Demo gegen die NATO in München

Marius Weizenberger (RIO) 09.02.2011 00:45 Themen: Militarismus SiKo München Weltweit
In der fast zehnjährigen Geschichte des Afghanistankrieges gab es im letzten Jahr die meisten Toten. Auch in Pakistan wurden, durch Drohnenangriffe der US-Armee, zahllose Menschen, davon ein großer Teil ZivilistInnen, umgebracht. Dadurch beginnen mehr Menschen, das hiesige System zu hinterfragen und an der durch bürgerliche Medien propagierten Bedeutung der NATO zu zweifeln. Aus diesem Grund versammelten sich am 5. Februar 2011 wieder tausende von Menschen am Münchner Marienplatz, um gegen den Imperialismus, der durch die Staaten des Nordatlantikpakts verkörpert wird, zu protestieren.
Auf der sog. “Sicherheitskonferenz” beraten führende Kriegs- und AußenpolitikerInnen, MilitärstrategInnen, und RüstungsunternehmerInnen, darunter der Vorsitzende der NATO Anders Fogh Rasmussen und der deutsche Kriegsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, über die weiteren zu führenden Kriege. Eingeleitet wurde das Protestwochenende, am 4. Februar mit einer Infokundgebung am Marienplatz: dazu gehörte das von der SDAJ veranstalteten Rollenspiel „Monopoly – Würfeln um die Welt“, ein Kabarettprogramm von Ecco Meineke sowie eine musikalische Darbietung der Rockband „Ruam“ und der beiden Rappern Lea-Won und Crument.

Die Demonstration am Samstag, mit über 5.000 TeilnehmerInnen, begann pünktlich um 13 Uhr, ebenfalls am Marienplatz. Schon weit im Voraus wurde die “Sicherheitskonferenz” im bayerischen Hof von einem Großaufgebot der Polizei (und auch der Bundeswehr) geschützt, welche auch auf der Demonstration deeskalierend fungieren sollte. Tatsächlich erlebten die DemonstrantInnen und v.a. der antikapitalistische Block mit über 1.000 TeilnehmerInnen etwas weniger Schikane als in früheren Jahren (bzw. als in Bayern üblich). Sonniges Wetter, 15 Grad und mindestens drei Lautsprecherwagen mit einheizender Musik begleiteten die Protestierenden.

Auch die sogenannten “Antideutschen” zeigten sich mit einer Israelflagge und Parolen wie „Nieder mit dem Antisemitismus“, um ihre Unterstützung für den Staat Israel (und wohl auch für die NATO, den Bundeswehreinsatz in Afghanistan usw. usf.) zu zeigen. Später provozierten sie auch eine kleine Rangelei am Rande, aber aufgrund ihrer geringen Zahl hatte ihre Provokationen nur kaum Wirkung. Die Demoroute führte über die Fraunhoferstraße und den Viktualienmarkt, mit haufenweise Gaffern, und schließlich gegen 15:15 Uhr wieder zurück zum Marienplatz. Dort fand die Abschlusskundgebung mit Reden der außenpolitischen Sprecherin der Partei DIE LINKE, Sevim Dagdelen, dem Theologen und Schriftsteller Dr. Eugen Drewermann, Tobias Pflüger von der Informationsstelle Militarisierung und dem Musikanten Sepp Raith statt.

Die Demonstration hatte eine starke internationalistische Komponente: viele Reden und Schilder bezogen sich auf die aktuellen Proteste in der arabischen Welt gegen diktatorische Regime, die von den imperialistischen Mächten unterstützt werden. Dazu gab es einen großen Block von Angehörigen der Oromo-Volksgruppe aus Äthiopien, die gegen die diskriminierende Politik der dortigen Regierung protestieren. Wir von der Revolutionären Internationalistischen Organisation (RIO) liefen mit der Gruppe “Internationale Solidarität” aus Nordzypern, die Flugblätter gegen die Besatzung der Insel durch eine Reihe von NATO-Armeen protestierten.

