Details zur Stürmung der Usine

a. 02.06.2003 15:55 Themen: G8 Globalisierung Indymedia Repression
Hier ein detailierter Bericht zur Stürmung des Convergence Centers in Genf von gestern Abend. Übersetzt aus dem Englischen.
Um etwa 21:30 Uhr am Sonntag, den 1. Juni stürmte die Polizei die "Usine" in Genf, ein Center für Anti-G8 Aktivitäten. Die Polizei war in Schwarz und mit palästinensischen Halstüchern als "Black Bloc" gekleidet, nur durch rosane Armbänder als Polizei erkennbar.

Nach der Umzingelung des Gebäudes einer länger andauernden Anstauung von Kräften in den vorangegangen Stunden fand sich die Polizei vor dem Gebäude der Usine ein, neben einem offenen Platz, der als Sammelstelle für Demonstranten und Aktivisten diente.

Zunächst brachen sie einen Versuch ab, das Gebäude mit einer kleineren Anzahl von Kräften zu stürmen, worauf sie sich neu gruppierten und einen weiteren Ansturm auf das Gebäude durchführten.

Aufgehalten wurden sie von einer Gruppe von Aktivisten, die eine Kette bildeten. Es ist bestätigt worden, dass diese Aktivisten geschlagen wurden. Einige wurden verletzt, jedoch angeblich nicht stark.

Kämpfe brachen aus in einem Teil des Gebäudes, das sich "Zoo" nennt. Aktivisten wurden dort hineingejagt und von Polizisten verfolgt, die ausziehbare Eisenschläger benutzten.

Letztlich wurden die Aktivisten überwältigt, oder diese konnten sich verstecken, worauf die Polizei Augenzeugen zufolge mit lautstarken Jubelschreien begann die Türen im Innern zu bearbeiten und sich ihren Weg in den hinteren Teil des Gebäudes zu bahnen. Dieser Teil des Gebäudes beherbergt das Geneva03 Streaming Projekt, das die Stürmung des Convergence Centers live übertrug ( http://www.geneva03.org). Ebenfalls im hinteren Teil des Gebäudes befanden sich einige Atteliers. Gerüchten zufolge wird vermutet, dass das eigentliche Motiv der Polizei gewesen sein soll, sich am sog. "Black Bloc" zu rächen, der in der Nacht zuvor einige Schaufenster in der Innenstadt zerstörte. Mitglieder eines "Black Blocs" wurden im Convergence Centers nicht gesichtet.

Im Innern des Geneva03 Medienzentrums befanden sich Medienaktivisten von Indymedia, Mute, Candida, Everyone Is An Expert, Radio Lora und anderen Gruppen, die sich bemühten, Ruhe zu bewahren, während man draussen hören konnte, wie die Polizei schrie und Dinge zerschlug.

Für den Fall, dass die Polizei gewaltsam durch die Tür des Studios stürmen sollte, um die Journalisten anzugreifen wurde eine Fluchtroute ausgemacht durch das Rückfenster ausgemacht. Die gefangenen Aktivisten bemühten sich, Kontakt zum Dispatch herzustellen, um ein Fahrzeug für den Sturz aus dem Fenster, sowie Rechtshilfe zu organisiseren. Glücklicherweise wurde dies nicht notwendig.

Wie sich herausstellte wurden die Schlüssel, die den Geneva03-Medienaktivisten zum Verschliessen des Studios überlassen wurden von der Leitung des Convergence Centers der Polizei überlassen, worauf diese das Studio im Gegensatz zum Rest des Hauses gewaltlos betraten. Dies stellte sich als positiver Umstand heraus, der es den Leuten ermöglichte für einige Minuten ruhig mit der Polizei zu sprechen und ihnen klarzumachen, dass es sich bei den Anwesenden um Medienarbeiter handelte. Es ist sicher, dass diese schon im Voraus darüber Bescheid wusste, da sie die Aktivisten dabei beobachteten, wie sie offen aus dem Fenster filmten. Die Anwesenden wurden aufgefordert, ihre Hände über ihre Köpfe zu heben. Einige schafften es, wichtige Videobänder sofort zu verstecken und sie der Rechtshilfe entgegenkommen zu lassen.

Die Aktivisten wurden daraufhin in zwei Gruppen geteilt und durchsucht. Ihre persönliche Habe wurde auf dem Boden vor ihnen ausgebreitet und von derselben "Black Bloc"-Polizei untersucht, die sich nun alle Mühe gab, friedsam und selbstbeherrscht zu wirken. Reisepässe wurden untersucht und einbehalten. Die Polizei machte Telefonate beim Überprüfen jedes Passes. Es wird davon ausgegangen, dass drei Personen daraufhin verhaftet wurden, u.a. Jacquie Sohen von 'Big Noise Films" und zwei weitere, deren Namen zum Zeitpunkt dieses Schreibens noch nicht bekannt waren.

