Bolivien: Verdeckte Polizeiagenten auf Demos

El Diario, Übers.:eduardo 16.10.2003 19:25 Themen: Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Bolivien: Es wurden verdeckte Polizeiagenten unter den Demontranten entdeckt


In zivil gekleidete Geheimagenten der Polizei haben sich unter die Demonstranten auf den Straßen gemischt und versuchen, die Anführer aufzuspüren.
Diese Polizeiagenten führen sogar ihre Dienstwaffen schußbereit mit sich, wie von Gewerkschaftsführern mitgeteilt und von Presseorganisationen bestätigt wurde.

Gestern morgen nahmen zwei der Zivilagenten, René Richard Díaz Quisbert, Mitarbeiter der Abteilung für Autodiebstahl im Range eines "Ermittlers", und ein zweiter, dessen Identität sich nicht ermitteln ließ, an einer Versammlung der Kokabauern auf der Plaza Busch teil.

Abgesehen davon, daß sie ihnen unbekannt waren, erkannten die Kokabauern die Eindringlinge auch daran, daß sie immer wieder nach dem Anführer der Kokabauern, Evo Morales, fragten.

Die Menge der Demonstranten nahm sie fest und brachte sie zum Sitz der Gewerkschaft, wo sie geschlagen wurden. Wenige Minuten später traf jedoch eine Hundertschaft Polizisten ein, versprühte Tränengas und schoß mit Gummigeschossen, wodurch es ihnen gelang, die Agenten zu befreien.

Die Kokabauern beschlagnahmten bei den Agenten einen Revolver mit Kaliber 45, ein Notizbuch mit mehr als 100 Telefonnummern, ein Radiofunkgerät, ein Messer und den Ausweis eines der Agenten.

Ein anderer Auftritt von Zivilagenetn ereignete sich mitten auf der Plaza 14 de septiembre, als ein Beamter der Prefectura, Marcelo Piérola, der den Rang eines "Personaldirektors der Prefectura" bekleidet, zwei Anführer des örtlichen Studentenverbandes verhaftete.

Der Zivilagent brachte die beiden Studenten ins Innere der Eishandlung Dumbo in der Calle Gral. Dort zwang er sie, sich mit dem Mund nach unten hinzulegen, und richtete seine Schußwaffe auf ihre Köpfe.

Nachdem sich Journalisten, die dies bemerkt hatten, Zutritt verschafft hatten, verstecket der Agent seine Waffe, ergriff die Flucht und lief in großer Eile zur Präfektur, wo er von Polizeikräften geschützt wurde.

Ein dritter Fall ereignete sich inmitten einer anderen Demonstration auf der Avenida Ayacucho, wo eine Person mit einem Fotoapparat entdeckt wurde, die sich als Journalist ausgab. Es gibt weitere ähnliche Fälle an verscheidenen Orten in der Stadt

Der Polizeikommandant des Departamiento, Cnl. David Aramayo, betätigte den ersten Fall der beiden Zivilagneten, betritt aber den zweiten Fall.

Er gab auch zu, daß verschiedene Agenten Fotoaufnahmen machten, bestritt aber, daß sie sich als Journalisten ausgäben. Er erklärte, die Aufgabe dieser Personen sei das Aufspüren der Rädelsführer und von Straftätern.

Quelle: El Diario, 2003/10/15 9:58:32

Originaltext:
 http://www.boliviahoy.com/modules/news/article.php?storyid=5446
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Ergänzungen

Dringendes Flugblatt der LOR-CI aus Bolivien

Trotzkistische Fraktion 16.10.2003 - 20:16
Übersetzung aus dem Spanischen

Dringendes Flugblatt der LOR-CI aus Bolivien

LOR-CI (15/10/2003 22:59)
NIEDER MIT DER DEMOKRATIE DER REICHEN, DER PRIESTER UND DER MILITÄRS
FÜR EINE ARBEITER-, BAUERN- UND ARMENREGIERUNG
Nieder mit Sánchez de Losada!
Weder Carlos Mesa noch die „konstitutionellen Veränderungen, damit alles so bleibt, wie es ist“!
Für eine Arbeiter-, Bauern- und Armenregierung!
Hoch lebe der unbefristete Generalstreik mit Straßenblockaden!

Der Mörder Sánchez de Losada sagt, dass er nicht gehen wird während die Militärvorbereitungen verstärkt werden, um weiter zu schlachten und zu verfolgen. Trotz des heroischen Aufstandes der Menschen um El Alto und des totalen Streiks, der ausgehend von La Paz sich auf Cochabamba, Oruro und fast das ganze Land ausgebreitet hat, der der Regierung einen tiefen Schlag versetzt hat, hält diese unbeirrt an ihrem Kurs fest. Es ist möglich zu siegen, aber wir müssen den Kampf vervielfachen, den Streik weiterführen und die totale Mobilisierung aufrechterhalten. Wir müssen die Kämpfe radikalisieren und intensivieren, bis wir das ganze Land lahmgelegt haben.
Hoch lebe der unbefristete Generalstreik mit Straßenblockaden!