Während sich die meisten RednerInnen lediglich gegen “Kriegspolitik” aussprachen, richten wir uns gegen die Ursache dieser Politik, die imperialistische Weltordnung. Mit einem Transparent – “Für Klassenkampf gegen Imperialismus! Streiken gegen Krieg und Krise!” – und einer besonderen Flugschrift ( http://www.revolution.de.com/zeitung/zeitung41/index.html) versuchten wir auch zu erklären, wie diese Ordnung zu Fall gebracht werden könnte. Die HaferarbeiterInnen an der Westküste der USA, die am 1. Mai 2008 gegen die Kriege in Irak und Afghanistan in den Streik traten ( http://www.revolution.de.com/revolution/0807/ilwu/index.html) geben ein klares Beispiel dafür, dass nicht in erster Linie kleine Sabotageaktionen oder Demonstrationen, sondern die ArbeiterInnenbewegung mit ihren eigenen Methoden in der Lage ist, die Kriegsmaschinerie zum Stillstand zu bringen.

von Marius Weizenberger, Revolutionäre Internationalistische Organisation (RIO), München


+++++ Diskussionsveranstaltungen: Imperialismus bekämpfen! +++++

Was ist Imperialismus?
Wie sieht der deutsche Imperialismus heute aus?
Wie können wir dagegen kämpfen?


+++++ Berlin: Mi 9. Februar +++++
18 Uhr im Versammlungsraum im Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, U-Bhf Mehringdamm – gemeinsam mit der Sozialistischen Arbeiterstimme (SAS) – Teil der Marxopedia-Reihe


+++++ München: Mi 9. Februar +++++
19 Uhr im Eine-Welt-Haus, Schwanthalerstraße 80, U-Bhf Theresienwiese

 http://www.revolution.de.com/revolution/1102/imperialismus/index.html
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mantimagnus 09.02.2011 - 11:32
Haupsache es passt in dein Antiimp-Weltbild - oder wie?

Nur mal 2 Richtigstellungen:

1) Der Krieg in Afghanistan dauert nicht erst 10 Jahre wie ihr schreibt - sondern 30 Jahre. Die Geschichte der Kriege und imperialen Einmischungen ist jedoch noch länger. Aber ohne Zweigel war der Einmarsch der Roten Armee 1979 nach Afghanistan eines der größten Desaster welches dieses Land erfahren hat. Und nur zur Erinnerung: Die Rote Armee war bei weitem brutaler als es die NATO/ISAF Kräfte heute sind. Das soll hier nichts schönreden, nur etwas eure Erinnerung auffrischen.

2) Die Angriffe auf Pakistan sind problematisch. Aber sind sind auch logisch. Pakistan spielt seit Jahrzehnten ein doppeltes Spiel: Pakistan ist Teil der Antiterrorkoalition - und gleichzeitig ist der ISI und die pakistanische Regierung einer der Hauptförderer des Terrors der Taliban. Ohne die Unterstützung Pakistans wären die Taliban schon längst am Ende ihrer Möglichkeiten. In Afghanistan und Pakistan. Wer also gegen Krieg in Afghanistan auf die Stasse geht, sollte auch gegen Pakistan und den ISI demonstrieren.

Euch geht es nicht um Afghanistan - euch geht es um euer Antiimp-Weltbild, welches ihr auf Kosten dieses Konfliktes zu bestätigen sucht. Da seid ihr kein deut besser als die Regierungen im Westen.

@mantimagnus

mein Name 09.02.2011 - 12:55
Hauptsache, es passt in Dein Anti-Antiimp-Weltbild, oder wie?

1) Dass mit der Bezeichnung "Afghanistankrieg" der bewaffnete Kampf unter US-Führung seit 2001 gemeint ist, sollte klar sein. Du sagst zwar, Du wollest nichts schönreden, tust aber genau das, wenn Du das heutige Bombarieren und Töten von Menschen als weniger brutal bezeichnest als das vor 30 Jahren. Und diese Info ist ja nichts Neues. Die Frage ist: Welcher Schluss soll daraus gezogen werden? Was willst Du damit erreichen? Mit Sicherheit war der Einmarsch der Sowjetunion keine tolle Sache, aber inwiefern soll diese "Erinnerung" dabei helfen, den jetzigen Krieg zu rechtfertigen? Ich verstehe Deinen Ansatz nicht. Wenn Du den anderen Menschen in Deiner Umgebung, Deinen Leserinnen und Lesern helfen möchtest, indem Du ihnen weiterführende Informationen zur Verfügung stellst, dann solltest Du nicht von "Richtigstellungen" sondern von "Ergänzungen" sprechen. Du greifst aber an, was den Schluss nahe legt, dass eben Du ein Weltbild zu bestätigen suchst.

