Zu den Anschlägen in Madrid

raul 11.03.2004 15:15 Themen: Repression Weltweit
Trotz der Medien-Kampagne ist noch völlig ungeklärt, wer hinter den Anschlägen steckt / Baskische Linke weist die These von ETA-Anschlägen zurück
Nach den Bombenanschlägen heute morgen in Madrid, die 170 Menschen das Leben gekostet haben sollen, haben das spanische Innenministerium und führende Medien zu Mobilisierungen gegen die baskische Untergrundorganisation ETA aufgerufen. Ohne genauere Erklärungen abzugeben, erklärte Inneniminister Acebes, er habe keinerlei Zweifel an der Urheberschaft ETAs. Auch der Ministerpräsident der baskischen Regionalregierung Ibarretxe reihte sich in diesen Chor ein und sprach davon, "ETA wolle die Demokratie in die Luft sprengen" und greife damit auch die Basken an.

Es mehren sich jedoch Zweifel an dieser Version . Die verbotene baskische Linkspartei Batasuna hat sich mit den Opfern des Attentats in Madrid solidarisiert und ihre Überzeugung versichtert, dass es NICHT um einen ETA-Anschlag gehandelt habe. Tatsächlich hat die ETA in den vergangenen Jahren zwar auch Anschläge an öffentlichen Orten (wie z.B. das Parkhaus am Flughafen von Madrid) verübt, doch stets hat sie vor solchen Anschlägen telefonische Warnungen durchgegeben. Der Sprecher der Baskischen Linken Arnaldo Otegi äußerte die Ansicht, die Aktion sei vom "arabischen Widerstand" begangen worden. Spanien beteiligt sich an der Besatzung Iraks und ist in diesem Zusammenhang von arabischen Gruppen mehrfach bedroht worden

Völlig auszuschließen ist desweiteren auch nicht die Möglichkeit, dass der Anschlag aus den Polizeiapparaten heraus begangen worden ist. Die regierende Rechtspartei PP hat ihren Wahlkampf wesentlich als Anti-ETA-Wahlkampf aufgezogen. Vor drei Jahren gab es bereits einige Aktionen, darunter auch einen tödlichen Anschlag mit einem manipulierten Kinderspielzeug, der offensichtlich aus der Sparte Staatsterrorismus stammte. Der spanische Staat hat, wie sogar spanische Gerichte feststellen mussten, in den 1980er Todesschwadronen aufgebaut. Und auch von Polizei- und Geheimdiensten verübte verheerende Bombenanschläge hat es in Europa gegeben. Man denke nur an die Bahnhofs- und Zugattentate in Italien 1980 und 83.

Gegen eine vierte denkbare These - die einer ungeplanten Explosion während eines Sprengstofftransportes, wie sie in der ETA-Geschichte schon häufiger vorgekommen sein - spricht die Tatsache, dass es sich nach bisherigen Informationen offensichtlich um 13 Sprengsätze gehandelt hat.

Auf das politische Geschehen - am Sonntag wird in Spanien gewählt - wird das Massaker von Madrid einen entscheidenden Einfluss ausüben. Der Deutschland-Korrespondent der El Pais gab in diesem Zusammenhang einen interessante Interpretation : Falls es sich tatsächlich um einen ETA-Anschlag gehandelt habe, werde das der PP nutzen. Sie könnte sich dann als konsequente Terrorbekämpfer präsentieren. Falls jedoch eine arabische Gruppe für die Aktion veranwortlich sei, werde dies gegen die PP verwendet werden. Denn erst die PP hat Spanien in den Irak-Krieg gedrängt.

