Sieben Stunden Tränengas

one 01.06.2003 17:27 Themen: G8 Globalisierung Repression Soziale Kämpfe
Erfolgreiche Blockade zwischen Annemass und Evian, durch die bergigen Landschaft bedingt gibt es nur sehr wenige mögliche Zufahrtsstrassen von Annemasse nach Evian. Diese wurden von 3000 menschen sieben Stunden erfolgreich blockiert.
Gegen 4:30 Uhr verliesen heute Nacht zwei Demonstrationen das intergalactic
und das VAAAG Camp. Die eine zweihundert Menschen zählend bestand aus parolenrufenden
frnzösischen Linksrucklern und erlangte keine weitere Bedeutung.
Die andere, 3000 Menschen zählend, setzte sich in Richtung Evian in Bewegung um die
Zufahrtsstrasse nach Evian und damit den G8 Gipfel zu blockieren. Der Zug wurde von
einem Bus und mehreren Autos begleitet, welche Essen und Wasser transportierten. Die Menge
schleppte die ganzen folgenden Stunden Absperrgitter, Holz und Spaten mit sich. Anderthalb Stunden
liefen sie durch die Nacht bis sie um halb sieben auf eine Polizeisperre stiessen, welche
sofort mit zwei Signalraketen als Warnung und mehreren Salven Tränengasgemisch in
welcher neben CS-Gas auch ein Stoff der Hyperventilation verursacht beigemischt ist,
antwortete.
Direkt hinter der Polizeisperre aus RiotCops und Wasserwerfer stand französisches Militär, im
Reserve hatten sie einen ganzen Laster mit Tränengasgranaten, der wohl noch für weitere zwölf Stunden
dauerbeschuss gereicht hätte.
Dank der guten Vorbereitung der seitens der Demonstranten, es hatte etliche Vorbereitungstreffen
gegeben, das letzte mit 1000 beteiligten und vorbereitenden simuierenden Rollenspielen, brach keine Panik aus.
Die AktivistInnen zogen sich geschlossen blieben zusammen zurück und beschlossen den "brennenden"
Barrikadenbau aus den mitgebrachten Materialien um dann wieder vorzurücken.
Die Polizei antwortete immer wieder mit endlosen Salven von Tränengas, aber obwohl niemand
Gasmasken dabei hatte, man nur mit nassen Tuch und Grasnarben die die Gaspatronen löschten sich
gegen eben diese half, blieben alle dort, im Nebel, bei der Blockade. Stündlich wurde
ein SprecherInnenrat abgehalten, bestehend aus Delegierten der Bezugsgruppen, welcher erstaunlich
gut funktionierte und immer wieder das Vorgehen beschloss. So wurde zB eine kleine Nebenstrasse
entdeckt und ebenso von einer kleineren Gruppe von hundert verbarrikadiert (und die Barrikaden
mit Blumen verziert). Nach sieben Stunden erfolgreicher Blockade im Tränengasnebel
begann die Gruppe zu zerbröckeln und beschloss sich zurückzuziehn.
Seltsam dass die einzigste erfolgreiche Blockade von den Camps in Annemass ausging, obwohl dieses
Camp als völlig uneffiktiv abgetan wurde, und der Hauptbrennpunkt in Lausanne erwartet wurde.
Irgendwie erinnert das an den PinkSilverBlock Prags, der es als einzigster bis ins Kongresszenrum des G8
Gipfels geschafft hatte, während sich der blaue Block in Strassenschlachten mit der Polizei verlor...
Interessant auch die durchgehaltende dauernde Absprachen der SprecherInnentreffen und die effiktive
Vorbereitung auf die Aktion. 3000 entschlossene Menschen, eine bunte Mischung aus VAAAG, Hippies, Yuppies,
Attacis die zusammen sieben stunden im Tränengasnebel ausharrte ...
und erfolgreich blockierte.

noch ein erlebnisbericht
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

komisch

01.06.2003 - 17:40
Die Bullen da scheinen nur wie die Irren die Demonstranten völlig Sinnlos mit "Tränengas" einzudecken und das wars.
Die polizeitaktik unterscheidet sich doch sehr von der deutschen.
Am 1. Mai In Berlin wurde nicht eine Tränengaskatusche verschossen, wage ich zu behaupten...

