Berliner Bankenskandal: Demo im Villenviertel

Fotograf 07.09.2002 20:17 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
Etwa 2000 Menschen nahmen am Wochenende am Grunewaldspaziergang teil, um gegen konkrete Auswirkungen der neoliberalen Politik zu protestieren: den Berliner Bankenskandal. Durch kriminelle Machenschaften des Berliner Filzes aus Politik und Wirtschaft sind viele Milliarden Euro in private Taschen einiger Weniger geflossen. Das Land Berlin übernimmt die Kosten durch eine sog. "Risikoübernahme" und kürzt dafür im Sozial-, Kultur- und Bildungsbereich. Für konkrete Zahlen und Hintergründe: berliner-bankenskandal.de

Weitere Berichte:
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Freischwimmen A.G. badet weiter!
Demo gegen Schwimmbadpreise
Das Motto der Demonstration: "Wir wollen 70.000 Köpfe" (für den schwarzen Block) bzw. "Wir lieben Euch doch alle" (für die sanfteren Gemüter)...Die Moderation machte Dr. Seltsam und auch der Dadaistische Brüllchor und eine fahrbare Guillotine waren mit dabei. Auf dem Weg durch den Grunewald wurde vor den Villen halt gemacht, in denen die Verantwortlichen für die Pleite wohnen, dabei wurden konkrete Zahlen und Fakten auf Zwischenkundgebungen durchgesagt.
Während eigentlich nur mit unter 500 Teilnehmern gerechnet wurde, kamen überraschenderweise mehr als 2000 Menschen (die Veranstalter sprechen von 3000, einige Medien wie Inforadio lügen die Zahl auf einige 100 herunter, während r.s.2 von 3500 spricht - ... und hier mal ein Hetzartikel aus Springers Morgenpost: Das Comeback der 68er). Die Polizei begnügte sich damit den Verkehr zu regeln und die Villen der Kriminellen abzusperren.

Als ich am Bahnhof Grunewald ankam war ich ziemlich überrascht: Wärend ich mit einigen hundert Teilnehmern rechnete, waren bereits zur Auftaktkundgebung mehr als 1000 Menschen anwesend. Das Spektrum der Anwesenden reichte von Arbeitsloseninitativen, attac, Alt-68ern, "erbosten Bürgern", Antifa bis hin zu Anarchisten und Kommunisten. Einige Anwohner waren sichtlich irritiert über den ungewohnten Anblick.





Dr.Seltsam hielt eine Rede, in er erwähnte, wie Polizei am Bahnhof Transparente zensiert hätte und wie die Medien und Politiker im Vorfeld gegen die Demonstration gehetzt haben. Landowski (dessen Villa gleich am Bahnhof ist) erklärte, daß er "vor dem Pöbel" fliehen werde und in Zeitungen war zu lesen, daß diese Demonstration eine "Gefahr für alle Berliner" sei und "Pogromstimmung" erzeugen würde. Als einige Kader der NPD (deren Vorstand bekanntermassen vom VS durchsetzt ist) enttarnt wurden, wurde dies ebenfalls thematisiert. Es wurde klar gemacht, daß Nazis auf dieser Demo nichts zu suchen hätten, da die Demo für Demokratie und die Gleichheit aller Menschen steht. Die Kader wurden aus der Demo geworfen, wobei es zu einigen Rangeleien kam. Nachdem die Nazis Schutz bei der Polizei suchten, sollen sie Aussagen einiger zufolge später wieder versucht haben, teilzunehmen...

Dr. Seltsam


Die Nazis (unten mit Polizeischutz nach einigen direkten Angriffen)

Die Demonstration setzte sich irgendwann in Bewegung, wobei noch immer Menschen hinzukamen. Auf dem Weg durch Grunewald wurde immer wieder an Villen der Verantwortlichen haltgemacht und eine Zwischenkundgebung mit der Nennung von Fakten und Hintergründen abgehalten. Das Ganze errinerte stak an die escraches in Argentinien, wo Täter aus der Zeit der Militärdikatur immer wieder zu Hause von vielen Demonstranten besucht werden. Immer wieder wurde auch auf die Hintergründe der Politik aufmerksam gemacht und erklärt, daß reformistische oder Stellvertreter-Politik zu keiner Lösung führe, sondern das System selbst die Ursache ist. In einigen Redebeiträgen wurde bezug auf die Situation in Argentinien genommen, wo dieselbe Politik das Land in den Abgund und die Bevölkerung in bittere Armut gestürzt hat.
Hier einige Bilder vom Demonstrationszug:






Während der Demonstration wurde großzügig Info-Material in Briefkästen gesteckt, Aufkleber auf die Nobelkarossen geklebt usw...


Die Polizei sperrte die Villen der Verantwortlichen weiträumig ab, an einer Stelle musste die Demonstration wieder umkehren...


An einer Kreuzung kam es zu einer kurzzeitigen Blockade, die etwas RTS-Stimmung aufkommen liess. Die Polizei die völlig überfordert war (da mit viel weniger gerechnet wurde) schaffte es nur mühselig, die Lage in den Griff zu bekommen, was durch Kids, die Radikalitäät und Aggressivität miteinander verwechselten zusätzlich erschwert wurde.


Als die Hälfte der Strecke abgelaufen war, verliess ich die Demo...

Auf der Demo wurde bekräftigt, daß ein soziales Zentrum benötigt wird und daß wieder Häuser besetzt werden müssen. Hier mal ein Foto einer leerstehenden Villa, die sich anbieten würde:


(Beim Fotografieren dieser Villa hörte ich ein älteres Ehepaar schimpfen: "Das machen die nur weil die sich selbst darstellen wollen!")
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Ergänzungen

War ne echt gute Demo!

War auch da 07.09.2002 - 20:58
Diese vielen verschiedenen Menschen haben mir echt ein bischen Hoffnung gemacht, daß hierzulande doch nicht alles verloren ist. Begeistert hat mich vor allem, daß das Spektrum so breit war. Eine Bewegung kann nur dann entstehen, wenn ein breites Spektrum da ist. Das mit den Nazis fand ich auch krass. Mir kam es so vor, als wenn die bewusst deshalb da waren, um das Anliegen der Demo zu diskredietieren. Die Demo ging nicht gegen "Banken und Bonzen", wie es die Nazis sagen, sondern die Demo ging gegen soziale Ungerechtigkeit und gegen die Politik, die dazu führt. Hoffen wir, daß diese Demo erst ein Anfang war!

Links

ver-Linker 07.09.2002 - 21:01
Hier mal noch ein paar Links zu Texten, die sich mit den Auswirkungen des Bankenskandals in Berlin befassen, bzw. nach Auswegen suchen:
 http://www.de.indymedia.org/2002/06/24915.shtml
 http://www.de.indymedia.org/2002/07/27087.shtml
 http://www.de.indymedia.org/2002/08/27542.shtml
 http://www.de.indymedia.org/2002/06/24320.shtml

schade!

zu hause gebliebener 07.09.2002 - 21:12
wär ich mal hingegangen. nach dem flop neulich auf der hartz-papier-demo dachte ich mir, in berlin ist eh alles verloren. coole sache!
wenn wer bis zum ende da war: ist noch was besonderes passiert?

mhhh

derBorst 07.09.2002 - 22:57
Überraschend, daß so viele Menschen aufgetaucht sind und vielen Dank für den Bericht und die Fotos.

Die ganze Bankengeschichte und ihre Folgen habe ich jedoch mit heterogenem Blick beobachtet:

Einerseits finde ich die Initiative von Grottian und Co sehr gut. Vor allem an den Reaktionen kann man erkennen, daß hier durchaus in ein Wespennest gestochen wurde. Die Propaganda der Reaktionäre gg. die Ini lies sogar nicht davon ab, den NS zu relativieren ("Pogromstimmung"). Daran kann man erkennen, wie weit die demokratischen Rechte, wie das Versammlungsrecht, gehen. Nämlich soweit, wie sie die Eigentumsfreiheit oder die Konstitution des Verwaltungsapparates kapitalistischer Verhältnisse (Staat) nicht in ihren Kernen berühren, was so eine läppische Demo nun wirklich nicht tut! (Nebenbei, ich bin keiner der Linken, die die demokratischen Rechte nicht durchgesetzt sehen und dies tun wollen - genau DAS meinen die Grundrechte/Menschenrechte - die Freiheit und Gleichheit alles zu tun, was nicht den Warentausch beeinträchtigt).
Zumindest können durch die Veranstaltung(en) der Initiative Menschen zur Kritik/Politisierung motiviert werden.

Andererseits habe ich beobachtet, daß viele UnterstützerInnen ziemlich stark zu Sozialneid neigen ("Die Bonzen beklaun uns da oben!"; "Die sind alle korrupt und betrügen uns"; "Banken und Konzerne - immer auf uns, die Kleinen!"), dies halte ich, wenn keine klare Kritik formuliert wird, für höchst gefährlich. An konkreter Kapitalismuskritik sind die wenigsten interessiert, das kann dann schnell zu der Reproduktion bestimmter Denkformen kommen, welche strukturell dem Antisemitismus, o.ä. ähnelt ("die da oben, beherrschen alles, das Geld, Spekulantenbonzen...), will sagen, es geht um die Personalisierung des Kapitalverhältnisses und die Verteufelung des "Ungleichen" (des "reichen Bonzen", kann aber auch der reiche Jude oder der amerikanische/ausländische Spekulant sein). Wenn diese Fehlleistungen der "Kritik" nicht aufgedeckt werden, dann haben wir einen sozialneidischen Mob am Hals, aber keine emanzipatorischen Subjekte!

Schade auch, daß autonome Menschen von gestern und Mittwoch nicht am Start waren (oder nicht viele). Der Kampf ist doch nicht umsonst gewesen...?

Mal kucken, watt da noch wird...

Bist eben nicht da gewesen

degewesener 07.09.2002 - 23:21
Wenn du auf der Demo gewesen wärst, hättest du mitbekommen, daß dort konkret und unverkürzt Kapitalismuskritik geübt wurde. Sowohl in den Redebeiträgen vom Linken Ratschlag, als auch in denen von den Antikaps und der Ya basta!Gruppe kam dies klar zum Ausdruck. Es haben eben auch andere Leute als ATTAC dort hin mobilisiert.
Ob Leute aus dem Besetzerspektrum dort waren, weiß ich nicht. Auf alle Fälle ist in verschiedenen Redebeiträgen rübergekommen, daß diese Räumung eine Riesensauerei war. Es gab auch ein Transpi: Autonome Sozialzentren statt Parteienfilz, Solidartät mit der Rigaer 94. Und immer wieder haben Leute gerufen: Miete verweigern, Kündigung ins Klo, Villen besetzen sowieso.

Noch ein Nazi

Intifada Antifa 07.09.2002 - 23:24
Der Typ auf dem Photo mit den Pfeilen, der die grauen Haare hat und das weiße T-Shirt ist übrigens auch einer der Faschos. Er ist auf dem Bild darunter nochmal zu sehen.

@ de Borst

Heidelinde 07.09.2002 - 23:30
Wenn du es so siehst, sind Alle Bisherigen Revolutionen Antisemitisch, und wenn man daas weiter spinnt, war auch die Gouitine auf der Demo Antisemitisch, die war nämlich das Hauptabstrafungsinstrument bei der Französischen Revolution, du siehst, du darfst dich nicht in Antisemitismus Debatten Verschiedener Leute einwickeln lassen, sonst ist Alles Antisemitisch, ausser Tagsüber auf der Maloche, und Abendes vorm Fernseher und im Bett.