El Alto zeigt den Weg!
Die Anführer sollen die Initiative zu einem Nationales Streik- und Mobilisierungskomitee ergreifen, um den Kampf zu zentralisieren und zum Sieg zu führen!

Für Streik- und Mobilisierungskomitees auf allen Ebenen: Bezirkskreis, Zonen, usw.!
Gegen die Repression, für Selbstverteidigungskomitees und für die Schaffung einer Arbeiterpolizei!
In jedem Viertel und jedem Bezirk soll ein Komitee entstehen zur Koordination zwischen dem Gemeinderat, den Gewerkschaftszellen der Lehrergewerkschaft, den Gewerkschaften der örtlichen Fabriken, Vertreter aller nicht gewerkschaftlich organisierten Betriebe und Fabriken, Vetreter der Schüler aller weiterführenden Schulen, der Frauenorganisationen, von Jugendorganisationen und indigenen Organisationen, aller politischen und sozialen Organisationen, die für den Sturz des Präsidenten und gegen die Ausfuhr des Gases kämpfen.
In diesem Organisationskomitee sollen die drängenden Probleme des Kampfes diskutiert und gelöst werden: die Versorgung der Familien mit Lebensmitteln muss garantiert werden, Schaffung von Gemeinschaftsküchen, Organisation der Verteidigung des Stadtviertels und der Mobilisierung gegen die Repressionen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, Gewährleistung der Versorgung der Verwundeten und der Familien der im Kampf gefallenen, etc.

Für eine Arbeiter-, Bauern- und Armenregierung!

Wir dürfen nicht zulassen, dass die gleichen Politiker die bis gestern Teil der Regierung waren und daher mit verantwortlich für dasd Massaker sind, sich reinwaschen und einen geregelten Machtwechsel mit Carlos Mesa oder irgeneiner anderen Marionette an der Spitze vorbereiten und so dem arbeitendem Volk den mit seinem Blut und seiner Opferbereitschaft erkämpften Triumph rauben.
Die COB, die COR von El Alto, die CODs und alle anderen Organisationen die in erster Front des Kampfes in Stadt und Land stehen, sollen einen Kongress einberufen, an dem Vertreter aller kämpfenden Sektoren, sozialen Organisationen und politischen Strömungen teilnehmen, damit dort über die Fortführung der Kämpfe diskutiert werden kann und diese Versammlung soll sich zu einem echten Parlament oder Arbeiter- und Bauernrat weiterentwickeln in dem über die Einsetzung einer Übergangsregierung aus Arbeitern, Bauern und armer Bevölkerung beraten wird.

Nieder mit der Demokratie der Reichen!
Für eine revolutionäre verfassunggebende Versammlung!
Als Teil der Konzessionen und Kompromisse um das Regime zu retten, erwägt die NFR und einige andere Sektoren, ein Referendum oder eine betrügerische verfassunggebende Versammlung in Einklang mit der jetzigen reaktionären Verfassung.

Wir Trotzkisten von der LOR-CI sind davon überzeugt, dass die einzige Möglichkeit für die Arbeiter und Bauern die nationale Krise zu überwinden die revolutionäre Machtergreifung durch die Arbeiter und die arme Land- und Stadtbevölkerung ist. Es muss eine Regierung der Machtorgane der Massen entstehen,
welche von diesem im Verlauf der Kämpfe selbst geschaffen werden und von Arbeiter- und Bauernmilizen verteidigt werden.

Wir wissen wohl, dass die Mehrheit der Arbeiter zwar ihren Willen in allen nationalen Angelegenheiten durchsetzen will, jedoch die von uns aufgezeigte Perspektive nicht teilt. Genau dies öffnet den bürgerlichen Betrugsversuchen Tor und Tür, welche darauf hinauslaufen, durch einen verfassungsmäßigen Regierungswechsel, wie z.B. eine Regierung von Carlos Meza oder dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofs, den heldenhaft kämpfenden Massen den Triumph zu rauben damit im Endeffekt alles beim Alten bleibt. Während wir dafür kämpfen, die Mehrheit der Arbeiter und Bauern davon zu überzeugen, dass dies der einzig wirkliche Ausweg ist, rufen wir das bolivianische Volk dazu auf, konsequent gegen diese reaktionäre „Demokratie der Reichen“, ihre Institutionen und die „Veränderungen die in Wirklichkeit nichts verändern“ die sie planen, zu kämpfen.

Wir fordern, dass die COB und die am Kampf beteiligten Organisationen für die Einberufung einer wirklich freien und unabhängigen verfassunggebenden Versammlung kämpfen, die nicht mit den Repräsentanten der Bourgeoisie im Rahmen des jetzigen reaktionären Regimes ausgehandelt wurde, sondern durch den Aufstand entsteht, d.h. eine revolutionäre verfassunggebende Versammlung in der das Schicksal des Gases und alle Forderungen der Arbeiter und der Massen sowie all Probleme des Landes diskutiert werden können.

LOR-CI Liga Obrera Revolucionaria - Cuarta Internacional
Barricada Roja - Jugendgruppe
La Paz, 15-10-03 (10.30h)