Neuer Angriff auf baskische Sprache und Kultur

Ralf Streck 23.10.2003 21:25 Themen: Repression Weltweit
Interview mit Martxelo Otamendi. Er war Direktor der Baskischen Tageszeitung (Egunkaria), die im Februar vorläufig geschlossen wurde. Nun ist er Chef von Berria (Nachricht), welche die einzige Zeitung in baskischer Sprache ersetzt.
Am vergangenen Donnerstag gab es eine Aktion der spanischen Guardia Civil gegen Firmen und Menschen im Kulturpark Martin Ugalde, wo der Egunkaria angesiedelt war und Berria angesiedelt ist. Worum ging es?

In der Nacht wurden acht Personen, die mit dem Egunkaria etwas zu tun hatten, nach dem Anti-Terror Gesetz verhaftet. Sie wurden an ihre Arbeitsplätze gebracht, die ebenfalls durchsucht und Computer beschlagnahmt wurden. Bis am Dienstag wurden sie von der Guardia Civil an einem unbekannten Ort gefangen gehalten. Nach den fünf Tagen wurden sie vom Ermittlungsrichter Juan del Olmo zum Teil ohne Kaution frei gelassen, obwohl er die Anklage aufrecht erhält.

Wie lauten dessen Vorwürfe?

Klare Vorwürfe macht er auch acht Monate nach der Schließung nicht, obwohl noch immer drei unserer Kollegen inhaftiert hat. Der Richter behauptet ganz allgemein, die Zeitung sei ein Teil der ETA und die neuen Verhafteten hätten Geld über diverse Firmen für die ETA gewaschen und Finanzvergehen, wie Steuerbetrug, begangen. Wer, was und wann gemacht haben soll, sagt er nicht. Er ermittelt geheim. Den Vorwürfen fehlt jede Basis. Es geht darum, die baskische Sprache und Kultur anzugreifen. Ein ?Geflecht Egunkaria? wir konstruiert, um Firmen und Institutionen zu kriminalisieren, die im Baskenland geschaffen wurden, um seine Sprache, Kultur und Musik zu stärken.

Welche Verbindung der Verhafteten besteht zum Egunkaria?

Mikel Sorozabal war Leitungsmitglied der Zeitung. Mikel Azkune war Vertreter einer Firma, die mit dem Egunkaria verbunden war. Alle hatten etwas mit der Zeitung, der Druckerei oder mit der Förderung der baskischen Sprache und Kultur, zum Beispiel als Mitglieder einer Stiftung, zu tun. Die Aktion richtet sich gegen die Firma Buruntzape S.L, die den Kulturpark Martin Ugalde in Andoain betreibt, in dem 16 Firmen arbeiten, die sich der baskischen Sprache und Kultur widmen.

Wie war die Behandlung bei der Guardia Civil? Sie hatten nach ihrer Verhaftung im Februar angezeigt, schwer gefoltert worden zu sein?

Sie wurden korrekt behandelt, es gab keine Folter. Natürlich beklagen sie, fünf Tage keinen Kontakt zur Außenwelt gehabt zu haben.

Warum wurde auch ihr Anwalt verhaftet, als er ihnen Rechtsbeistand leisten wollte?

Genaues ist unklar. Eneko Etxeberria war legaler Vertreter des Egunkaria. Er hat uns auch nach der Schließung vertreten und stand ständig mit dem Ermittlungsrichter in Kontakt.

Haben sie Angst, dass bald auch die neue Zeitung Berria geschlossen wird?

Wenn wir die Vorwürfe sehen, welche die Guardia Civil dem Richter gibt und der dann übernimmt, müssen wir leider mit allem rechnen. Das Schlimmste ist: Wir haben keinerlei Schutz dafür unsere Arbeit zu machen, obwohl wir uns keinen Vergehen schuldig machen. Nur eine breite Öffentlichkeit kann uns schützen, weshalb wir uns bei allen bedanken, die sich für uns einsetzen.

© Ralf Streck den 22.10.2003
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Ergänzungen

Was ist los in Spanien ?:

CNT 24.10.2003 - 01:02
Neue Repressionen Garzons/Spanien:
 http://de.indymedia.org/2003/10/63858.shtml

Madrid heizt gegen Basken weiter ein :
 http://de.indymedia.org/2003/10/63807.shtml

Massive Demonstration für baskische Sprache:
 http://de.indymedia.org/2003/10/63732.shtml

Interview mit Paolo Elkoro s 1.9.im Hungerstreik:
 http://germany.indymedia.org/2003/09/62377.shtml

Repression um Plan Ibarretxe:
 http://germany.indymedia.org/2003/09/62379.shtml

Artozki: 15 Tage Widerstand
 http://germany.indymedia.org/2003/09/62630.shtml

Die Dorfbewohner von Artozki unterstützen Widerstand:
 http://germany.indymedia.org/2003/09/62632.shtml

[SOS ITOIZ] Polizei-Eingriff in Artozki:
 http://germany.indymedia.org/2003/09/62004.shtml

Wiederstand gegen Itoiz-Staudamm in Artozki:
 http://germany.indymedia.org/2003/09/61905.shtml

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