DB AG vehöhnt die "Reichsbahn" - Opfer

Autor_in 02.09.2010 13:02 Themen: Antifa
Anlässlich der Verhandlungen zwischen der Deutschen Bahn AG und den Organisationen von Überlebenden der „Reichsbahn“ - Deportationen um eine angemessene Restitution versucht sich die „Reichsbahn“ - Nachfolgerin mit einem so genannten „Hilfsprogramm“ aus der Affäre zu ziehen.
Die „Deutsche Reichsbahn“ verschleppte zwischen 1939 und 1944 über drei Millionen Menschen in die Konzentrations- und Vernichtungslager der deutschen Faschisten, darunter über eine Millionen Kinder und Jugendliche. Zu einer angemessene Ehrung der Opfer an den Ausgangspunkten der Verschleppungen ist die DB AG bis heute genauso wenig bereit, wie zur Begleichung ihrer Schulden gegenüber den letzten Überlebenden.
Umgerechnet mindestens 455 Millionen Euro nahm die „Reichsbahn“ durch ihre Beihilfe zum Massenmord ein. Oft mussten die Deportierten ihre Verschleppung selbst finanzieren.


Nun bietet die DB AG bisher unbestätigten Berichten zufolge den Deportierten in Polen, der Ukraine, Weißrussland und Russland sechs bis zwölf Euro pro Person an.

Diese „humanitäre Geste“ soll dann auch noch über drei Jahre gestreckt werden.
Maximal vier Euro jährlich stünden den oft bedürftigen Überlebenden der Massendeportationen in die deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager demnach zu.

Damit bestätigen sich die Befürchtungen, dass der DB AG nur an einer „kostensparenden Kompensation ihrer historischen Schulden“ gelegen ist, wie es der Verein „Zug der Erinnerung“ formulierte.

Diese erneute Verhöhnung der Opfer der „Reichsbahn“- Deportationen wird nicht hingenommen werden.
Die DB AG wird so lange mit internationalen Protesten rechnen müssen, bis sie die Opfer angemessen ehrt und ihre historischen und juristischen Schulden den Überlebenden gegenüber in angemessenem Umfang begleicht.


Nähere informationen unter

 http://zug-der-erinnerung.eu
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Ergänzungen

Sachlich richtig @bahnfahrer

Autor_in 03.09.2010 - 03:20
An welcher Stelle im Artikel hast Du das Gefühl, er wäre mit „Schaum vorm Mund“ entstanden?

Im Artikel wird nicht behauptet, die DB AG würde „nicht zur Rolle der RB Stellung beziehen“,
sondern dass sie nicht bereit ist, die Opfer angemessen zu ehren,
und zwar an den Ausgangspunkten der Deportationen,- also jedem damals existierenden Bahnhof. Die wenigen Gedenktafeln, die an Bahnhöfen oder in Bahnhofsnähe an die Verschleppungen erinnern, sind zum Großteil dem Engagement einiger Bürger_innen oder Gruppen zu verdanken.
Teilweise musste da auch erstmal lange um eine Genehmigung der DB gekämpft werden.

Ein Beispiel dafür ist der Hamburger Hauptbahnhof,- das Bahnmanagement verbot die Ehrung der „Reichsbahn“ - Opfer auf ihrem „Bahnfest“ , unter anderem mit dem Hinweis auf „ihre“ Gedenktafel am Bahnhofsgebäude. Wer bewusst danach sucht, kann es sogar finden! Zudem ist es noch nicht einmal eine Initiative der DB, sondern stammt von der deutsch-jüdischen Gesellschaft.
(siehe  http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gedenktafel_HH.jpg )

Es ist richtig, dass die DB sich nun endlich mit der „Reichsbahn“ - Vergangenheit auseinander setzt, z.B. mit dem Buch „Sonderzüge in den Tod“
(nicht zu vergessen aufgrund wachsenden öffentlichen Drucks, aber immerhin.)

Ansonsten:
Die Sonderausstellung in Nürnberg ist ein gemeinsames Projekt verschiedener KZ – Gedenkstätten, Stadtarchiv München und Nürnberg, Yad Vashem und der Bahn AG.

 http://www.das-gleis-nuernberg.de/bahn-foerderprogramm.html

Das ist gut so, entbindet die DB AG aber nicht von ihrer Verantwortung den Überlebenden gegenüber.

Im Bahnmuseum in Nürnberg wird die Rolle der „Reichsbahn“ andererseits nur extrem knapp behandelt (gerade im Verhältnis zur Beschäftigung mit anderen Epochen der Eisenbahngeschichte)
und ist in der Form, wie das dort „abgehandelt“ wird, einfach nicht hinnehmbar.
Sechstausend Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Geschichte der Eisenbahn, achtzehn Quadratmeter für die Opfer der Deportationen, eine „Besenkammer“, in der beim Lesen der Namen der Opfer noch Permanent der O-Ton eines Propagandafilms der Nazis zu hören ist.
Das wird seit Jahren scharf kritisiert, ohne dass daran etwas geändert wird.

Wie auch immer, letztendlich gilt: so lange die DB AG die Überlebenden weiter verhöhnt, wie zuletzt durch dieses lächerliche „Angebot“, und somit weiterhin auf den Tod der Betroffenen setzt um sich aus der Affäre zu ziehen, solange ist es es nicht viel wert, wenn die DB Gedenk- und Erinnerungsinitiativen unterstützt. Das dient dann nur der Sanierung des ramponierten Rufes.
Und nutzt die Opfer damit ein weiteres mal für ihre Firmeninteressen aus.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

Fakten, Fakten, Fakten — Jim Knopf

fakt — ..

@ Jim Knopkopf — mastermindchaos

Reichsbahn/DB — thomasdielokomotive

Kleine Korrektur — Kontroverso

keine — schwarzfahrer

sachlich bleiben — Bahnfahrer