Demonstration am 30.04. in Leipzig

mayday2011 02.05.2011 08:51 Themen: Antirassismus Freiräume Globalisierung Soziale Kämpfe
Das 1.Mai Bündnis Leipzig rief am 30.04. zur Demonstration "The Future is unwritten - Für eine Perspektive jenseits von Arbeitswahn und Staatsfetisch" in der Leipziger Innenstadt auf. Die Veranstaltung sollte vorläufiger Höhepunkt der gleichnamigen Kampagne sein, welche vom 5. April bis 9. Juni stattfindet. Die Demonstration startete gegen 16:30 Uhr auf dem Kleinen Willy-Brandt-Platz in Richtung Augustusplatz durch die Innenstadt. Am Versammlungsort fanden sich 500 Menschen aus Leipzig und anderen Regionen ein.
Lautstark zog der Demonstrationszug durch die Nikolaistraße und machte mit Sprechchören wie "Dieses Leben macht uns krank - Nieder mit dem Arbeitsamt" und "Auf zu neuen Taten, das Vaterland verraten" aber auch "Staat, Nation, Kapital, Scheiße" auf das Anliegen aufmerksam. Die Moderation der Demonstration untermalte dies mit kontinuierlichen Durchsagen zum Anlass und Inhalt der Demo an die umstehenden und vorbeilaufenden Menschen - außerdem wurde anlassbezogene Musik gespielt. Zur Aufklärung über den Zweck der Veranstaltung gab es mehrere hundert Handzettel, welche an Passant_innen ausgeteilt wurden. Im Rahmen mehrere Redebeiträge wurde u.a. auf kommende Proteste gegen die Innenministerkonferenz aufmerksam gemacht, welche in Frankfurt a.M. stattfindet, die antifaschistische Kampagne "Fence Off" aus Leipzig rief zu Protesten gegen Nazis in Leipzig und insbesondere das NPD Zentrum in der Odermannstr. ein, die Gruppe INEX setzte sich kritisch mit den Diskursen zum Extremismusansatz in der Zivilgesellschaft auseinander und antifaschistische Gruppen aus Halle mobilisierten zu den Aktivitäten gegen den Naziaufmarsch am 1.Mai in die Saalestadt. Gleich zu Beginn machte das 1.Mai Bündnis deutlich, dass trotz dem Gerede von Staat und Öffentlichkeit die Krise von 2008 und 2009 kein Ende gefunden habe: Die Krise ist vielmehr die kapitalistische Produktionsweise, welche zu immer stärkeren Formen der Prekarisierung führe und immer mehr Menschen ausgrenzen würde. Gleichzeitig wurde dargestellt, dass die kapitalistische Vergesellschaftung keineswegs der Natur des Menschen entspreche, sondern das dafür ein jahrhundertelanger, blutiger Prozess notwendig war, der alle anderen Produktions- und Lebensweisen verschwinden ließ. Genauso wie es kein Naturgesetz ist, dass Menschen sich als Warenbesitzende und Warenproduzenten_innen gegenübertreten, ist es natürlich möglich diesen Zustand zu überwinden. Die Demonstration verlief nahezu 2,5 Stunden durch große Teile der Innenstadt. Zwischenkundgebungen gab es auf der Grimmaischenstr., der Runden Ecke (ehemalige Zentrale der Staatssicherheit der DDR) und auf dem Kleinen Willy-Brandt-Platz. Die Veranstaltung konnte ungestört beendet werden, einzig einige Polizist_innen meinten gegen Ende einzelne Demonstrant_innen provozieren zu müssen. Das 1.Mai Bündnis Leipzig wertete die Demonstration als Erfolg, da es gelungen sei, zentrale Inhalte der Kampagne zur Kritik an Arbeit, Staat und Kapitalismus lautstark und öffentlichkeitswirksam zu vertreten. Die Demonstration ist gleichzeitig nicht das Ende der Kampagne. Noch bis zum 9. Juni wird es in Leipzig dazu Veranstaltungen geben. Am 4.Mai geht es weiter mit einer Diskussion zur Schrift "Der kommende Aufstand". Hierzu wurden Vertreter_innen der Gruppe TOP B3RLIN und der Publizist Frank Engster eingeladen. Los geht es um 19 Uhr im GWZ, Beethovenstr. 15. Alle weiteren Informationen, eine ausführliche Berichterstattung mit Fotos findet ihr demnächst auf unserem Blog:  http://mayday2011.blogsport.eu
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Für den Kommunismus:

... 02.05.2011 - 09:53
Merwürdig, dass hier einzig der Redebeitrag einer Einzelperson verschwiegen wird, welche den Kritik-Begriff vieler Linker als auch der Organisator_innen der Kampagne problematisierte und auf die Unabdingbarkeit von Rücksichtslosigkeit der Kritik gegen jegliche Befindlichkeiten beharrte: Begriff und Sache der Kritik gehen im Kommunismus auf, den der Referent als radikale und einzig vernünftige Position gegen Herrschaft und ihre Strukturen bestimmte.

Die Moderation sah es als notwendig an, sich direkt von dem Gesagten zu distanzieren und sich damit gleichzeitig zu diskreditieren. Kurzzeitig musste sogar befürchtet werden, dass ein wütender Mob von "Antikapitalisten" den Referenten vom Mikro drängt und vernünftige Inhalte durch Parolen ersetzt.

Dieser Redebeitrag sollte umgehend auf der Kampagnenseite dokumentiert werden!

Vielen Dank für diesen Redebeitrag, der die Fadheit der Demo in Vergessenheit geraten ließ!