Sozialneid?

Augenzeuge 07.09.2002 - 23:31
Das mit dem Sozialneid sehe ich im Falle der Demo nicht so krass - auch wenns sicher da war, bei 2000 bis 3000 weiss man nie. Es war meist eher die Wut auf diese Clique, die mit hoher krimineller Energie genau das Geld in ihre Taschen gesteckt hat, was jetzt uns genommen werden soll. Interessant, wieviele "Nomalos" gleich relativ antikapitalistisch argumentieren...
Zu Landowski-Diepgen: Diese Bande hat sich in den späten 60ern in Burschenscaftskreisen gefunden und die Übernahme Berlins regelrecht geplant. Einige gingen in die Wirtschaft, andere in die Politik... Ein Buch gibts dazu: M.D.Rose "Berlin- Hauptstadt von Filz und Korruption" - sehr zu empfehlen!

Hausbesetzen mit Stil

Oscar Wilde 13 08.09.2002 - 00:07
Also, wenn ihr die Villa dort annektiert, dann laßt es mich wissen. Das hätte wirklich mehr Stil als immer diese Bruchbuden in F-Hain. Dort bekommt ja man den Geruch der Ofenheizung nie wieder aus dem Smoking heraus und mein Kaschmir-Pullver bekam dort Motten.
Aber dort... würde ich auch meine "soziale Ader" entdecken!
Nur die Nachbarschaft ist natürlich belastend.

Nun, Gentlemen?

@borst / x-berg

08.09.2002 - 02:27
... noch befindet sich die Kritik im Wesentlichen auf der Zirkulations-Ebene...

Und das sagt unsere Volkspartei, die FDP, daz

Johann 08.09.2002 - 04:13
aus der taz:

Die FDP kritisiert den für Samstag geplanten Protest vor Privathäusern von Berliner Exbankern als "massiven Eingriff in die Privatsphäre". Demonstrationen dürften "nicht zur Bedrohung werden", sagte am Mittwoch FDP-Fraktionschef Martin Lindner. Initiator der umstrittenen Aktion ist das Bündnis Berliner Bankenskandal um den Wissenschaftler der Freien Universität (FU) Peter Grottian. Die Route soll unter anderem am Haus des ehemaligen Berlin Hyp-Chefs Klaus Landowsky (CDU) und an der früheren Villa von Ex-Bankgesellschaftsvorstandschef Wolfgang Rupf vorbeiführen. Beiden wirft die Initiative eine Mitverantwortung für die Krise der Bankgesellschaft vor, die nur durch eine Landesbürgschaft von 21,6 Milliarden Euro vor der Pleite gerettet werden konnte. Nach Lindner verstößt das "Aufwiegeln der Massen" vor den Wohnungen der Verantwortlichen für den Bankenskandal gegen den gesellschaftlichen Konsens. Unschuldige Familienangehörige dürften nicht mit in Haftung genommen werden.

Morgenpost schreibt...

Zeitungsleser 08.09.2002 - 12:17
Bei Axel Gropp aus der Fontanestraße ist dagegen das Maß voll. «Das überschreitet die Grenzen der Demokratie.» Mit Blick auf das Polizeiaufgebot sagte er verärgert: «Für den Pöbel auf der Straße wird erheblich zu viel Geld ausgegeben.»
Aus:  http://morgenpost.berlin1.de/bm/inhalt/heute/berlin/story547511.html
Wie im Falle der Hetze durch die FDP-Politiker scheinen sich da einige Herren sehr auf ihre Füsse getreten fühle, wenn da direkt vor der Haustüre die Opfer ihrer Politk anklopfen.

Berliner Abendschau

TV-Kiecker 08.09.2002 - 13:39
Die Haus- und Hofsendung des SFB "Berliner Abendschau" hat auch was gebracht und ebenfalls von "einigen hundert" geredet":
Themen der Sendung:
 http://www.sfb.de/fernsehen/abendschau/abendschau_arc.php3?getweek=1031395226&detailidx=1171
Video:
 http://www.sfb.de/fernsehen/abendschau/ramgen/020907ab1930.ram?start=02:27.7&end=05:53.0

korrektur nazifotos

antifa 08.09.2002 - 13:50
die beiden npd-kader auf der demo waren, wie auf den fotos ersichtlich, zwei ältere typen, der eine weißhaarig, der andere mit weißem t-shirt. vermutlich hatten sie auch noch mindestens einen weiteren (evtl. fotografen) dabei. aber der linke schwarze pfeil auf dem foto zeigt nicht auf einen nazi, sondern auf einen antifaschisten (mit basecap), nämlich mich! bitte dringend korrigieren, mr.fotograf!

Frage

Demo-TeilnehmerIn 08.09.2002 - 15:25
Was heißt denn die Textpasage "was durch Kids, die Radikalitäät und Aggressivität miteinander verwechselten zusätzlich erschwert wurde."? Die Bullen wollten wen wegen einem abgerissenenm Schill-Plakat festnehmen. Daraufhin stürmten ca. 10-20 Leute (das waren keine Kids) auf die drei Bullen zu. Soweit ich sehen konnte konnte die Person befreit werden. Und RTS-Stimmung war da meines Erachtens auch nicht wirklich vorhanden.

Zu den Kids

Anwesender Pöbel 08.09.2002 - 15:47
Die Situation die Du beschreibst war kurz nach der, die im Text beschrieben wurde. Kurz zuvor strömten die Demonstranten an der Kreuzung auch auf die anderen Fahrbahnen und legtn somit den Verkehr lahm. An einer Stelle gab es eine kurze Auseinandersetzung. Bullen ranntn dorthin und versuchten (weil sie in der Unterzahl war) lediglich die Streitparteien zu trennen und die Strasse abzusperren. Ein paar Kiddies versuchten darauf hin, mit den Bullen einen Fight anzufangen und freuten sich dabei sehr ("cool endlich action"). Die Sache mit dem Schill-Plakat fand ich ok. Endlich mal konnten die Bullen daran gehindert werden, einfach Leute wegen Bagatellen zu verhaften. [Wobei: Die Demo hat eigentlich kein einziges Schillplakat überlebt :-D]

kleiner Rundumschlag

derBorst 08.09.2002 - 16:37
Mal vorab: Ich finde es mal wieder erstaunlich, wie hier von Teilen der sich mit dem Projekt "Initiative Bankenskandal" identifizierenden Personen mit Kritik umgegangen wird. Statt hier eine Auseinandersetzung entfalten zu lassen, wird teilweise nur gepöbelt (siehe Heidelinde - ich hoffe, Du besuchst Indy nicht so oft...) oder reagiert, als wenn man sich ganz schön arg getroffen fühlt...aber dann ist die Kritik richtig und um so notwendiger! Ich habe übrigens die Ereignisse weitestgehend neutral bei X-Berg.de (mittlerweile eine hochfrequentierte Seite!) zusammengestellt:

 http://x-berg.de/article.pl?sid=02/09/08/1311242&mode=thread

Aber zu den einzelnen Erwiederungen:

@ degewesener:

Hört sich gut, dann scheinen doch einige aus der autonomen Szene da gewesen zu sein. Schade, daß es keine konzertierte Aktion gab, aber die mangelnde Motivation gab es auch am Mittwoch und Freitag leider nicht, dadurch hatten die prügelnden Bullen leichtes Spiel...
Dein Verständnis von Kapitalismuskritik kann ich (bisher) nicht teilen. Wenn Du jedenfalls die "Antikapitalistas" trotz des Namens als antikapitalistisch bezeichnest, dann kann ich aus eigener Erfahrung sagen, daß sich sowohl deren Publikation als auch deren Mitglieder weit entfernt sind von einer Kritik der Verhältnisse. Teile der Gruppe sind aus einer Linksruck-Spaltung hervorgegangen. Das ist nun keine Kritik, aber die Politik der Antikaps ist letztlich eine fortgesetzte (traditionsmarxist.) LiRu Politik mit anderen Leuten. Weiterhin wird eine Anti-Stoiber Kampagne (wie LiRu) befürwortet oder aber ein moralischer/völkischer Antiimperialismus unreflektiert aus LiRu Zeiten übernommen, welcher sich in den Intifada-verherrlichenden Positionen widerspiegelt (siehe Artikel "Intifada gg. Sharon")...! Weiterhin gibt es starke personelle Überschneidungen mit ATTAC und die Kritik des Kapitalismus wird zur Kritik des Finanzkapitals, wie es sich letztlich auch hier niederschlägt. Statt zu reflektieren, wo das Problem liegt, denn daß die Nazis auftauchen ist KEIN Zufall, geht man fleißig in der demokratischen Volksgemeinschaft auf...
Bei ya basta italia ist das ähnlich, aber sag: Gibt es schon so was wie eine deutsche Sektion?

@ 08.09.2002 01:27
stimme Dir zu...

P.S. die Aktion mit den Schill Plakaten ist doch gut, ich fands echt schade, wenn militante Aktionen in den "eigenen" (aber das paßt vermutlich nicht) Reihen so betrachtet werden...

Lieber Borst

genervt von solchen Typen 08.09.2002 - 16:51
Was sollen diese Unterstellungen? "Statt hier eine Auseinandersetzung entfalten zu lassen, wird teilweise nur gepöbelt"
Das was Du dann zitierst, ist von Nina, unserem Haustroll. Ich denke, Du kennst Nina. Eine Erwiederung ist vielleicht etwas emotional aber das Gepöbel, kann ich hier nicht entdecken.
Zu den weiteren Unterstellungen:
"Wenn Du jedenfalls die "Antikapitalistas" trotz des Namens als antikapitalistisch bezeichnest..."
Wo steht das genau? Wie kommst Du darauf? Es war das gesamte Spektrum der Linken da. (Im Gegensatz zu Dir haben die meisten aber einen anderen Feind als "Abweichler" und welche, die es wagen, ganz andere Meinungen zu haben.)

"...denn daß die Nazis auftauchen ist KEIN Zufall" .. Klar daß Dir das mit den Nazis gefallen hat. Die Nazis sollten auftauchen, um die demo zu diskreditieren. Sie tauchten damit auch in deinem Interesse auf. Daß die NPD beim VS angestellt ist, scheint Deine "Argumentations"linie wenig zu stören. Daß sich die Nazis rausgeworfen wurden und die Demo für genau das Entgegengesetzte stand, wofür die Nazis stehen, ignorierst Du.

Es ist das übliche: Jeglicher Ansatz linker Praxis wird versucht mit Diffamierung zu torpedieren. Behauptungen ohne Belege sind sehr typisch für Eure "Taktik" im Kampf gegen linke Bewegunge. Glücklicherweise hat dieser Tag gezeigt, daß die Allianz aus Springer, CDU, FDP, NPD und Antideutsch linke Bewegung nicht stoppen kann.

PS

genervt von solchen Typen 08.09.2002 - 16:54
Versuchs mal mit fundierter Kritik, die sich reale Begenheiten und logische Schlussfolgerungen stützt. In diesemm Falle, wird sicherlich auch freundlicher reagiert werden. Diese wilden Behauptungen nerven einfach!

auch genervt von "Feiglingen vor Kritik"

derBorst 08.09.2002 - 17:33
Sorry, meinE LiebeR, aber ich habe die Ini und die Aktion nicht durchgängig verteufelt, ich sehe da postitive Ansätze. Wenn Du aber Kritik nicht als Angriff, sondern als wichtig begreifen würdest, dann wäre Dein Posting lämlich obsolet.

