Kämpfe in Athen - ein Augenzeugenbericht

antiautoritär 22.10.2011 19:27 Themen: Repression Soziale Kämpfe
Athen 20.10.2011: Vor dem griechischen Parlament kam es zu teilweise brutalen Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der KKE, einer dem Namen nach kommunistischen Partei und vielen anderen Demonstrant_innen.
Wir dokumentieren hier auf deutsch den Bericht eine_r Aktivist_in aus Athen, die/_/der die politische Situation in Griechenland beschreibt und einen Augenzeug_innenbericht der Ereignisse vom Donnerstag enthält.
Dies ist nochmal dringlicher, weil auch hier teilweise der stalinistischen Propaganda glauben geschenkt wird. Ein gutes Beispiel für das Spektakel in den mainstream-Medien finden wir z.B. beim Spiegel (Der Spiegel: „... Nach einer Attacke vermummter Autonomer auf friedlich demonstrierende Kommunisten starb der Gewerkschafter Dimitris K... Am Nachmittag eskalierte die Situation, als mehrere hundert Vermummte die friedlichen Protestierer aus unerfindlichen Gründen mit Steinen, Knüppeln und Molotow-Cocktails angriffen...“). Aber auch bei indymedia und anderen „linken“ Seiten scheint diese Darstellung der Autoritären Anklang zu finden. Daher der folgende Augenzeugenbericht, jetzt auf deutsch:


"... Leute wurden ernsthafter verletzt und unglücklicherweise starb jemand während der Demonstration. Aber jetzt ist klar, dass der Tod durch das Tränengas der Polizei verursacht wurde. Der Typ war von der stalinistischen PAME, aber er wurde nicht während des Kampfes verletzt (die amtliche Verlautbarung des Arztes bezeugt, dass er keinerlei Verletzungen aufwies).
Was passierte und warum? Eine kleine Hintergrundgeschichte ist wichtig. Die KKE (die stalinistische "kommunistische" Partei) hatte eine deutliche Rolle in der griechischen Geschichte, besonders seit ihrer Legalisierung 1974 (nach dem Sturz der Diktatur). Ihre Rolle war es, in Arbeitsstellen, die Universitäten und in alle sozialen Räume einzudringen, um den bourgeoisen Rechtsstaat anzuklagen. Ihre Rolle im Brechen von Streiks durch ihren gewerkschaftlichen Flügel, im Angreifen von Radikalen inner- und außerhalb von Universitäten ist gut dokumentiert (vielleicht nicht im Englischen). In gewisser Weise aber ist die Rolle der Stalinist_innen überall die gleiche gewesen und wenn man sich die Situation in Italien in den 70er Jahren anschaut, wird man eine Menge Ähnlichkeiten mit Griechenland finden.

Wie auch immer, in Griechenland nahm die KKE (welche die „syndikalistische“ Gewerkschaft kontrolliert) seit 1989 Abstand davon, in Kontakt mit den Massen der Demonstrierenden zu kommen, seien sie Teile der parlamentarischen Linken, außerparlamentarisch oder Radikale aus der antiautoritären Szene, oder wirkliche Kommunist_innen wie wir (!). In den Jahren davor waren Zusammenstöße mit den Ordnungskräften der KKE eine gewöhnliche Sache auf Demonstrationen. Gleichgültig ob Studierendendemonstrationen, Antikriegsdemos oder die jährlichen Feierlichkeiten der Rebellion des 17. Novembers. Kämpfe mit der KKE waren typisch. Und üblicherweise, wegen der besseren Organisierung ihrer Ordnungskräfte (die wir in Griechenland KNAT nennen, was sich wörtlich als Kommunistische Ordnungskräfte übersetzen lässt), haben wir die Straße verloren. An einem Punkt hat die KKE entschlossen, ihre eigenen Demos zu organisieren, außerhalb und abseits von den großen. Sogar während Generalstreiks demonstrierten PAME und KKE nicht mit der Hauptdemonstration.

