Monopolisierung der Trinkwasserversorgung

www.nachrichtenaufklärung.de 10.04.2002 19:52 Themen: Globalisierung Weltweit Ökologie
Nur ein halbes Prozent des weltweiten Wassers ist als Trinkwasser geeignet. Der Verbrauch verdoppelt sich alle 20 Jahre und in 25 Jahren werden zwei Drittel der Weltbevölkerung unter Trinkwassermangel zu leiden haben. Trotzdem übernehmen weiterhin transnational agierende Konzerne die Kontrolle über dieses Gut und die Preise.
Nur ein halbes Prozent des weltweiten Wassers ist als Trinkwasser geeignet. Der Verbrauch verdoppelt sich alle 20 Jahre und in 25 Jahren werden zwei Drittel der Weltbevölkerung unter Trinkwassermangel zu leiden haben. Trotzdem übernehmen weiterhin transnational agierende Konzerne die Kontrolle über dieses Gut und die Preise.

Es wird zwar immer wieder in kleinen Beiträgen darüber berichtet, da es sich aber um eine über Jahre hinziehende Entwicklung handelt, fehlt die große Schlagzeile.

In Zusammenarbeit mit der Weltbank und der WTO versuchen die Konzerne, das Trinkwasser zu privatisieren und auf dem freien Markt als Handelsgut anzubieten.

Die Preise werden auch in Entwicklungsländern erhöht. Nur noch die gut verdienende Klientel kann sich Trinkwasser leisten: das Großunternehmen Bechtel verdoppelte z.B. den Preis in Bolivien und erst nach massiven Protesten zog sich der Konzern aus dem Land zurück. Bechtel klagte daraufhin auf 20 Millionen Dollar Schadensersatz. All dies fand in der Weltpresse kaum Beachtung.

Zudem wird Trinkwasser als Machtmittel eingesetzt. 1997 drohte Malaysia, das im Besitz der Hälfte des Trinkwassers von Singapur ist, die Wasserlieferung einzustellen, da es mit der Politik des Nachbarstaates nicht einverstanden war.

Wichtige Fragen sind nicht geklärt: Wem gehört das Trinkwasser? Soll es privatisiert werden? Welche Rollen spielen die Regierungen? Wie können wasserarme Länder unterstützt werden?

Aktuelle Studien zeigen, dass die Privatisierung des Trinkwassers bisher zudem zu keiner Verbesserung der Versorgung der ärmeren Bevölkerungsschichten weltweit führte. Die Konzerne sind daran nicht interessiert.

Auch in der Energieversorgung werden Energiebeschaffung, Verteilung und Versorgung der Endkunden oftmals durch ein einziges Unternehmen abgedeckt. In Deutschland sind nur noch vier große Konzerne im Geschäft, weitere Fusionen deuten sich an. Die Entscheidungen des Bundeskartellamtes sind womöglich politisch beeinflusst, da die Übernahmen vom Wirtschaftsminister unterstützt werden. Die deutschen Konzerne sind auch massiv am Aufkauf der Energie- und Trinkwassernetze weltweit beteiligt (RWE ist das weltweit drittgrößte Unternehmen im Wassersektor).

Ein Grund zu mehr Sorge sind mögliche zukünftige internationale Konflikte, denn viele Länder verfügen über keine eigenen Ressourcen. In China wird sich z.B. in den kommenden Jahren der Energiebedarf mehr als verdoppeln, aus Mangel an Energieressourcen wird das Land auf ein massives Energieproblem stoßen. Die Lösung der Probleme der chinesischen Energiesicherheit und auch anderer Ressourcefragen liegt im globalen Interesse, wenn weltweite Auswirkungen in umwelt- und sicherheitspolitischer Hinsicht vermieden werden sollen.