Mit Gewissheit wird man frühestens in ein paar Tagen - also wahrscheinlich nach den Wahlen und wenn sie die bisherige Darstellung bereits in der öffentlichen Meinung festgesetzt hat - Bescheid wissen. Die ETA hat bisher noch bei jeder Aktion die Verantwortung öffentlich übernommen, egal wie katastrophal sie sich ausgewirkt hat.
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Ergänzungen

Zitiert

Zitierer 11.03.2004 - 15:49
Eine Meinung aus Italien
Sorge und Bestürzung gegen den Strom 11.03.2004 15:32

In der Tat kennt Italien nur zu gut den Schrecken zersprengter Züge und Bahnhöfe mit Hunderten unschuldiger Opfer.

Im Folgenden die Übersetzung eines Kommentars aus Indymedia Italien,  http://italy.indymedia.org/news/2004/03/497533.php

Madrid 11. März 2004

Ein neuer Reichstagsbrand?

Heute morgen wurde Madrid durch vier Explosionen erschüttert, die drei Züge zerrissen haben, die hauptsächlich Pendler beförderten, die auf dem Weg zur Schule, zur Universität und zum Arbeitsplatz waren.

Während wir schreiben, sprechen die spanischen Behörden von mehr als 140 Toten und mehreren Hundert verletzten: alles unschuldige Menschen, die von einer blinden, barbarischen und nicht zu rechtfertigenden Gewalt getroffen wurden.

Nach dieser Feststellung wäre es für jeden von uns sehr leicht, sich dem Chor der Verurteilung anzuschließen, der seit Stunden die spanischen Parteien von Mitte-links und Mitte-rechts, die UNO, die NATO, due USA, die Regierung Berlusconi und den Papst eint. Ein Chor, der wenige Minuten nach den Anschlägen, die innerhalb von wenigen Minuten eine der größten Metropolen Europas in das Chaos gestürzt haben bereits die baskischen Independentisten der ETA als Verantwortliche ausgemacht hat. Nach nicht einmal dreißig Minuten seit den Explosionen waren die Presseagenturen des spanischen Staates bereits in der Lage millimetergenau zu sagen, dass das Massaker in Madrid von der simultanen Explosion von Sprengsätzen verursacht worden war, die auf in unterschiedlichen Zügen und auf den Bahnsteigen der Bahnhöfe deponiert waren und gleichzeitig durch in Plastiktüten versteckten Fernzündungen aktiviert worden waren.

Die Sicherheit mit der die Ereignisse des heutigen Morgens rekonstruiert werden ist weit mehr als verdächtig.

Nicht nur hat die Organisation Eta die Anschläge weder angekündigt noch als eigene Aktion bekannt gegeben, sondern auch die politischen Organisationen des baskischen Independentismus haben die Verwicklung der baskischen Guerrilla-Organisation in den Massakern von Madrid dezidiert dementiert.

Nie hat die bewaffnete Organisation, die die Autonomie des baskischen Landes verteidigt in die Menge gezielt; ihre Aktionen sind immer durch anonyme Anrufe angekündigt worden, die über den genauen Zeitpunkt und Ort der Anschläge informierten, Im Fall des Supermarkts Hipercor in Barcelona, bei dem ein ETA-Anschlag wegen der Weigerung des Direktors, das Gebäude räumen zu lassen 21 Tote verursachte, vollzog die baskische Organisation eine strenge Selbstkritik der eigenen Strategie.

Wer diese Bomben in Madrid gelegt hat, suchte hingegen die größtmögliche Zahl an Toten und Verletzten, eine Spektakulärität, die, übergibt drei Tage vor den legislativen Wahlen im spanischen Staat Aznars Partido Popoular und seinem Dauphin Rajoy eine absolute und unangefochtene Macht in einem Land, in dem die Öffentlichkeit seit Jahren gegen Alles, was mit dem baskischen Land zu tun hat aufgehetzt und angestachelt wird.