Aus Gründen, die es noch näher zu analysieren gilt, spielte die KKE während des zweitägigen Generalstreiks am 19. und 20 Oktober eine andere Rolle. Weniger am 19., aber sehr deutlich am 20., trafen die KKE und ihre Ordnungskräfte die politische Entscheidung die Polizei zu ersetzen. Als die Masse der Demonstrierenden am 20. am Syntagma- Platz eintraf, sahen sie sich einem Spalier von Mitglieder_innen der PAME, ausgerüstet mit Helmen und Baseball-Schlägern (nicht genau, aber ähnliche Holzschläger) über die ganze Länge des Parlamentsgebäudes gegenüber. Es ist bedeutsam zu sagen, dass die Polizei nirgends zu sehen war. Sie hatte Position hinter der KKE bezogen, und während des ganzen Tages unternahmen die nichts (mit der Ausnahme, wenn sie den Eindruck hatten, dass die KKE Hilfe benötigen würde). So war es also für die Demonstrierenden klar, dass die KKE am 20. die größte Hürde dafür sein würde, zu demonstrieren und ihrer Wut Ausdruck zu verleihen.

Es dauerte nicht lange, bevor dies Wirklichkeit wurde. Zu einzelnen verbalen Auseinandersetzungen zwischen Demonstrierenden und Mitglieder_innen der PAME in ihren Verteidigungslinien vor dem griechischen Parlament kam es unmittelbar , aber in eher sporadischer Art und Weise. (Es ist wichtig zu bemerken, dass die Mitglieder_innen der PAME, die offiziell "das Parlament blockierten" und "die Demo vor Provokateur_innen schützten" der Menge und nicht dem Parlamentsgebäude zugewandt waren. Genau , wie es die Bullen tun. Als die Streits etwas hitziger wurden und einige Kaffeebecher und Wasserflaschen auf die PAME-Reihen geworfen wurden, zeigte ihre Reaktion, warum sie dort standen. Sie griffen mit Stöcken und Gummiknüppeln die Menge vor sich an. Die erste, die ernsthaft getroffen wurde, war ein junges Mädchen (die tatsächlich in die entgegengesetzte Richtung schaute, als sie angegriffen wurde). Ihr wurde mit einem Schlagstock ein Schlag auf den Kopf versetzt. Der Anblick des blutigen Kopfes des Mädchens machte die Menge wütend und Kämpfe brachen aus. Zu beginn waren die Demonstrierenden mit nichts bewaffnet, und es war ein unfairer Kampf. Die PAME Mitglieder_innen hatten alle Helme und Stöcke, dagegen hatte die Menge Plastikflaschen und Beschimpfungen. Einige benutzten ihre Fäuste . Aber die Wut war so groß, dass der Kampf für die PAME nicht leicht war. Bald beteiligte sich die Mehrheit der Demonstrierenden an dem Kampf und eine offene Schlacht zwischen der PAME und dem Rest der Demo brach aus . Etwas, was den Demonstrierenden "half" sich zu beteiligen (abgesehen von den Radikalen, die schon mitmachten), war die Tatsache, dass die PAME - Mitglieder_innen in dem Versuch den Platz zu leeren die ganze Demo aus zwei verschiedenen Straßen heraus angriff. Danach fanden 2,5 Stunden lang heftige Kämpfe statt, in denen es den Demonstrierenden trotz ihrer Unorganisiertheit und schlechter Ausstattung gelang, die stalinistischen Schläger zu besiegen und zu verjagen. Natürlich waren die Stalinist_innen gut organisiert und sie behaupteten sich an der Spitze des Platzes (außerhalb des Parlaments), aber ihre Angriffe gegen die Menge wurden abgewehrt. Als es so wirkte, als ob die PAME sich nicht länger würde behaupten können, fand ein gemeinsamer Angriff der Bereitschaftspolizei und der KNAT sowohl auf dem Platz als auch in einer Seitenstraße statt. Dem konnte die Menge nicht mehr standhalten. Die Menge zerstreute sich in den umliegenden Straßen, fand sich aber schnell wieder zusammen und bewegte sich zum Platz zurück, wo sie bleib, solange sie konnte. Ein zweiter Angriff der Bereitschaftspolizei ließ Leute flüchten und ein koordinierter Angriff von einem Großteil der Stalinist_innen und der Polizei (Ich bin sicher, dass Fotos ihres gemeinsamen Angriffs sehr bald auftauchen werden) hatte zur Folge, dass die meisten Leute den Platz verließen. Am Ende war es an der Polizei, die letzten Demonstrierenden zu verjagen.