2) Pakistan ist ein Staat, der sich mal so, mal so seine Freunde und Freundinnen sucht. Oh, hier ist Weisheit! Da ist er ja sicher der Einzige und Du hast uns allen damit endlich die Augen geöffnet! Und wieder die Frage: Was soll das bedeuten? Weil Pakistan sich opportunistisch dem Westen gegenüber verhält, sollen High-Tech-Waffen den Pakistanis den Garaus machen? Klar. Denn dann wären die Taliban schon längst am Boden, wie Du aus Deinen zuverlässigen Insiderquellen erfahren hast. Und wer sind die Leidtragenden? Die armen USA, die Garanten der zivilisierten Welt, die das Licht der Freiheit in jeden Winkel der Erde tragen wollen. Oder worauf willst Du hinaus? Das meine ich ernst: Wohin soll das führen? Ich kann die Schlussfolgerung nicht erkennen.

Ob Herr Weizenberger von der Revolutionären Internationalistischen Organisation ein Weltbild bestätigen will oder nicht, weiss ich nicht. Aber er hat einen Artikel geschrieben, der sicher kritisch zu betrachten ist, aber eben einen Eindruck von den Ereignissen rund um die Sicherheitskonferenz beschreibt. Deine Art der Kritik ist unangebracht und sie lässt nicht erkennen, auf welches Ziel Du hinaus willst. Du unterstellst pauschal, dass die Leute, weil sie gegen den Krieg in Afghanistan (entschuldige, das westliche militärsiche Eingreifen dort) demonstrieren, sie sich solidarisch mit dem pakistanischen Geheimdienst erklären. Statt Deine Absicht plausibel darzustellen, tust Du eben genau das, was Du ihnen vorwirfst: Du willst Dein Weltbild bestätigen. Das finde ich scheiße.

Ich sage: Ein Staat, egal welcher, ist gemacht um zu unterdrücken (gewollt oder ungewollt). Deshalb sollte man sich davon fernhalten und ihn, wenn irgend möglich, bekämpfen (auf welche Weise auch immer). Pakistan verhält sich genauso opportunistisch wie die USA (siehe Ägypten) und alle anderen. "Internationalistisch" klingt wie "nationalistisch" nur mit "inter" davor, das finde ich sehr befremdlich. Für einen Staat Partei zu ergreifen (auch indem sein Krieg verteidigt wird), bedeutet, sich auf eine Seite im ewigen permanenten Krieg der Staaten und Nationen zu schlagen und diesen weiter zu fördern.

@ mein Name:

mantimagnus 09.02.2011 - 14:17
@ mein Name:

Ach wie schön das es noch klare Weltbilder gibt.
Nun gut - nennen wie dieses hier nicht "Richtigstellung" sondern Kritik.

Zu deinen Punkten:

zu 1) - Nein, was mit "Afghanistankrieg" gemeint ist, ist nicht klar. Klar ist das viele der Linken hierzulande nur die Geschichte seit 911 vor Augen haben. Wer aber den Krieg in Afghansitan heute verstehen und kritisieren will muss sich die Mühe machen die Geschichte der Region zu verstehen. Die Geschichte alleine schon in solch einer ungenauen Wortwahl abzukappen ist leider typisch für Leute wie dich, denen es, so meine Unterstellung, in erster Linie um sog. Antiimp-Politik auf Kosten einer genaueren Analyse geht.