Quellen:

"World Bank and Multinational Corporations seek to Privatize Water"
www.projectcensored.org/stories/2001/1.htm
"Chinas Energiepolitik. Globale Dimensionen und Auswirkungen"
www.dgap.org/texte/china_energie.html
"Globalisierung, Liberalisierung, Privatisierung - Machtfaktor Wasser?"
www.ifat.de/presse/nr6.htm
"Das lukrative Geschäft mit dem blauen Gold", Frankfurter Rundschau, 1.12.2001
www.stabi.hs-bremerhaven.de/dss/Wasser.html
www.id21.org/society/S2alw1g1.html
managermagazin 1/02:
"Volles Rohr. Wasserwirtschaft: Strom und Gas sind weitgehend verteilt,
jetzt liefern sich die Multis einen heißen Kampf um den deutschen Wassermarkt.
Der Einsatz lohnt: Es geht um ein Milliardengeschäft", S. 108-115
 http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,177041,00.html
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Ergänzungen

Plitschplatsch 11.04.2002 - 16:20
Ich fürchte, das erst wenn es bei uns mal zu einer richtigen Dürre kommt, dass wir es uns einfach nicht mehr leisten können, Trinkwasser einfach im Klo runterzuspülen und die ersten Menschen (wahrscheinlich Obdachlose o.ä. Benachteiligte) verdursten, erst dann werden wir den Wert von sauberen Wasser zu schätzen wissen und die momentane Entwicklung erst nehmen.

Wasser ist keine Ware

11.04.2002 - 18:03
siehe auch den Feature-Text zum Thema...

GATS

cruel 12.04.2002 - 15:05
es laufen zur zeit einige Kampagnen, die in Deutschland allerdings bisher zu wenig Aufmerksamkeit erfahren haben, die sich um eine Aufklaerung ueber GATS (General Agreement on Trade in Services) bemuehen. Dieses Abkommen, welches im Rahmen der WTO angestrebt wird, ist ein wenig aehnlich wie GATT (General Agreement on Trade and Tariffs), aber viel, viel einschneidender.
Waehrend es bei GATT vor allen Dingen um die Abschaffung von Zoellen ging, geht es jetzt bei GATS um die Privatisierung von Dienstleistungen (Services), also alles von Wasserversorgung uber Bildung bis.., naja, in WTO-Jargon, alles was man sich nicht auf den Fuss fallen lassen kann. Dabei geht es natuerlich, aehnlich wie bei MAI (remember?) auch darum, Rechte von Firmen gegenueber Regierungen einklagen zu koennen. Das erklaert sich aus dem WTO-Grundansatz folgendermassen:
Die wesentliche Aussage aller WTO-Vertraege (zumindest oberflaechlich) ist die Gleichbehandlung auslaendischer und inlaendischer Firmen. Das heisst, es ist einer Regierung verboten, einer inlaendischen (Bau-)firma Subventionen zu geben, ohne dieselben Subventionen auch allen anderen (zumindest theoretisch) zur Verfuegung zu stellen.
Bei GATS koennte das einige fatale Auswirkungen haben. Vorerst aber sei daruf higewiesen, das GATS noch nicht beschlossene Sache ist und das Kampagnen sehr angebracht und noch moeglich sind. Ausserdem, das, weil das GATS-Material so heiss ist, jedes Land beliebig Dienstleistungen vom Vertrag ausschliessen kann, allerdings nur einmal am Anfang. Desweiteren sei noch darauf hingewiesen, das GATS mit der neuen US-Abschottungspolitik, sowie der Fragwuerdigkeit der WTO-Runden noch nicht 100% sicher ist (u.a. dank Prag, Seattle etc., aber auch wegen der unfreundlichen Dritte-Welt-Politik). Also, zu den moeglichen fatalen Auswirkungen: Stell Dir vor, die Lokalregierung ist nett, und will gerne den Mittelstand foerdern und daher ein bestimmtes Gebiet zur kleinen Laeden zur Verfuegung stellen. Jetzt kommt aber Walmart und klagt vor der WTO und weil Walmart viel mehr Geld hat usw... kann die Lokalregierung nicht verhindern, dass Walmart die "gleichen" Eintrittschancen in den Lokalmarkt hat. Also gibs keine kleinen Laeden sondern Walmart. Dasselbe Spiel kann man jetzt mit Wasserversorgung, Strom, Eisenbahn, Post, aber auch mit Universitaeten, Schulen, usw usw machen. Denke Dienstleistung, denke privat, denke Multinational, denke SHIT!

das kann nicht sein

ping pong 11.05.2002 - 13:11
Warum ist das Wasser in Händen von Großkonzernen? Woher nehmen diese sich das Recht sich des Wassers zu bemächtigen? Und dann auch noch nichts abgeben an trockene Länder?
Mag sein, dass sie das Wasser vieleicht reinigen. Aber das muss wohl bald jemand anders tun, wenn unsere Mitmenschen in Entwicklungsländern Wasser brauchen.

aquarel_moeras

15.05.2002 - 18:28