Insgesamt war die Polizei wenig involviert während dieser Ereignisse (außer am Ende, wie ich beschrieben habe). Es war für jede_n klar, dass die Stalinist_innen sich diesen besonderen historischen Zeitpunkt (als genau über dieses Gesetz über die Sparmaßnahmen im Parlament abgestimmt wurde) ausgesucht hatten, um ihre wahre Gemeinschaft und ihre Rolle in der Bewegung zu zeigen. Zu handeln als die interne Polizei, um Demonstrierende davon abzuhalten, sich dem Paralamentsgebäude zu nähern, die Menge anzugreifen, um sie zu zerstreuen. Durch dieses Handeln haben sie der ganzen Bewegung den Krieg erklärt, dessen Nachwirkungen noch unklar sind. Was sicher ist, ist dass die Kämpfe mit der KKE und ihren Schläger_innen an den Universitäten (wo sie bedeutenden Einfluss haben) und auf den Straßen weitergehen werden. Es bleibt abzuwarten, ob die politische Entscheidung als Polizeitruppe gegen die Demonstrierenden zu handeln, von der KKE so fortgeführt wird. Tatsache ist, dass ihre Rolle gestern an die Öffentlichkeit gekommen ist, auch in der bürgerlichen Presse. (Bezeichnend war ein Interview mit einem Mitglied von PAME auf einem großen Fernsehsender mit einem bekannten, rechten und pro-Regierungs Journalisten, der ihm sagte "Sie haben das griechische Parlament verteidigt" und der PAME-Typ sagte: "nein, wir haben die Demo verteidigt" und der Journalist sagte nochmal: "nein, sie haben das Parlament verteidigt". Ich weiß nicht, wie die KKE ihre schizophrene Propaganda aufrecht erhalten und ihre Mitglieder überzeugen kann, dass das, was sie gestern getan haben eine Verteidigung der Demo war, besonders als es klar wurde, dass es ihre Rolle war, die Bereitschaftspolizei komplett zu ersetzen. Aber nochmal, es ist schwierig die psychologische Mentalität eines Stalinisten zu verstehen...

Niemand weiß, was als nächstes passiert , aber schon nach letzter Nacht wurden in verschiedenen Gegenden Griechenlands Büros der KKE angegriffen und manchmal niedergebrannt. Und ich habe den Eindruck, dass das weitergehen wird. Die jüngeren Mitglieder_innen der radikalen Szene haben davon eine Erfahrung aus erster Hand, was die älteren Mitglieder_innen schon in der Vergangenheit erlebt aber seit 1998 vergessen hatten. Jetzt ist jede_r über die radikale Szene hinaus - gelinde gesagt - extrem wütend. Und sie werden es bleiben. "


Reaktionen auf die Ereignisse vom generalstreik:
 http://de.contrainfo.espiv.net/2011/10/22/reaktion-auf-die-ereignisse-vom-generalstreik/

Newsticker vom 20.10.2011 (Englisch):
 http://www.occupiedlondon.org/blog/2011/10/20/live-updates-from-the-general-strike-october-20/

indymedia Athen (mit google-translator):
 http://translate.google.de/translate?u=http%3A%2F%2Fathens.indymedia.org%2F&sl=el&tl=de&hl=&ie=UTF-8
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Ergänzungen