Das Gefühl, vor einem neuen Reichtagsbrand zu stehen, der den Aufstieg des Faschismus rechtfertigte, ist extrem stark, so wie auch das Gefühl, im Angesicht einer Neuauflage in spanischer Fassung von jener Strategie der Spannung, die es dem italienischen Establishement im Angesicht eines Anwachsens progressiver und revolutionärer Bewegungen, die mehrfach beschuldigt wurden, durch Bomben und Anschläge die bestehende Ordnung umstürzen zu wollen erlaubte, an der Oberfläche zu bleiben.

Die Berichterstattung zuerst und die Geschichte dann haben gezeigt, dass die Mandanten der Massaker in den Bahnhöfen und auf den Zügen genau jene waren, die im Namen des Kampfes gegen den Terror Tausende junge Menschen und Aktivisten der sozialen Bewegungen hinter Gitter gebracht haben.

Die Mandanten des Massakers in Madrid sind nicht im Baskenland zu suchen, sondern in den Räumen des US-Pentagons oder des spanischen Cesid, die selben, aus denen die Staatsstreiche in Lateinamerika organisiert wurden oder die Terroranschläge gegen das kubanische Volk.

Ab heute wird selbst die körperliche Unversehrtheit eines jeden baskischen Bürgers in Gefahr sein, im Angesicht einer Hasskampagne, die sowohl die nationalistische spanische Rechte als auch die nationalistische spanische Linke zum Zweck der Funktionalisierung in Hinblick auf die Wahlen vom kommenden Sonntag entfesseln werden.

Wenn der 11. September 2001 es der Bush Regierung ermöglicht hat, das zu tun, was sie getan hat, was müssen wir nach dem 11. März 2004 von der spanischen Regierung erwarten?

von:  http://de.indymedia.org/2004/03/76754.shtml

Keine Legenden

nordlicht 11.03.2004 - 17:13
Das zumindest die Vermutung, das es ETA war, nicht völlig aus der Luft gegriffen ist, sollte doch sogar hier unzweifelhaft sein. Das es nicht dem bisherigen Bild der ETA Angriffe entspricht wird ja auch in den medien veröffentlicht.
Einwände gegen den Zeitpunkt sind mir zumindest völlig unverständlich. Wenn nicht jetzt wann dann?. Kurz vor der Wahl im "schweinesystem".
Selbverständlich können es auch islmistische Gruppen gewesen sein. Wäre im Übrigena uch mein erster gedanke gewesen.
Aber nicht sowas als tat der regierenden. sorry das hört sich mirzusehr nach weltverschwörung an. darauf sollte mensch sich nicht einlassen.
aber das wichtigste, was hier bisher fehlt -sorry leute-, mein mitgefühl gilt den unschuldigen opfern und ihren angehörigen. und hoffentlich bekommen sie die "schweine".

Text bei Telepolis

Link-er 11.03.2004 - 18:14
Gerade bei Telepolis erschienen:
Blutiger Wahlkampf in Spanien
 http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/16941/1.html

Wegen der Wahlen...

himpelpimpel 11.03.2004 - 18:14
Auch wenn ich keine These (ausser der Mossad-"Spam-These") von vornherein ausschlissen möchte, sollte man sich doch vor Augen führen, dass ein Wahlsieg der PP auch ohne dieses Attentat sehr wahrscheinlich gewesen wäre - allenfalls die Frage nach der absoluten Mehrheit schien bzw. scheint noch offen. Von daher würde ich bezweifeln, dass der spanische Staat eine "Srategie der Spannung" derzeit überhaupt nötig hat.

wer verschwört hier

110 11.03.2004 - 19:07


liebe leute,


das bedarf wirklich weiterer erklärung,
warum, wenn menschen mutmassen ein terror
anschlag könnte statt von der ETA genausogut
aus der rechten ecke kommen, das verschwörungs-
theorie sei.


wenn man schlussfolgert, es könne nur die ETA
gewesen sein, ist das dann nicht genauso eine
verschwörungstheorie ?

