Amflora – Prozess wegen Gegensaat in Waren

berichterstatter 12.03.2010 22:34 Themen: Biopolitik Repression Ökologie
Am 2. März 2010 ist die Gentech-Kartoffel Amflora totz vieler Proteste im „normalen“ Anbau zugelassen worden. Im letzten Jahr gab es dagegen unter anderem eine Gegensaat-Aktion, die jetzt vor Gericht verhandelt wird
Amflora wurde für die Herstellung von Industriestärke und als Futtermittel zugelassen. Die von der BASF beantragte Zulassung als Lebensmittel wurde jedoch versagt und stattdessen eine „Lex BASF“ geschaffen, die eine Beimischung von 0,9% Amflora in Lebensmitteln erlaubt. Damit wird einerseits zugegeben, dass die „Kartoffel“ nicht als Lebensmittel geeignet ist, andererseits wird zugelassen, dass sie direkt oder im Umweg über die Tiere auf dem Teller landet.
Nach einem dreizehn Jahre dauernden Moratorium hat die gerade ins Amt gelangte, neue EU-Kommission dem Druck der Industrie nachgegeben. Sie hat die gentechnisch veränderte „Kartoffel“ Amflora der BASF Plant Science Company GmbH für den kommerziellen Anbau zugelassen. Für das Tochterunternehmen des Chemiekonzerns BASF kam diese Entscheidung gerade noch rechtzeitig vor dem Auslaufen des entsprechenden Patents. Ein entscheidender Punkt war auch, dass sich die neue Bundesregierung dafür einsetzte.
Die Stärkeindustrie, für die die Kartoffel extra produziert wurde, will die Amflora gar nicht, weil Gentechnik unbeliebt ist und es auch konventionelle Züchtungen gibt mit den gleichen Eigenschaften bezüglich der Stärke.

Im letzten Jahr gab es dagegen viele Proteste, unter anderem eine Gegensaataktion.
Nun wird drei Beschuldigten vorgeworfen, am 4.5.2009, ein Tag vor dem
Pflanzen der Amflora, auf den leeren Acker 20 kg von der „Fremdkartoffel“ Linda
geworfen und eingetreten bzw. mit einer Schleuder verteilt zu haben.
Dies soll dazu geführt haben, dass eine Teilfläche für den Anbau nicht verwendet
werden konnte und der Geschädigte eine Ausweichfläche aufbereiten
musste. Vorwurf: § 240 Nötigung, § 303 Sachbeschädigung StGB
Die Beschuldigten bestreiten diesen Vorwurf. Die Gefahren durch diese
Kartoffelsorte (an anderer Stelle ist schon viel geschrieben worden
dazu) sind zu groß. Deswegen fanden die Beschuldigten diese Aktion für
sinnvoll und notwendig. Und wieso ist es verboten, ein Stück Natur in der Natur zu verteilen.

Der Prozess ist am Mittwoch, 17.3.2010 um 13 Uhr, 1. OG, Saal 1, Amtsgericht Waren
(Müritz)
Eine Stunde vorher, um 12 Uhr, gibt es eine kleine Aktion vor dem Gericht, zu der sich auch schon diverse Presse angemeldet hat. Kommt zum Prozess und werdet aktiv gegen die Amflora-Genehmigung der EU. Ihr könnt auch dem Gericht eure Meinung mitteilen:
Richter Roland Traeger, Amtsgericht Waren, Zum Amtsbrink 4, 17193 Waren (Müritz)
Tel: 03991-1700-33 oder -37, Fax -99

Spendenkonto für den Prozess:

Rechtshilfe Gendreck-weg
Kontonummer 401 687 1300
GLS Bank Bochum
BLZ 430 609 67

Berichte ueber die Aktion sind sind unter anderem zu finden unter:
 http://de.indymedia.org/2009/05/249389.shtml
hier auch die Infos über das Unternehmen, welches die Amflora anbaut.

 http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/748002?inPopup=true
 http://tvtotal.prosieben.de/tvtotal/videos/player/index.html?contentId=41550&initialTab=related&showId=1340-00 (ungefähr ab der
Mitte
des
Beitrags)

Und hier noch ein Link zu der Fläche, au der dieses Jahr der Anbau von 20 Hektar Amflora stattfinden soll:

 http://maps.google.de/maps?q=http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/applications/genmaiskarte2010/kml/genkartoffelanbau_2010_in_zepkow.kml
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Ergänzungen

Verwendungszweck vergessen

berichterstatter 13.03.2010 - 17:16
Sinnvollerweise sollte bei einer Spende noch der Verwendungszweeck "Gegensaat Amflora" angegeben werden, damit klar ist wofür gespendet wird.

medienberichte vom gerichtsprozess in Waren a

Berichterstatter 19.03.2010 - 01:03

Anbei ein paar Medienberichte vom Gerichtsprozess in Waren am 17.3.
Fortsetzung des Prozesses ist am 31.3. um 11 Uhr in Waren.
Das Gericht hat
die Anwälte zu Pflichtverteidiger erklärt. Schreiben kann mensch noch einiges mehr dazu...


