuten auf diese Meldung: Lacher und Kopfschütteln. Diese Demonstration, wie auch ein Interview mit einer Berliner Linken auf einem anderen Kanal hatten nur einen einzigen Effekt: linke Kritik und Inhalte wurden lächerlich gemacht. Dies geschah aber bestimmt nicht aufgrund der fiesen Berichterstattung. Die KP-Demo war nichts weiter als ein Selbstdarstellungsritual einer kleiner Gruppe - genauso kam es auch rüber. Keine Kritik, keine Utopien - nur ideologische Schlagworte und Parolen. Ich hatte fast den Eindruck, daß es auch gar nicht erwünscht wäre, wenn linke Inhalte ernstgenommen wird.

inhaltsarm? oder ist die welt zu kompliziert?

maja 04.05.2004 - 17:34
Komisch, dass hier jetzt behauptet wird, die Demo sei zu inhaltsarm gewesen, unter
 http://www.de.indymedia.org/2004/04/81839.shtml
wurde gerade darüber diskutiert, dass das Thema zu kopflastig und die Redebeiträge zu theoretisch waren. Dass über "Kommunismus" heute gelacht oder mit dem Kopf geschüttelt wird, ist ja nun nichts Neues. Heute stimmt schon nicht mehr der alte Karlauer: "Wer mit 20 kein Kommunist ist, hat kein Herz. Wer mit 30 noch Kommunist ist, keinen Verstand." Heute gilt der 20jährige Kommunist schon als naiv, während der 30jährige Neoliberale lediglich noch ein inneres Unbehagen fühlt angesichts der Katastrophen, die der Kapitalismus ständig produziert. Die Frage ist aber, geht es hier um Begriffe oder geht es um den Gegenstand, also den Kapitalismus und darum wie er aufgehoben werden kann? Von den Organisatoren der Demo in Berlin kann man halten, was man will. Zumindest haben sie sich mal die Mühe gemacht, tatsächlich eine Diskussion über zwei Themen (EU und den Kommunismus) und darüber, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, anzustoßen. Der Aufruf war besser als all der andere Kram den ich zum 1. Mai gelesen habe. Der Medienrummel um die EU-Osterweiterung war eine riesige Chance für die Linke, um nicht in einerlei der Mai-Berichterstattungen unterzugehen, die sich mal wieder nur um die Krawalle gedreht hat. In diesem Sinne,
"Es nützt nichts darauf zu warten, dass es besser wird. Für den Kommunismus!"

@ Maja

... 04.05.2004 - 17:46
Vielleicht hast Du übersehen, daß es neben Kommunismus noch weitere (oder vielleicht eher echte) Alternativen zumKapitalismus gibt, die ohne Repression auskommen? Was soll an einer kommunistischen Diktatur so wünschenswert sein?

berichterstattung

pessimist 05.05.2004 - 10:54
eine sammlung von presseberichten im vorfeld(!) der demo gibts hier:
 http://www.politphotographie.net/postpessimistIn/demo300404/demo300404_presse.html


unpopulär aber richtig

theo 05.05.2004 - 11:16
ich hatte auch mit mehr leuten gerechnet, weil es einen guten aufruf gab und eigentlich ganz fett mobilisiert wurde, auch wenn ich erst recht spät was von der demo erfahren habe. allerdings wurde bei der demo auch ein generelles problem der radikalen linken deutlich: die demo war gleich doppelt unpopulär.
1. weil auch in den augen vieler linker europa doch irgendwie als fortschrittlich gilt und eben nicht als die "falsche alternative" zum alten nationalstaat im sinne kapitalistischer globalisierung begriffen wird. daraus ergibt sich auch, dass dieses (abstrakte)thema europa sich weniger als feindbild eignet, an dem sich die emotionen erhitzen. und die veranstalter hatten sich offenbar bewusst auf gängige plattheiten, die man sonst von seiten der antiglobalisierungsbewegung kennt ("die da oben","das böse finanzkapital","der sozialstaat soll seine pflicht erfüllen" etc.), verzichtet. sowas ist ehrwürdig und richtig, aber eben auch unpopulär - auch bei leuten die sich irgendwie als links verstehen.
2. wäre da noch das, was von den veranstaltern der falschen alternative europa und ihrer ideologie gegenüber gestellt wurde - nämlich der kommunismus. auch wahnsinnig unpopulär... von hippies über linksorientierte studies, von punkern bis zu anarchos wird der "kommunismus" wohl eher mit stalinismus, autoritarismus, arbeitslagern, kommandowirtschaft und durchgeknallten k-gruppen assoziiert als mit dem "reich der freiheit", der "freien assoziation" der menschheit oder der "tatsächlichen bewegung", die den kapitalismus abschafft. findet man es richtig, den begriff des kommunismus gegen eine weitreichende anti-kommunistische tradition als antithese zum falschen bestehenden zu rehabilitieren, so ist dies eine notwendige aufbauarbeit für das entstehen eines emanzipativen antikapitalismus, so zusagen ein dreckiges geschäft und alles andere als populär und massenmobilisierend. dem demoteilnehmer wurde mehr abverlangt als ein "sag ja zum nein", das irgendwie alles heißen kann und deshalb aber auch garnichts, zu einer demo für den "kommunismus" mobilisiert man heute überwiegend 'überzeugungstäter'. das trotz dieser unpopularität laut polizei knapp 1500 teilnehmer dann doch noch gekommen sind, ist kein riesen erfolg aber doch erfreulich. und auf jeden fall ein richtiger schritt, wenn es die linke mit der gesellschaftskritik und dem antikapitalismus ernst meint, dann muss sie es auch weiter wagen, eigene akzente zu setzen, zu intervenieren und solange unpopulär zu sein, bis die abschaffung des kapitalismus wieder populär ist. in diesem sinne, alles richtig gemacht.