@Ikaria 23.10.2011 - 00:31

falscher Ansatz 23.10.2011 - 02:30
Die Auseinandersetzungen begannen, als die KKE Anhänger den Den Plirono-Leute ("Ich zahle nicht!")den Zugang vor das Parlament verweigerten. Erst flogen Plastikflaschen und Kaffeebecher auf die KKE'ler. Die DemonstranntInnen, die der KKE gegenüberstanden waren nicht nur AnarchistInnen sondern zum größten Teil von verschiedensten politischen Gruppen/Orgas oder Einzelpersonen, die sich nicht der KKE anschlossen (eine weitaus größere Ansammlung als die KKE-Truppe). Aus den verbalen wurden dann körperliche Angriffe und die KKE war darauf bestens vorbereitet, ihr Kampftrupp mit dicken Stöckern und Helmen stand einer weitgehend unbewaffneten Masse gegenüber. Es gab panikartige Szenen als der KKE-Trupp losschlug, DemonstrantInnen, die von sechs Metern Höhe auf den Syntagma sprangen, dabei kam es zu einigen Knochenbrüche. Und erst nach diesen Szenen kamen die Mollis, die auf die KNAT geschmissen wurden, um ihre koordinierten Angriffe zurückzudrängen.

Mal ehrlich, wenn so ein Schlägertrupp bewaffnet mit Helmen und dicken Stöckern auf mich zustürmt, ich nicht ausweichen kann und denen schutzlos ausgeliefert bin, ist es mir herzlich egal, ob jemensch die mit Mollis zurückdrängt...


"Auf die Gefahr mich zu wiederholen:
Es ist auch eine taktische (neben der politischen, humanistischen, revolutionären..) Frage, ob ich auf die Provokationen des KKE Ordnungsdiensts mit Rückzug, mit einer Straßenschlägerei oder mit dem Werfen von Molotovcocktails reagiere.
Hinter dem Ordnungsdienst, und auch dazwischen, stehen Kolleg_innen. Das sind Antifaschist_innen, Arbeiter_innen, Menschen."

Ach ja? Die wütenden Kolleg_innen, Antifaschist_innen, Arbeiter_innen und Menschen standen übrigends vor dem KKE-Trupp (der mit dem Rücken zu Bullen und Parlament stand) und wurden von diesem verprügelt, klingelts jetzt? Bei der jetzigen angespannten Lage in Griechenland, der aufgestauten Wut der Menschen gegen die Regierung und das ganze System wäre es ein Wunder gewesen, wenn es in dieser Situation nicht zu Auseinandersetzungen mit der KKE gekommen wäre und dazu brauchte es keine paar hundert Anarchos, dass war der KKE auch bewusst.

Staat, du hast die Knites...

Alexis (Athen) 23.10.2011 - 06:37
Es gibt in der griechischen Linken seit vielen Jahren einen Slogan, der ins Deutsche übersetzt ungefährt so lautet: „Staat, du hast die Knites, warum brauchst Du da noch Bullen?“ (Knites sind die Mitglieder der KNAT, des Jugendverbandess der orthodox-kommunistischen Partei). Die KNAT stellt schon immer den Sicherheitsdienst bei Demonstrationen der KKE. Man erkennt sie an den Knüppeln mit den kleinen roten Fähnchen. Es gibt schon seit dem Ende der Diktatur immer mal wieder körperliche Auseinandersetzungen zwischen den Knites und (anderen) Linken, weil der Sicherheitsdienst der KKE schnell mit dem Knüppel dabei ist. Das so etwas nicht noch öfter passiert, liegt im Wesentlichen daran, dass die KKE und KNAT (und ihre Gewerkschaft PAME) sich normalerweise so gut wie nie an Bündnisdemonstrationen beteiligen. Sie machen fast immer ihr eigenes Ding, wo sie die Kontrolle und Lufthoheit haben.

