Hellas: "Autonome Krankenhäuser"

Iaourti Iaourtaki 28.10.2011 23:38 Themen: Bildung Soziale Kämpfe Weltweit
Der angeblich überzüchtete griechische "Wohlfahrtsstaat" kracht zunehmend in sich zusammen. Es gibt keine Sozialhilfe, Arbeitslosigkeit wird nur maximal ein Jahr mit 450 Euro gestützt und danach ist für immer Schicht. Dann kann man ja mit an die kärgliche Pension der Alten ran und zusammen drauf warten, daß im kommenden Winter der Strom abgestellt wird. Zudem braucht sich niemand wundern, wenn soviele Menschen keine Krankenversicherung haben: Bereits vor der "Krise" wurde jeder 5.Job von kleinen Selbstständigen erledigt, denen jetzt auch noch steuerfreies Einkommen von früher 12.000 über 8.000 auf jetzt lecker 5.000 gekürzt wurde.
"Medecines Du Monde" (Ärzte Der Welt) muß bereits erste Hilferufe rauskeulen - "Unterernährte Kinder", "kein Geld für Impfungen", etc. - und braucht seine Container erst gar nicht raus aus Hellas in weltweite Krisengebiete bringen; wie praktisch.
Auf dem Peleponnes schafft man es seit geraumer Zeit nicht eine bereits ausgebrochene Malaria einzudämmen und in Nordgriechenland gibt es den West-Nil-Virus; keine Ahnung was das ist, aber bitte nicht den Touristen erzählen...
Es war ja auch nicht zu erwarten, daß die Medizin des 4.Reichs für die kranke Frau an der Ägais auch noch Hartz IV beinhalten würde.

In Thessaloniki und Athen gibt es jetzt als erste Reaktionen auf die unhaltbaren Zustände medizinische Freiräume!
Die brutalen Sparmaßnahmen, die die griechische Regierung und die Troika (EC/ECB/IMF) durchprügeln, führen zum totalen Kollaps des "Wohlfahrtsstaats" mit massiven Kürzungen und Kündigungen im Gesundheitsbereich, mit wachsender Armut, Arbeitslosigkeit und sozialem Ausschluß. Als Antwort auf diese Entwicklungen, die das Leben tausender betreffen, hat eine Initiative Freiwilliger in Thessaloniki eine Struktur des Widerstands eingerichtet.

Am 7. November 2011 wird die "Soziale Apotheke der Solidarität" ihre Pforten öffnen und zwar im 1. Stock des Hauses in der Asopou Straße 24 (im Stadtteil von Vardari). Dieser Raum wurde vom Arbeitszentrum von Thessaloniki der Initiative der Gesundheitsarbeiter_innen zur Verfügung gestellt.

Die medizinische Praxis wird an Werktagen täglich kostenlos für alle griechischen und ausländischen Bürger_innen, die keine soziale Absicherung haben, geöffnet sein und sowohl allgemeinmedizinische Hilfe anbieten, als auch neurologisch, kinderärztlich, psychiatrisch, zahnärztlich und pharmakologisch zur Seite stehen. Um einen Termin zu vereinbaren, rufen Sie bitte vormittags folgende Nummer an: +30 2310 520386.

Sie können mit ihrer Erfahrung oder finanzieller Hilfe an diesem Projekt teilhaben, oder mit medizinischem Equipment, medizinischen Gütern und Medikamenten (vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums). Es gibt keinen anderen Weg; alles, was wir tun können, ist uns gegenseitig zu helfen.


Und in Athen im Besetzten Haus:

Since Tuesday, October 11th, the social space for health operates in PIKPA squat, located in Timodimou and Antoniadou streets (‘Petrina’), in the neighbourhood of Ano Petralona —not far from Petralona metro stop.

The exclusion of more and more people from an already dismantled health care system led the local popular assembly in the decision to try, for the second time in recent years, to operate a self-organized space for health.

The free services provided will be of primary health care and directly related to an advisory reception which will function inside the squat by health care workers and other volunteer residents.