Mit Gepöbel meinte ich nicht Nina, die hat hier doch gar nicht gepostet, sondern Heidelinde.

Wegen Antikaps bin ich aufgesprungen, weil die laut "degewesener" geredet habem und nach seiner Auffassung "antikapitalistisch" drauf sind.

Daß die Nazis rausgeworfen wurden, finde ich gut, erklärt aber immer noch nicht, warum sie denn auftauchten. Die VS/NPD-Verschwörungstheorie greift nun wirklich nicht, zum Einen, weil die Überschneidungen nicht den ganzen VS repräsentieren und weil die NPD nicht alle Nazis beinhaltet! Fakt ist, daß z.B. ATTAC Polen von Neonazis gekrallt wurde! Warum denn? Sind die auf einmal "links" drauf? Krallen die sich einfach so linke Inhalte um zu punkten? Oder gibt es Schnittpunkte beim Haß auf "die Bonzen", das Finanzkapital und die "korrupten Politiker"...vielleicht mal lesen unter

 http://x-berg.de/article.pl?sid=02/09/04/1849255&mode=thread

Daß Du wieder die böse "antideutsche Verschwörung" riechst, spricht wenig für Dein Kritikverständnis. Wie gesagt, ich habe nicht den Anspruch, die Ini und Co per se zu verteufeln, warne aber mit Gremliza:

"Linker Populismus ist ein Widerspruch in sich. Populär ist der Haß auf Menschen, die anders sind als Herr und Frau Mustermann. Daß zu den anderen auch die Reichen gehören, macht den Haß des Mobs nicht zum Klassenbewußtsein. Wer sich solches Volkswillens bedient, ebnet den Weg nicht zum Kommunismus. Es ist wie beim Kampf gg. die Fremdherrschaft, in dem man die Herrschaft nicht loswird, aber vielleicht den Fremden. Im Bündnis mit dem Mob wird man das Kapital nicht los, aber vielleicht die Juden. Oder die Kanaken. Oder die Schwulen. ... Nach der Revolution, wo wir dann schon alles in ordnung bringen werden, ist vor der Revolution, oder es sei auf sie gepfiffen"

Die sozialneidischen Tendenzen konnten sehr gut in der Sendung "Berliner Platz" nachgezeichnet werden! (genau wie übrigens die reaktionären Spinnerargumente von CDU und Co)

Heidelinde ist Nina

08.09.2002 - 18:54

Bankenkampagne: Das sind Sozialdemokraten!

Pippi Langstrumpf 08.09.2002 - 18:59
Peinlich, peinlich für die autonome Szene und ihre reservierte Haltung gegenüber der Bankenkampagne erklärend:

Die beste soziale und politische Kampagne in Berlin seit Jahren wird nicht von der AAB, FELS usw., sondern von einem jungen Sozialdemokraten und Gewerkschafter organisiert!

Beweis:  http://www.birger-scholz.de/Vita/vita.html

Im Gegensatz zur gleichaltrigen Pop-Antifa und den linksradikalen Sprücheklopfern selben Alters verstehen die ihr politisches Handwerk aber wenigstens.

Ich war am Samstag mit einigen Leuten da zum Schauen - ich schäme mich für die Unfähigkeit meiner eigenen Leute.

Die haben auch jede Menge anspruchsvolle Texte zu bieten, die sollte x-berg mal verlinken:

 http://www.birger-scholz.de/Aktuelles/Der_Blankoscheck/der_blankoscheck.html

Noch mal

genervt von solchen Typen 08.09.2002 - 19:14
Abgesehen davon, daß Pippi Langstrumpf mir aus dem Herzen spricht und mir jemand den Hinweis darauf, daß Heidelinde gleich Nina ist, ein paar Zusätze:
Auf meine Einwürfe antwortest Du (Borst) nicht mit Erklärungen, Argumenten, sondern mit weiteren Vorwürfen.
Dazu mal ganz polemisch:
"Die VS/NPD-Verschwörungstheorie greift nun wirklich nicht" Waum? Weil es mit Deiner Haltung kollidiert?
"Fakt ist, daß z.B. ATTAC Polen von Neonazis gekrallt wurde!" Das ist kein Fakt sondern eine Behauptung, die auf einen Hetzartikel zurückgeht!

Niemand hat was gegen Kritik, selbst die Kritik an verkürzten Ideen die auf der Demo auftauchten ("scheiss Bonzen") ist kritkwürdig. Du aber bist derjenige, der einfach behauptet, diffamiert und hier mit diesem ekelhaften Ton angefangen hat! Aber wärst Du, wenn Du Fehler eingestehen würdest....

An den Nazi über mir

- 08.09.2002 - 20:05
So ist das also: All die Altnazis und die, die von den Nazis profitiert haben (Enteignungen jüd. Menschen) und es sich mit dem Geld nun im Grunewald gemütlich machen und all die alten Burschenschaftler und Reaktionäre, die dort wohnen, sind also für Dich Opfer von sowas wie Pogromen? Solche Nazis wie Du, die sich immer auf die Seite der Macht stellen, sind echt widerlich! Als nächstes erzählst Du, daß Naziaufmärsche angreifen der neue Holocaust sei?
(Vielleicht können die Mods diesen Nazi-Müll löschen?)

@ den Genervten

G-Nosse 08.09.2002 - 20:11
Ich versteh Dein Problem mit Borst nicht. Der hat doch alles gesagt, was an Kritik gebracht werden muß und gepöbelt hat er auch nicht, schließlich sieht der doch auch positive Ansätze in der Politisierung!
Borst hat zu Recht auf die verkürzte Kritik am "bösen Finanzkapital" hingewiesen, auf den Sozialneid, auf die eher reformistischen (Staatstreuen) Ansätze und die Kompatibilität mit neonazistischen Ideologien.
Du hingegen hast immer nur gejammert, weil du nicht mit Samthandschuhen angefaßt wurdest und Verschwörungen zwischen VS und NPD hingewiesen. Es ist ja richtig, daß es V-Leute und Verbindungen gibt, aber dann von Übernahme etc zu reden, ist schlichtweg falsch bzw. unbeweisbar (oder kannst du das?) Außerdem: Woher weißt du, daß die Nazis auf der Demo NPDler waren?
Es hört sich auch eher danach an, daß du ganz lieb behandelt werden willst, das ist ok. Aber ein bißchen Polemik hat noch nie geschadet!

antisemiten von 18:52 bitte löschen

deutschland sucks 08.09.2002 - 20:11
egal wie sehr die demo kritisierbar war, diese verharmlosung des holocausts ist nicht zu entschuldigen. bitte löscht den dreck!

spd fett drin

rantanplan 08.09.2002 - 20:12
die berliner spd ist nicht nur fett in den bankenskandal verwickelt, sondern ist offensichtlich auch dabei, den widerstand (gegen sich selbst?) zu organisieren und kanalisieren.

der führende strippenzieher der rechten tempelhofer spd und mitglied des abgeordetenhauses, hans georg lorenz, läßt sich in der "jungen welt" eben von seinem spd-parteifreund birger scholz (als jw-interviewer!!!) die bälle zuspielen:

 http://www.jungewelt.de/2002/04-04/014.php

der hauptfeind des antikommunistischen, west-berliner frontstadt-kämpfers lorenz und seiner jungen fans: die pds.

wenn man dann am samstag gesehen hat, wer da noch alles die strippen zieht: vierte internationale & co.

aber pippi hat natürlich recht: die linksradikalen sind diesen typen einfach nicht gewachsen - armes berlin.

der Typ kann nicht mal die doitsche ...

G-Nosse 08.09.2002 - 20:16
...Rechtschreibung! ;-)

"Progrome" soso, naja, Nazis eben...

-

von solchen Typen genervter 08.09.2002 - 20:16
Das ist ja das Dilemma: Ich hab ja gar nichts gegen Kritik, mich hat nur die Art und Weise gestört. Lies nochmal meinen ersten Kommentar dazu, da hab ich es erklärt. Weil Nina den Borst angepisst hat (Macht Nina gerne), hat Borst geschrieben "wird teilweise nur gepöbelt .... als wenn man sich ganz schön arg getroffen fühlt" und dann die Anmassung bewerten zu wollen, was gut/böse ist (auf die Trotzkies bezogen). Ich will ja Auseinandersetzung, aber nicht mit Unterstellungen und auf diese Weise.
"Borst hat zu Recht auf die verkürzte Kritik..." ... er war ebn nicht da, sonst wüsste er, daß genau darauf auf der Demo eingegangen wurde.



Zu den Nazis: Das sind bekannte Kader, die waren auch schon in der Interim angekündigt. Dazu empfehle ich Dir, diesen Text da oben zu lesen.

neider?

rantanplan 08.09.2002 - 20:17
also, ich bin nicht grad in fan von den leuten aus der bankenkampagne. ich respektiere aber ihre politische leistung.

aber: jeden sozialen protest als antisemitisch zu denunzieren, ist doch echt billig - und eine relativierung der singularität des holocuast.

mhhh

derBorst 08.09.2002 - 20:35
@rantanplan: Es geht gerade nicht um die Relativierung des Holocausts, sondern darum, daß "sich Auschwitz nicht wiederhole". Und das heißt, alles dafür zu tun, daß die Bewußtseinsformen, die Antisemitismus hervorbringen (dazu gehören auch verkürzte Erklärungen für das eigene Elend), massiv herauszuarbeiten und zu kritisieren! Mehr habe ich nicht getan. Ich habe den Menschen, deren Leistung auch ich durchaus respektiere, keinen Antisemitismus-Vorwurf gemacht, sondern lediglich auf die verkürzte Kapitalismuskritik hingewiesen, welche die Wurzel für Antisemitismus ist.
Ansonsten fand ich Dein Posting sehr gut und entlarvend! Aber genau dafür sind doch die JuSos und Adepten (Birger) doch bekannt. Als JuSos noch kritisieren, aber schon immer alles auf den demokratischen Weg bringen...Kritik an den Verhältnissen? Da würden die sich selbst in Frage stellen!

@ G-Nosse. Danke für support!

@ Genervter ok, ich habe nicht erkannt, daß Heidelinde Nina ist, Punkt für dich. Daher hatte ich auch "teilweise gepöbelt" geschrieben, um nicht pauschal zu werden. Ansonsten steht meine Kritik aber weiterhin. Auch bezüglich der TrotzkistInnen, Antikaps, Nazis...usw usf
Ich finde es auch schade, wenn Du und andere immer in Bezug auf die Art der Auseinandersetzung eingehen, statt inhaltlich zu antworten. Klar, nur Polemik hilft nicht weiter, aber so kann man auch schnell von Inhaltslosigkeit ablenken, in dem man immer auf die Form verweist! Ich denke da immer an den bürgerlichen Diskurs zur Gewalfrage!

