Auseinandersetzungen in Athen

07.12.2010 02:44 Themen: Repression Soziale Kämpfe Weltweit
In Griechenland kam es in mehreren Staedten zu Demonstrationen um an die Ermordung von Alexandros am 6.Dezember 2008 zu erinnern. In Athen gerieten DemonstrantInnen und Polizei aneinander. Bereits am Mittag hatte eine Demo von Studierenden die Staatsgewalt angrgriffen.
Zu der anschliessenden Grossdemonstration hatten linke Gruppen, kommunistische Parteien und Gewerkschaften sowie Alphakappa aufgerufen. Die Mobilisierung aus der anarchistischen Bewegung war verhalten, bis vor wenigen Tagen schien es nicht sicher ob ueberhaupt etwas stattfinden wird. Aus der Revolte von 2008 soll kein Ritual werden.
Gegen 16 Uhr hatten sich ca. 10.000 Menschen an der Metro Station Panepistimio versammelt. Dort befindet sich ein Unigelaende, das von der Polizei nicht betreten werden darf; so koennen sich die TeilnehmerInnen ungestoert sammeln was hier meistens laenger als eine Stunde dauert.
Jugendliche griffen jedoch recht schnell die umliegenden MAT Einheiten an und demolierten Banken. Daraus entwickelte sich eine Konfrontation mit Steinen und Molotovs, in deren Verlauf die Polizei den vorzeitigen Start der Demonstration durch massiven Gas Einsatz erzwang.
Als der Wanderkessel das Parlament passierte, fingen einige Beamte Feuer. Auf dem Rueckweg kam es dann zu einem heftigen Schlagabtausch mit den Riot Cops unter dem vor allem die friedlichen Bloecke zu leiden hatten.
Insgesamt war das Verhalten der Polizei eher deeskalierend, von der Provokation durch ihre Existenz abgesehen. Aber dort wo sie angegriffen wurden antwortete die MAT mit einem masslosen Einsatz von Chemikalien und Blendschock Granaten gegen meistens Unbeteiligte. Bei wahllosen Festnahmen wurde die Leute brutal zusammengeknueppelt.
Nach dem das Material verbraucht war, zogen viele DemonstrantInnen und Randalierer nach Exarchia. Zum Ort der Erschiessung von Alexandros hatten Initiativen aufgerufen, die dabei auch an andere Tote durch Staatsgewalt erinnern wollten, z.B. an Lambros aber auch an die vom kapitalistischen System ermordeten.
Die nachsetzende Polizei wurde staendig angegriffen, die Strassen von Exarchia waren trotz Feuer und Gas mit tausenden Menschen gefuellt. Einige zogen sich ins Polytechnio zurueck wo es zu neuen Konfrontationen kam, andere verteidigten das Viertel solange bis die Bullen durch einen massiven Einmarsch die Oberhand gewannen. Mindestens zwei Autos gingen in Flammen auf, die Stimmung der BewohnerInnen war absolut solidarisch mit den Militanten.
Die anarchistische Bewegung bewertet die Krawalle bislang positiv. Trotz der Repression der letzten Monate konnte die Stadt nicht befriedet werden, es wurde angegriffen statt die Fuesse still zu halten. Der Einsatz von Gewalt und besonders von Feuer ist umstritten seid den Toten in der Marfin Bank. Angewendet wurden diese Mittel heute wesentlich verantwortungsvoller als in der Vergangenheit und das auch von sehr jungen AktivistInnen.
Erfreulich auch das trotz der Verurteilung der beiden Moerder, der Fall fuer so viele Menschen nicht abgeschlossen ist.
Festgenommern wurden heute fast 100 Personen und viele verletzt, auch durch Steinwuerfe der Bullen.
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Ergänzungen

Festnahmen, Zusammenstösse, Aktionen auch

in anderen Städten 07.12.2010 - 14:51

Griechenland, Türkei einig Bullenstaat

Schwangere verliert Baby 07.12.2010 - 18:01

Weltweite Soliaktionen

kalauer 08.12.2010 - 14:22
Soliaktionen in Kambodscha, Italien, Bulgarien, Marokko, Argentinien, Mexiko, Frankreich, Neuseeland, USA, Zypern, England, Deutschland, Schweiz und all over Greece
Detailiert, bisher in Englisch, Spanisch und Griechisch:
 http://en.contrainfo.espiv.net/2010/12/07/struggle-for-freedom-against-the-state-of-terror-december-6th-2010/

@murray bookchin

katalipsias 08.12.2010 - 19:56
hier wird eben nur von den riots berichtet, was sonst noch passiert, davon hoerst du nix...

wer weiss hier schon, dass es in athen regelmaessig eine open assemblies anarchistischer koech_innen gibt? ueberhaupt hoert mensch hier sehr wenig ueber arbeitskaempfe dort, dabei wird staendig gestreikt, blockiert etc., die werden sofern sie von den arbeiter_innen selbst organisiert werden und nich von pame, gsee etc. auch durch die a/a bewegung unterstuetzt (siehe der arbeitskampf im restaurant banquet, laeuft immernoch). aber arbeitskaempfe gehoeren eben nich mehr so zum hauptbetaetigungsfeld der linksradikalen szene hier, vllt. hoert mensch deshalb kaum was davon... ansonsten engagiert sich die a/a bewegung sehr fuer die gefangenen (das funktioniert dort viel besser als hier), steht den immigrant_innen gegen faschos und bullen zur seite, besetzen haeuser (z.b. zaimi 11, das im mai brutal geraeumt wurde), diskutieren und planen auf unzaehligen open assemblies, veranstalten festivals oder planzen zusammen mit ihren nachbarn zitronenbaeumchen im selbstorganisierten park...

manchmal steht bei  http://contrainfo.espiv.net/ was darueber

hinzu kommt, dass die toten in der marfin bank im mai 2010 die a/a bewegung verunsichert und paralysiert haben und gleichzeitig die repression durch den staat stark zugenommen hat (die bulleneinheiten wurden seitdem kraeftig verstaerkt) und schliesslich gab und gibt es so viele verhaftungen, dass sehr viel energie zur gefangenunterstuetzung aufgewendet werden muss. gleichzeitig spitzen sich die wirtschaftlichen verhaeltnisse der menschen dort stetig zu, z.b. haben sich die lebensmittelpreise stark verteuert, in den staedten gibt es unzaehlige menschen, die betteln und die unzufriedenheit in der bevoelkerung waechst, laut leuten vor ort ist die stimmung gespannt und sie schaetzen es so ein, dass es nur eine frage der zeit ist, bis es dort knallt.

die ersten, die rabatz machen, sind die jugendlichen, weil die am aergsten betroffen sind von den ganzen verschlechterungen dort und sie wissen, dass sie weder etwas zu erwarten noch zu verlieren haben (o-ton vieler ist: "wir haben hier keine zukunft"). es gibt nicht wenige, die nihilistisch eingestellt sind (deshalb die schwarzen flaggen mit N drauf), es sind also nicht alles anarchist_innen auf den bildern und der grossteil der kids geht nicht auf die open assemblies der a/a bewegung. heute morgen z.b. haben schuelerinnen (wegen dem mord an alexandros) die hauptwache der MAT in kaisariani/athen mit steinen etc. angegriffen und das war schon 2008 so, daher auch das zitat: 'we are an image of the future...'

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murray

bookchin 07.12.2010 - 19:06
ich höre immer nur von 'anarchisten' welche krawalle machen. haben die auch politische perspektiven zu bieten oder nur randale?
klingt hier manchmal so