Es geht nicht darum das eine gegen das andere zu relativieren. Es geht darum zu verstehen warum der aktuelle Krieg so erfolglos ist. Natürlich kann man sich immer hinstellen und rufen "Gegen Krieg!". Mit so einer Position hast du immer Recht. Wenn man aber fragt woran es liegt das bisher kein Frieden für Afhanistan gekommen ist, dann wird man feststellen das es in erster Linie an Pakistan und seinem Geheimdienst ISI gelegen hat. Daraus ergibt sich das man wenn man schon die Klappe so weit aufreisst, man sich auch gegen den ISI äussern sollte. Und dieses passiert eben nicht auf deiner Seite. Wie gesagt, wenn man "gegen Krieg im allgemeinen" ist, dann kommt man mit solch Plattitüden wie "NATO raus!" durch. Dann muss man sich auch keine Gedanken machen was danach passiert. Anscheinend ist man geritten von einer Vorstellung ala "schlimmer kann es ja nicht werden". Das ist falsch. Die leidvolle Geschichte Afghanistans beweisst dieses leider nur zu gut.

zu 2) Die schreibst und fragst: "Weil Pakistan sich opportunistisch dem Westen gegenüber verhält, sollen High-Tech-Waffen den Pakistanis den Garaus machen? Klar. Denn dann wären die Taliban schon längst am Boden, wie Du aus Deinen zuverlässigen Insiderquellen erfahren hast."
Anscheinend haben ich mehr "Insiderquellen" als du. Das der Kreig gegen die Taliban (Afpak-talibs - also beide) in den Jahren 2003/2004 hätte entschieden werden können - und zusätzlich Alqaida bezwungen hätte worden können ist eigentlich bekannt. Das Spiel Pakistans einfach mit "opportunistisch" abzutun spricht fuer dein Unwissen und deine Arroganz. Das der Krieg in Afghanistan so lange anhält hat in erster Linie mit mit Pakistan zu tun.

Du sagt weitergehend: "Ich sage: Ein Staat, egal welcher, ist gemacht um zu unterdrücken (gewollt oder ungewollt). Deshalb sollte man sich davon fernhalten und ihn, wenn irgend möglich, bekämpfen (auf welche Weise auch immer). Pakistan verhält sich genauso opportunistisch wie die USA..."

Ach so. Jetzt verstehe ich das. Die afghanische Bevölkerung soll nach 30 jahren Krieg lieber Weltrevolution machen - jeden Staat bekämpfen, anstatt auf ein "Nationbuilding" oder "nationale Einheit" zu hoffen. Das du schreibst das sich Pakistan genau so opportunistisch wie zb die USA auch, lese ich als einen weiteren Hinweis das eben nicht an einer genaueren Analyse interessiert bist, sondern dein einfaches Weltbild bestätigt haben möchtest. Der Hauptfeind bleibt schön mal die USA.

Desweiteren halte ich Leute die keine Perspektive für einen Abzug und Aufbau formulieren zu suchen für unglaubwürdig. Die Afghanen werden es schon richten, so wie zb nach dem Abzug der Russen und dem Rückzug der USA anfang der 90iger Jahre. Gute Nacht du Pfeiffe!

Falls du es nicht gemerkt hast: Ich stelle mich mich hier auf keine Seite. Ich kritisiere hier nur die gefährlichen Plattheiten. Den meisten Kriegsgegnern hierzulande geht es nicht um Frieden für Afghanistan. Es geht in erster Linie um das eigene Weltbild. Das euer Weltbild bei Afghanistan an seine Grenzen stösst habt ihr leider noch nicht bemerkt. Aber keine Angst - es kommt sicher ein nächster internationaler Konflikt auf den ihr eure Antiimpplattitüden projizieren könnt. Dann wird Afghanistan bei euch schon wieder vergessen sein. Das kennen wir.

@mantimagnus

mein Name 09.02.2011 - 15:20
Das war ja schon etwas besser, etwas detaillierter. Leider hast Du überlesen, dass ich nicht die Position der RIO einnehme oder sonsteine, die Du als "Antiimp" bezeichnest, was auch immer das sein soll.

Schade, dass Du Dich in Beleidigungen ergehst, statt sachlich Deine Ansicht darzustellen. Dein Verhalten ist das Problem, nicht unbedingt der Inhalt. Wieso gibst Du nicht einfach Deine, eine andere, aber vielleicht ja auch nicht DIE EINE Sichtweise zu bedenken, anstatt mit der Keule des "Ach, Ihr dummen Antiimps, habt Ihr es denn immer noch nicht gelernt?" zu kommen. Du bist einfach eine unhöfliche Person und machst das Einnehmen Deiner Perspektive durch Dein Verhalten fast unmöglich.