Am zweiten Tag des Streiks war das anders. Die KKE-Bosse sind zum ersten Mal seit Langem von ihrer Basis dazu gezwungen worden, sich an gemeinsamen Protesten mit anderen Gruppen zu beteiligen. Das hat die Führung allerdings sofort dazu genutzt, allen anderen auf dem Syntagma-Platz die eigene Linie aufzuzwingen. Oder mit anderen Worten, sie haben ihre Knite-Trupps dazu benutzt, das Parlament vor allen anderen abzuschirmen und sie haben jeden angegriffen, der versucht hat, durch ihre Reihen hindurch in Richtung Parlament zu kommen. Der KKE-Sicherheitsdienst ist die ganze Zeit immer wieder dazu aufgefordert worden, sich von den Polizeiabsperrungen zurückzuziehen und (auch) die anderen DemonstrantInnen nach vorne zu lassen. Die Antwort waren Beleidungen und teilweise koordinierte Angriffe auf Gruppen von DemonstrantInnen und das waren beileibe nicht nur Antiautoritäre, sondern auch alle möglichen anderen wütenden DemonstrantInnen. Was also hätten diejenigen tun sollen, die ihre Wut am oder am besten im Parlament ausdrücken wollten? Nach Hause gehen und es den Knites und ihren Bossen erlauben, das Parlament zu schützen und die Verelendungsgesetze ohne Proteste abzustimmen? Niemals – ποτέ! Sich der Minderheit der orthodoxen Kommunisten unterordnen und argwöhnig beäugt von deren Schlägern tatenlos auf dem Syntagma rumstehen? Ich bin zwar überhaupt nicht dafür, dass Molotovs in Richtung der Knites geworfen werden. Aber das ist nicht einfach so aus Spass geschehen. Zwei Freundinnen, die die Szene mitbekommen haben, sagten mir wenig später, dass das in einer Situation war, als ein Trupp Knites versucht hat, andere Demonstranten anzugreifen und zu knüppeln. Ein Bekannter, dessen Bruder Funktionär bei der KKE ist, sagte mir übrigens gestern, dass die Chefs der KKE jetzt ihren Leuten sagen: „Sehr ihr, wir haben es euch immer wieder gesagt, dass es keinen Sinn, mit anderen zusammen zu demonstrieren“.

Alexis (Mitglied der Koalition der radikalen Linken – SYRIZA)

statement vom syntagmataplatz

t 23.10.2011 - 08:04

Bericht: Zu den Vorfällen der autoritär-kommu

afunke 23.10.2011 - 13:17

Angriffe

Cristine 23.10.2011 - 21:40
Auf Spiegel-Online sind einige Szenen des Tages in einer Fotostrecke abgebildet. Zu sehen ist eine große Menge, die das Parlament umzingelt hat. Die Angriffe auf die DemonstrantInnen mit Brandbomben sind deutlich zu sehen, keine direkte konfrontative Situation in diesem Moment. Mit purer Menschenverachtung wird auf linke DemonstrantInnen gezielt:

 http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-74233-6.html

Die in Griechenland übliche Titulierung als "Anarchisten" lässt übrigens keine diesbezügliche Schlussfolgerung auf die politische Zielrichtung zu - da dies in etwa vergleichbar (synonym) zu "Autonomen" verwendet wird. Traurige Tatsache ist, dass immer wieder Demonstrationen und Parteibüros der KP Griechenlands ohne Rücksicht auf die Gefährdung von Menschen mit Brandbomben und Schlägertrupps angegriffen werden. Bei den großen Demonstrationen letztes Jahr kamen durch solche Brandbomben bereits drei Menschen ums Leben. Das Jubelgeschrei und die damaligen Rechtfertigungsversuche ("Stalinisten") waren auch damals schon die Begleitmusik zu diesem "Politikstil".

Netter Versuch...