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Verstecke die folgenden 16 Kommentare

lichtenberg, nicht lichterfelde

besserwisser 03.05.2004 - 18:25
nette demo, aber nicht gerade sehr gut besucht. "kommunismus statt europa" war vielen aus meinem bekanntenkreis einfach zu "radikal". im übrigen wurde natürlich vom lauti dazu aufgerufen den naziaufmarsch in lichtenberg zu verhindern und nicht in lichterfelde (wie oben beschrieben). schön das die kp auch die antifa-demo gerockt hat, überhaupt alle, die da waren, haben den tag zum erfolg gemacht.

Kommunismus ist sexy?

CPS RadFem 03.05.2004 - 18:29
Kann mir einer der netten Herren von der KP mal erklären worauf sie damit abzielen. Geht es um die ver-pop-isierung des Begriffs Kommunismus (Also: Wir holen den stinkenden, verstaubten Begriff des Kommunismus aus der SU, DDR, etc-Ecke um ihn in die nächste fragwürdige Ecke Pop-Kultur zu stellen.) Und das in diesem interessant-stylischen Muster?
Ich versteh gar nichts mehr. Was soll das bringen, was bezweckt ihr damit? Ihr denkt doch immer über alles lieber länger als kurz nach, also bitte?

Den Bezug auf die Kategorie "sexy" finde ich in dem Sinne fragwürdig, als dass es sich dabei um eine gesellschaftliche Kontrollfunktion handelt. Also eine Kategorie, die letztlich dazu bezweckt ist, Geschlechtlichkeit und Identität zu manifestieren um sie damit zu kontrollieren. Das will also Kommunismus? Na dann, macht ma schön alleine weiter..

POMO strikes back

acab 03.05.2004 - 18:36
am besten gefällt mir das "Büros überall in Berlin"-Transpi aufm ersten Photo

rts

active+ 03.05.2004 - 18:38
völlig scheise, dass in berlin nix gegen die eu-erweiterungsfeier gelaufen ist, obwohl es nenn super vorbereiteten rts dagegen gab, aber die leute gehen ja lieber zur demo am arsch der welt, wo nix passiert ausser gewissensberuhigung, die bullen haben sich gefreut, kein stress in der gegend um die friedrichstrasse, die demoteilnehmerinnen latschten wie die kühe zum rosenthaler und dann zum mauerpark, obwohl's in der friedrichstraße und am gendarmenmarkt echt gelohnt hätte zu rioten.
schade eigentlich!!! reclaim europa war ein superangebot, aber wenn alle es bequem haben wollen, gibts keine revolution demnächst.
selbst in dublin ging was, aber berlin ist eben nur ein mythos wa.

"gute Stimmung in den vorderen Reihen"

entschuldigt 03.05.2004 - 18:44
gab es hintere?

@ative+

activist 03.05.2004 - 18:58
deine kritik sollest du wohl eher an die alb richten, die am 30.04 seit 17.00 uhr ihr punkkonzert im mauerpark gemacht hat statt gegen die eu feierlichkeiten was zu demonstrieren. auch in dublin haben die leute versucht die feierlichkeiten zu stürmen, und haben nicht am andern ende der stadt sich musik angehört. was soll ein rts im prenzelberg gegen die eu wenn die feierlichkeiten unter den linden stattfinden. ein bisschen mehr action hätte der demo schon gut getan.