During October 2011, the social space for health will be open every Tuesday (5–8 pm) and Wednesday (5.30–8 pm). On Wednesdays, at 8 pm open meetings of the working group on health of the popular assembly of residents in Petralona, Koukaki, Thissio will also take place in PIKPA squat.
 http://en.contrainfo.espiv.net/2011/10/28/athens-social-space-for-health-operates-in-ano-petralona/
 http://en.contrainfo.espiv.net/2011/10/28/thessaloniki-solidarity-medical-practice-will-operate-in-a-few-days/



Längerer Artikel von/über "Ärzte Der Welt" - in Englisch:
 http://www.grreporter.info/en/humanitarian_crisis_greece_deepening_medecins_du_monde_warning/5337
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Ergänzungen

Und damit die Helfer_innen nicht verhungern:

Proletarisch Einkaufen 28.10.2011 - 23:58
Griechenland: Waren eines Supermarktes in Patras enteignet

Am Morgen des 20. Oktobers hat eine Gruppe AnarchistInnen aus einem Supermarkt in Partas eine große Menge Lebensmittel einteignet und diese sofort auf einem in direkter Nähe gelegenen Markt verteilt.

Die Gruppe erklärt ihre Aktion in einem Kommuniqué, das während der Aktion verteilt wurde:

Wir sind keine Robin Hoods oder Leute, die bereits ihre Probleme gelöst haben und daher Revolution machen, wie die wichtigtuerischen Massenmedien uns darstellen. Wir führen diese Aktion nicht aus, weil wir die RetterInnen sind. Wir haben keine Lust jedermanns / jederfraus RetterInnen zu sein. Wir sind einfach Leute, die verstehen, dass Lebensperspektive nur durch Kampf gewonnen wird. Wir sind Leute, die neben dir leben und heute beschlossen haben einen Weg aufzuzeigen, sich vom Elend loszureißen und unsere Zeit und unser Leben wiederzugewinnen. Wir betrachten derartige Gesten als Aktionen, die im Hier und Jetzt stattfinden, mit dem Herz und Verstand, basierend auf eine Welt von Gleichheit, Solidarität und gegenseitiger Hilfe- eine Welt von individueller und kollektiver Freiheit.

Tunesien: Gesundheitspartei disqualifiziert

(muss ausgefüllt werden) 29.10.2011 - 12:38
 http://www.shortnews.de/id/924243/Wahlen-in-Tunesien-Drittstaerkste-Partei-nachtraeglich-disqualifiziert

Die Partei wollte kostenlose Gesundheitsversorgung und wurde erst nach den Wahlen disqualifiziert. Die Stimmen der drittstärksten Parei sind verloren.

Schlimmer als Treuhand, wie Dr. "Schock" in

Jelzin's Rußland 29.10.2011 - 14:27
Hier schreibt der Chef vom Handelsblatt, daß, wenn diese Maßnahmen nach der Wiedervereiterung in der Zone durchgezogen worden wären, würden dort alle heute noch mit Trabant rum dödeln und weiter auf Bananen warten.  http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_articles_wsite3_1_28/10/2011_412321

Volksabstimmung: GriechInnen entscheiden

(muss ausgefüllt werden) 01.11.2011 - 12:48
Anders als alle anderen einfachen Menschen in Europa bekommen die GriechInnen die freie Wahl, ob die Griechenland-Schulden-Krise durch einen Schuldenerlass und neue, hohe Kredite und schmerzhafte Reformen oder durch Euro-Austritt, Armut und Bürgerkrieg beendet wird.

 http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-10/griechenland-referendum-2

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 11 Kommentare

was soll das ....wir sollten uns verknuepfen

peter 29.10.2011 - 02:11
@proletarier.....das ist anarchie und das ist verboten...


step by step

anarcho 29.10.2011 - 10:28
schritt für schritt in ein selbstbestimmtes leben ohne staat, geld und hierarchie!

und die "kommunisten" von der KKE haben nichts besseres zu tun als avant garde zu spielen damit alle leute sie jetzt hassen.

oh wie geil. die menschen in griechenland geben mir echt viel hoffnung in den letzten monaten :)

es lebe die anarchie!
(A)

Echte Griechenlandhilfe beginnt hier vor Ort

retmarut 29.10.2011 - 11:42
"es lebe die anarchie!"

Die lebt schon lange und ganz prächtig, nämlich die Anarchie der privatwirtschaftlichen Produktion.