@Cristine 24.10.2011 - 10:07
Dummerweise ist das ein simpler Feuerwerkskörper und keine "Brandbombe" (Spiegel behauptet Molotow-Cocktail) und mehr sieht mensch nicht, da es sich um ein einzelnes aus dem Zusammenhang gerissenes Foto handelt, alles andere hast du dort hineininterpretiert.

 http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1345568 (Skai-Video Molli fliegt bei Minute 1:24, während der KNAT-Angriffe auf DemonstrantInnen)
 http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1345984 (erstes Video gleich am Anfang, z.B. bei min. 0:38 siehst du, dass die Brandsätze sehr wohl während des Angriffs der KNAT auf die DemonstrantInnen geflogen sind)

Bei den großen Demonstrationen letztes Jahr kamen durch solche Brandbomben bereits drei Menschen ums Leben. Das Jubelgeschrei und die damaligen Rechtfertigungsversuche ("Stalinisten") waren auch damals schon die Begleitmusik zu diesem "Politikstil".

Der Brand in der Marfin-Bank war also ein Angriff auf die stalinistische KKE*? Gibt es dazu Quellen?



*Die KKE bezieht sich durchweg positiv auf die stalinistische Ära der Sowjetunion und hat diesen Kurs noch einmal ausdrücklich auf ihrem 18. Kongress 2009 bekräftigt. Die größten "Errungenschaften" der Sowjetunion sind für die KKE sogar unter Stalin gemacht worden ("Kulturrevolution"), das unterstreicht sie mehrmals in ihren "Thesen zum Sozialismus" und der "Resolution zum Sozialimus", nachzulesen unter:

 http://inter.kke.gr/News/2008news/2008-12-thesis-socialism#_Conclusions_concerning_the_role%20of

 http://inter.kke.gr/News/2009news/18congres-resolution-2nd (18th Congress, Resolution on Socialism)

Aktuelle Ergänzung

... 26.10.2011 - 13:50

Faschisten und Anarchisten geeint

J. 01.11.2011 - 23:43
Zum Angriff auf die Demonstranten vor dem Parlament ein Videozusammenschnitt. Im Block der den Angriff führte bei dem ein Gewerkschafter umgebracht wurde, sind neben anarchistischen Gruppen auch bekannte Faschisten zu sehen:

 http://www.youtube.com/watch?v=sHMLD_Vql0o&feature=channel_video_title



.

. 12.04.2012 - 09:49
volkomen egal, was sich pame für eine ausrichtung gibt, solange sie mit bullen zusammenarbeiten ist es absolut legitim pame anzugreifen!!!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 8 Kommentare

ausser stalinismuskeule nix gewesen

(a) 22.10.2011 - 20:33
bla, bla, stalinisten, bla, stalin, bla, bla, stalinisten, bla, wir die waren linken, bla ,bla alle anderen sind stalinisten, bla, bla wir die antiautoritären, bla, bla weil alle anderen stalin, bla,bla

ey, diese stalinismuskeule ist so ätzend wie die, die diese dauernd aus der kiste der kapitalistischen propaganda kramen! man hat den eindruck, dass aus mangel an argumenten diese als sogenanntes totschlagargument herhalten soll um sich selbst in einem vermeintlich "besseren licht" erscheinen zu lassen. das stellt somit alles gesagte in frage und ermutigt und fordert eigentlich auch glatt sich mit den reaktionen und pressemitteilungen der kke und pame genau auseinanderzusetzen und hier auch nicht auf den missionarischen antikommunistischen eifer reinzufallen.

inhaltsloser müll

angewiderte 22.10.2011 - 20:52
Autoritär-antiautoritätr, Stalinismus und weitere nichtssagende Begriffe taugen rein gar nichts um eine vernünftige Analyse der Geschehnisse in Griechenland zu geben. Dein Text ist mist

was ihr verschweigt

... 22.10.2011 - 21:19
die krassesten riots werden von den griechischen nazis angezettelt o0 wer auf youtube mal schaut wird seinen augen nich trauen...