P.S.

derBorst 08.09.2002 - 20:42
Finde es übrigens ziemlich peinlich, daß sich Birger Scholz hier so selbstdarstellen muss. Hat er bei x-berg auch getan. Tsss

bissel genauer manchmal

Demonstrantin 08.09.2002 - 21:16
Da ich auch auf der Demo war, einige Anmerkungen:
Da wird immer in dem Artikel in rein männlicher Form geredet...Anarchisten und Kommunisten waren da...die Anwohner...als gäbe es keine Frauen auf der Demo, als würden dort keine Frauen wohnen. Und außerdem muß es von Blinheit geprägt sein, nicht mitzubekommen das dort auch femministische oder antipatriarchale Redebeiträge gehalten wurden...
Und noch etwas, vielleicht hat es zwischen den vielen Komentaren gestanden. An der Kreuzung kam es konkret zu dem Versuch einer Festnahme als wer ein Plakat einer Partei (glaube aus der Ferne gesehen war es ein Schill-Plakat) herunter riß. Daraufhin sind sehr viele, sehr schnell losgerannt und es gelang die Person zu befreien und zwar sehr offensiv. Die drei Bullen wurden zum Teil zu Boden gerissen. Das war eine sehr positive Erfahrung. Und da waren nicht nur "Kid´s" sondern auch älteres Semester, das die Gefangenenbefreiungh umsetzte. Und da war nichts von platter Aktionismus, das war einfach so radikal das es selbstverständlich war die Festnahme zu verhindern. Ansonsten wurden sehr sehr viele Wahlplakate zerstört. In der Regel von Schill, CDU und FDP.
Bitte schreibt und kommentiert einfach genauer.

-

iX 08.09.2002 - 22:24
an Demonstrantin: deine Frage wird weiter oben beantwortet: Es gab mehere Bullenctions. das was im Text beschrieben war, war wohl was anderes.

an DerBorst: Ich verstehe Deine Kritik, nicht aber den Satz, warum sich Leute auf die Form der Kritik aufhängen. Wenn Sachen einfach so behauptet werden, würde ich mich darüber auch aufregen.
Noch ne Frage: Wer ist Birger Scholz?

@ iX

derBorst 08.09.2002 - 23:21
Naja, ich war nicht der Ansicht, nur Behauptungen aufgestellt zu haben. Du hast die Kritik ja auch ernst genommen, also scheint sie ja nicht nur aus pauschalen Behauptungen zu bestehen. Und wenn man sich dann nur auf die "Art" versteift, dann lenkt man ab vom Inhalt.

über die "kaputt-linke"

nicht pipi l. 08.09.2002 - 23:55
@ borst: leider muss ich dich enttäuschen und bekennen: ich bin ich und nicht pipi langstrumpf. zum zeitpunkt des postings grillte ich mit den antikapitalistas im viktoriapark (das sind die mit der guillotine, "die den moralisch/völkischen antiimperialismus unreflektiert aus liRu zeiten übernommen" haben...(so borst). wer es besser wissen möchte, schaut am besten unter  http://www.antikapitalistas.de nach)... sorry! @pipi: danke für die blumen...

nun zum inhaltlichen: es ist mehr als albern, die "initiative berliner bankenskandal" an einem antikapitalistischen programm zu messen, das sie sich bewußt nicht gegeben hat. die initiative hat eine klare forderung: "berlin darf nicht für schulden haften, für die es nicht haften muss." daher forden wir, das die renditenzahlungen an die 70.000 fondszeichner sofort eingestellt werden müssen. ist das antisemitisch? wer in einer solch verflachenden form den antisemitismus-vorwurf inflationär gebraucht, erweist seinem anliegen einen bärendienst.
auch ohne explicit "antikapitalistisches aktionspogramm" sind die forderungen dezidiert linke. denn im kern geht es um die gulte alte und immer aktuelle verteilungsfrage zwischen kapital & arbeit. und das ist immer noch eine klassenfrage. vielleicht rührt ein teil der kritik oder auch des absentismus der radikalen linken und postautonem (bzw. das was noch davon übrig ist) daher, dass sie im kern an der sozialen frage desinteressiert sind (im gegesatz übrigens zu den "altautonem" und "häuserkämpfer" der 80er jahre, die sich an der organisierung des grunewaldspaziergangs beteiligt haben).
die besondere brisanz des bankenskandals liegt weniger in der spezifik des berliner Filzes und der korruption (die gehört zum schmiermittel jeder modernen stadtverwaltung), sondern darin, dass die "klasseninteressen" von 70.000 vermögenden fondszeichnern über die haushaltsinteressen berlins gestellt werden. das ist natürlich im prinzip nichts ungewöhliches. nur selten kann so exemplarisch für breite schichten der bevölkerung aufgezeigt werden, wie bürgerliche demokratie funktioniert. die brechtsche formulierung: "Reicher Mann und armer Mann standen da und sahn sich an. Und der Arme sagte bleich: Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich." bringt es es auf den punkt. die selbst für kapitalistische verhältnisse maßlose bereicherung weniger auf kosten vieler trotz rechtlicher sanktionsmöglichkeiten empört die berliner. und das ist auch gut so. anstatt diesen hebel zu nutzen und am realen bewusstsein der menschen anzuknüpfen (wie wir es auf der demo mit vielen redebeiträgen mit antikapitalistischer, feministischer und antirassistischer stoßrichtung versuchten), schreit die kaputte szene auf und sucht krampfhaft nach argumenten, um sich abzugrenzen. das ist die alte linke, sie wird vergehen... ;-)

es war im übrigen völlig richtig, die "initiative berliner bankenskandal" als breite personeninitiative mit einer konkreten fachlichen zielrichtung und einer fortschrittlichen und sozialstaatlichen grundorientierung zu gründen. abstrakte kapitalismuskritik ohne jegliche resonanz und gesellschaftliche wirkung ist unsere sache nicht. gerade wer sich als marxist versteht, sollte die 11. feuerbachthese ernst nehmen. die welt verändern werden wir gewiss nicht ausschließlich mit kapitalkursen und linksradikalen internetprojekten, so sehr ich ersteres intensiv genießen dürfte und selbst letzteres nicht missen möchte...;-)
gegen sozialneid habe ich übrigens gar nichts. nachfolgend ein auszug aus der "grunewaldrede" der feministin halina bendkowski:" (...) Du sollst nicht begehren der anderen Hab und Gut! - heißt es in der Bibel.Das wollen die Reichen und ihre Pressevertreter immer uns, den Bedürftigen vorhalten. Wir hätten einen Neidkomplex, wir seien die Neidfraktion- ja, ich bitte Euch, warum denn nicht? Guckt Euch um und riecht die gute Luft hier! Unser Neid auf Euer Zuviel ist wohl das Mindeste, was Ihr von uns verdient!"
die frage des kollegen borst, warum die "autonomen Menschen von gestern und Mittwoch nicht am Start waren" ist völlig berechtigt, aber läßt sich insofern beantworten, als dass die besseren teile eben doch am start waren und sich an den ersten ansätzen einer neuen sozialen formierung, die eben nicht sektierersich (aber dafür dafür auch nicht in gänze antikapitalistisch) ist, beteiligen. revolutionäre realpolitik versteht es, an den konkrten lebenserfahrungen (z.b. bäderschließungen) anzuknüpfen und antikapitalistische debatten zu initiieren. das ist der initiative gelungen und deshalb spuckt die springer presse gift und galle, verteufeln cdu bis pds den grunewaldspaziergang. denn die politische klasse sieht sich im fall bankenskandal zunehmend delegitimiert. das liegt nicht nur an der richtigen strategie und taktik, sondern auch an einem modernen campaigning und den richtigen köpfen. um berlin zu rocken, genügen ein prof. für wirtschaftsrecht, ein teilzeit-osianer, eine immobilienmanagerin, ein genosse des vereinigten sekretariats, ein spd-abgeordneter und ein außerparlamentarischer sozialdemokrat von attac.
conclusio: pipi hat demnach völlig recht, dass der absentismus der "kaputt-linken" ausdruck ihres niedergangs ist und deutlich ihre politik- und kampagnenunfähigkeit zeigt. der permanente antisemitismus-vorwurf fungiert als ideologische rechtfertigung ihrer nischenexistenz.

@rantanplan: zuerst eine kleine berichtigung: der genosse lorenz ist nicht "führender strippenzieher der rechten tempelhofer spd", sondern führender strippenzieher der spandauer spd und sprecher der parteilinken. völlig richtig erkannt hast du, dass wir uns im jw-interview die bälle zuspielen. das war auch dringend nötig, um die schwierigen rechtlichen und ökonomischen zusammmenhänge für eine breitere linke öffentlichkeit aufzubereite und den kern des problems, nämlich die umverteilung gesellschaftlichen reichtums, zu brandmarken. nach nur fünf monatne ist unsere kampagne in der stadt angekommen. der genosse lorenz hat in der tat eine eher unrühmliche vergangenheit als antikommunisrtischer sozialdemokrat. im gegensatz zu den 68-er juso-linken-opportunisten (strieder, benneter, schröder) ist er auch heute noch noch den sozialdemokratischen werten verpflcihtet und steht in der spd links außen. ohne lorenz, der im übrigen gegen die risikoübernahme stimmte, hätte es am samstag keinen grunewaldspaziergang gegeben. dass die parlamentarische und außerparlamentarische sozialdemokratie den job der radikalen linken übernehmen muss, spricht doch eher gegen die radikale linke als gegen die sozialdemokratie, oder?

@borst

adlerauge 09.09.2002 - 00:48
hey Borst um deine sicht der dinge mal etwas durcheinander zu bringen. Weisst du was ganz klein links in der Ecke unter dem Solitranspi für die Rigaer Strasse stand?
Na?
-Antikaps
Viel spass beim Grübeln

kurzer Einwurf an Pippi bzw. Birger Scholz

der Frechdachs 09.09.2002 - 02:09
Schön, wie Du Dein eigenes Verhalten rechtfertigst. Machst Dir ganz schön Mühe, mit so einem Brief Deine falsche Gesellschaftsanalyse zu rechtfertigen...

Der größte Treppenwitz (Rechtschreibfehler nicht von mir): "denn im kern geht es um die gulte alte und immer aktuelle verteilungsfrage zwischen kapital & arbeit. und das ist immer noch eine klassenfrage"

1. Es geht NICHT um die ("gerechte") oder andere Verteilungsfrage(n), sondern um die Aufhebung dieses Verhältnisses! Aber das haben die Sozis, auch die linken unter ihnen, die den Marx und Co studiert haben, eben nie verstanden, daher sind sie auch in der Demokratie reformistisch aufgegangen, denn mit Gesetzgebung kann man schon mal gut umverteilen (macht Schröder ja auch noch, ein bißchen Kindergeld hier, ein bißchen BAFöG da usw)...was alles dabei mitschwamm: Kriegskredite 1914, Horst Wessel Lied singen 1933 im Reichstag - Hitler hat ihnen damals noch zugeklatscht, bevor er sie verbot, Notstandsgesetze, Radikalenerlaß, weitere deutsche Kriege usw. Immerhin, ein bißchen umverteilt wurde ja - wie zynisch bist Du eigentlich, JuSo?

2. ist es schon erstaunlich, wenn Du bei einer öffentlichen Einrichtung (Berliner Bank) + die wutenbrannten Protestierenden von Klassenfrage redest. Also ich denke, daß die wenigsten Protestierenden lohnabhängige Bankangestellte waren...!

Ich will Deine Arbeit nicht diskreditieren, aber wenn Du schon so analytisch daherkommst, dann bitte richtig. Wenn Du willst, nehme ich Deine gesamten Zeilen auseinander. Das war nur, sagen wir mal, der "Hauptwiderspruch".

P.S. Daß Bibelzitate für Kapitalismuskritik gehalten werden, bestätigt nur Borsts Kritik. Anfangs dachte ich noch, daß Borst ein wenig übertreibt, so ist er manchmal, aber je mehr über die Demo berichtet wird (abgesehen von den guten Aktionen am Rande), desto mehr stimme ich ihm zu!