"Kommunismus ist sexy"??

oldschool 03.05.2004 - 19:17
na,das nenn ich mal verkürztes Marxismus-Verständnis. Da scheint einiges an linkem Grundlagen-Verständnis verloren gegangen zu sein. Mit Chauvinismus gegen Kapitalismus ?? echt ätzend.

Anti weil Anti?

nix 03.05.2004 - 19:40
Was soll eigentlich diese engstirnige Antihaltung?
Ich meine, was ist verschwindenen Grenzen schlecht, dass man es bekämpfen muss?
Sollte man die Zeit, in der sich _Grenzen_ öffnen, nicht lieber dafür nutzen, eine starke linke internationale Opposition zu errichten?
Nazis sind auch Anti-Europa, wollen lieber ihre Natiönchen behalten. Eigentlich sollte es doch aber in einem kommunistischen Interesse sein, wenn Staaten sich denationalisieren. Jetzt sich in Europa etablieren, um eine soziale, freie Gesellschaft zu schaffen. Ohne Grenzen und Nationen. Heute Europa, morgen die Welt!
Es ist auf jedenfall taktisch total schwachsinnig, sich gegen den Strom zu stellen. Lenkt den Stom lieber in eine sozialistische oder kommunistische Richtung.
Gegen die nationalistischen Globalisierungsgegner sollte man eine konstruktive Globalisierungskritik stellen. Globalisierung kann auch positiv sein, wenn sie sozial abläuft. Dass das nicht der Fall ist, wissen wir alle, gerade darum sollte aber dort angesetzt werden, anstatt sich mit den Nationalisten in einen Tenor einzureihen...

Mehr Bilder auf adf-berlin.de

gez 03.05.2004 - 19:50

vc

cv 03.05.2004 - 20:03
immer auf intelktuell machen und dann solch primitive parolen.
was bitte bringt dieses rumgelatsche?

Kommunismus ist sexy!

Nobody Left 03.05.2004 - 22:00
@oldschool: was hat das mit chauvinismus zu tun?? ich find den spruch geil. es wäre chauvinistisch, wenn draufstehen würde "kommunismus ist so sexy wie pamela anderson" oder so'n müll, aber dadurch, dass sexy in keinster weise definiert wird, ist der spruch doch einfach nur cool.

KOMMUNISMUS IST SEXY!

Er spricht zu Euch:

Geronimo 04.05.2004 - 21:11
Besonderes Lob der KP für zwei Dinge:
erstens für die konsequente Durchsetzung des Nationalfahnenverbots und zweitens dafür, daß sie die EU-Erweiterung auf den 1. Mai legen konnten, so daß die Demo am 30. April als Konkurrenzveranstaltung gegen die ALB möglich wurde, ohne in direkte Konkurrenz treten zu müssen.
Böse Zungen behaupten, hätte man die EU-Erweiterung nicht auf den 1. Mai legen können, die KP hätte das Thema Europa nicht gejuckt. Solch ein dummes Zeug glaube ich natürlich nicht. Schließlich geht es der KP um die Sache - und die heißt nun mal KP.

Zum 2.Punkt von Theo

Maus 05.05.2004 - 13:23
Es ist ein klein wenig anders als Du schreibst:
- Kommunismus wird von Libertären, Hipiies und so weitzer nicht mit Stalinismus "verwechselt". Kommunismus ist auch in seinen anderen Ausprägungen alles andere als die Idee einer freien Gesellschaft. Gerade das Ausschliesslichkeitsdenken und der Avantgarde-Anspruch ist ein wesentliches Charakteristikum dieser Ideologie. Was denkst Du, warum Bakunin damals mit Marx gebrochen hat? Bereits 1870 hat er vorausgesehen was passiert, wenn die Kommunisten an die Macht kommen. Kommunisten, die für eine herrschaftsfreie Welt eintreten, sind fast nicht existent. Die Mehrheit der (real existierenden) Kommunisten tritt für eine kommunistische "Übergangs"Diktatur ein.
- Hinzu kommt: Warum diese Labels und Angrezungen? Warum dieser identitäre Quark? Wie wäre es, für eine herrschaftsfreie und gerechte Welt eimzutreten, ohne sich gleich in Schubladen zu stecken und sich einer Ideologie fest zu verschreiben (und sich damit automatisch von allen anderen abgrenzen)? Eine Welt wie sie von den argentinischen Asambleas und den Zapatistas in der Praxis oder von Holloway, Bookchin und Chomsky in der Theorie propagiert wird, kann nicht mit starrer Ideologie und selbst-Schubladisierung erreicht werden. Mit Abgrenzung und Dogmatismus schon gar nicht. Die Frage: Wollen Kommunisten in Deutschland so eine Welt überhaupt? Ich zumindest kenne keine Kommunisten in Deutschland, die eine libertäre kommunistische Praxis(!!!) leben.