es ist die altägliche verschwörungstheorie von
leuten wie bush, aznar, berlusconi, und seit
letzter woche auch der französischen administration
die ständig auf uns einhämmert, und, wie zuletzt die
story mit den irakischen massenvernichtungswaffen
stellen sich die meisten dieser sachen dann
hinterher als frei erfunden heraus.
und zwar nicht durch irrtum, sondern bewusst erfunden.

da dürfen wir doch auch mal ab zu sagen was wir so
vermuten wer für was verantwortlich sein könnte.

natürlich soll man nicht etwas behaupten was man nicht
nachweisen kann, aber man kann auch nicht aznar mehr
als den eigenen indy kollegen glauben.


italien 1980 ist übrigens keine theorie, sondern
dokumentierte tatsache, von daher müsste man das in
dem vorwurf dann wenigstens ausnehmen.


schade, dass auch an einem solchen traurigen tag manche
leute mal wieder nichts anderes im kopf haben als
hetzparolen gegen jüdisch gläubige menschen.
mal abgesehen davon, dass das irgendwie überhaupt
nichts mit dem inhaalt des artikels zu tun hat.

UrheberInnen

Unai 11.03.2004 - 19:29
(u.a. @Iker). Ich bin auch Baske und Antifaschist & bin kein ETA-Symphatisant.... Aber Du solltest eigentlich auch wissen, daß die bisherige Vorgehensweise von ETA eine ganz andere gewesen ist. Ich weiß nicht, was Du mit Deinen Vorverurteilungen von ETA erreichen willst? Du hilfst damit jedenfalls keinem einzigen Opfer dieses barbarischen Anschlags...
Du wirfst dem Verfasser Verschwörungstheorien vor, unterbreitest aber gleichzeitig selber unfundierten Müll... Wenn Du tatsächlich ein kleines bißchen Ahnung von der Situation im spanischen Staat hast und nicht nur ein paar FreundInnen in Madrid die haben viele - solltest Du eigentlich wissen, daß es nicht das erste Mal wäre, daß ETA für etwas verantwortlich gemacht wurde, mit dem sie nichts zu tun hatte....
Außerdem solltest Du als angebl. Antifaschist wissen, daß ETA derzeit nicht die größte Gefahr für die spanische Gesellschaft ist, oder ??!!!


Schweinerei !!!

Annettengandik 11.03.2004 - 19:33
Eine Schweinerei gleich wieder mal der "ETA" was in die Schuhe zu schieben. Was hätten sie davon? NICHTS. Ich bin ja nun wirklich kein ETA-Fan aber dieses schreckliche Attentat hat NICHT die Handschrift von Euskadi ta askatasuna. Ich warte gespannt auf den Bericht von Ralf Streck und hoffe es ist ihm nix passiert.
MADRID:
Der Cousin eines lieben Freundes von mir hat heute früh verpennt und somit "nur" den nachfolgeneden Zug erwischt.
Was bin ich froh! ! !
Gleichzeitig drücke ich hiermit meine tiefe Betroffenheit mit den Opfern und deren Angehörigen aus und hoffe die baskische Bevölkerung wird durch die Manipulationsversuche von "ich-weis -nicht-wem" nicht von Ihrer klaren Linie für Gleichberechttigung und Unabhängigkeit gepaart mit nichtkrimminellen Absichten abgebracht.
Auch hoffe ich die spanische Bevölkerung läßt sich bei den Wahlen am Wochenende nicht ins Boxhorn jagen und von den Medienfutzies beeinflussen.
Ich habe die baskische Flagge gehisst. In Trauer und mit tiefer innerer Verbundenheit mit der Euskal Herrira.
Agur