Redebeitrag der antikaps berlin

millitanter anti-sektierer 09.09.2002 - 11:28
Hallo, da unser Redebeitrag hier so kontrovers diskutiert wird, bildet euch euer eigenes Urteil. Bitte beachtet das dies ein Redebeitrag und keine philosophische Abhandlung ist. Die Webseite die Birger da gepostet hat ist leider nicht mehr so aktuell, weil sie dem dezentralen Charakter unseres Netzwerkes nicht mehr entspricht.
An alle die tatsächlich den Kapitalismus abschaffen wollen hier ein Tip: Vergeudet eure Zeit nicht mit frustrierten Sektierern!
Übrigens: Am 12. Oktober wollen wir einen Aktionstag zur Unterstützung der Anti-CocaCola Kampange organisieren. Achtet auf Flyer! Außerdem möchten wir uns an dieser Stelle bei den Fels und Zilona-Leuten nochmal für die Unanehmlichkeiten (Mängel beim Aufräumen, Lautstärke) entschuldigen, die bei unserer letzten Party in der Zilona Gora entstanden sind.

Hier unser Redebeitrag für die Grunewalddemo:

Kitas, Bäder, Schulen, Universitäten, Bibliotheken, Krankenhäuser wo es nur geht wird gekürzt, gespart und demontiert.
Der Bankenskandal bringt den Irrsinn der herrschenden Wirtschaftsordnung auf den Punkt. So werden bspw. 69 Mio Euro werden bei den Kitas eingespart. Dies passiert während im Haushalt 2003 zur Sicherung der Renditen der Fondseigner 300 Mio verwendet werden.
Viele bezeichnen Berlin als das Argentinien von Deutschland. Dieser Vergleich ist in vielen Punkten angebracht. Neben der kriminellen Energie einiger Politik- und Wirtschaftsgrößen ist eine der Hauptursache für die wahnsinnigen Verluste der Bankgesellschaft und die Haushaltsmisere in Berlin der Niedergang und die Demontage der ostdeutschen Wirtschaft.
Wir leben in einer Zeit der Überproduktion und der niedrigen Profitraten. Die Kaufkraft schwindet durch Lohndiumping und wachsende Arbeitslosigkeit. Investitionen lohnen sich für das Kapital nicht mehr.
Der Börsenboom war die Folge überflüssigen Kapital welches Anlagemöglichkeiten suchte und absurden Illusionen in die New Economy hegte. Der Sturz der Aktienmärkte versetzt nun die Reichen und Mächtigen in helle Panik. Laut Angaben der „Zeit“ sind seit den Höchstständen der Börsen im Frühjahr 2000 die aberwitzige Zahl von 16 Billionen Euro, das sind 16.000 Milliarden an Wert vernichtet.
Ausgerechnet in den Zeiten des größten Börsenbooms hat Rot-Grün zusätzlich eine der größten Steuererleichterungen für die große Kapitalgesellschaften wie Daimler Benz oder der Deutschen Bank, verabschiedet. Diese haben damit ihren globalen Konkurenzkampf, vor allem über Fusionen und Arbeitsplatz-vernichtung, finanziert. Auch hier wurden Milliarden an Steuergelder völlig sinnlos verbrannt.
Der soziale Kahlschlag in Berlin ist Teil eines umfassenden und globalen Großangriffs des Kapitals, welcher auch mit neoliberaler Globalisierung bezeichnet wird. Deswegen stehen wir hier in einer Reihe mit den Kämpfen in Argentinien, mit dem Widerstand der Zapatisten in Chiapas gegen die Nordamerikanische Freihandelszone usw. Außerdem stehen wir in einer Reihe mit den Aktivisten in Spanien und Italien wo der Widerstand auch in Europa eine unglaubliche Breite und Kraft entfaltet hat. Die Generalstreiks und Demonstrationen unter Beteiligung von Millionen Menschen haben das eindrucksvoll gezeigt.
Der Angriff des Kapitals auf unsere Lebensqualität vollzieht sich an allen Fronten. Folglich ist der Widerstand ist bunt und vielfältig. Die Kindergärtnerin in Prenzlauer Berg ist genauso betroffen wie die Leute von der Kadterschmiede in der Rigaer Straße 94 welche am Mittwoch von der Polizei geräumt wurde. Der Studierende der sich gegen die Privatisierung der Universität wehrt, genauso wie der Bauarbeiter auf einer der vielen Dumping Baustellen. Die deutsche Linke muß endlich lernen Sektiererei zu überwinden und zusammen zu finden. Das ist das Gebot der Stunde!
Eine weitere Schwierigkeit ist die Formulierung von Alternativen. Kritik am Kapitalismus ist weit verbreitet, jedoch ist die Zahl derer die aktiv sind in Deutschland noch sehr klein. Viele fordern von uns ein Konzept wie wir uns die Alternative vorstellen. Hier finde ich den Punkt richtig den John Ziegler macht. Anzunehmen beim Sturm auf die Bastie hätte das Volk das Konzept der Französischen Republik in der Tasche gehabt ist absurd. Niemand legt uns eine Alternative in den Schoß, das müssen wir schon selbst in die Hand nehmen.
Von einen fundamentalen Umsturz der Wirtschaftsordnung sind wir noch ein Stück entfernt. Daher gilt es zunächst diese außerparlamentarische Bewegung als selbstständige Gegenkraft zur Politik der Herrschenden zu etablieren. Hierzu finde ich die Initiative für einen linken Ratschlag den richtigen Weg. Hier scheint sich eine ständige Institution der Bewegung zu etablieren.
Zusätzlich sind wir von den antikaps-Berlin für die Einrichtung eines autonomen Sozialzentrums, als eines politischen Ortes wo die Bewegungen und Initiativen Platz finden zu arbeiten, wo sich die Bewegung trifft und niemand von ideologische Schranken abgehalten wird sich an dem Aufbau der politischen und außerparlamentarischen Gegenmacht zu beteiligen.
An die Reichen und Mächtigen in diesen Schlössern hier sei gesagt, sie sollten die Symbolik von der französischen Revolution nicht auf die leichte Schulter nehmen denn:
WIR KÖNNEN AUCH ANDERS!

Bitte richtig lesen und verstehen!

Misti 09.09.2002 - 11:34
Es gab offenbar keinen einzigen Antisemitismus-Vorwurf, nur die Kritik des Bewußtseins der Protestierenden. Wer sich schon von Antisemitismus-Vorwürfen verfolgt fühlt...

Axel Gropp Fan Club

Axel Gropp 09.09.2002 - 11:42
Hallo, mein Name ist Axel Gropp und ich schreibe zum ersten mal hier.
Aber stell ich mich doch erstmal vor:
Unter anderem bin ich einer von fünf Kuratoriumsmitgliedern der "Business Angels" ( http://www.business-angels-berlin.de)
Ein gelungenes Foto von mir gibt es dort auch ( http://www.business-angels-berlin.de/frameset_profil.html - dann auf "Team" klicken und beim Kuratorium bin ich der 2. von links)

Oh, und beim "F21 – der Finanztreff der Hauptstadt" war ich auch schonmal auf der Gästeliste ( http://www.finanztreff21.de/gaesteliste2.html
bzw.
 http://www.finanztreff21.de/gaesteliste91001.html)

Ausserdem hab ich mal beim "Tagesspiegel Weihnachtsrätsel 2001" ( http://www.tagesspiegel.de/weihnachtsraetsel2001/) mitgemacht! Jaaaa! Seht hier:  http://www.tagesspiegel.de/weihnachtsraetsel2001/Teilnehmer.pdf

Aber mein bisher bester öffentlicher Auftritt war das Interview in der Berliner Morgenpost das ich nachfolgend nochmal hier zitiere... (Mann, war ich sauer auf diese Chaoten! Eigentlich wollte ich ja richtig vom Leder ziehn, aber meine Kumpels von der MoPo haben das dann nochmal zu meinen gunsten korrigiert - danke!)

Berliner Morgenpost (08.09.02)
"1000 Demonstranten und eine Guillotine"

 http://morgenpost.berlin1.de/ausgabe/archiv2002/020908/berlin/story547511.html

[...]
Bei Axel Gropp aus der Fontanestraße ist dagegen das Maß voll. «Das überschreitet die Grenzen der Demokratie.» Mit Blick auf das Polizeiaufgebot sagte er verärgert: «Für den Pöbel auf der Straße wird erheblich zu viel Geld ausgegeben.» Vorsichtshalber holte er seinen Wagen von der Straße in die Garage.
[...]

Wer mit mir einer Meinung ist und mit mir eine rege Diskussion zu meinem gelungenen Zeitungsauftritt führen möchte (oder zu meinen sonstigen Aktivitäten), der ist herzlich eingeladen mich in meiner Villa im Grunewald zu Besuchen, oder einfach mal anzurufen - Ich freu mich auf euch, euer Axel.


Axel Gropp
Fontanestr. 1A
14193 Berlin
(030) 8 25 82 25

TAZ ist panne

Ergänzer 09.09.2002 - 11:49

Begriff "Sozialneid"

HanZ 09.09.2002 - 12:15
Kritik finde auch ich wichtig und notwendig, aber dennoch sollte auf Begriffe acht gegeben werden. Der Begriff "Sozialneid" ist ein Begriff, der verschleiern soll, daß die Unterschiede zwischen Arm und Reich immer größer werden und all dies nicht das Geringste mit Gerechtigkeit zu hat...

lieber borst

kritikkritisierer 09.09.2002 - 13:23
".....Daß die autonome Szene sich nun so zurückhält bei der ganzen Bankenkampagne finde ich eher gut als schlecht. Solange hier nicht klar antikapitalistische Positionen formuliert werden, die weit über die verkürzte Kritik des "bösen raffenden Finanzkapitals" hinausgeht, ist die Ini auch erst mal nur vorsichtig zu beobachten. Sollte sich die Kritik, die z.B. bei x-berg.de oder Indymedia geäußert wird, niederschlagen in deren Papieren, dann ist die Ini unterstützenswert, ansonsten hat man nur einen sozialneidischen Mob am Hals...brrrr" Zitat Borst bei x-berg!
Vielleicht hätte die "autonome Szene" sich ja an der Kampagne beteiligen sollen um die deiner Meinung nach verkürzte Kritik inhaltlich besser zu gestalten. So macht mensch es sich natürlich leicht. mensch lässt die anderen die Arbeit machen, guckt was bei rauskommt und kritelt dann ein bisschen rum. Sinnvoll?
Ausserdem schätze ich warst du noch nicht mal in der Nähe der Demo, hast aber direkt alle Redebeiträge analysiert und als "nich-antikapitalistisch" enttarnt. Wüsste ja gerne wie du das so schnell geschafft hast.
Deine Kritik find ich ansonsten berechtigt. In der Tat muss die Kapitalismuskritik stärker hervorgehoben werden, also fang am besten gleich damit an und geh zum näxten Ini-treffen. Bringt wahrscheinlich auch mehr als zu warten bis sich die Kritik "die z. B. bei x-berg und Indymedia geäussert wird" in den Papieren der Ini Niederschlägt. Wär doch deine Chance gewesen die deiner Meinung nach "unverkürzte Kapitalismuskritik" in der Ini zu vertreten, bzw. zumindest auf der Demo. Stattdessen aus der Sektenecke zu polemisieren ist albern.