NZZ online

/7/7/7/7/7/7 01.06.2003 - 18:06
Neue Züricher berichtet. Immerhin.
 http://www.nzz.ch/2003/06/01/il/page-newzzDGENSIJZ-12.html

kleiner Fehler

derEsBesserWeiss 01.06.2003 - 18:09
der pink/silver block schaffte es nicht zum Kongresszentrum des G8 sondern war es das Weltbank treffen in Prag.

@komisch

todi 01.06.2003 - 21:57
falsch, 1 mai wurden welche verschossen , aber wirklich nur gezielt

hyperventilations-stoff

tscheh 02.06.2003 - 03:21
>auch ein Stoff der Hyperventilation
>verursacht beigemischt ist,

weiß man genaueres, woher diese info stammt? was ist das für ein stoff? weiß jemand etwas darüber, ob derlei kombinationen schon früher eingesetzt worden sind?

falls jemand solche infos hat, hier posten und bitte mir auch eine kopie an:  akin.buero@gmx.at, Danke

BTW: in der schweiz hat es bereits zumindest einen todesfall bei einsätzen von "tränengas" (CS ist eigentlich als giftgas, als verbotener kampfstoff im kriegsfalle qualifiziert) gegeben und eine zeitlang wollte man da eher zurückhaltung üben - aber das scheint ja jetzt wohl vorbei zu sein.

Na das nenn ich mal ein ordentliches..

Warmmussessein 02.06.2003 - 11:59
Feuerchen!

Nur leider wollte da keine Sau durch!!!

frustrierter genfer 02.06.2003 - 15:16
Leider wollte da auch keine Sau durch! Super Aktion, nur leider hat sie nix, aber auch gar nix gebracht! Nicht umsonst haben die Behörden alle nach Annemasse gelassen! Euch alle hätten sie in Lausanne gebraucht, da hätte der G8 konkret blockiert werden können!

Das nächste mal sind wir klüger!

Danke für die Super Fotos

Altautonomer 02.06.2003 - 18:16
die hier geposteten Fotos finde ich allesammt supergut, vor allem die Perspektive finde ich sehr gelungen.

zu dem über mir: von wegen das bingt nix! Die Bullen mussten den Landweg fast vollstandig aufgeben und haben die G8 Delegierten über den Land und Seeweg eingeschleust. Daz Zeigt doch wie sehr sie mit uns rechen müssen und Eine Grossttadt irgendwo im Landesinneren als Austragungsort für Ihre Medieninszenierung nicht mehr in Frage kommt!

@ Altautonomer

03.06.2003 - 09:12
Ich weiß nicht wo du deine Infos her hast, aber die Stelle an der diese Blockade stand war absolut sinnlos.

Oder was denkst du, warum es der Polizei scheiß egal war, dass da ne Blockade stand? Die haben keinen Versuch gemacht vorzurücken, sondern einfach die Leute mit massig Tränengas auf Distanz gehalten und damit verhindert, dass die geplante Blockade auf der strategisch wichtigen Kreuzung stattfinden kann.

Die Straße, die damit "blockiert" wurde war bloß ein Bauernopfer, da sie:
(1) simpel umfahren werden konnte (es gab parallel dazu ein kleines Dorf)
(2) die kleinste und am wenigsten befahrene der 3 Verbindungen zwischen Evian und Genf war.

Außerdem war das Ziel nicht die G8-Delegierten zu blockieren sondern deren Helfer (sprich Köche etc).
Dass die Delegierten den sicheren Wasserweg nehmen war von vorne herein klar.

so gesehen

hägar 03.06.2003 - 23:33
muss schon sagen, eigentlich ein guter diel, die polizei rückt nicht vor, wir griffen nicht an, die blockade brannte, und die aktion war saugut koordiniert. fast generalstabsmässig.
auch die zweite strasse wurde abgeschnitten, auf die wichtige dritte kreuzung fehlten wenige hunderte von metern und es war schon gut das bereits um 7.00 uhr hier blockiert wurde, so wurde wirklich für die delegierten signalisiert den weg übers wasser zu nehmen, das risiko blockiert zu werden war zu gross.

aber das vielleicht wichtige daran war, dass der harte kern und die gemässigten sich darauf einigten nur zu blockieren, keine gewalt, kein angriff. Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren.

hägar
p.s. gruss nach aachen