Die beste Hilfe für Griechenland sind nicht Eurobonds (damit wird einzig das deutsche Bankenkapital gefüttert), auch nicht Moralappelle an die "Gerechtigkeit" in der Welt, erst recht keine hedonistischen "Occupy"-Happenings, sondern der organisierte Klassenkampf in Deutschland gegen Dumpinglöhne und die Zerhackstückung der sozialstaatlichen Netze. Schließlich haben die Dumpinglöhne in Deutschland (Reallohnverlust der letzten 10 Jahre bei 6,4%, vgl. Frankreich, das im selben Zeitraum einen Reallohnzuwachs von 9,3% hatte) die Lohnstückkosten derart gesenkt, dass die Wirtschaft der europäischen Peripherieländer dieser aggressiven Konkurrenz nicht standhalten konnte. (Und mit dem Euro konnten sie nicht mal mehr ihre Währung abwerten, um wettbewerbsfähig zu bleiben.)

Die KKE zeigt sehr gut auf, wie ein organisierter und zielgerichteter Klassenkampf der abhängig Beschäftigten aussehen kann: gemeinsame Kämpfe der Arbeiterklasse und verarmten Zwischenschichten sowie das Hineintragen sozialistischen Klassenbewusstseins in die Bewegung.
Die griechischen Anarchisten hingegen haben nur Spontaneität im Gepäck, ein Konzept, mit dem bisher jede Bewegung auf die Nase gefallen ist. Denn aus Spontaneität kann bekannterweise kein Klassenbewusstsein entstehen. So hangeln sich die Utopisten voluntaristisch von einem vermeintlichen "Fanal" zum nächsten.

ahso

is det! 29.10.2011 - 13:12
Die lebt schon lange und ganz prächtig, nämlich die Anarchie der privatwirtschaftlichen Produktion.
und nu?

@ ret marut,

xy 29.10.2011 - 14:52
du benutzt hier ein Pseudonym von "B. Traven". Seine Bücher, z.B. "Rebellion der Gehenkten" hast du aber anscheinend nicht verstanden oder es hat dir nichts gebracht.

Die Protestierenden von Chile, Athen, Oakland...alles Anarchisten, da nicht unter der Führung irgendwelcher Avantgarde - Parteien jenseits von aktueller Analyse, Reflektion und Selbstkritik?

Die Jugendlichen in Diyarbakir und Van, alles Anarchisten, weil Murray Bookchin lesend?

Beschäftige dich mal mit Bewegungen dieses Jahrtausends (z.B. EZLN), gerne auch sozialistischen (Sozialismus des 21. Jahrhunderts, PKK u.a.).

ein Land das weltweit hippokratisch vereidigt

nicht so tragisch 29.10.2011 - 17:33
In einem Land dass weltweit Ärzte den hippokratischen Eid schwören lässt eine katastrophale Gesundheitsversorgung zu haben is doch ganz normal. So wie ein Atomkraftwerk das für den ultimativen Notfall keinen Strom hat.

Und fällt euch noch was dazu ein?

@ xy

retmarut 29.10.2011 - 18:51
Ich fand die Bücher von B. Traven jedenfalls interessanter als die von xy. ;)

"du benutzt hier ein Pseudonym von "B. Traven". Seine Bücher, z.B. "Rebellion der Gehenkten" hast du aber anscheinend nicht verstanden oder es hat dir nichts gebracht."

Danke für Deine kostenlose Fern-Psychologie. Was denn nun: Hab ich sie nicht verstanden oder haben sie mir nichts gebracht?
Seine Mexico-Romane zeigen doch recht eindrücklich, dass mensch sich wehren kann und muss gegen Ausbeutung und Unterdrückung, aber auch dass rein spontaneistische Kämpfe letztlich nicht zum gewünschten Ergebnis führen. In seinen Romanen gibt es ja etliche Beispiele solcher gescheiterten Versuche - die notwendigerweise scheitern mussten.

"Die Protestierenden von Chile, Athen, Oakland...alles Anarchisten"

Die Protestbewegung in Chile wurde v.a. von Kadern des Kommunistischen Jugendverbands Chile organisiert. Camila Vallejo, Vorsitzende der FECH, ist z.B. Mitglied des Kommunistischen Jugendverbands Chile. Auch sonst wird die Infrastruktur v.a. der KP Chile und dem Gewerkschaftsdachverband CUT getragen.

