Proteste am 9. Juli im Iran

Florian Geyer 10.07.2003 13:46 Themen: Repression Weltweit
Ausnahmezustand und Proteste im Iran
Mit viel Spannung ist der 9. Juli im Iran erwartet worden. Der 4. Jahrestag der Studentenproteste sollte zu einer Manifestation gegen das Regime der islamischen Republik werden.
Die Herrschenden waren natürlich spätestens seit den landesweiten Demonstrationen Ende Juni in höchster Alarmbereitschaft. So wurde im Vorfeld alles versucht, um grössere Proteste zu verhindern. 4-5.000 Studenten waren allein in Tehran verhaftet. Alle Veranstaltungen, innerhalb und ausserhalb der Universität wurden verboten. Einige Universitäten wurden bis Ende Juli in Tehran geschlossen. Sogar Studenten-Wohnheime wurden dicht gemacht. Am 9. Juli selbst war das zentrale Uni-Gelände in Tehran von militärischen Verbänden besetzt. Es herrschte Ausnahmezustand in allen grösseren Städten mit einer beispielosen Aufmarsch der polizeilichen Sicherheitskräfte und den sogenannten "Zivil-Bekleideten", die paramilitärische Banden reaktionäre Islamisten.
Dennoch kam es in Tehran und anderen Städte zu Protesten. In der Situation des Ausnahmezustands gibt es bis zur Stunde kein objektives Gesamtbild über aller Demonstrationen. Oppositionelle Homepages berichten basierend auf Augenzeugen, dass in Tehran allein auf dem Platz der Revolution eine Demonstration von 20-30.000 Menschen Stadt fand, die aus einer spontanen Zusammenkommen hervorging, als die Menschen irgendwann anfingen Parolen zu rufen. Aus Maschhad gibt es auch Berichte von einem Demonstrationszug mit Tausender Teilnehmer. Bei einer spontanen Versammlungen haben dort vor allem junge Menschen mit einem Demonstrationszug durch die Stadt begonnen.
Die Sicherheitskräfte gingen mit gewohnter Brutalität vor. In Tehran wurde auf dem Platz der Revolution mit Tränengas und Wasserwerfer die Demonstration angegriffen. Überall wurden die Mesnchen geschlagen und unzählige festegenommen. In Maschhad wurde die Demonstration sogar mit Handgranaten attackiert.
Die Tatsache, dass in dem Zustand des militärischen Ausnahmezustandes überhaupt Demonstrationen stattfanden zeigt wie instabil die Herrschaft der Islamisten und wie stark die zivilgesellschaftliche Bewegung im Iran inzwischen sind.
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Ergänzungen

Mehr Infos dazu

Informant 10.07.2003 - 15:12
In ganz Europa gab es Demonstrationen gegen das Regime. In Berlin beteiligten sich leider nur 350 an einer Demonstratione (die Hälfte davon noch an einer zweiten Demonstration)... Bericht:  http://de.indymedia.org/2003/07/56992.shtml
Ansonsten: einfach mal die europäischen Indymedias absurfen :-)

In vielen bürgerlichen Medien, die hinter vorgehaltender Hand mit dem Regime sympathisieren (guter Handelspartner der EU und so weiter), waren teilweise Dinge zu lesen, wie "doch keine großen Proteste" und "Staatschef um Sicherheit besorgt" (zum Beispiel die Springerpresse). Nach aussen hin gibt man sich jedoch kritisch dem Regime gegenüber. Andere Tageszeitungen, wie die NZZ sind dagegen ehrlicher:  http://www.nzz.ch/2003/07/09/al/page-newzzDHXQ2LSH-12.html


Bericht von gestern abend:
 http://de.indymedia.org/2003/07/56988.shtml

Webseite mit aktuellen News in englisch:  http://www.daneshjoo.org

Zumindest AP schreibt noch....

Anarcho 10.07.2003 - 16:54
Zumindest bei AP gibt es noch realistische Zahlen usw.:

Iran: Zehntausende demonstrieren gegen Regierung

Teheran (AFP) Am vierten Jahrestag der Studentenproteste in Iran sind in Teheran zehntausende Demonstranten durch die Innenstadt gezogen. Trotz eines massiven Polizeiaufgebots fuhren die Demonstranten in tausenden Autos zum Gelände der Universität. Am Rande kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen radikalislamischen Regierungsanhängern und Polizisten. Die Polizei versuchte, Regierungsanhänger und Demonstranten zu trennen. Die iranische Führung hatte zum Jahrestag jede Demonstration innerhalb und außerhalb der Universitäten untersagt.

Die Polizei versuchte, radikale Regierungsanhänger am Vordringen zu den im Stau stehenden Demonstranten zu hindern; Anti-Aufruhr-Einheiten und radikalislamische Regierungsanhänger lieferten sich dabei einzelne Auseinandersetzungen. Milizionäre fuhren mit Motorrädern immer wieder an den Protestzug heran. Wenige Stunden zuvor waren drei Führungsmitglieder des nationalen Studentenverbandes festgenommen worden, kurz nachdem sie in einer Pressekonferenz das Verbot von Kundgebungen beklagt hatten.

Mit dem Verbot der Demonstrationen sollte verhindert werden, dass die jüngsten Proteste von Anfang Juni wieder aufflammen. Die Behörden ordneten zudem an, das Gelände der Teheraner Amir-Abad-Universität in der Zeit vom 7. bis 14. Juli zu schließen. Im Juni hatten vor allem Studenten tagelang gegen die geistliche Führung des Landes unter Ajatollah Ali Chamenei demonstriert. Die landesweiten Proteste wurden gewaltsam niedergeschlagen; tausende Teilnehmer wurden festgenommen.







Lustigerweise ist bei Yahoo ein Artikel über die Demonstration in die Rubrik "Diebstahl, Raub und Betrug" gerutscht:  http://de.fc.yahoo.com/d/diebstahl.html

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 2 Kommentare

ergaenzung

http://re.antifa.net 10.07.2003 - 15:13
schon alleine, dass die proteste gegen das islamistische regime von der deutschen linken nicht supportet werden, ist indiz dafuer, dass sie unterstuetzenswert sind...
keine revolution ohne befreiung.

quark!

ich 10.07.2003 - 15:22
die leute, die ihr immer so gerne beschompft, sind die einzigen die die iranische opposition unterstützt. das einzige was von antideutschen kommt: "bomben jetzt auch auf iran"