Mengelkoch, xenophober Migrationsbeauftragter

aka berlin 31.03.2011 12:53 Themen: Antifa Antirassismus Repression Soziale Kämpfe
Arnold Mengelkoch ist seit vier Jahren Migrationsbeauftragter in Neukölln. Vorher war er Sozialarbeiter. Seine Karriere im Bezirksamt verdankt er offenbar seiner guten Beziehung zur Jugendrichterin Kirsten Heisig, bekannt geworden durch ihr umstrittenes „Berliner Modell“ bei der Verfolgung straffällig gewordener Jugendlicher, und seiner ideologischen sowie politischen Kompatibilität mit Heinz Buschkowsky. Ihnen allen ist gemeinsam, daß sie felsenfest davon überzeugt sind „Multikulti“ sei gescheitert. Bei Mengelkoch wird diese Ablehnung einer multikulturellen Gesellschaft allerdings mit einem Schuß nationalistischer Überhöhung und Xenophobie garniert.
Seine Ausführungen über vermeintlich „ungelernte“ Migrant_innen in der (Hoch-) Industriestadt Berlin – das ich nicht lache - sowie vermeintlich bildungsfeindliche Neuberliner_innen, die kein Interesse an Schule, Lehre und Ausbildung haben sollen, reproduzieren hierbei konsequent nationalistischen Populismus und NPD-Positionen. Statt, wie er über sich selbst schreibt (siehe  http://www.berlin.de/ba-neukoelln/migrationsbeauftragten), „Verständnis füreinander zu wecken und zu fördern und Fremdenfeindlichkeit entgegenzuwirken“ sowie „ein friedliches und möglichst spannungsfreies Zusammenleben der unterschiedlichen kulturellen und ethnischen Gruppen in Neukölln“ zu fördern, vertreibt er Osteuropäer_innen und Rroma aus den Häusern mit einer vernetzten „Task Force“ (gemeint ist die Arbeitsgruppe „Task Force Okerstraße“), problematisiert ihre Anwesenheit in Berlin als unerwünschte Menschen und stigmatisiert sie mit uralten fremdenfeindlichen sowie antiziganistischen Vorurteilen. Wessen Geistes Kind Mengelkoch ist, hat er in einem Interview mit dem englischsprachigen Sender Russia Today (Moskau) am 5. Februar diesen Jahres bewiesen. Das Video ist hier zu finden  http://www.youtube.com/watch?v=EwD7NvsBfoA.

Zunächst geht er auf das Ende des „Multikulturalismus“ in Deutschland ein und bezieht sich explizit auf die gern von der NPD und anderen Nazi-Parteien genutzten Mär' von den bösen „Fremden“ ein, die den „Deutschen“ die Arbeitsplätze wegnehmen sollen. Er faselt von der "Zuwanderung Ungebildeter in die Sozialsysteme", mangelnde Arbeitsmöglichkeiten und Verantwortungslosigkeit der Migrant_innen.

Die zweite Frage beschäftigt sich damit, wie Menschen integriert und Toleranz gefördert werden kann. Auch hier wiederholt Mengelkoch die Buschkowsky-Doktrin nach (Zwangs-) Bildung. Verknüpft wird dieser Imperativ zur Bildung mit sozialchauvinistischen Argumenten, daß die als sogenannte „bildungsferne Schichten“ verunglimpften Menschen ohne Schule lediglich den ganzen Tag „Fernseh kucken“ würden oder erst gar nicht an Bildung interessiert wären. Merkwürdig ist aber auch, daß die Ideologie von den Bildungschancen, die durchaus emanzipatorisch gemeint sein kann, in Neukölln keineswegs umgesetzt wird. Vielmehr wird der Diskurs Bildung mit Zwang (wie Hartz-IV-, Fahrerlaubnis- und Transferleistungsentzug) verknüpft. Statt sozial zu agieren wird Druck ausgeübt und die vermeintlich Bildungsunwilligen denunziert.

Die dritte Frage beschäftigt sich mit der (Nazi-) Forderung nach Ausweisung von vermeintlich „fremden“ Menschen. Mengelkoch nimmt hierbei positiv auf die türkische Community Bezug, grenzt aber Menschen aus Rumänien und Bulgarien explizit von den „vorbildlichen“ Türk_innen ab. Er behauptet, daß sie als Toruist_innen kämen und dann nach drei Monaten wieder gehen müßten. Er nennt diese Menschen „Problem“.