lieber derBorst

kai 09.09.2002 - 16:57
ich lese deine schreibe oft gern weil sie begründet ist, trotzdem:
antisemiten stellen juden oft als immer essende fette bonzen dar, die die anderen ausbeuten.
dieses stereotyp sollte auf keinen fall von linken übernommen werden. das wäre ein fataler rückschlag.
wenn ich sage "wärst du nicht reich, wär ich nicht arm"(brecht) stellt das keinen antisemitismuss dar. erst die verinnerlichung der falschen gleichung "jude=bonze" führt zum antisemitismus.
wen du schreibst:
"..welche strukturell dem Antisemitismus, o.ä. ähnelt ("die da oben, beherrschen alles, das Geld, Spekulantenbonzen...),.." folgst du einem solchen vergleich. ich denke da soltest du vorsichtiger oder genauer argumentieren.

auch den begriff sozialneid betrachte ich als sehr gefährlich. es ist zwar unsinnig von einzelnen reichen zu verlangen ihren reichtum aufzugeben, weil andere nachkommen, und es erstmal niemanden hilft. und du hast recht: eine weitergehende kapitalismusskritit ist nötig.
trotzdem ist die forderung der weniger privillegierten, auf zugang zu resourcen, die die privelligierten ihnen vorenthalten berechtigt. es ist teil des kapitalismuss, das einige wenige resourcen(seinen es nun häuser, nahrungsmittel, kleidung, kulturelle güter oder dienstleistungen) vorenthalten. weil diese güter eigentlich genutzt oder anders verteilt werden könnten, oder ohnehin allen gehören(zb deutlichst wasser) ist es richtig zu behaupten die reichen nehmen die roucercen weg. sie beklauen die armen, die auch ein recht auf zugang haben. insofern stimmt die gleichung "eigentum=diebstahl". der eigentumsbegriff ist hier auch nicht der kapitalistische(algemeines recht nach belieben über ein gut zuverfügen), oder der kommunistische(nicht erarbeitete güter), sondern viel weiter gefasst, nämlich als recht über güter die nicht selbst(leerstand, vernichtung von nahrung) oder falsch genutzt(wohnraum als lager) werden zu bestimmen.
"sozialneid" wird benutzt um stimmung gegen leute zu machen, die den zugang zu gütern forden. die assoziation die entsteht ist: die sind nur neidisch, weil es anderen besser geht. das ist aber fatal, weil es davon ablenkt, das die verteilung gelinde gesagt falsch organisiert ist und wenn "neid" entsteht dann das aufgrund der falschen verteilung.
im allgemeinen ist es aber kein "neid" sondern das einfordern von gütern die ihnen vorenthalten werden. neid ist es wenn leute dinge für sich haben wollen alleine deswegen weil andere sie auch haben, ohne dass sie ein recht auf diese hätten.
menschen haben ein recht(!) auf ein würdiges leben.
"weil der mensch ein mensch ist, braucht er was zu fressen bitte sehr..." und nicht aus neid.

an alle die den sektenbegriff so lieben

kai 09.09.2002 - 17:22
ihr sollted diesem begriff langsam mal wieder mit inhalt füllen.
engels hat alles was nicht den "wahren ("deutschen") kommunismus" als ziel ansah als sekten bezeichnet. dabei hat er aber die zusammenarbeit auf der breiten ebene nicht verurteilt sondern gefordert. seine position hat er damit klargemacht. wenn ich die kommentare hier so lese, scheinen mir aber verschiedenste vorstellungen davon was nun sekte sei vorhanden zu sein.
vielleicht hat jemand einen link mit einer aktuellen begriffsbestimmung?

Aktualität deiner Kritik

libertärer Antikap 09.09.2002 - 17:26
@DERBORST

Die kritik an den Antikaps ist zum Teil sicherlich berechtigt, wenn ich auch sagen muss das Antisemitismusvorwürfe und völkisch-nationalistische Einstellungen weder besonders nett, noch zutreffend sind oder waren. Die Antikaps in Berlin sind eine offene, undogmatische und (das ist jetzt für dich besonders Wichtig) strömungsübergreifende Gruppe. Das heißt, das die Politik der Gruppe direkt von den Leuten gemacht wird die mitarbeiten und eher als Plattform für antikapitalistische Arbeit zu Verstehen ist. Momentan sieht es in der Gruppe eher so aus, daß Libertäre und AnarchisInnen den Großteil der Gruppe ausmachen. Das hättest du bestimmt schon gemerkt, wenn du die neue Publikation der Antikaps gelesen hättest. Deine Argumentation basiert auf einer Publikation, die wirklich fast nur von den Ex-LiRu Leuten gemacht wurde und mir persönlich auch zu sehr in diese Richtung lief. Vielleicht besorgst du dir mal die Neue und bleibst aktuell, oder du kommst am Besten mal zum Plenum und schaust es dir an.

@derBorst

nochmal libertärer Antikap 09.09.2002 - 17:32
Ach so, wenn der Borst Interesse an einer vernünftigen Diskussion über Antikaps und Antisemitismus hat kann er mir ja mailen. Auf Indymedia kommt sowas immer so Werbungsmäßig rüber.

Zum letzten!

derBorst 09.09.2002 - 20:53
Es gab NIE einen konkreten Antisemitismusvorwurf, lest bitte genau...

Ansonsten antworte ich später auf die "Zuschriften" ;-)

Hab grad keene Zeit..

An den Juso-Selbstdarsteller...

stein 10.09.2002 - 13:08
Vielleicht ist es dir entgangen... aber FelS hat den Grunewaldspaziergang mitorganisiert. Ebenso wie FelS an den Schwimmbadaktionen beteiligt war und an dem Sozialbündnis vor einigen Jahren und und und ... aber wenn es dir gefällt dich so in den Mittelpunkt zu stellen, bitte sehr: froh zu sein bedarf es wenig. Zum Glück machen genügend andere Menschen - und dazu gehören auch die Leute von FelS und der AAB (ganz ungeachtet dessen, wie ich politisch zu ihnen stehen mag, und sie sind ja auch ganz schön unterschiedlich) - nicht Politik, um als Personen in den Mittelpunkt zu rücken.

Übrigens findet sich auf der FelS-Seite noch eine interessante Initiative zum Europäischen Sozialforum.

www.nadir.org/fels

Frage

Nie wieder 10.09.2002 - 16:26
Was steht eigentlich auf dem Plakat mit den Schweinen? Das sieht mir (vom Motiv her) ziemlich (strukturell) antisemitisch aus. Denn wer die Charaktermasken und Funktionsträger als (häßliche) Schweine darstellt und damit von subjektiv-individuellen Entscheidungen zum ethisch-moralisch "bösen" Handeln ausgeht und die Abhängigkeit dessen von gesellschaftlichen Sein (incl. Sozialisation usw) ausblendet und zugleich zu überwindende übergesellschaftliche Grundprinzipien (Tausch, Herrschaft, nationale Identität, ...) personifiziert, reproduziert bürgerliche Denkkategorien. In diesem Kontext ist die Denkfigur von der französischen Revolution durchaus ernst zu begreifen, als ob der Kapitalismus nichts anderes wäre als der Feudalismus und man durch die Liquidierung individueller Funktionsträger ihn (positiv) aufheben könnte. Das aber geht in die falsche Richtung der Volksgemeinschaft, die sich über ihre Feinde (Schädlinge, Schmarotzer, Ausbeuter, Bonzen, ...) definiert, und nicht in die der Emanzipation.

?

Deutsche Dogmaten suckz 10.09.2002 - 17:55
"Das sieht mir (vom Motiv her) ziemlich (strukturell) antisemitisch aus ... reproduziert bürgerliche Denkkategorien"
Nachplappern ist einfach. Wie wäre es mit selberdenken und vor allem Differenzieren? "Nie wieder" scheint hier antisemitische Denkmuster zu haben, wenn er bei reichen Schweinen gleich an Juden denken muss. Igitt!

wenns spass macht

kai 10.09.2002 - 18:42
nochmal deutlich das mit dem "strukturellen antisemitismus" beschönigt wirklichen antisemitismuss, der menschen etwas zuschreibt was sie nicht sind.
es ist einfach schon richtig das es einige priviligierte gibt. sie nehmen sich vorteile und rechte heraus die sie nicht haben und beklauen die armen. damit meine ich zb häuserbesitzer, die ihre häuser lehrstehen lassen, laeute, die mit nahrung handeln sie zurückhalten und damit geld verdienen etc. pp. damit meine ich jeden 5. münchner der von zinsen lebt und auf kosten derer die sich täglich darum sorgen machen müssen wie sie die münder ihrer kinder stopfen sollen. wer sich in dem kapitalismuss so gut eingerichtet hat und von der not der anderen profitiert kann es sich schon mal gefallen lassen angepöbelt zu werden. auch wenn einer von denen mal was von seinem reichtum abgeben muss, ist das noch lange kein grund sich darüber aufzuregen.
das so etwas natürlich nicht reicht und das keine kapitalismuskritik ist auch klar.

wenn die wut über die zustände und tatsächlich vorhandene falsche verteilung, sich in bildern wieder findet, ist das auch noch kein grund sich aufzuregen.
schlimm wird das ganze, wenn es nicht mehr der ausbeuter ist, der auf grund seiner tatsächlichen priviligien, und seiner rolle als ausbeuter, angegriffen wird sondern juden als ausbeuter bezeichnet werden und dass zur verfolgung genutzt wird.
das gleiche könnte natürlich auch strukturell weiterverfolgt werden. dabei bleibt wichtiges kriterium, dass eine gruppe verfolgt wird. dies geschieht indem der gruppe negative eigenschaften zugeschrieben werden, die sie nicht(!) beschreiben.
2 beispiele:
"juden=bonze" ist eine falsche gleichung diente aber dazu gegen juden stimmung zu machen.
"jude=kommunist" ist auch eine falsche gleichung diente dazu gegen juden stimmung zu machen.
...

strukturell wäre eventuell noch vergleichbar(aber nur eventuell - bitte, judenvervolgung hat andere dimensionen):
"student=bonze"
oder
"grunewalder=bonze"
....

aber die gleichung "bonze=bonze" ist nicht falsch und nicht antisemitisch - strukturell auch nicht. da wird ein kernpunkt des antisemitismus, nämlich die verfolgung einer gruppe unter zuhilfenahme von verleumdungen und lügen, unter den tisch gekehrt. unter antisemitismus haben viel zu viele gelitten - lasst die vergleicherei.

@ Stein

Kiesel 10.09.2002 - 19:02
Die Gruppe Fels hat sich an der Organisierung und Vorbereitung des Grunewaldspaziergangs nicht beteiligt. Drei Tage vor der Demo besuchte ein Fels-Vertreter die Vorbereitungsgruppe, um einen Redebeitrag zum Hartzer-Käse anzumelden. Da eine Vertreterin des Runden Tisches der Erwerbslosen sprach und Fels selbstverständlich keine Stellvertreterpolitik betreibt ;-), wurde genannter Beitrag meines Wissens nicht gehalten.

Wir haben uns gefreut, dass Fels auch zur Demo aufgerufen hat. Dass war mehr, als wir nach einem Artikel eines Mitglieds der Gruppe Fels im letzten ak erwartet hatten.
Im besagten Artikel wurde die Inaktivität der radikalen Linken mit fehlendem antikapitalistischen Profil der Initiative gerechtfertigt. Die Frage, welche Aufgabe die radikale Linke bei einem solch stadtpolitisch wichtigen Thema haben könnte, wurde weder gestellt, noch beantwortet.