Die Proteste und Streikaktionen in Athen (bzw. in ganz Griechenland) werden v.a. von der KP Griechenland (KKE) und der kommunistischen Basisgewerkschaft PAME durchgeführt. Die anderen beiden Gewerkschaftsdachverbände, die neben PAME/KKE die meisten Teilnehmer an den Generalstreikaktionen stellen, haben erst dann zu Generalstreikaktionen aufgerufen, als sie gesehen haben, dass die PAME zu stark wird und in ihren Verbänden immer mehr Zuspruch erhielt (gerade auch bei Nicht-Kommunisten).

Zu Oakland kann ich nichts sagen, da kenne ich mich nicht aus.

"Die Jugendlichen in Diyarbakir und Van, alles Anarchisten, weil Murray Bookchin lesend?"

Die kurdischen Jugendlichen gehören wohl eher weitgehend der BDP an oder sind in der verbotenen und daher illegal operierenden PKK organisiert. Weder die BDP noch die PKK sind ausgesprochen anarchistisch. Oder siehst Du das anders?

"Beschäftige dich mal mit Bewegungen dieses Jahrtausends (z.B. EZLN), gerne auch sozialistischen (Sozialismus des 21. Jahrhunderts, PKK u.a.)."

Naja, die EZLN war wohl eher die Bewegung der 1990er Jahre, nicht "dieses Jahrtausends". Aber schauen wir uns die politische Arbeit der EZLN (mit der ich solidarisch bin) an: Wo hat die EZLN in Mexico denn die Macht der Bourgeoisie gebrochen, das Privateigentum an Produktionsmitteln aufgehoben, Sozialismus auf die Tagesordnung gebracht? - Nirgends.
Die EZLN kann nur in Chiapas dafür sorgen, dass die meist indigenen Gemeinden nicht von Großgrundbesitzern plattgemacht und vom Militär terrorisiert werden. Dazu ein paar Genossenschaften und Dorfkommunen. Hat halt nichts mit Sozialismus zu tun, und tut auch der bürgerlichen Klassenherrschaft in Mexico nicht allzu weh.
Die "otra campana" hat zwar die Zusammenarbeit unter den verschiedenen linken Organisationen Mexicos belebt, hatte darüber hinaus aber keine messbaren Ergebnisse.
Mit Mitteln der EZLN kommen wir jedenfalls nicht zur Überwindung des Kapitalismus und der bürgerlichen Klasse. Das weiss ich, das weiss die EZLN, weisst Du das auch?

Der Sozialismus des 21. Jahrhunderts von Heinz Dieterich (den ich mir selber schon auf einer Veranstaltung angehört habe) ist als Konzept mittlerweile auch in die Grütze gegangen, weil es letztlich am eigenen Ansatz eines transformatorischen Übergangs zum Sozialismus scheitert. Venezuela hatte eine Zeitlang auf Dieterichs Konzeption gesetzt und das entsprechend auch in die praktische Arbeit eingebaut. Mittlerweile hat die bolivarische Bewegung längst von Dieterich verabschiedet, Berater der Regierung ist er schon seit geraumer Zeit nicht mehr.

Die PKK hat ideologisch übrigens auch schon bessere Zeiten gesehen, aber das liegt nicht zuletzt an der massiven Repression durch den deutschen und türkischen Staat. Früher mal mit einer durchaus brauchbaren Konzeption für einen revolutionären Aufbruch in der Türkei und im gesamten Nahen Osten, geht es derzeit v.a. um zivilgesellschaftliche Forderungen. Die umzusetzen ist schwer genug in der Türkei, wie die Massenverhaftungen von kurdischen Politikern, Gewerkschaftern und Intellektuellen in den letzten 2 Jahren wieder deutlich zeigen. Den Kapitalismus und die bürgerliche Herrschaft jedoch kann ein solches Konzept nicht erschüttern. Hier geht es um notwendige demokratisch-antifaschistische Abwehrkämpfe gegen eine rechte, nationalchauvinistische Bewegung, angeführt von der AKP und sekundiert v.a. von den Grauen Wölfen.

