Bremen: Kundgebung Laye Condé/Oury Jalloh

Afrique-Europe-Interact 08.01.2012 11:08 Themen: Antifa Antirassismus Repression
Knapp 100 Leute haben heute in Bremen anlässlich des 7. Todestages von Oury Jalloh und Laye Condé an einer (Video-)Kundgebung gegen rassistische Polizeigewalt teilgenommen. Zu der Kundgebung hatten Afrique-Europe-Interact und die Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen aufgerufen - anders als in Dessau hielt sich die Polizei aber weitgehend zurück.
Eröffnet wurde die Kundgebung mit einem musikalischen Beitrag von Macombe ( http://www.myspace.com/makombemusic), auch bekannt von der HipHop-Combo Les Refugiés. Danach wurde zunächst ausführlich berichtet, wie Laye Condé und Oury Jalloh beide am 7. Januar 2005 ums Leben gekommen sind (Layé Conde war bereits am 27.12.2004 ins Koma gefallen, nachdem ihm bei der zwangsweisen Verabreichung von Brechmitteln so viel Wasser in den Magen gepumpt wurde, dass Wasser in seine Lungen gelaufen und er am Ende buchstäblichen ertrunken ist). Wichtig dürften in diesem Zusammenhang insbesondere die Informationen über die neusten Entwicklungen beim Oury Jalloh-Prozess in Magdeburg gewesen sein, insbesondere der Umstand, dass die von der Staatsanwaltschaft bis heute vertretene Selbstmordthese auch juristisch immer stärker ins Wanken gerät (vgl. hierzu vor allem die Webseite der Initiative in Erinnerung an Oury Jalloh:  http://initiativeouryjalloh.wordpress.com/).

Doch Musik und Redebeiträge waren nur die eine Seite, vielmehr wurden auch mehrere Videoclips gezeigt: Im ersten Clip ging es um die Abschiebung eines Sans Papiers von Paris nach Bamako, in dem unter anderem die hemmunglose Gewalt der beteiligten Polizeibeamten sichtbar wird – also genau das, was in aller Regel im Verborgenen passiert (das Video war zu Beginn der Bamako-Dakar-Karawane entstanden, als europäische AktivistInnen bei ihrem Hinflug nach Mali zufällig ZeugInnen der Abschiebung wurden und entsprechend intervenierten:  http://www.youtube.com/watch?v=4XzwSx2livc&list=UUKlLfCSznSZTQ4Z6HGUBX8Q&index=2&feature=plcp). Das zweite Video zeigte einige Interview-Ausschnitte mit dem ehemaligen Bremer Innensenator Röwekamp, in denen Laye Condé die Schuld für seinen Tod zugewiesen wird („Schwerstkriminelle“, gemeint waren mutmaßliche Kleindealer, müssten halt „mit körperlichen Nachteilen rechnen“). Der dritte Videoclip ist Ende 2010 bei einer Erinnerungsaktion für Oury Jalloh in Magdeburg entstanden ( http://www.afrique-europe-interact.net/index.php?article_id=595&clang=0), er schlug auch den Bogen zum zweiten Teil der Kundgebung, in dem (wie schon in den letzten Jahren) ein Denkmal für Laye Condé enthüllt und anschließend im Rahmen eines offenen Mikrofon auch über andere Fälle rassistischer Polizeigewalt berichtet wurde (unter anderem ist in diesem Zusammenhang auf die faktische Unterstützung der sog. Zwickauer Terrorzelle durch den Verfassungsschutz hingewiesen worden).

Am Ende schienen viele der TeilnehmerInnen ziemlich geplättet zu sein. Insofern passte es, dass Macombe mit einem weiteren Song die Stimmung wieder (ein bisschen) nach oben zog...

Last but not least: Dass die Cops in Dessau krass vorgingen, hatten wir vorher und währenddessen bereits per Telefon gehört und auf der Kundgebung bekannt gegeben – allerdings ist uns das wahre Ausmaß der Angriffe erst danach bekannt geworden. Insofern seien auch auf diesem Weg erneut Soli-Grüße nach Dessau, Magdeburg und Berlin geschickt. Der Slogan „Oury Jalloh – das war Mord!“ gilt mehr denn je, außerdem sollte in den nächsten Wochen der Oury Jalloh-Prozess von möglichst vielen Seiten aus mit Aktionen, Berichten etc. aufmerksam begleitet werden. In diesem Zusammenhang sollten nicht zuletzt die zahlreichen (strukturellen) Parallelen zwischen Dessauer Polizei und klammheimlicher Kooperation zwischen staatlichen Behörden und Zwickauer Terrorzelle herausgestellt werden (vgl. zur Geschichte der Dessauer Polizei eine aktuelle Stellungsnahme der Oury Jalloh-Initiative:  http://initiativeouryjalloh.wordpress.com/2012/01/06/von-polizisten-getotet-vom-staat-vertuscht/)
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Ergänzungen

Medien zur Kundgebung

Afrique-Europe-Interact 08.01.2012 - 11:29
Ach ja: Die Medien reagierten eher offen: Neben einem Interview im Vorfeld der Demo in der Bremen-Ausgabe der taz wurde auch ein kurzer Beitrag im TV-Vorabendprogramm gezeigt:
 http://www.radiobremen.de/mediathek/index.html?id=061990

sponit nach kundgebung

A.C.A.B 08.01.2012 - 16:02
nach der kundgebung gab es noch eine ca 2 stündige spontandemo die mehrfach von der polizei angergriffen wurde und am anfang mit hohen polizeiaufgebot und hundestaffel begleitet wurde später dann fast alleien gelassen wurde

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 6 Kommentare an

a — a

@a — b

son quatsch!! — bewußtseinsbildende

a — a

k3ein argument!! — bewußtseinerweiternde atheistin