mh

weist 11.03.2004 - 19:59
Nee; die Fälle, in denen das Establishment irgendwelche Stinos abschlachten ließ, um an Ansehen zu gewinnen, sind nicht so kraß. Schließlich *könnte* sich ja der Eindruck aufdrängen, Aznars harter Kurs im Umgang mit baskischen Autonomisten/Separatisten wäre falsch, oder? Wenn du dir als korrupter Staatschef Sympathien ernorthwooden willst, dann machst du es nicht ganz so überzogen - dieser Anschlag ist ja nun der blutigste seit langem in Westeuropa, und in solchen Fällen läuft die öffentliche Meinung Amok, nur läßt sich halt nicht sagen, wohin. Aber das wiederum wäre ja blöd gelaufen, würden offizielle Stellen den Anschlag eingefädelt haben - Ziel solcher Leute ist schließlich nicht bloß, eine gewisse Stimmung anzuheizen, sondern sie auch zu ihrem Profit kontrollieren zu können, und wer jetzt einen konkreten politischen Vorschlag auf den Tisch legt, wird völlig zu Recht beschuldigt werden, den Toten von Madrid noch posthum ins Gesicht zu pissen.
Ach ja, und die Tatsache, daß das Ganze natürlich aus staatsführerischer Sicht ein Schuß ins Knie gewesen wäre, sieht mensch sich die Reaktion der Wirtschaftswelt an, bliebe eh noch zu erklären.

(Dessenungeachtet ist und bleibt Aznar ein rechtes Arschloch. Aber es ist und belibt auch eine Tatsache, daß parlamentarische Demokratien des westlichen Stils, wenn sie tatsächlich Terroristen erfinden, diese nur scheibchenweise zuschlagen lassen - die nach allen Erkenntnissen gefaketen 'RAF'-Bahnhofsanschlage mit ihrer Handvoll Verletzten sind ein gutes Beispiel, wie erfolgreich inszenierter Terrorismus aussieht)

Die Feststellung, daß der 'Phänotyp' des Anschlags nicht besonders konform geht mit der bisherigen Strategie der ETA, die obzwar Nationalisten und bei Gelegenheit auch Terroristen, schon so etwas wie ein traditionelles Phänomen in der spanischen Politik ist, kann nicht deutlich genug getroffen werden - das Ausbleiben von Bekennerschreiben könnte auch Hinweis auf einen Strategiewechsel sein, aber die ETA ist eher konservativ und schwerfällig in ihrer Methodik (wer denselben Kampf seit Jahrzehnten mit den gleichen Methoden, Taktiken, Techniken, und zumal ohne signifikante Ergebnisse zu erzielen, fortführt, wechselt nicht ohne Grund seine Vorgehensweise, und Gründe wie z.B. eine 'Palastrevolte' im inner circle der ETA wären bekanntgeworden).

Was bleibt? Staatsfeind #1, der ewige Araber. Aber da tappen wir völlig im Dunkeln; das einzige, was diese These wahrscheinlicher macht als die beiden anderen ist, daß die Irakpolitik der PP, die Ankündigungen aus Nordwaziristan und die bekannten Details der al-Qaeda-Taktikdoktrin ganz gut mit diesem ekelhaften Anschlag zusammenpassen.

Trotzdem ist es blöd, Islamisten in Ermangelung von mehr als Indizien (und in Ermangelung besserer Verdächtiger) die Arschkarte zuzuschieben. Vielleicht geht das ganze auf die Kappe irgendwelcher new kids on the terrorist block; wir werden sehen. Eine Sache jedoch dürfte sicher sein: die Regierung wird bis zur Wahl eine ETA-Connection, egal ob real oder fiktiv, melken bis nix mehr rauskommt. Denn im Falle eines *islamistischen* Terrorakts wäre es ja genau diese Regierung, die den Opfern der Anschläge ein großes fettes Fadenkreuz auf die Stirn gemalt hat...

wenn man mal logisch überlegt....

txakur 11.03.2004 - 20:11
sollte man zu dem schluss kommen, dass jeder der ein solches attentat verübt irgend ein ziel verfolgt. ein amokläufer ist wohl nicht dermassen vorbereitet. und gezielt vorbereitet war das wohl.