es darf die schnauze halten:

geronimo 05.05.2004 - 14:20
lieber steinzeit-autonomer: schön, dass auch du jetzt "drin" bist. doch bitte verschone uns mit dem wahrnehmen der open-posting-funktion hier im unabhängigen nachrichtenmedium indymedia...zur kp nur so viel: am 30.04. hat die gesamte kp unterhosen in stars&stripes-muster getragen und es damit mal wieder allen aufrechten linken gezeigt. hintenrum und feige. die erste reihe trug zusätzlich noch blau-weiße ringelsöckchen (auf den bildern leider nicht zu erkennen). das war die kritik. die praxis kam am nächsten tag: als konkurrenz-veranstaltung zur alb-demo hat die kp nämlich in lichtenberg zivilgesellschaft gespielt - mit den bekannten folgen ;)

zu Maus

Mouse on Mars 05.05.2004 - 14:43
Ach so Maus, die einen wollen also den autoritären Kommunismus mit seinem Ausschließlichkeitsanspruch und du willst aber den "libertären Kommnunismus". Wunderbar, kannst du mir auch veraten, woher du dein Geheimwissen hast, wer jetzt welchen Kommunismus will, oder sind das alles nur Unterstellungen und Projektionen deinerseits? Wer mal ein bisschen auf der Internetseite der Veranstalter rumsurft, findet z.B. dies bei Texten zum Kommunismuskongress:

"Kommunismus verstehen wir dabei als ein Projekt der Negation des Kapitalismus: Als Herausforderung an politische Praxis, die im Bestehenden ansetzen, sich aber beständig fragen muss, welche Dimensionen dieser grundsätzlichen Ablehnung ihre Praxis von der Affirmation unterscheidet. Gleichzeitig ist Kommunismus das Korrektiv kritischer Theorie der Gesellschaft und des Subjekts, die Utopie, von der aus die Negation des Bestehenden gedacht wird. "Der Kommunismus ist für uns nicht ein Zustand, der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben [wird]. Wir nennen Kommunismus die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt. Die Bedingungen dieser Bewegung ergeben sich aus der jetzt bestehenden Voraussetzung." (Deutsche Ideologie, 35) Die Bewegung aber ist nicht abstrakt, sondern erscheint in verschiedenen politischen Bewegungen. Es gilt zu sichten, welche Theorie sich selbst als "eingreifende" zur Aufhebung des Bestehenden, sich selbst als Teil der Praxis der Subversion versteht und welche Argumente sie anführt, zentrale Bestimmungen des herrschenden Kapitalismus zu treffen."

Außerdem Bezüge zu Holloway und zur Zapatista... Aber eigentlich hast du ja recht Kritik und Praxis und Postpessimist eröffnen bald die ersten Internierungslager. Ich eröffne die Runde zum großen Schlagabtausch "Anarchismus" vs. "Kommunismus" - Wer hat die bessere Utopie zu verkaufen! Aber bitte nicht Indy mit dem Kram zu müllen, das hatten wir wirklich schon oft genug...

Missverstanden

Maus 05.05.2004 - 18:33
Woher weiss ich, wer welchen Kommunismus will? Vielleicht erkenne ich das an der Praxis der einzelnen Gruppen?
Deutsche kommunistische Gruppen handeln nun mal nach der maxime "wir erklären die Welt in 20 Parolen/20 Bandwurmsätzen, haben die Lösung und haben immer recht. Wenn Ihr uns kritisiert, bekommt Ihr aufs maul".
Wie kommst Du darauf, daß ich den "libertären Kommunismus" will? Hast Du meine Ergänzung nicht gelesen? Ich kritisierte lediglich dieses Schubladendenken und dogmatische Handeln deutscher K-Grüppchen. Ich kritisiere dieses Rezeptendenken und die Ablehnung wirklich progressiver Praxis bei deutschen Kommunisten. (Ja, der traue ich Interneierungslager wirklich zu - nachdem ich die KP mal in "real life" erlebt habe! Postpessoimist nehme ich nicht ernst, ist ein Studi, der ganz doll intellektuell wirken will, aber Zusammenhänge nicht begreift.)

Und ich kritisiere, daß Ihr nicht einmal richtig, wenn Ihr kritisiert werdet, sondern gleich reflexmäßig zurückkontern wollt.