Ich fühle mich missverstanden. "Du", "Euer"... woher nimmst Du diese Informationen? Auch hast Du immer noch nicht eingesehen, dass Du Dein eigenes Weltbild ebenso verteidigst, wie andere das ihre. Am seltsamsten mutet mir der Satz "jeden Staat bekämpfen, anstatt auf ein "Nationbuilding" oder "nationale Einheit" zu hoffen" an. Was genau ist "nationale Einheit"? Was ist "Nation"? Seit wann ist das Etablieren von Nationen eine erstrebenswerte Sache? Wie kommst Du darauf, dass das etwas wäre, auf das es sich zu hoffen lohnt?

Du stellst Dich sehr wohl auf eine Seite, nämlich die derer, die behaupten, der Einmarsch in Afghanistan sei eine historische Notwendigkeit, um die Zivilisation, die Aufklärung, den Westen in Afghanistan ankommen zu lassen (dahin führt Deine Argumentation nämlich m.E.). Es gab schon viele Kriege, die so begründet wurden. Keiner war gerecht, keiner hat am grundlegenden Problem etwas geändert. Und immer war die Begründung dazu da, die wahren Gründe zu verschleiern: eigennützige Machtinteressen der verschiedenen Staaten.

Wenn es im Interesse des (gesamten) Westens wäre, dass es den afghanischen Menschen gut geht, dann wäre das problemlos möglich, ohne Krieg, sondern durch wirtschaftlichen und humanitären Druck. Es ist aber nicht in seinem Interesse, sondern es verhält wie eh und je: die einzelnen Staaten des Westen streben nach Weltmacht, ganz automatisch durch die Konkurrenz der nationalen Volkswirtschaften. Solange das so ist, wird das ewige Gezanke der Staaten weitergehen. Wenn Afghanistan erstmal eine etablierte Nation ist, wird auch sie langfristig nach der Weltmacht streben.

Wieso sollte Afghanistan vergessen werden? Es ist Teil einer langen Reihe, nicht von internationalen Konflikten, sondern von Jahrhunderte alten Machtspielchen. Und jeder Krieg mehr ist einer zuviel. Dass es neue internationale Konflikte geben wird, ist dann doch wohl eher Dir und deinesgleichen zu verdanken, die militärisch durchgesetztes "nation building" unterstützen.

@ mein Name

mantimagnus 09.02.2011 - 16:37
@ mein Name

hallo. Ich werde es versuchen mal kurz zu halten:

0) Stimmt, ich habe dich in einen Topf mit RIO, zumindest tendenziell geworfen.
Es tut mir leid wenn somit meine Punkte nicht rüberkommen. Aber klar wollte ich beleidigen. Ganz einfach weil ich viele Positionen für sehr beleidigend gegenüber der Situation in Afhanistan und Pakistan halte. Es ging mir in erster Linien darum soetwas nicht einfach stehen zu lassen.

1) Ich schreibe nicht, wie du behauptest, das der NATO Krieg historisch notwendig war und ist. Es hätte nach 911 Alternativen gegeben. Ob diese ausgereicht hätten die Taliban von der Macht zu verdrängen und Alqaida zu zerschlagen ist wiederum eine andere Sache.
Ich sage in erster Linie nur das wenn man einen Krieg kritisiert - dann bitte mit etwas mehr Wissen und genauer anstatt pauschale Parolen die billig zu haben sind in die Welt setzen. Dazu gehört aus meiner Sicht (wie schon 3x gesagt) heute mindestens Pakistan und den ISI genau so hefig zu kritisieren als die NATO und ISAF Staaten!!
Desweiteren belibt eine solche Antikriegspolitik platt und unverantwortlich wenn man sich nicht über die Konsequenzen eines Abzuges im klaren ist, geschweige denn überhaupt einen Aufbauplan zu skizzieren. Eine Position wie "die werdens schon richten wenn der Westen weg ist" ist vor dem Hintergrund der Afghanischen Geschichte absolut Verantwortungslos!!
Ich stimme die zu das es nicht das primäre Interesse des Westens ist den Afghanen im allgemeinen zu helfen. Dieses ist - wie du ja such schreibst eine Binsenweisheit. (Aber ein wenig mit dem Krieg selbst sollte man sich schon befassen. Also zb was hat ISAF gemacht, was hat OEF gemacht und was die anderen NATO Länder in den letzten 10 Jahren - das ist bei weitem nicht alles das selbe gewesen..!)