nehmen wir also die beliebtesten verdächtigen spaniens für diese dinge - die ETA. was hätten die davon eine menge leute in die luft zu jagen? kann doch wohl niemand glauben, das die auf massaker-image wert legen. denn auch wenn man sich unsinniger weise für den aussichtslosen bewaffneten kampf gegen ein imperialistisches regime entscheidet, wird man immer versuchen wichtige knotenpunkte des netzes zu zerstören. wenn also ETA nicht ein verein völlig verblödeter fundamentalisten ist wissen sie, dass sie nur so ihre gegner treffen können. eine aktion wie die heutige ist meiner meinung nach erstens schon logistisch eine nummer zu gross für die ETA und zweitens für ihre zielsetzung (so sie sie bisher erklärt haben) völlig kontraproduktiv.

fragen wir uns also wem nützt sowas? wer hat vorteile von so einem terrorakt?
- dem, der die masse sprengstoff verkauft
- dem, der sich in der folge als der verteidiger der "demokratie" aufspielen kann
- dem der dann die besten argumente hat weiter parteien, zeitungen und radiosender zu schliessen (denn wer nicht mit uns gegen die terroristen kämpft ist einer)
- dem, der alle basken platt als terroristen verunglimpft
- dem, der auch sinkende öltanker richtung portugal schleppen lässt und 8 monate später für das baskenland den ausnahmezustand an der küste aufheben lässt(==> keine finanzmittel zu reinigung mehr) aber ein paar kilometer weiter alles solässt (finanzhilfe etc)
- dem, der foltern und isolieren lässt und dann von angriff auf die menschenrechte faselt
- dem, der am sonntag eine wahl "gewinnen" will

nützt das alles vielleicht diesem wichser arschnar????????????

nur mal so gefragt - und die logik bemüht!

ich bin wirklich keiner von diesen paranoiden weltverschwörungspanikern aber ich gehe einfach davon aus, das jeder der etwas tut( bis auf o.g. ausnahmen) ein ziel hat und ich denke, das das entweder nach rach für irak riecht oder das hier einer unter dem deckmäntelchen der terrorbekämpfung seine politischen ziele verfolgt.

erklärung der anarchosyndikalistischen CNT

anarchist 11.03.2004 - 20:56
zu den heutigen Bombenanschlägen in Madrid schreibt das Allgemeine Syndikat der CNT-IAA Madrid (grobe Übersetzung):

Madrid 11. März 2004:
In Madrid ist dieser Morgen gefärbt von Blut. Der Süden der Hauptstadt, die Zone, in der die meisten der ArbeiterInnen der Stadt konzentriert sind, war der Schauplatz eines der bösartigsten und wildesten Anschläge der Geschichte. Noch sind wir betroffen von dem Maß der Katastrophe, wie sie von außen zu erkennen ist und die verursacht wurde durch die Vorrichtungen, die Bombenexplosion, auf den Gleisen der RENFE, in den Zügen, die mit ArbeiterInnen gefüllt waren. Arbeiter, die auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle waren. Wir, von der lokalen Vereinigung von Madrid der CNT, möchten unsere energische Zurückweisung und Verurteilung ausdrücken, noch bevor eine mögliche Ursache dieser Tat bekannt wird. Gleichzeitig möchten wir unsere aufrichtige Solidarität mit den Opfern (und Verwandten) dieses barbarischen Attentates zeigen.

Das Funktions-Komittee der Lokalföderation von Madrid, CNT-IAA

Quelle:  http://www.cnt.es/noticia.php?id=1220

Gedanken von IMC Madrid - Editorial

Übersetzung 11.03.2004 - 21:08
Qualitativ, ist der Anschlag, der heute in Madrid das Leben von 180 Menschen vernichtet und mehr als Tausend verletzt hat wie der 11. September. Exakt das Gleiche. Die gleiche Absicht, (globale) Bürgerkriegsprozesse zu entfesseln, der gleiche Wille, einen totalen Krieg zu erklären, die gleiche Logik des "Je schlimmer, desto besser", die gleiche Verachtung für das Leben.