Redebeitrag von Einzelperson

mayday2011 02.05.2011 - 10:29
Dieser Beitrag wird nicht verschwiegen. In diesem Artikel fanden nicht alle Redebeiträge Erwähnung, weil es ein erster Bericht zu der Demonstration ist. Wie bereits im Artikel gesagt wird, findet eine ausführliche Dokumentation, auch des angesprochenen Redebeitrags in den nächsten Tagen statt. Alle Beiträge werden auf dem Blog veröffentlicht. Die Moderation der Demonstration machte nach dem Redebeitrag von Martin lediglich darauf aufmerksam, dass das Gesagte nicht in allen Details der Position des 1.Mai Bündnis entspricht. Dennoch wurde sich für den kritischen Beitrag gedankt und weiterhin gesagt, dass Kritik und Anmerkungen zur Debatte rund um den Aufruf mehr als erwünscht sind.

Redebeitrag Einzelperson

a 02.05.2011 - 11:19
Der Redebeitrag muss auch nicht erwähnt werden. Den Text online zu stellen, ohne den Kasper quatschen zu lassen, hätte auch mehr als gereicht. Der Junge sollte sich und seinen Text noch mal sortieren, bevor ihr ihn auf eure Seite stellt.
Ach was, am Ende bekommt ihr den Text sowieso nicht, sondern werdet in irgendeinem Szenerandblättchen beleidigt und beschimpft. Nehmts locker.

Zum Redebeitrag

PZC 02.05.2011 - 14:18
Zur Aufklärung dieser Insider-Diskussion: Der angesprochene "Redebeitrag einer Einzelperson" (= Martin Dornis) stieß beim Verlesen auf Kritik einiger DemoteilnehmerInnen, die das mit vereinzelten Zwischenrufen zu Gehör brachten. Mehr ist nicht passiert. Von einem "wütenden Mob" war nichts zu sehen, wie überhaupt die Stimmung bei der Demo (zu) gelassen war. Niemand hat den Referenten "gedrängt", was im noch immer "blau-weißen" Leipzig auch nie zu befürchten stand.

Diskutabel ist, inwiefern der Beitrag antikommunistisch war, und auf der Hand liegt, dass er zumindest eine distinktive Funktion hatte. Was anderes als Selbstdarstellerei ist es jedenfalls nicht, wenn der Vortragende und seine Halleschen Fanboys den Redebeitrag als "einzig vernünftige Position" verstanden wissen wollen.

Man erinnere sich: Dieselbe Person hielt bereits ein inhaltlich weitgehend identisches Referat bei einer "Bahamas"-Veranstaltung vor einigen Wochen in Leipzig; weggelassen hat er diesmal allerdings die Bezeichnung des Queer-Feminismus als "nationalsozialistisch". Abgesehen davon kann man nicht erst erklären, die Linke zu hassen, und dann erwarten, dass bei einer linken Demo alle begeistert dazu klatschen. Da ist der Junge mit drei, vier Zwischenrufen und einer rein formalen Distanzierung der Moderation doch ganz gut weggekommen.

Lohnarbeit

Rosa Luxembourgeois 02.05.2011 - 16:55
Was von den ehrenwerten Verfasser_Innen geflissentlich vergessen wurde, waren Sprechchöre wie "Anticapitalista". Klar: Weil diese vernünftige und "extrem wichtige" Solidarität unter den Demonstrierenden und einen inhaltlichen Standpunkt gegen den gegenwärtigen Zustand -grade über Leipziger Verhältnisse hinaus- vermitteln könnten. >Mord und Totschlag< heißt nämlich genau der Zustand den Dornis mit Kommunismus verwechselt hat.

Sprüche wie "30 Semester Minimum, für Deutschland keine Finger krumm" aber weisen genau drauf hin, was bei einer solchen Demo gegen "Arbeit" wirklich rumkommt: ihr wollt für immer an der Uni studieren und habt einfach kein Bock auf eine Auseinandersetzung mit der Realität.
Das würde nämlich heißen zu diskutieren, sich ernstzunehmen und zu fragen, wie junge, alte, kranke und gesunde Menschen gegen Sexismus, Rassismus sowie Antisemitismus und Geldlosigkeit im globalen Süden inhaltlich und praktisch intervenieren können. WAS mensch WIE, im diskursiven linken Sinn gegen all die anderen Folgen der privatwirtschaftlichen Vergesellschaftung tun kann!
Stattdessen wird jeder x-beliebige Selbstdarsteller, der sich der totalen KRITIK verschrieben hat, hofiert, NUR weil er "Kritik" betreiben würde... Die aber letztlich nicht mehr ist, als intellektuelle Apologetik fürs Kapital, den Staat und dessen Exekutive und schließlich ärmste Rechtfertigung eines Neoliberalismus á la Samuel Huntington. (Back to Marx: das Sein bestimmt das Bewusstsein.)

Vom Leipziger hohen Ross der Studentenleute ist es klar, dass die größte Gefahr der heutigen Gesellschaft im "Umschlag in die Barbarei" gesehen wird. "Islamismus" ist es nicht, der in Leipzig seit Jahren zu Morden an Obdachlosen, Odermannstraßen und 1-Euro-Jobs wie bei den "Blauen Engeln" führt.


Stattdessen könnten die Leute sich endlich mal gegen HartzIV, Asylbewerberleistungsgesetz auf die Beine machen, um die Gewalt des Staates und des Kapitals anzugreifen und sich gegen Lohnarbeit organisieren. Das Mindeste müsste dann aber sein, Bonjour Tristesse und Ceeh Ieh endlich zur Seite zu legen und linke Zusammenhänge wieder fruchtbar zu reorganisieren...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 7 Kommentare an

??? — XXX

xantifax — aaaaantifa

Beitrag online — Dein Name

@ich — er

@er — ich