Angel Berroeta ist tot!

egal 13.03.2004 17:24 Themen: Repression Weltweit
Die Unterstellungen der spanischen Regierung, ETA sei für die Anschläge in Madrid verantwortlich, haben ein erstes Todesopfer gefordert. Wer zu jung ist, um sich an die 70er Jahre zu erinnern, kann beginnen sich ein brandaktuelles Bild zu machen. In tiefer Trauer erste Infos. Wäre schön, wenn Menschen, die gut Spanisch bzw. Baskisch können, weitere Informationen hinzufügen könnten.
Der Bäcker von Iruñea (siehe auch:  http://germany.indymedia.org/2004/03/76899.shtml ) ist tot. Die neuesten Informationen besagen, dass Angel vom Barrio(Viertel)Donibane beriets tot im Krankenhaus von Gurasoak gebracht wurde, nachdem ihn ein Polizist mit zwei von vier Schüssen getroffen hat. Es deutet sich an, dass Angel klar zum Opfer der Hetze wurde, welche die penetrante wie unlautere Beschuldigung der ETA seitens der regierenden Partei Partido Popular die Anschläge in Madrid für eigene Wahl- und Politikinteressen missbrauchend angefacht wurde.

Erste Rekonstruktionen des Mordes besagen, dass Angel starbm weil er die Ehefrau eines Poliozeibeamten brüskiert hatte. Diese hatte von Angel, der Betreiber einer Bäckerei in seinem Kiez Donibane in Iruñea war aufgefordert, ein Schild mit der Aufschrift "No ETA" in seinem Laden aufzuhängen. Angels antwortete, er werde das Schild in seiner Wohnung aufhängen. Die Frau ging, ohne dass es eine weitere Diskussion gab nach Hause. Nach Angaben von Nachbarn erschien später dann ihr Mann, der Polizist ist und schoss. Er verletzte Angel, der auch Mitglied eines Vereins von Eltern junger Repressionsopfer war tödlich. Es geschah gegen 13:45 Uhr, der Polizist wurde verhaftet.

Freunde von Angel und andere Stadtbewohner versammelten sich vor Ort um ihren Protest und ihre Abscheu dieser Tat kund zu tun, die Polizei griff gewaltsam ein und zerstreute die Versammelten. Unter den Leuten, die sich versammelt hatten war Pernando Barrena, der eine Pressekonferenz angekündigt hat, bei der Fakten zum Tahergang bekannt gegeben werden sollen und die Gründe, weshalb Angel sein Leben lassen musste. Die Bewegung Pro Amnistia hat um 19:00 auf der Plaza Asunción von Iruñea eine Demonstration einberufen.

Die Worte aus einem der ersten Beiträge hier (  http://italy.indymedia.org/news/2004/03/497533.php ergänzung 15:32 Uhr haben sich bewahrheitet: "Ab heute wird selbst die körperliche Unversehrtheit eines jeden baskischen Bürgers in Gefahr sein, im Angesicht einer Hasskampagne, die sowohl die nationalistische spanische Rechte als auch die nationalistische spanische Linke zum Zweck der Funktionalisierung in Hinblick auf die Wahlen vom kommenden Sonntag entfesseln werden".

Quellen:

Gara:  http://www.gara.net/azkenak/orriak/art74615.php

El Mundo:  http://www.elmundo.es/elmundo/2004/03/13/espana/1079188678.html

Bildlegende:

"Volk! Öffne die Augen! Bush und Aznat schreiben das Drehbuch! Titel: 11 September - 11. März".
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Ergänzungen

Agenturmeldung

"Öffentlichkeit" today 13.03.2004 - 17:43
Ich habe noch nicht weiter geschaut, was internationale Nachrichtenagenturen von sich geben. Die Art und Weise, wie die Meldung der größten italienischen Agentur ANSA über den Vorfall berichtet zeigt einmal mehr, wie auch Tote zu Schuldige gemacht werden. Die Version der Ahentur weicht leicht von der Beschreibung des Vorfalls, wie sie von Gara und El Mundo wiedergegeben wird.

Übersetzung der Meldung:

Italienische Agenturmeldung:

Polizist tötet Einzelhändler, der sich weigert zu trauern. Das Opfer war ein Sympathisant der ETA.

(ANSA) - Madrid, 13. März – Ein Beamter der spanischen Polizei hat heute einen Bäcker, der Sympathisant der ETA war, weil er sich geweigert hatte, ein schwarzes Band zu Ehren der Opfer in Madrid aufzuhängen getötet. Das hat die Agentur Europa Press mitgeteilt. Angel Barroeta, Inhaber der Bäckerei in Pamplona (Navarra) war Mitglied von Exzerat, Verein der Angehörigen der Gefangenen der separatistischen baskischen Organisation, die zusammen mit dem islamischen Extremismus wegen der Anschläge vom Dinerstag verdächtigt wird.