Aber wenn Fels so fleißig mitorganisiert hat, wird die Gruppe sicherlich auch am Donnerstag beim nächsten Plenum der Initiative vorbeischauen und sich zukünftig weiter einbringen... ;-)

Widerstand gegen geistigen Kurzschluss

Nie wieder 10.09.2002 - 19:08
Liebe/r "Deutsche Dogmaten suckz": Bevor man mit Kurzschlussvermutungen aufwartet, sollte man sich zunächst über den Diskussionsgegenstand informieren, sonst ist die Reaktion allzu infantil und zugleich gefährlich. Strukturellen Antisemitismus als jüdisches Problem zu reduzieren ist ähnlich geistreich wie dass Rassismus nur Türken betreffe. Juden sind aufgrund der Besonderheiten ihrer Historie, der Diaspora, der Ungleichstellung, der Verfolgung und der früheren Staatslosigkeit aber bevorzugtes Opfer von strukturellem Antisemitismus, der sich durch verschwörungstheoretischem Hass gegen diejenigen richtet, denen man Allmacht, Reichtum und andere besondere Eigenschaften zuschreibt, die man (unterbewusst) als gesellschaftliche Zielkategorien des bürgerlichen Subjektes selbst anstrebt und sie in der Personifizierung auf eine Eigenschaftsgruppe negativ umdeutet (Schweine, Bonzen, minderwertig, Schmarotzer, ...). Deswegen kann verkürzte Kapitalismuskritik oder Antiamerikanismus sehr wohl STRUKTURELL (was nichts anderes heißt als: von der Struktur her) antisemitisch sein.
Und ob du es glaubst oder nicht: das habe ich jetzt relativ eigenständig aufgeschrieben. Relativ natürlich nur weil natürlich jeder durch seine Umwelt, seine Sozialisation, kurz eben: sein gesellschaftliches Sein geprägt ist, es sei denn man befindet sich in einem gesellschaftlichen Vakuum, in dem man sozusagen mit göttlicher Kraft lediglich aus sich selbst heraus schöpft; ist dies bei dir der Fall? Soviel zum Selberdenken. Und wo, sagst du, fehlt es mir am Differenzieren?

Ungleichungen auflösen

Nie wieder 10.09.2002 - 20:00
"es ist einfach schon richtig das es einige priviligierte gibt."
Ist im Kapitalismus eben so. Da sind dann aber die Leute nicht "böse" und zu lynchen, die sich nach den marktwirtschaftlichen Prinzipien richten, sondern die Existenz und Gültigkeit der marktwirtschaftlichen Prinzipien, kurz der Tausch, ist das Problem.

"sie nehmen sich vorteile und rechte heraus die sie nicht haben und beklauen die armen. [...] wer sich in dem kapitalismuss so gut eingerichtet hat und von der not der anderen profitiert kann es sich schon mal gefallen lassen angepöbelt zu werden. auch wenn einer von denen mal was von seinem reichtum abgeben muss, ist das noch lange kein grund sich darüber aufzuregen."
Du gibst wahrscheinlich alles was du hast den Armen auf der Straße und in den "unterdrückten Ländern", nicht wahr? Oder bist du etwa auch ein "Bonze", der selbst ausbeutet und fester Bestandteil ist, die Verwertungsmaschinerie am Laufen zu halten: Kaffee trinkt, raucht, Bananen isst, arbeiten geht, ne Wohnung hat, sich verkauft (arbeitet), Waren kauft, ... ? Oder verhältst du dich wie jeder andere, so wie die von dir angepöbelten "Bonzen" auch, nach (über-)gesellschaftlichen Prinzipien, einfach aus dem Zwang deiner Existenzerhaltung heraus? Problem ist nicht der einzelne Funktionsträger, Problem ist eine Gesellschaft, der Hunger kein Grund zur Produktion ist.

Und dass es doch schlimm ist, Bilder mit Schweinen zur politischen Agitation gegen kapitalistische Verhältnisse zu verwenden, sollte deswegen klar sein, da Gesellschaften nun mal nicht geschichtslos sind und bürgerliche Subjekte eben in kollektiv vorgegebenen Kategorien denken (es identifiziert sich schließlich auch in (zumeist völkischen) Kollektiven). Und daher ist das ganze Gerede von fiesen ausbeuterischen Spekulanten, Ausbeutern, Bonzen ... eben doch schlimm, da es die Verhältnisse sind, die alle Menschen zu "Ausbeutern" machen und nicht die Menschen machen das aus genetischer Böswilligkeit; und die Welt wäre auch keine gute wenn nur diese Menschen auf die man diese Eigenschaften zuschreibt, verschwünden. Das nämlich bedeutete die negative Aufhebung des Kapitals durch das völkische Prinzip, was natürlich ein völliger Trugschluss und die Barbarei ist.

beitrag

senftube 10.09.2002 - 23:48
Es gibt in dieser Gesellschaft Menschen die andere für sich arbeiten lassen und größten Einfluß auf den Staatsapparat haben. Menschen denen das ungerecht vorkommt oder die sich nicht integrieren lassen wollen, für die kommt sehr zügig der Knüppel aus dem Sack, wenn diese sich organisieren und beschließen sich lieb zu haben. Das Problem ist nicht die demokratische Mehrheit die objektiv ein gemeinsames Interesse hat, sondern die Bonzenschweine, die lieber Faschisten unterstützen als ihre Privilegien aufzugeben. Die Frage lautet: Ist ein neues Level von Demokratie möglich? bzw. Können wir auch ohne Bonzen gut leben?

Nie wieder und die anderen Antideutschen

11.09.2002 - 00:16
würden sogar Nazis verteidigen "ist halt so im Faschismus, deshalb kann man doch nicht einfach die Nazis angreifen" ... "Ist halt so im Kapitalismus, deshalb kann man doch nicht die, die das System nutzen, um andere Menschen auszunehmen, angreifen" .. "Ist halt so im kapitalismus, deshalb darf man doch den kapitalismus nicht gleich abschaffen" ... und überhaupt: Wer bestimmte Auswüchse des Kapitalismus sichtbar macht, der kann ja nur ein Nazi sein. Danke liebe Antideutsche für Eure tiefgehenden Analysen.

@Kiesel

Stein 11.09.2002 - 01:34
Keine Ahnung. Ich hatte das nur gehört.

uuups

kai 11.09.2002 - 02:52
deine kapitalismuskritik ist, ich muss dir das so sagen, eigentlich gar keine!
im kapitalismus ist nicht der tausch das problem. er wird nämlich nicht wirklich organisiert. es geht im kapitalismuss nicht darum güter best möglich zu verteilen - vielleicht sind wir uns da sogar einig.
da könnte viel geschrieben werden. ich werde nur den kern streifen. das primäre ziel im kapitalismus ist die gewinmaximierung. alles andere sind untergeordnete ziele. gewinnmaximierung ist etwas ganz anderes als kosten- oder bedarfsdeckung!
wenn kapitalisten innerhalb der konkurrrenz gezwungen sind auszubeuten, ist das tatsächlich ein wichtiger teil des kapitalismus. darüber hast du dich aber scheinbar schon informiert. dabei kommt es aber im kapitalismuss zur konzentration des kapitals auf wenige und der verarmung des rests. dadurch entstehen klassen(die kapitalisten nennen sowas schichten).
die menschen in den unteren schichten werden von denen in den oberen schichten augebeuted um deren gewinn zu maximieren, wärend die in den unteren schichten sich prostituieren müssen um ihren bedarf zu decken.
ich will dir das mal praktisch erklären wie das aussieht: im hamburger freihafen werden grüne bananen kompostiert, während einige meter weiter leute brot aus der kantine klauen müssen um ihre kinder zu ernähren.
da werden häuser leerstehen gelassen bzw leute, die den wohnraum nutzen aus den häusern geräumt.
da werden ganze ernten vernichted um den preis hoch zu halten.
da werden auch kriege geführt und zäune und mauern gebaut.
und wenn die armen ländern die konzentration das kapitals auf die reichen anprangern, ist das ihr verdammtes, gutes recht.
im kapitalismus geht es niemanden gut auch nicht den bonzen, aber es gibt unterschiede welche rollen gespielt werden.
da gibt es welche die ausbeuten und opfer.
die die häuser räumen lassen, die die geräumt werden. die die die resourcen den anderen vorenthalten und die denen sie vorenthalten werden. und ich rede nicht von leuten, die sich mal ein bischen wohlstand leisten und sich vielleicht weniger sorgen machen müssen. sonden von den wirklich reichen mit eigentum(begriff s.o.).

ein satz prägt:
"Und daher ist das ganze Gerede von fiesen ausbeuterischen Spekulanten, Ausbeutern, Bonzen ... eben doch schlimm,"
nein, leider wahrheit es gibt solche menschen das sind die, die sich eben im kapitalismus behaupten können. vielleicht auch durch den kapitalismus dazu gemacht wurden. aber jetzt sind sie so. so ist das nun mal im kapitalismus, wie du so schön geschrieben hast.

" da es die Verhältnisse sind, die alle Menschen zu "Ausbeutern" machen und nicht die Menschen machen das aus genetischer Böswilligkeit;"
wer hat den von genetisch geredet? und nicht alle sondern eine klasse.

" und die Welt wäre auch keine gute wenn nur diese Menschen auf die man diese Eigenschaften zuschreibt, verschwünden."
doch, das wäre das ende des kapitalismus - aber das wird nicht passieren, insofern ist die rhetorik schon unfug.

den fehler den du machst ist das du verschweigst, das die verhältnisse so sind das es unterdrückte gibt. du billigst den bonzen zu zu unterdrücken, dafür auch das systhem mit seiner gesammten gewalt hinter sich zu haben, den armen aber nicht sich dagegen zur wehr zu setzen. das ist fatal.
und dann auch noch damit antisemitismus zu beschönigen ist eine katastrophe. juden sind nicht deswegen verfolgt worden weil sie ausbeuter waren. sie waren es eben nicht - bzw. es ist kein kennzeichen von juden. es war keine verfolgung von bonzen, sonder der juden, als gruppe, einfach der verfolgung willen. es ist ja gerade das schlimme, dass juden die negative eigenschaft des bonzen zugeschrieben wurde. ich finde was du schreibst, geht nicht nur strukturell sondern echt in richtung antisemitismus, weil du wieder bonzen und juden gleichsetzt. zumindes aber relativierst du die leiden der juden ganz schön.

ps:
wenn du ideen hast verteilung ausserhalb der konkurrenz zu organisieren, bin ich daran sehr interessiert, ist eigentlich mein hauptinteresse.

