Gorleben als Anti-AKW-Kristallisationspunkt

Wolfgang Ehmke 05.06.2010 23:13 Themen: Atom Militarismus Ökologie
Gorleben als Kristallisationspunkt der Anti-AKW-Bewegung


800 Atomkraftgegner haben am Wochenende in Gorleben für den Atomausstieg und gegen Gorleben als Standort für ein nukleares Endlager protestiert. Im Anschluss an eine Kundgebung vor dem Tor des "Schwarzbaus" zog die vielköpfige Menge zu Sambaklängen um das Gelände des sogenannten Erkundungsbergwerks zu einer symbolischen Umzingelung.


Die Polizei - rund 1000 Beamte waren im Einsatz - verhinderte, dass Traktoren den Demozug begleiteten. "Schon das Anbringen von Transparenten wurde vn der Polizei unterbunden, es kam bei Nichtigkeiten wir Rütteln am Zaun zu Festnahmen, auf Seiten der Demonstranten wurden 12 Verletzte gezählt, Schläge in die Magengegend und blutige Ohren", als "überzogen und hypernervös" kritisiert die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) den Polizeieinsatz.
"Dort hinter dem Natodraht umrahmten Schutzwall darf niemals in der Tiefe Atommüll endgelagert werden", sind sich Bäuerliche Notgemeinschaft (BN) und BI einig, die nach Gorleben zum Erinnern und zum Startschuss für einen heißen Herbst eingeladen hatten.


Bereits am Tag zuvor wurde im Wald Richtfest gefeiert: Mitglieder der BN hatten eine "Schutzhütte" errichtet und mit diesem Hüttenbau an die Räumung des legendären Hüttendorfs, der "Republik Freies Wendland", vor 30 Jahren erinnert.

Nachdem der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) erklärte hatte, dass gegen den Widerstand im Wendland keine atomare Wiederaufarbeitungsanlage gebaut werden könne, fokussierten sich die Bemühungen der AKW-Betreiber darauf, oberirdisch das Brennelementzwischenlager (Castorhalle) und unterirdisch ein Endlager im Salzstock Gorleben-Rambow zu errichten - ein "Entsorgungsnachweis" musste her, um die AKW-Ausbaupläne zu legitimieren, erinnert die BI, dazu reichten damals sogar Baupläne und Bohrungen.


33 Tage lang dauerte die Platzbesetzung auf der "Bohrstelle 1004", bis es zum größten Polizeieinsatz der Bundesrepublik Deutschland kam: über 10.000 Polizisten und BGS-Beamte räumten den Platz äußerst brutal und planierten das Hüttendorf. "In 33 Tagen wuchs die Sympathie und die Unterstützung der studentisch geprägten Anti-AKW-Bewegung durch die Landbevölkerung, seit 33 Jahren ist Gorleben einer der Kristallisationspunkte im Atom-Konflikt und der nächste Höhepunkt zeichnet sich mit dem geplanten Castor-Transport im Herbst ab", umreißt die BI den Rück- und Ausblick, der an diesem Wochenende stattfand.


Dass Schwarz-Gelb an der Atomkraft und Gorleben als Endlagerstandort festhalten will, empört die Wendländer zutiefst. BI-Sprecher Wolfgang Ehmke: "Aktenfunde belegen, wie gemauschelt wurde, um Stück für Stück in Gorleben ein nukleares Entsorgungszentrum zu errichten, ohne Öffentlichkeitsbeteiligung. Dafür schickt man uns seit 33 Jahren die Polizei. Aber Gorleben steht auch für Zukunft: Vor 30 Jahren wurden wir als Spinner
belächelt, als warmes Wasser mit Sonnenkollektoren erwärmt wurde, heute boomt die regenerative Energie und ist ein ökonomischer Player, auf Kundgebungen der Anti-AKW-Bewegung gar ein politischer Partner. Es geht auch anders!"


Wolfgang Ehmke
0170 510 56 06

Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow - Dannenberg e.V.
Rosenstr. 20
29439 Lüchow

Büro: Tel: 05841-4684 Fax: -3197
 buero@bi-luechow-dannenberg.de
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Kein Schwarz-Gelbes Erbe!

