Hanau-Gedenkdemo Berlin: Schämt euch, Migrantifa!

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Was genau habt ihr an dem Aufruf der Initiative 19. Februar Hanau nicht verstanden? Ganz ausdrücklich hat sie am 12. Februar auf Instagram darauf hingewiesen, dass „National- Partei- und Organisationsfahnen in diesem Erinnern keinen Platz“ haben. Weiter hieß es: „Unser Gedenken soll nicht instrumentalisiert werden. Die Demonstration und das Gedenken am 19.02. sollen nicht für die Austragung politischer Konflikte genutzt werden, für die es andere Räume braucht und andere Räume geschaffen werden müssen.“

 

Was wir gestern in Berlin erlebt haben, war weit entfernt von einer würdigen Gedenkdemonstration. Indem auf eurer Demo massenhaft Palästinafahnen getragen und immer wieder Free-Palestine- und andere Parolen mit Bezug auf den Nahost-Konflikt gerufen wurden, habt ihr das Andenken an die in Hanau Ermordeten missbraucht. Schon in eurer Instagram-Ankündigung der Demoparolen am 18. Februar habt ihr gleich als erste „Up, up with the Liberation, down down with the occupation“ aufgeführt. Noch bevor ihr die Namen der Opfer aufzählt. Diese Respektlosigkeit gegenüber den Angehörigen ist abstoßend.

 

Die Intention eurer Veranstaltung sollte sein, Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov zu gedenken und gegen den Rassismus in Deutschland zu demonstrieren. Das fand zwar auch statt. Daneben war aber ein großer Teil eurer Veranstaltung sicht- und hörbar eine Pro-Palästina-Demo.

 

Während eure Sprecherin Malik gegenüber der taz behauptete, Migrantifa sei an diesem Tag „nicht als Palästina-Bewegung“ auf der Straße, habt ihr doch genau das gemacht: Ihr habt das Gedenken unterwandert, indem ihr die Demo für ein völlig anderes Thema instrumentalisiert habt. Wer es nicht schafft, die eigene politische Agenda an einem Tag wie dem 19. Februar hintanzustellen, sollte auch keine heuchlerische Gedenkdemonstration veranstalten.

 

Wir haben die Demo deshalb schnell verlassen und vorerst auch keinen Bock mehr, zu euren Veranstaltungen, Demos usw. zu kommen.

 

Einige Antifas mit Migrationshintergrund

 

https://www.instagram.com/p/C3QWZu9sgqC

https://www.instagram.com/migrantifa_berlin/p/C3fkOv0MZkw/

https://taz.de/Hanau-Demo-in-Neukoelln/!5993036/

 

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Ergänzungen

Danke für eure Worte!

Es gab gestern aber auch noch eine andere, sehr bewegende Gedenkveranstaltung am O-Platz, an der schätzungsweise 1000 Menschen teilnahmen. Immer wieder wurden die Namen der Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau genannt, teilweise gemeinsam ausgesprochen. Unterschiedliche Redner_innen (u.a. eine Überlebende des Anschlags in Halle, ein Betroffener rechter Gewalt im Neukölln-Komplex, Vertreterinnen von der Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş) teilten ihre Gedanken, ihre Trauer und ihre Wut mit uns. Es wurden Kerzen und Blumen niedergelegt und es gab Schilder mit den Abbildungen und Namen der Ermordeten - keine National- oder Parteifahnen. Auch wurden klar rassistische und rechtsextreme Kontinuitäten und Verbindungen zu anderen Anschlägen, Morden und auch zu Staats- und Polizeigewalt benannt. Musikalische und poetische Einlagen rundeten die Veranstaltung ab.

Es geht also auch anders.

 

Bilder: 

Darum soll es beim Hanau-Gedenken Palästinaflaggen geben 19.02.2024, 09:57 Uhr https://www.morgenpost.de/berlin/article241706346/Darum-soll-es-beim-Han...

Es war von Anfang an klar, dass es ein Gedenken gibt ( von 17:30 bis 19:00) und im Anschluss (das wurde vom Lauti auch angekündigt) den Aufruf für einen antirassistischen Kampftag an jedem 19.02