War es die ETA? War es El Kaida? Wie schnell sie mit ihrer Antwort sind! Ohne nicht einmal der legitimen Empörung Zeit zu lassen, ohne Daten, ohne Beweise, behaupten das Innenministerium und seine Sprecher kategorisch, dass es die Eta war, während Otegi und die Seinen genau so kategorisch behaupten, dass es der "islamische Widerstand" (sic!) war. Die Parteinehmer des verzweifelten Festhaltens an letzterer Hypothese behaupten mit verblüffendem Phlegma, dass es in keiner Weise ETA gewesen sein kann, "weil es keine politischen Ziele gab" (sic!) und weisen auf El Kaida oder, je nach persönlichem Geschmack oder Delirium, auf die Geheimdienste (welche schrecklichen Proteste wollten sie denn mit Staatsterror verhindern?", auf den Partido Popular (mit dem üblichen "cui bono?"), auf das CIA, die extreme Rechte, usw. hin.

Wir wissen nicht, wer für diesen Akt der Barbarei verantwortlich ist, aber wir wissen, dass ETA das Leben der zivilen Gesellschaft anbsolut verachtet und dass sie sich ohne deren unangenehme Vermittlungsaktivitäten direkt mit dem Staat auseinandersetzen möchte, in dem sie die Logik des Ausnahmezustands nährt. Und es scheint uns beschämend, dass ein Teil der Linken, der sich für fähig hält, über Alles richten zu können, ohne sich für etwas verantwortlich zu fühlen, versucht, sie so schnell, reflexartig zu entlasten (die Eta, A.d.Ü.), ohne etwas über di Fakten zu wissen, ohne auch nur einen Augenblick über die Dinge nachzudenken, allein aus einem ideologischen Tick heraus. Dachten die Terroristen, die in den letzten Wochen in Madrid mit Dynamit genährt wurden (Was werden sie wohl glauben, diese Miserablen, was Madrid denn ist, und die Menschen, die hier leben?) etwa, diesen auf dem Markt zu verkaufen? Welche Variablen sonst, — ethische, politische und moralische — kommen in der Logik der ETA ins Spiel, jenseits der massiven Herstellung von Terror und Panik? Könnte ETA etwa nicht mit Gewalt das, was im Baskenland geschieht, wie eine selbsterfüllte Prophezeiung mit dem vereinheitlichen, was in Palästina, Irak oder Afghanistan passiert?

Der Anschlag, der heute in Madrid stattgefunden hat ist ein Anschlag auf die zivile Gesellschaft, gegen die Menschen. Es ist kein Anschlag auf den Staat. Der Staat wird, als unvermeidlicher Bezugspunkt, wenn es Zeit ist, politisch zu handeln, unselig bestärkt daraus hervor gehen. Die Form-Staat, was nicht das Gleiche ist, wie eine Regierung. Beginnend ab sofort, werden die Politiker und die Medien unaufhörlich wiederholen, dass sich die gesamte zivile Gesellschaft wie-ein-einzig-Mann in den Dienst der Behörden stellen muss. Wenn wir es nicht vermeiden, wird sich die Identifikation zwischen dem Staat und der Gesellschaft bis zu einem praktisch unerträglichen Grad intensivieren. Die tiefgehende Infragestellung der gegenwärtigen Institutionen und von ihren Einheitsentscheidungen wird unverzüglich kriminalisiert werden. Die traditionelle Linke wird sich aufteilen in jene, die nicht vom Foto abrücken (und schnurgerade den Anweisungen des Partido Popoular als die Einzigen jetzt möglichen folgen) und in jene, die zur Kopf-in-den-Sand Taktik greifen werden ("Der Staat tötet mehr"), in dem sie sich verbieten werden, vor sich her zu schauen und sich mit der entscheidenden Tatsache auseinander zusetzen, dass die Terror-Agenturen im Empire existieren und dass ihre Fähigkeiten, Panik herzustellen immens sind. Und es gibt sie aber doch, und man muss laut und klar sagen, dass sie uns vor sich haben und man muss versuchen, täglich die ideologischen Sicherheiten und Postulate und die Allgemeinplätze, die sie nähren zu demontieren. Die Kriegslogik in unseren Köpfen auseinandernehmen, abhauen, vereint mit vielen anderen, die uns affin sind oder anders.