UNHEIL NIEDERLAGE!

blub 11.09.2002 - 10:54
Der Gruß der Antideutschen.

kapitale Binsenweisheiten

Nie wieder 11.09.2002 - 16:03
Lieber Kai:
"das primäre ziel im kapitalismus ist die gewinmaximierung. [...] die menschen in den unteren schichten werden von denen in den oberen schichten augebeuted um deren gewinn zu maximieren, wärend die in den unteren schichten sich prostituieren müssen um ihren bedarf zu decken."
Naja, das sind ja alles Binsenweisheiten, um nicht zu sagen, das Wesen des Kapitalismus. Das schafft man aber nur ab, indem man den Kapitalismus positiv durch seine totale Negation überwindet und den geldwerten Tausch als Ursache von Gewinnmaximierung und Klassenbildung abschafft, und nicht dadurch, dass man Menschen, die durch ihr gesellschaftliches Sein und den kapitalistisch-ökonomischen Gesetzen zu ihrem Handeln gezwungen sind und es auch noch als etwas (auch gesellschaftlich) positives erachten, indem man sie ganz nach bürgerlicher Denke moralistisch-hasserfüllt für ihr falsches Handeln (ökonomisch richtiges) als häßliche Wuchererschweine darstellt. Sowas schafft Assoziationen beim bürgerlichen Subjekt, da der Antisemitismus eine kollektiv-kulturelle Konstante in der bürgerlichen Gesellschaft ist.

"'da es die Verhältnisse sind, die alle Menschen zu 'Ausbeutern' machen und nicht die Menschen machen das aus genetischer Böswilligkeit;'
wer hat den von genetisch geredet?"
Wenn das Verhalten der Menschen nicht sozio-ökonomisch bedingt ist, dann muss es ja aus sich selbst schöpfend, also genetisch sein; das ist natürlich Unfug, dem aber viele anscheinend (unbewusst?) das Wort reden.

"'und die Welt wäre auch keine gute wenn nur diese Menschen auf die man diese Eigenschaften zuschreibt, verschwünden.'
doch, das wäre das ende des kapitalismus"
Hier hoffe ich dich falsch zu verstehen! Andernfalls bedeutete durch diese Augen betrachtet der Anschlag auf das WTC vom 9.11.01 einen emanzipatorischen antikapitalistischen Befreiungsschlag und die RAF hätte mit ein paar mehr Morden an austauschbaren Funktionsträgern wohl den Kapitalismus abgeschafft.

"den fehler den du machst ist das du verschweigst, das die verhältnisse so sind das es unterdrückte gibt. du billigst den bonzen zu zu unterdrücken, dafür auch das systhem mit seiner gesammten gewalt hinter sich zu haben, den armen aber nicht sich dagegen zur wehr zu setzen. das ist fatal."
Nein, ich möchte ja gerade die Ursachen von Unterdrückung und Armut, den Kapitalismus überwinden. Das kann aber nur ein revolutionäres Subjekt gewährleisten, das momentan - wie die Diskussionen und Realitäten ja zeigen - leider nicht vorhanden ist: solange nicht der Kapitalismus als solcher positiv überwunden werden soll, sondern die völkischen Massen gegen Volksfeinde ag(it)ieren. Ich wundere mich immer wieder über die Unreflektiertheit der "Linken" nach Auschwitz: als hätte nicht die deutsche Volksgemeinschaft und mit ihr das deutsche Proletariat die Juden ermordet! Und wenn die Weltvölkergemeinschaft auch noch Israel vernichtet, kann ja wohl von Emanzipation überhaupt keine Rede mehr sein!

Um verständlicher zu machen, was ich versuche auszudrücken, zum Abschluss noch ein Zitat (Müller, Elfriede: ... dass Auschwitz nicht noch einmal sei. In: HSK13: vörwärts bis zum nieder mit. Berlin 2002):
"Allerdings gehe ich davon aus, dass die bürgerliche Gesellschaftsordnung strukturell Antisemitismus reproduziert. Auch eine Linke, die auf diesem Boden agiert, ist nicht automatisch frei von antisemitischen Stereotypen. Denn da auch die radikale Linke Teil des gesellschaftlichen Ganzen ist, kann sie aus dem Teufelskreis nur raus, wenn sie die Kritik, die sie an die Gesellschaft formuliert, ebenso auf sich selbst anwendet. [...] Obgleich Karl Marx im Vorwort zu seinem Dreiteiler Das Kapital klar und deutlich präzisierte, dass Kapitalismus nicht gleich Kapitalist bedeutet, findet sich diese Personifizierung bei den unterschiedlichsten Bewegungen und Themen wieder. Diese verkürzte Kapitalismusinterpretation ist falsch und greift vor allem eine antisemitische Tradition der französischen Arbeiterbewegung auf, die darin bestand, den jüdischen Bankier Rothschild mit dem Kapitalismus zu verwechseln. Abstrakte Verhältnisse lassen sich nicht auf einzelne Individuen verkürzen, auch wenn die Versuchung manchmal groß sein mag, die schwierigen Verhältnisse auf den Punkt zu bringen. Es versteht sich von selbst, dass soziale Verhältnisse von Menschen gemacht werden und auch verändert werden können. Doch ist der Kapitalismus nicht dadurch abzuschaffen, dass man seine Zirkulationssphäre mit abstoßenden Persönlichkeiten bebildert und damit die Illusion erweckt, das Verschwinden dieser Personen würde die Verhältnisse bereits zum Tanzen bringen. [...] Da Antisemitismus vor und nach Auschwitz Bestandteil gesellschaftlicher Zusammenhänge war und ist, ist es abwegig ihn zu einer anthropologischen Konstante zu erklären. Der Antisemitismus verschwand im Nachkriegsdeutschland zunächst als Weltanschauung und lebte im kollektiven Unbewussten in unterschiedlichen Formen weiter. Ein Antisemitismus wegen Auschwitz, der sich nach dem Schlussstrich unter die Vergangenheit und einem 'normalen' Nationalstaat sehnte, kann sich in Anti-Amerikanismus, Interlektuellenfeindlichkeit, Antikommunismus, Naturverbundenheit und Opferwahn ausdrücken. Das Kapitalismusverständnis sowohl der traditionellen als aich der Neuen Linken und der autonomen Bewegungen enthielt Anschlussflächen zu antisemitischen Denkfiguren. Zentral dabei ist eine spontane Assoziation von Juden mit Kapitalismus, Kosmopolitismus und Abstraktheit; anders formuliert: Juden leben 'von fremder Arbeit' und beherrschen in einer Art weltweiten Verschwörung die Presse und das Finanzkapital. [...] Um den Antikapitalismus in der Gesellschaft und innerhalb der eigenen Reihen zu erkennen und zu bekämpfen, bedarf es einer grundlegend antinationalistischen Hanltung. Eine antinationalistische Haltung verweigert sich dem binären Denken, das einen Hauptwiderspruch zwischen personifiziertem Kapital und dem gut verwurzelten Volk zu erkennen vermeint. Antinationalismus ist die Voraussetzung, falsche Kapitalismuskritik von rechts und links zu erkennen und Emanzipation jenseits von Nation, Staat und Volk zu denken."

@nie wieder

kai 11.09.2002 - 22:56
ich denke den grossteil lass ich einfach so stehen die leute haben selber einen kopf zum denken. nur eins:

"Wenn das Verhalten der Menschen nicht sozio-ökonomisch bedingt ist, dann muss es ja aus sich selbst schöpfend, also genetisch sein; das ist natürlich Unfug, dem aber viele anscheinend (unbewusst?) das Wort reden."

ich hatte das eigentlich schon beantworted:
"es gibt solche menschen das sind die, die sich eben im kapitalismus behaupten können. vielleicht auch durch den kapitalismus dazu gemacht wurden. aber jetzt sind sie so. so ist das nun mal im kapitalismus, wie du so schön geschrieben hast. "
also nix mit genetisch, abgesehen davon das ich hier weder psychologie noch biologie, sondern politik betreibe.

... und deswegen kann die befreiung der arbeiterklasse nur sache der arbeiter sein.

beitrag2

senftube 11.09.2002 - 23:06
Trotzdem muß demokratisches und humanistisches Bewußtsein GEGEN die Bonzenschweine durchgesetzt werden. Da bricht die Maus kein Faden ab. Mit Bewegungen gegen die Ausbeutung der Herrschenden ist untrennbar Selbstbewußtsein und Kritik verbunden. Allerdings fehlt in der Regel die Idee einer radikalen Alternative. Nur weil ich die Mächtigen als Schweine bezeichne, heißt das nicht das ich moralisch unterberlichtet bin. Im Gegenteil durch die Kritik und die gedachte Beseitigung der Mächtigen stellt sich die Frage nach einer Alternative.

Korrektur

Nie wieder 12.09.2002 - 00:52
In der drittletzten Zeile im Zitat in meinem letzten Beitrag muss es natürlich heißen: "Um den ANTISEMITISMUS in der Gesellschaft ..." und nicht "Antikapitalismus", habe mich da verschrieben. Nur damit hier nicht wieder alles falsch verstanden wird.

@nie wieder - Schweine-Transparent

jemand von FelS 12.09.2002 - 21:38
Das "Schweine-Transparent", das hier eine so ausführliche Debatte ausgelöst hat, hat einen völlig anderen Inhalt als von "nie wieder" vorschnell vermutet. Es ist auf der FelS-Website zu finden und zeigt die bekannten Berliner MV-Bewohner Didi und Stulle bei der Diskussion über den Berliner Banken-"Skandal".
Btw, ist es nicht irgendwie etwas peinlich, hier darüber rumzuposten, wer wann wo was vorbereitet hat oder nicht und deswegen credits zu bekommen hat oder nicht? habt ihr nix anderes zu tun?

@jemand von FelS 12.09.2002 20:38

kai 13.09.2002 - 00:31
ich hatte das ding auf eurer seite gesehen. finde es auch recht genial. bei "nie wieder" fand ich die argumentation wieder, die ich auch bei derBorst fand(leider).
ich habe das gefühl dass nach kleinigkeiten gesucht wird. dass versucht wird leuten etwas anzudichten was einfach nicht wahr ist. dazu dann eben mit konstrukten gearbeited wird, die ich persönlich für gefährlich halte. mein ansinnen war darauf aufmerksam zu machen und eine andere sichtweise anzubieten.
ich werde auch weiterhin versuche antisemitismus dazu zu verwenden die arbeiter in dem kampf den sie auf grund ihrer position gegen die "oberen 10000" führen müssen, anzugreifen, zurückweisen.
wie sich andere positionieren bleibt deren sache. es ging mir nicht um irgendwelche "credits" sondern um eine gegendarstellung(aber wahrscheinlich bezieht sich das auch auf etwas anderes denke ich mir).
weswegen ich auch auf das letzte posting nicht mehr eingegangen bin - es hätte zu weit geführt.
weiter habe ich nicht glauben können dass er euer transpi meint -?.
alles liebe, gegen die alte pottsau!

zu dem einen Nazi

16.09.2002 - 02:02
der Grauhaarige Nazi
 http://www.indymedia.de/2002/05/21980.shtml
sein Freund der weißhaarige Nazi, war auch wie er nicht nur auf den Anti Holocaust Mahnmal Demos

hier das Foto vom im Artikel zum Foto erwähnten
Rene Bethage
 http://www.krasse-zeiten.de/foto/mai2002ns/images/mains033.jpg
und hier Teile des Lebenslaufs von Rene Bethage
 http://www.indymedia.de/2002/05/21752.shtml

erneuerte / funktionierenede links

08.06.2003 - 00:03

der Grauhaarige Nazi
 http://www.de.indymedia.org/2002/05/21980.shtml
sein Freund der weißhaarige Nazi, war auch wie er nicht nur auf den Anti Holocaust Mahnmal Demos

hier das Foto vom im Artikel zum Foto erwähnten
Rene Bethage
 http://www.krasse-zeiten.de/foto/mai2002ns/images/mains033.jpg
und hier Teile des Lebenslaufs von Rene Bethage
 http://www.de.indymedia.org/2002/05/21752.shtml