Ein Versuch der wütenden Versachlichung

Ikaria 22.10.2011 - 23:31
Ein Versuch der wütenden Versachlichung:

Eine politische Dummheit die Aktionen der KKE am Donnerstag, keine Frage.
Nicht nur taktisch verrückt, egal wie „gut gemeint“, sondern konterrevolutionär in der Konsequenz.
Viel schlimmer: Die wirklich vielen klassenbewussten Arbeiter_innen die in PAME (aber auch KKE und KNE) organisiert sind, dürften ihren Augen nicht trauen… Der Ordnungsdienst der KKE (von historisch ungebildeten, wenigstens nur eine kleine Minderheit in der radikalen Linken in Griechenland, auch KNAT genannt..) hat eine spalterische und selbstüberschätzende, eine eitle und reformistische Strategie der KKE-Führung umgesetzt. So what?

Noch katastrophaler allerding die Reaktion darauf:

Wenn die Molotov-Werfer_innen aus organisierten Zusammenhängen kommen: Dann müssen sie dort rausgeworfen, isoliert, entfernt werden. Sofort.

Wenn es sich bei Teilen der Molotov-Werfer um Bullen oder Faschisten handelte, dann muss sich der „anarchistische Block“, d.h. die autonom und antiautoritär agierenden Genoss_innen, die sich zu Anlässen taktisch als Demonstration bzw. Front organisieren, sehr gut überlegen, ob die Taktik der militanten Zuspitzung von Manifestationen bürgerlicher, „kommunistischer“, normal-gewerkschaftlicher und z.T. durchaus nationalistisch geprägter „Volksfrontdemonstrationen“ in der momentanen Phase der Auseinandersetzung noch zu verantworten ist.

Oder Andersherum: Die Notwendigkeit einer militanten Intervention in bestehende Kämpfe, Streiks und kleinen Revolten ist unbenommen. Es ist eine taktische Frage, wann und wie organisierte Militanz den Trennungsstrich verdeutlichen kann.

Es ist natürlich eine taktische Frage, eine hochpolitische und sich stark auf die „Proteste“ auswirkende Frage, ob bei jeder Großdemonstration Richtung Syntagma, eine direkte Auseinandersetzung mit den Pigs gesucht (oder gefunden) werden muss.

Es ist, ob es gefällt oder nicht, natürlich absolut von Interesse, ob die Mehrheit der Demonstrant_innen noch in der Kundgebung bleiben kann, wenn es kracht, nebelt und letztendlich um Leben oder Tod geht.

Und natürlich: die Bullen greifen immer an. Die nicht uniformierten Faschisten auch. Egal wie die Aktivist_innen sich verhalten.

Die Auseinandersetzungen an den Parlament-Einfahrten sind allerdings steuerbar.
Es ist steuerbar, ob mensch bei jeder Gelegenheit die notwendige militante Auseinandersetzung direkt vor dem Parlament suchen muss.

Auf die Gefahr mich zu wiederholen:
Es ist auch eine taktische (neben der politischen, humanistischen, revolutionären..) Frage, ob ich auf die Provokationen des KKE Ordnungsdiensts mit Rückzug, mit einer Straßenschlägerei oder mit dem Werfen von Molotovcocktails reagiere.
Hinter dem Ordnungsdienst, und auch dazwischen, stehen Kolleg_innen. Das sind Antifaschist_innen, Arbeiter_innen, Menschen.

So wie es auch eigentlich eine taktische Frage für z.T. klassenkämpferischen Kolleg_innen der PAME sein sollte, wann und wie sich ihr Organisations- und Führungsanspruch durchsetzen lassen könnte…

Der von scheinbar interessierten Kräften nun verbreitete Müll, bei der KKE handele es sich schon rein historisch um eine Handlangerin des Staates, der Bullen und Faschisten, ist allerdings viel problematischer als die geworfenen Mollies.