Viele Fragen, wenige Antworten, viel Schmerz und Empörung, kein ideologisches Spielzeug, dass es erlaubt, zu beurteilen, was passiert ist, dem Übel von je her die Schuld geben und schnell mit ruhigem Gewissen zur Ruhe komen.

Colectivo Editorial Indymedia Madrid

 http://acp.sindominio.net/article.pl?sid=04/03/11/1629222&mode=thread&threshold=0

Eine erste Liste von Verletzten

Info 11.03.2004 - 21:23
Vielleicht hat jemand Freunde in Madrid.

Hier eine Liste mit Namen und Krankenhaus von Verletzten:  http://www.madrid112.org/not00.asp?id=194

einige erklärungen aus der spanischen linken

der nestscheißer 12.03.2004 - 07:56
zu den barbarischen Anschlägen gibt es unter  http://www.redglobe.de/index.php?newlang=spanish

es lebe die verschwörungstheorie,...

anok 12.03.2004 - 14:02
...das is ja auch so schön einfach. alle fakten die bekannt oder (meistens) nicht bekannt sind in einen großen topf werfen, einmal umrühren und fertig sind die wildesten gedankengebäude... obs wahr sein kann? natürlich, wenns nich die pp war, rühren wir einfach noch mal um und, ja? vielleicht ja der cia und mossad und alqaida und der papst...
scheiße, könnt ihr nich einfach mal eure fresse halten, es sind 24 stunden vergangen seit dem anschlag und ihr habt nix besseres zu tun als eure nixsagende hirnwichse zu verbreiten... ich hab auch meine vermutungen und ob die nu stimmen werd ich entweder in ein paar monaten rausfinden oder in 50 jahren, wenn irgendwelche supergeheimen archive (falls es sie geben sollte) geöffnet werden.
was solls, interessiert denn das, können wir nicht wenigsten einmal das krimispielchen bleiben lassen.
die linke sollte sich lieber mit den folgen beschäftigen:fast 200 tote usw. und eine repressionswelle die ihres gleichen in europa suchen dürfte.
is doch klar das die rechte behauptet das es die eta war, passt doch gerade in den kram, das sie das sofort behaupten is taktisch unklug, aber halt reflex. daraus eine gegenteilige schuldzuweisung zu machen is einfach idiotisch, die italienischen genossen die hier zitiert wurden, waren auch nich besser. medien und polizei haben hubschrauber und auch sprengstoffexperten und selbst ich kann erkennen wo die bomben waren wenn ich mir die bilder anschaue...
nachdem gestern ein bekennerschreiben von islamisten eingegangen is sind die meine favoriten. kann alles gefälscht sein, werden einige schreien, wie beim 11.9., da wars auch so.... was war so? wisst ihr es genau? habt ihr beweise? nein? dann haltet euch zurück, haltet euer maul!
ich will überhaupt nicht sagen das solche theorien vollkommen ausgeschlossen sind, ich traue menschen alles zu, ob nun eta, islamisten oder geheimdienste... die liste ist je nach konflikt beliebig verlängerbar.
aber ich halte es dann doch mit der cnt/madrid: keine voreiligen verurteilungen!
solange nix bewiesen, für mich nachvollziehbar ist, halt ich mein maul. und spekuliere lieber über die folgen und konsequenzen für die linke politik und praxis.

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