DB AG: "Letztes Angebot" an Deportierte

Autor_in 04.10.2010 15:04 Themen: Antifa
Nach Monatelangen Verhandlungen zwischen Vertreter_innen der Überlebenden der „Reichsbahn“- Deportationen und der DB AG als „Reichsbahn“ - Nachfolgerin legte die DB AG Ende September ein „letztes Angebot“ vor.
Der Betrag wurde gegenüber dem letzten Angebot um 5 Euro auf 25 Euro pro Person erhöht.
Die rund 200 000 Überlebenden der Massendeportationen in die deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager sollen diesen Betrag über mehrere Jahre verteilt erhalten, pro Jahr sollen fünf Euro zur Auszahlung kommen.
Die Überlebenden, die alle in hohem Alter sind und zum Großteil unter sozial schwierigen Verhältnissen leben,
haben sich diesem „letzten Angebot“ nun gebeugt, um nicht ganz leer auszugehen.

Die DB AG wird den Betrag jedoch nicht individuell auszahlen.
Er soll an die Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ (EVZ) gehen, die über die Verteilung entscheiden wird, „Projekte“ entwirft und natürlich Verwaltungskosten erhebt.

Die über drei Millionen Menschen, die z.T. In Güter- und Viehwaggons der „Reichsbahn“ in die Todeslager der deutschen Faschisten verschleppt wurden, mussten ihre Deportation oft selbst finanzieren.
Die Einnahmen aus den Massendeportationen belaufen sich auf umgerechnet über 445 Millionen Euro.
Inklusive Zinsen ist bis heute ein Betrag von 2,2 Milliarden Euro aufgelaufen

Zu Beginn der Verhandlungen forderten die Überlebenden einen Betrag zwischen 150 und 300 Euro pro Betroffene_n.
Dies hatten die Unterhändler der Deutschen Bahn AG abgelehnt.

Der jetzige Betrag von 25 Euro pro Person entspricht einem Gesamtbetrag von 5 Millionen Euro.

Der Verein „Zug der Erinnerung“, der das „Angebot“ der DB AG als „soziale Nötigung“ bezeichnet, prüft derzeit eine Klage vor internationalen Gerichten.

"Schuld und Schulden der Bahn-Eigentümer sind weder finanziell noch moralisch abgegolten", heißt es in einer Stellungnahme des gemeinnützigen Vereins. "Die DB AG, das größte europäische Logistikunternehmen mit Milliardeneinnahmen, wird ihren Verpflichtungen nicht entgehen."

Nun, da die Verhandlungen endgültig gescheitert sind, ist es höchste Zeit, das zutiefst amoralische Verhalten der DB AG angemessen zu beantworten.


KEIN VERGEBEN! KEIN VERGESSEN!

Artikel zum Thema auf indymedia:

 http://de.indymedia.org/2010/07/286036.shtml (Proteste bei Bahnjubiläum in HH)

 http://de.indymedia.org/2010/09/289054.shtml (1. „Angebot“)

 http://de.indymedia.org/2010/09/289596.shtml (2. „Angebot“)

Weitere Informationen:  http://zug-der-erinnerung.eu
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Ergänzungen

weitere infos

db-no 04.10.2010 - 18:12
mehr infos gibt es auf der seite des "zug der erinnerung" unter  http://www.zug-der-erinnerung.eu/

Demo 4. Dezember, Nürnberg

Autor_in 06.10.2010 - 15:02
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,

seit Monaten ruft die DB AG zu sogenannten Bahnhofsfesten in den deutschen Großstädten auf.
175 Jahre deutsches Eisenbahnwesen werden mit "bunten Unterhaltungsprogrammen", "Events" und "Tombola"gefeiert.
In Nürnberg und Fürth, den Städten der ersten regulären Schienenverbindung, bemüht sich die DB AG um Partylaune.
Als nationaler Höhepunkt ist ein Auftritt des Bahnvorstands und der Bundeskanzlerin Anfang Dezember in Nürnberg geplant.

An der Party werden die Überlebenden der Massendeportationen mit dem DB-Vorgänger "Deutsche
Reichsbahn" nicht teilnehmen. In hohem Alter, unter den Folgen der Verschleppungen in die Lager leidend und oft sozial bedürftig, ist ihnen nach Feiern kaum zumute. Sie hätten es verdient, daß sie ihre letzten Tage ohne materielle Sorgen verbringen und eine angemessene Ehrung erfahren.

Aber die Deutsche Bahn AG und ihre Eigentümer verweigern sich.
Eine Entschädigung für die Opfer lehnen die Rechtsnachfolger der
"Deutschen Reichsbahn" ab. Stattdessen werden die Überlebenden mit Almosen abgespeist.
Die Deutsche Bahn AG ist der größte europäische Logistiker. Das Unternehmen setzt Milliardenbeträge um.
Wie die Planungen für die Stuttgarter Großbaustelle zeigen, werden unermeßliche Summen in fragwürdige Modernisierungsprojekte gesteckt. Aber wie "modern" ist ein Unternehmen, das angebliche Zukunftsperspektiven entwickelt, aber sich nicht erinnern will?
Nach welchen Werten handelt eine Bundesregierung, die den Opfern deutschen NS-Größenwahns das Selbstverständliche verwehrt?

Der "Zug der Erinnerung" bittet Sie, dem Verhalten der DB-Spitze und der Bundesregierung entgegen zu treten.

Wir laden zu einer bundesweiten Demonstration für Samstag, 4. Dezember, in Nürnberg ein. Über Einzelheiten halten wir Sie auf dem laufenden. Ein Flyer mit allen notwendigen Daten folgt.

Bitte informieren Sie Ihre Freunde und Bekannten. Die beschämende Politik der DB-Spitze und das Verhalten der Bundesregierung dürfen nicht hingenommen werden.
Ohne Erinnerung keine Zukunft.

Mit herzlichen Grüßen

Zug der Erinnerung e.V.

Hans-Rüdiger Minow
Vorstandssprecher

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@ der aufklärer — der abklärer