Mengelkoch verdrängt hierbei offensichtlich ein wichtiges Detail. Rumänien und Bulgarien sind seit 2007 Mitglied der Europäischen Union und gehören damit zum sogenannten Schengengebiet. Bürger_innen dürfen sich darin frei bewegen und niederlassen. Arbeitsbeschränkungen existieren für einige Länder, werden aber demnächst fallen. Das Mengelkoch ausgerechnet Osteuropäer_innen gegen Türk_innen sowie „türkische Deutsche“ ausspielt, beweist, daß er sogenannten „rechtspopulistische“ Diskurse nicht nur bedient, sondern sie offen aggressiv und in seiner Verwaltung vernetzt umsetzt. Das Projekt TFO zur Überwachung und Vertreibung von marginalisierten Gruppen aus dem Schillerkiez ist hierbei nur ein widerwärtiges Beispiel.

Mengelkoch ist allerdings nur ein Beispiel, wie das Bezirksamt in Neukölln tickt. Hinter diesen Äußerungen und der xenophoben Ideologie steht immer noch Heinz Buschkowsky, der immer wieder mal durch pointierte Fremdenfeindlichkeit sowie einen Sicherheits- und Kontrollfetisch auffällt. In diesem Umfeld werden soziale Fragen konsequent als Sicherheitsdiskurse geführt und mit Überwachungs-, Kontroll- und Repressionsmaßnahmen umgesetzt. Zum kotzen!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Falsche Wahrnehmung

X-berger 31.03.2011 - 13:53
Ich stimme dem Artikel überhaupt nicht zu. Mengelkoch zählt als ehemaliger Sozialarbeiter zu den Praktikern in der Debatte. Ich habe ihn vor Jahren als Bezirksamtmitarbeiter kennengelernt, der sich sehr gewissenhaft um die ihm anvertraute Klientel gekümmert hat. Der kannte die Sorgen und Nöte der migrantischen Familien sehr genau. Wo du den Rassismusvorwurf herzauberst ist mir völlig schleierhaft. Auch daß er im Interview Multikulturalismus als gescheitert bezeichnet, solange die hierher ziehenden Menschen nicht mit Jobs und Bildung versorgt werden hat mit Rassismus überhaupt nichts zu tun. Ich weiß nicht aus welcher Ecke du kommst, das ist jetzt der zweite sehr einseitige Artikel zum Thema. Ich selbst arbeite als Sozialarbeiter und Lehrer seit über 10 Jahren mit vorwiegend migrantischen Jugendlichen und kann die Thesen von Mengelkoch im großen und ganzen bestätigen.

Wer wem wie was zsuchreibt

copy & paste 31.03.2011 - 15:06
Marginalisierte und bei Mengelkoch "ungebildete" Menschen sind offensichtlich ein Problem. Offenbar wird jede_r erst schützendwert, wenn sie_er einen Job hat. Die Gleichung Jobs = Integration = Verantwortung führt allerdings nicht zur sozialen Teilhabe.

Das Bildung einer der wichtigsten Faktoren für Teilhabe ist, wird immer wieder in Studien bestätigt. Nur was tut denn der Bezirk Neukölln zur Verbesserung der Situation der Schulen im Bezirk? Nicht viel. Kiez-Streifen (aus 1-Euro-Jobber_innen) werden lieber dafür bezahlt "Schulschwänzer_innen" zu nerven. Das ändert allerdings wenig an der Ausstattung der Schulen... Also reines Gefasel ohne praktische Umsetzung.

Die Praxis und die Sprache von Mengelkoch ist das Problem. Es redet ein Verwaltungsbeamter über bestimmte Menschen. Er weist Migrant_innen pauschal bestimmte Charaktermerkmale und ein bestimmtes Verhalten zu. Schwarzarbeit ist eines. Desinteresse an Bildung und zu hoher Fernsehkonsum ist eine weitere Zuschreibung.

Mengelkoch, das Neuköllner Bezirksamt und das Vorortbüro der Sanierungsfirma BSG, welches das QM Schillerkiez betreibt, ignorieren konsequent soziale Fragen und ethnisieren sie. Dabei kategorisiert Mengelkoch und seine Gang bestimmte Ethnien nach ihrem Nützlichkeits- und Integrationsgrad. Türk_innen sind gut, Rumän_innen und Bulgar_innen sind schlecht.

Es geht hier nicht um die Sozialen Fragen im Kiez, sondern darum, wer (ein Staatsbürokrat) über wen (marginalsierte Migrant_innen) wie (diffarmierend, klischeebesetzt und denunzierend) spricht. Diese Sprache hat Auswirkungen. Sie zeigt nämlich, daß statt Sozialarbeit und "Hilfe" vielmehr Kontrolle, Überwachung und Vertreibung das Interesse ist. Pointierter gesprochen, die Migrant_innen sollen gefälligst klug und intelleigent sein, wenn sie nach Neukölln kommen - dann sind sie erwünscht. Aber die "unskilled people" aus Rumänien und Bulgarien sollen, wie Mengelkoch wohl meint, wegbleiben oder nur als Tourist_innen kommen!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an

Es kann nicht sein was nicht sein darf! — Antidogmatische Linke