Nach langandauernder Beratung wurde den Medienaktivisten mit der Begründung von "Anweisungen von Oben" mitgeteilt, dass sie ihre Arbeit fortsetzen könnten. Sämtliche Reisepässe wurden somit wieder ausgehändigt. Der Video-Live-Stream unter  http://www.geneva03.org wurde daraufhin wieder aufgenommen. Dort gibt es nun Filmmaterial von mindestens vier Kameras innerhalb des Hauses und Interviews zu den Vorfällen.


Update ca. 0:00 Uhr: Die Polizei ist abgerückt. Freie Bewegung im Convergence Center ist wieder möglich.
Update ca. 1:05 Uhr: Eine der Mitarbeiterinnen von 'Big Noise Films' names Jaquie Sohen wird nach Schlägen von der Polizei wegen gebrochener Zähne behandelt.



Independent Media Center, Genf
übersetzt aus dem Englischen
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Ergänzungen

Der O-Ton dazu ...

k.A. 02.06.2003 - 16:12
Während der Razzia des IMCs war das Mikro vom Radiostream offen und man konnte hören, was die Polizei untereinander besprach - bis jemand das Mikrofon schliess.

Der Link führt dich zu einer Aufnahme der letzten 19 Minuten im mp3-format (5.6MB)

Homepage::  http://www.friedensfahnen.ch/temp/imcshutdown.mp3


Quelle:  http://switzerland.indymedia.org/de/2003/06/10346.shtml

indymedia von polizei gestuermt

indy sansibar, 02.06.2003 10:46 02.06.2003 - 16:19
Am Abend des Sonntages habe die Polizei die Indymedia büros gestuermt. Ein Beweis mehr, was und welche Interesse die Repressiven Kraefte sie verteidigen, Ein Beweis mehr (wie wir nochmehr brauchten...) was dieses System von der Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Freiheit ueberhaupt hält.

wie die Räumung ablief...
Wir hoerten rund um die Fabrik Tränenpetarden. Es kam denn die Meldung, dass die Polizei in der Fabrik sei. Durch ein Natel kam die Meldung, dass es 5 Demopolizisten in Usine gab, andere sprachen von 20. Der Kinoveranwortliche war sehr freundlich und gab uns alle die neue Infos. Die Stimmung war nicht schlecht, auf jedem Fall gab es keine Panik.Die Polizei war in Gang und fand uns aber bis dann nicht. Wir nutzen die Zeit, um eine Liste der anwesenden Leute zu machene und sie an der antirep zu telefonieren. Ploetzlich war die Tür offen und die demoPolizisten standen da, besser aufgeruestet als alle andere sogenanntnen Blackblock: Mutze, Skibrille, klein aber feine Gasmaske, usw und so fort. Wir musten denn alle die Arme hochhalten und an der Wand sein. Ploetzlich kamen sie auch durch die hintere Tür. Da waren auch Parlementarier, um die Situation zu kontrollieren. Da ich gerade bei der hinteren Tür standen, wurde ich schnell kontrollert. Ich muste dann in der oeffentliche Teil des open-publishing. Nach 45 Minuten konnten wir zurück in der Indymedia office. Es ist bis jetzt nicht, wer, verhaftet, wir sind immer noch am abzuklären. So jetzt bin ich fix und nudel fertig. Gute Nacht...

 http://www.indymedia.ch/de/2003/06/10346.shtml

Fotos von der Uisine samt Blutflecken

02.06.2003 - 16:40
 http://de.indymedia.org/2003/06/53324.shtml

Kommentar zum Blut-Bild:
es ist bestaetigt worden dass einer der medienaktivistinnen, welche auch namentlich genannnt werden möchte (Jaquie Sohen) von der polizei die zähne eingeschlagen worden sind. ob das blut von genau dieser aktion stammt kann ich nicht sagen.

Blutflecken-Bild

02.06.2003 - 17:33

video zur stuermung der usine in genf

jens blatt 02.06.2003 - 20:35
gibts voraussichtl. in 1 bis 2 stunden bei www.kanalb.de

Scheiss Bullen

02.06.2003 - 23:47
Alleine dafür, das sie diese Kleidung so missbrauchen sollte man diesen scheiss Bullen die Fresse polieren!

üble tour

mimikri 03.06.2003 - 02:58
nach dem bericht darf man ja keinem vermummten mehr den pflasterstein reichen, es könnte ja ein bulle sein.

Brückenvideo

snafu 04.06.2003 - 20:06
is der stream-mitschnitt von den seilkappenden bullen inzwischen aufgetaucht?
existierte solch ein mitschnitt in der usine? das wären ja zustände wie in russland, bei unliebsamen pressematerial einfach mal mit zivibullen stürmen, alles einreissen, mediaaktivisten verprügeln und das filmmaterial mitnehmen...

wenn das so gelaufen sein sollte, muss dass auch in dieser version durch ALLE medien laufen!!!
schon aus eigeninteresse der medien - hier geht es doch deren eigenen grundlagen an den kragen! (ok, nicht wirklich allen, journalistische grundsätze wie freie, kritische und objektive berichterstasttung, sind ja auch nicht verpflichtend)

*kotz*