@ret marut

xy 29.10.2011 - 19:58
Danke für deinen "erfrischenden" Beitrag jenseits dem Geplänkel vielerorts nach dem 20.10.

Manches sehe ich nicht so, wie du.

Aber schön mal einen fundierten Beitrag zu lesen.

Leider gerade keine Zeit für eine Replik,

ansonsten gerne.

autonomes spendenkonto?

mopsos 29.10.2011 - 21:20
Gibt es ein direktes Spendenkonto? Ich würde Geld geben, wenn es direkt z.B. bei PIKPA ankommt, aber nicht für den parastaatlichen Subsidiaritätsbetrieb und nicht für deutsche Ärztegehälter und Funktionärsspesen einer Groß-NGO.

Labelfixierung

knösepetel 30.10.2011 - 00:56
@retmarut: achja, da issa wieder der verbandslogiker, ob der eigenen Wahrnehmung in seinen kleinkarierten Institutionen, glaubt er nun überall wo protest ist das diese von labeligen Organisationen ausgeht, begriffen hat er aber noch nie, das bewegungen nie existieren wiel irgendwelche Leute bestimmte label vor sich hintragen, denn meißtens ist bewegung produkt vielfältiger aktivitäten und die kommunistenverbände und kader sind nur ein kleiner teil dieser bewegungen deren hauptaugenmerk meißt auf die Wahrnehmbarkeit der eigenen Organisation liegt, damit am ende auch der letzte indykommentator glaubt, das sie die helden der revolution sind.

@ knösepetel

retmarut 30.10.2011 - 21:44
"glaubt er nun überall wo protest ist das diese von labeligen Organisationen ausgeht"

Nein, das glaube ich nicht und habe ich auch nirgends behauptet.
Soziale Bewegungen entstehen anhand realer gesellschaftlicher Widersprüche; sie sind Ausdruck dieser Widersprüche, die an bestimmten Punkten die Massen mobilisieren. Wann und wo diese Widersprüche konkret in Massenaktionen umschlagen, ist im Vorfeld schwer vorherzusagen, weil das stark mit dem subjektiven Faktor (z.B. wann wird eine Situation als untragbar angesehen oder wann ist die Empörung derart groß, dass sie in Handeln umschlägt) zusammenhängt.

"kader sind nur ein kleiner teil dieser bewegungen"

In der Tat, alles andere wäre ja auch verwunderlich. Entscheidend ist doch nicht so sehr die Anzahl der Kader innerhalb einer Bewegung, sondern ihr ideologischer Einfluss in einer Bewegung.
Im gemeinsamen solidarischen Kampf übernehmen Kommunisten die gleichen Aufgaben wie alle anderen in einer Bewegung. Allerdings sollten sie dabei der Bewegung ihre eigenen praktischen Erfahrungen und ihre wissenschaftliche Erkenntnis der gesellschaftlichen Bewegungsgesetze zur Verfügung stellen, um den spontanen und diffusen Protest in zielgerichtetes Handeln zu verwandeln, dabei die Eigentumsfrage an Produktionsmitteln in der Bewegung in den Vordergrund stellend. - Ich sage nicht, dass das immer und überall gelungen ist, aber das sollte grundsätzlich der Maßstab des Handelns von Kommunisten in Bündnissen und Bewegungen sein.


"deren hauptaugenmerk meißt auf die Wahrnehmbarkeit der eigenen Organisation liegt"

In vielen sozialen Bewegungen und Bündnissen sind aktive Kommunisten mit dabei, ohne dass die sich besonders in den Vordergrund stellen. Das Beispiel der Bildungs- und Sozialproteste in Chile ist ja ein klassisches Exempel dafür: Der Großteil der Infrastruktur und bekannte Köpfe der Bewegung kommen aus dem Umfeld der KP Chile, trotzdem stellen sie ihre kommunistische Organisation dabei nicht in den Mittelpunkt. Wozu auch? Ziel von Kommunisten ist es ja nicht, überall mit Parteilogo draufzustehen, sondern reale gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken, die zur realen Schwächung der Bourgeoisie und zu einem stärkeren Klassenbewusstsein des Proletariats führen.