Es ist natürlich historisch falsch und auch aktuell eine verrückte Behauptung – genauso wie die Formulierung „anarcho-faschistisch“ der Reformisten an der KKE-Spitze eine hetzerische Frechheit ist.

Es gibt unterschiedliche Strategien und Taktiken innerhalb der revolutionären Arbeiter_innenbewegung. Die gab es immer. Der Stein der Weisen ist noch nicht verteilt.

Den Stein der Spaltung gewinnt allerdings mal wieder die autoritäre Führung „revolutionärer,“ „kommunistischer“ und „anarchistischer“ Grüppchen im befriedeten Deutschland.

Dem deutsch-dominierten Europa und seinen Nutznießern wird’s gefallen. Der Rest wird’s ausbaden. Gerade in Athen.

Grüße von da.

KNAT ist schlichtweg ein Wortspiel

weiterlesen? 23.10.2011 - 12:57
aus KNE (kke-jugend) und MAT (schlecht trainierte, unterbezahlte, brutale Bepos)

und deshalb braucht man diesen Artikel nicht zuende lesen, denn wenn frau von vor Ort berichtet und noch nicht mal "KNAT" verstanden hat, wird was nicht stimmen...

"Knat" ist einfach schlecht übersetzt worden

also wo ist die original Quelle 23.10.2011 - 13:31
in Englisch?

@netter versuch

Marfin 24.10.2011 - 15:33
1. Filmchen: Molli landet bei Rückzug, teilweise im Rücken der Leute

An Christine:

Die 4 Toten in der Marfinbank wurden von niemanden gerechtfertigt, stattdessen lähmen sie die Bewegung bis heute. Die Stadtguerilla der "Feuerzellen", deren "Umfeld" dafür vom Staat später als Mutmaßliche dargestellt wurde, hatte in einem Kommunique direkt danach diese Angriffe als antisozial verdammt und darauf hin gewiesen, daß zuvor die Buchhandlung direkt gegenüber der Bank und ein weiterer Laden in der gleichen Art attackiert wurden. Kurz vor einem Großaktionstag Anfang Mai diesen Jahres wurden von der Polizei Überwachungsvideos veröffentlicht, die die angeblichen Täter zeigen sollen. Daraufhin wurden Hausdurchsuchungen durchgeführt und zwar im oben benannten "Umfeld". Danach sind offensichtlich zuviele Sachen passiert und/oder die Sache verlief im Sande, bzw. die Beweise reichten nicht für weitere Verfahren und Haftbefehle. Die Polizei liess verlauten, sie wären sich sicher, wer es war, könnten es aber nicht beweisen, weil Handschuhe getragen wurden.
Genauso wie damals wurden am Donnerstag den 20.10.2011 erneut Bankangestellte von ihren Chefs eingesperrt und zwar direkt am Syntagma

 http://www.grreporter.info/en/police_investigation_found_five_fireraising_anarchists_year_after_tragedy_marfin_bank/4449
 http://www.occupiedlondon.org/blog/2011/04/29/561-police-raid-houses-in-exarcheia-and-kypseli-in-athens-detain-three-in-relation-to-the-marfin-bank-deaths/

Beschönigungen

@netter Versuch 25.10.2011 - 17:20
Auf der Fotostrecke  http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-74233-6.html ist deutlich zu sehen, dass Menschen von einer Brandbombe getroffen werden, die vorherige defensive Haltung der linken DemonstrantInnen ebenso. Der Film  http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1345568 zeigt eine andere Situation im späteren Verlauf.
Die Verwendung von Brandbomben fand nicht nur bei der großen Demonstration Anfang letzten Jahres statt, sondern schon mehrere Male davor (Parteibüros etc.), wer auch nur ein wenig Ahnung von der politischen Situation vor Ort hat, kennt diese Herangehensweise, die sehr wohl bejubelt wurde.

Kritik setzt allerdings merkwürdigerweise immer nur dann ein, wenn Menschen zu Tode kommen.