Der Mann hatte eine Auseinandersetzung mit der Ehefrau des Polizisten gehabt, die ihn gebeten hatte, das schwarze Band aufzuhängen, das viele Geschäftsinhaber heute zu Ehren der Toten der Anschläge zur Schau stellen. Die Frau ist nach Hause gekehrt und gegen 12:25 Uhr ist ihr Mann in Berroetas Laden zurückgekehrt und hat ihm in die Brust geschossen. Der Polizeibeamte hat selbst den Behörden mitgeteilt, was geschehen war und ist anschließend verhaftet worden.

Nachtrag

egal 13.03.2004 - 18:05
Zur Vermeidung von Missverständnissen: Ich empfinde Trauer für alle Opfer: die 200 Toten plus Angel, die mehr als 1.400 Verletzten, die Angehörigen und die Millionen, die mindestens indirekt auch noch teuer für diese Sache bezahlen werden.

europa press?

weist 13.03.2004 - 18:23
Die Typen scheinen interessant zu sein - sie waren die primäre Agenturquelle für das Palacio-Dekret  http://de.indymedia.org/2004/03/76865.shtml, und jetzt hierfür. Scheint so, als ob wir hier mal eine Mainstream-Agentur haben, die sich weigert, die Parteilinie zu tanzen... weiß wer was darüber? Was sind ihre Motive?

medien cont'd

weist 13.03.2004 - 18:34
...und jetzt auch Cadena Ser:  http://de.news.yahoo.com/040313/286/3xmc2.html - ''Madrid (AFP) - Die Ermittlungsergebnisse nach den Anschlägen von Madrid deuten nach Einschätzung des spanischen Geheimdienstes angeblich auf islamische Terroristen als Täter hin. Zu "99 Prozent" seien Islamisten am Werk gewesen, zitierte der Radiosender Cadena Ser einen Geheimdienstvertreter. Vermutlich habe eine Gruppe von zehn bis 15 Radikalen die Tat verübt, die das Land bereits wieder verlassen habe.''

Europa Press und Cadena Ser - es dürfte interessant sein, die mal im Auge zu behalten, waren sie doch seit Donnerstag die einzigen Outlets in Spanien, deren Meldungen noch irgendetwas mit der Wahrheit, wie auch immer die sein möge, zu tun hatten. Cadena Ser ist jedenfalls in PSOE-naher privater Radiosender:  http://www.n-tv.de/5224230.html. Mainstream ist Mainstream, aber es ist gut zu wissen, welche Outlets unter Druck nicht direkt buckeln, denn um Infos weitläufig zu verbreiten, reichen die bestehenden linken Strukturen nicht immer aus.

Deutsche Fassung vom italienischen Kommentar

versehentlich falsch verlinkt? 13.03.2004 - 18:39
 http://de.indymedia.org/2004/03/76755.shtml in den Ergänzungen, Uhrzeit stimmt.

IU: Klage vor der Wahlkommision?

egal 13.03.2004 - 19:52
Nach eigenen Angaben hat Izquierda Unida (Vereinigte Linke) heute früh Beschwerde bei der Wahlkommision wegen möglicher "Wahlvergehen" des PP eingelegt. Grund ist die Veröffentlichung in einem spanischen Medium von einem Interview, in dem der Kandidat Mariano Roy um Stimmen für seine Partei und die absolute Mehrheit gebeten hat. Alle anderen Parteien hätten nach den Anschlägen die Wahlkampfkampagnen ausgesetzt, heißt es in einer Erklärung auf der website von Izquierda Unida. Die kurze Erklärung ist hier einsehbar:  http://www.izquierda-unida.es/elecciones2004/noticias/noticia142.htm

Eine italienische Nachrichtenagentur  http://www.kataweb.it/news/detail.jsp?idCategory=2224&idContent=637760 meldete um 18:33, IU habe heute von einem "Informationsstaatsstreich" gesprochen und die "unverzügliche" und "eilige" Zitierung Aznars und Acebes (Innenminister)ins Parlament gefordert, zum Zweck der Abgabe von Erklärungen über die Untersuchungen zu den Terroranschlägen. Laut Kataweb hat IU auf die Tatsache hingewiesen, dass die Regierung "damit fortfährt, obszessiv" die Version der Verantwortlichkeit der ETA zu propagieren und eine "Manipulation der Information" betreibe, die aus "Verdunklung" und "Verdrehungen" "um ihre politische Lage zu retten" gemacht sei.