2) Du schreibst: "Wenn Afghanistan erstmal eine etablierte Nation ist, wird auch sie langfristig nach der Weltmacht streben. "
Mein Lieber - dieses ist an Zynismus und Arroganz nicht zu übertreffen! Vielleicht hast du es noch nicht gemerkt: Es herrscht Krieg in Afghanistan! Seit 30 Jahren! Ich glaube du weisst nicht was Krieg bedeutet. Ich glaube du hast nie einen Krieg erlebt. Tut mir leid das ich hier so "unhöflich bin". Aber bei soviel Quatsch bleibt mir echt die Spucke weg.
Ja - es geht um Frieden! Es geht darum einen funktionierenden Staat zu etablieren - um übehaupt die Grundlage zu setzen um über Projekte der Befreiung überhaupt nachdenken zu können. Davon ist Afghanistan nämlich sehr sehr weit entfernt heute. Afghanistan kann froh sein wenn es in den nächsten Jahren wenigstens ein kleiner kapitalistischer Staat an der langen Leine der USA/EU zu sein. Da magst du nur den Kopf schütteln und dagegen sein - aber dieses wäre schon ein riesen Erfolg im Vergleich zu dem was Heute der Stand der Dinge dort ist.

3) Du fragst: "Wieso sollte Afghanistan vergessen werden?" Ganz einfach: das lehrt die Geschichte. Oder wo warst du oder RIO oder andere deutsche Linke Anfang der 90iger Jahre in Sachen Afganistan? Wo war der Rest der Welt? Wo?

4) Ja - absolut: Ich bin für ein afghanisches Nationbuilding. Wie das aussehen kann, kann auch ich Heute nicht sagen. Das kann im Augenblick keiner. Was ich aber sagen kann, ist das es ohne externe Hilfe für Afghanistan nicht geht - und das es der deutschen Linken kaum um Afghanistan geht - aber vielmehr darum ihre Antikriegsweisheiten rauszuposaunen. So etwas ist billig zu haben und stimmt irgendwie immer: "Gegen Krieg! Gegen imperiale Interessen! Gegen Staat & Kapital!". Toll -wo kann ich unterschreiben? Bin auch dagegen.

ps. Sorry für die Polemik. Aber mit dieser Aussage von dir: "...Teil einer langen Reihe, nicht von internationalen Konflikten, sondern von Jahrhunderte alten Machtspielchen. Und jeder Krieg mehr ist einer zuviel." äusserst du genau das was ich kritisiere: Es geht euch nicht um Afghanistan. Afghanistan ist für euch ein "Teil einer langen Reihe...". So etwas halte ich für extremstens zynisch.




@mantimagnus

mein Name 09.02.2011 - 17:28
Ich verstehe Dich immer besser. Für bewusste Beleidigungen ist die Ergänzungsfunktion aber einfach nicht da, das muss Dir klar sein. Und mit jemandem, der beleidigen statt diskutieren möchte, will auch niemand sprechen. Da musst Du Dich leider ein wenig zusammenreißen.

Es geht Dir also um Afghanistan und um die Bevölkerung dort, die seit 30 Jahren dem Leid des Krieges ausgesetzt ist. Du hast Recht: Ich habe noch keinen Krieg erlebt. Aber ich kann mir trotzdem vorstellen, dass das scheiße ist. Deshalb will ich auch nicht, dass der Staat, dessen Untertan ich bin, Krieg führt. Schon gar nicht, wenn das nicht die Menschen hier und in Afghanistan entscheiden, sondern politische und wirtschaftliche Eliten, denen es eben nicht um Frieden geht, sondern um (die derzeit so vielzitierte) "Stabilität".

Aber wenn ich (angeblich) Afghanistan vergesse, dann vergisst Du Somalia, Honduras, Haiti, Oman, Kongo, Westsahara, Palästina, und viele, viele andere in 5000 Jahren der Vergangenheit und der Gegenwart. Sollen wir da auch "nation building" betreiben? Wo ist das Ende?