X 06.06.2010 - 11:02
Lüneburg: Kein Schwarz-Gelbes Erbe! Demonstration für eine Laufzeitverkürzung

Das Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atomenergie fordert die Bundesregierung auf, die Pläne für eine Änderung des Atomgesetzes umgehend fallen zu lassen und ihre Energiepolitik auf eine nachhaltige Wende umzustellen. Um dieser Forderung Ausdruck zu verleihen wird am Montag, 17.00 Uhr zu einer Demonstration mobilisiert.

Die Schwarz-Gelbe Regierung macht ernst mit ihrer atompolitischen Lobbyarbeit. Nach der Bundestagswahl hatte sie zunächst noch den Eindruck zu erwecken versucht, es ginge ihr um die Entwicklung eines neuen nationalen Energiekonzeptes. Groß angekündigt wurde die Einsetzung einer Expertenkommission und deren Auswertung im Herbst. Parallel wurden aus dem Regierungslager absurde Forderungen nach Laufzeitverlängerungen von bis zu 60 Jahren aufgestellt.

Doch der Wind ist umgeschlagen. Am 24. April nahmen rund 145.000 Menschen an den seit Jahrzehnten größten Anti-Atom-Demos in Deutschland teil, auch 5.000 Lüneburger und Lüneburgerinnen waren dabei. Aus der Wahl in NRW gingen CDU und FDP als klare Verlierer hervor – nicht nur, aber auch wegen ihrer atompolitischen Forderungen. Nun ist die Bundesratsmehrheit futsch.

Wer nun denkt Schwarz-Gelb würde daraus die demokratische Konsequenz ziehen, ihre Atompositionen zu überdenken, hat sich geirrt. Zu eng sind hier die Verstrickungen mit der Atomlobby. Klammheimlich und ohne die Ergebnisse der Expertenkommission abzuwarten soll nun schon im Juni eine Laufzeitverlängerung beschlossen werden. Noch deutlicher kann man nicht zeigen, dass das neue Energiekonzept nur eine Farce ist und die Interessen der Bevölkerung keine Beachtung finden! Es geht einzig und allein um kurzfristige Profitinteressen der Energiewirtschaft.
Und das obwohl alle Sachargumente dagegen sprechen. Atomkraft ist eine Hochrisikotechnologie. Keines der deutschen Atomkraftwerke ist auf dem neuesten Sicherheitsstand. Ein Endlager ist nicht in Sicht. Die Asse säuft ab und bei der Auswahl von Gorleben als Standort wurde gelogen und betrogen. Geologische Kriterien für ein Endlager im Salzstock spielten in allen Studien eine untergeordnete Rolle. Atomkraft als die Lösung des Klimaproblems hinzustellen, erweist sich als eine leicht durchschaubare Schutzbehauptung. Regenerative Energien und moderne Gaskraftwerke haben eine weitaus bessere CO2-Bilanz.

Dahingegen behindert ein Festhalten an der Dinosauriertechnik Atomkraft die Förderung und Weiterentwicklung nachhaltiger Energietechniken und –konzepte. Die Streichung der Solarförderung zeigt in welche Richtung die Energiepolitik von Schwarz-Gelb hier weist. Und das obwohl damit auch tausende von Arbeitsplätzen gefährdet werden.

Deshalb fordert das Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atomenergie die Bundesregierung auf, die Pläne für eine Änderung des Atomgesetzes umgehend fallen zu lassen und ihre Energiepolitik auf eine nachhaltige Wende umzustellen, im Dreiklang von erneuerbaren Energien, Energiesparen und Energieeffizienz.

* Um dieser Forderung Ausdruck zu verleihen, ruft das Bündnis unter dem Motto „Kein schwarz-gelbes Erbe! Für eine Laufzeitverkürzung“ zu Montag dem 07.05.2010 um 17:00 Uhr zu einer Demonstration und Kundgebung auf dem Lüneburger Marktplatz auf.

Film der Aktion

graswurzel.tv 06.06.2010 - 22:46
graswurzel.tv hat einen Film der Umzingelung online:

 http://www.graswurzel.tv/v122.html

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 2 Kommentare an

Wäre gerne da gewesen — Holger Halfmann

@X — Egaler