Ich bin nicht dafür, dass die Bundeswehr einfach abzieht. Ich bin auch nicht der Meinung, dass "die Afghanen" dann endlich im Paradies leben. Man hätte gar nicht erst nach Afghanistan gehen sollen. Die USA hätten nach den wahren Ursachen des Terrorismus fragen sollen und wieso sie das Ziel sind, statt mit dem Prügel zu kommen. Das können sie aber nicht, weil dann einsehen müssten, dass nicht ihr Freiheitsdrang, sondern ihr Supermachtsdrang sie zum Ziel macht.

Wie stellst Du Dir das in Zukunft vor? Hast Du Dir schon mal angesehen, was aus der Bundeswehr derzeit gemacht wird? Krieg soll bald Normalfall werden, normaler noch als jetzt. Und dann soll auch immer wieder die Begründung "Dann geht es denen immerhin besser als jetzt" herhalten? Wir werden nicht mehr daraus kommen. Das Töten wird nie ein Ende finden, es wird nur immer wieder verlagert und verlagert. Wie seit Jahrhunderten und Jahrtausenden schon.

Ich war übrigens 1990 nicht mal 10 Jahre alt. Entschuldige, dass ich mich da noch nicht zu der politischen Lage in Afghanistan äußern konnte.

@ mein Name

mantimagnus 09.02.2011 - 19:41
Das freut mich, das mein Standpunkt nun klarer geworden ist. Und ja - du verstehst mich richtig: es geht hier um Afghanistan. Nicht um "Somalia, Honduras, Haiti, Oman, Kongo, Westsahara, Palästina, und viele, viele anderen". Es geht um die Kritik an "platten billig zu haben Parolen", die an den Realitäten des Krieges in Afghanistan vorbeigehen. Es geht um eine Kritik an einer verantwortungslosen Politik.

Nun sind die NATO, der Westen dort und die Frage ist ob man sie zur Verantwortung bringen/ziehen kann, für das was sie dort in der Vergangenheit (Stichwort: kalter Krieg) und jetzt in der Gegenwart in und um Afghanistan treiben. Es kann nicht um einen bedingungslosen Abzug gehen. Es muss heute (auch bei den "Antikriegsaktivisten/innen") um die Frage gehen, wer in Afghanistan und Pakistan unterstützt werden soll und mit welchen Mitteln. Es geht ganz genau um die Frage der Bedingungen eines Abzuges.

Nochmal anders gesagt: Wer A ruft (Abzug der NATO) sollte auch B sagen (wie erreicht man einen nachhaltigen Frieden dort). Es sei denn man sagt klipp und klar das man hier nur eine rein auf Deutschland bezogene Antimilitaristische Politik macht. Dann sollte man aber auch in Bezug, auf was gut für Afghanistan ist, mal die Klappe halten. Denn ein einfacher Abzug des Westens bringt nicht mal eben den Frieden für dieses Land. Genauso wenig wie der Westen die Lösung alleine bringen kann. Doch sollte wer Milliarden in einen Krieg stecken kann auch dazu gezwungen werden können genau soviel in den Frieden zu stecken. Solche Forderungen häöre ich seitens der deutschen Linken eigentlich fast nie. Sich mit soetwas auseinanderzusetzen ist eben etwas komplexer und anstrengender als immer gewisse platte Parolen und dünne Analysen zum besten geben.

Was die Aussenpolitik der USA angeht da stimme ich dir zu: da gibt es sehr sehr viel zu kritisieren und auch zu bekämpfen. Das hat eine lange Geschichte wie wir wissen. Ich finde es aber etwas problematisch wenn du 911 in diesem Zusammenhang setzt. 911 ist durch nichts auf der Welt zu rechtfertigen. Niemals.

Die Frage hier ist nicht wie man sich "die Zukunft" vorstellt. Die Fragen sind: Wie kann eine Antikriegspolitik aussehen, die nicht Konflikte in anderen Ländern für die eigene Politik misbraucht und wie kann ein Frieden in Afghansitan erreicht werden?

sehr erfrischend!

emilio 09.02.2011 - 21:30
@ "mantimagnus" und "sein name":
sehr schöne diskussion die ihr führt.
wirklich angenehm zu verfolgen und beleuchtet jede menge standpunkte...wollt ich nur loswerden, kann aus zeitgründen grad leider nicht teilnehmen.

Bradley

classwar 14.02.2011 - 22:28
One brave guy needs help.