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Donnerstag, 18. März, 2010, 12.15 Uhr:
drehscheibe Deutschland Umstrittene Knolle - Angst vor Gen-Kartoffel "Amflora"

Video zwischen minute 12.13 und 16.00
 http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/999706/drehscheibe-am-18.03.2010#/beitrag/video/999706/drehscheibe-am-18.03.2010

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im ndr gab es am abend des 17.3. auch ein bericht, leider nicht online....
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 http://www.fr-online.de/in_und_ausland/panorama/2437084_Verunreinigt-duch-pure-Natur.html
Sabotage eines Genkartoffelfeldes

Verunreinigt duch pure Natur

Von Sebastian Gehrmann


Im Mai vergangenen Jahres rücken zwei Männer und eine Frau einer gentechnisch veränderten
Knolle mächtig auf die Pelle: Sie sabotieren einen Acker in Mecklenburg-Vorpommern.
Zwischen Bütow und Zepkow liegt das riesige Versuchsfeld. Der Chemiekonzern BASF wollte
dort nur einen Tag später, am 5. Mai, auf einer 20 Hektar großen Fläche die Genkartoffel
Amflora zu Testzwecken auslegen.

Um das Ernteergebnis zu verfälschen oder gar unbrauchbar zu machen, verbuddelten die drei
die Bio-Kartoffel Linda an den Rändern des Feldes, und feuerten, auf dass die Aktion ihre
Wirkung bloß nicht verfehle, die ökologisch wertvolle Linda mit Hilfe einer
selbstgebauten Schleuder quer über den Acker, 20 Kilogramm insgesamt. Würden die
Wissenschaftler von BASF, so lautete der Plan der Aktivisten, später eine echte Linda
zwischen der falschen Amflora finden, eine saubere Analyse des Feldversuchs wäre wohl
nicht mehr möglich.  Der Landwirt Karl-Heinrich Niehoff, der Besitzer des Ackers und
Vertragspartner von BASF, betrat die Szene, es kam zum handfesten Streit und
schlagkräftigen Schlagzeilen. Die Umweltschützer waren begeistert. Die öffentliche
Aufmerksamkeit war ihnen gewiss, die Auslegung der Amflora non grata wurde verzögert, der
Bereich, in dem nun Linda lag, war für den Versuch gänzlich tabu. Und BASF, der Konzern,
dem die tolle Genkartoffel Stärke für die Papier-, Garn- und Klebstoffherstellung liefern
soll, stand einmal mehr in der Kritik.

Unternehmen und Landwirt sahen ihren Ruf geschädigt, den Profit gefährdet, sie bemühten
die Justiz. Laut einem von der Staatsanwaltschaft Waren ausgestellten Strafbefehl sollten
die männlichen Ackeraktivisten 30 Tagessätze als Entschädigung zahlen. Aber die wollten
das nicht. Deshalb ging der Fall gestern vor Gericht.


Jetzt müssen Gutachter ran

Dort bezifferte Bauer Niehoff seinen Mehraufwand, den ihn das umständliche Umkurven von
Linda gekostet hatte: 2600 Euro waren es genau. Die Anwälte der Angeklagten hielten
dagegen. Es habe sich um eine rein symbolische Aktion von Gen-Gegnern gehandelt, das
Acker-Experiment sei niemals gefährdet gewesen. 39 Hektar sei die Fläche insgesamt groß,
es wäre, sagten die Verteidiger, ein Leichtes gewesen, die Anbaufläche entsprechend
anzupassen. Und von Sachbeschädigung könne bei Kartoffeln auf einem Feld schon gar keine
Rede sein.

Nun soll ein Gutachten die Richter von der Unschuld ihrer Mandanten überzeugen. Das
Urteil wurde vertagt. Vor dem Gerichtsgbäude in Waren demons trierten derweil rund 50
Menschen, ihnen geht es vor allem ums Prinzip. Sie wollen den Anbau von Amflora
grundsätzlich verbieten lassen.


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mit bildern:
 http://www.gendreck-weg.de/

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Pressemitteilung
Gendreck-weg
Mittwoch, 17.03.2010

* Erster Verhandlungstag gegen Kartoffel-Schleuderer
* Gentechnikgegner fordern Einstellung des Verfahrens

Vor dem Amtsgericht Waren begann heute der Prozess gegen die kleine
Gruppe von Gentechnikgegnern, die im vergangenen Mai
Öko-Saatkartoffeln auf einen für den Anbau mit der
Gentechnik-Kartoffel Amflora vorgesehenen Acker warfen.

Vor dem Amtsgericht hatten sich über 30 Sympatisanten versammelt und
bestaunten die riesige Schleuder, die die Aktivisten zur besseren
Veranschaulichung mitgebracht hatten.
Im Gerichtsaal mussten aufgrund des großen Interesses zusätzliche
Stühle aufgestellt werden.

Der Amtsrichter Traeger gab dem Antrag zweier Aktivisten auf einen
Pflichtverteidiger statt. Als erste Zeugen wurden an diesem Tag ein
Wachmann sowie der Landwirt Niehoff gehört, der Eigentümer des Ackers
ist. Der Bauer stellte allerdings klar, dass er die Fläche an den
Konzern BASF verpachtet hatte und lediglich als Vertrags-Landwirt den
Anbau betrieben, nicht aber selbst verantwortet hatte. Es ist nun zu
klären, ob der Bauer Niehoff überhaupt als Kläger auftreten kann.

Der Kartoffelschleuderer und Gärtner Heinz Wittmer erklärte: "Wir
haben außerdem beantragt, dass das Gericht den Anbau als illegal
erkennen soll. Hier waren nicht einmal die Verantwortlichkeiten
geklärt. Der Anbau war als Versuch angemeldet, sollte aber schlicht
der Saatgutvermehrung dienen, was ein kommerzieller Zweck ohne
Erkenntnisgewinn ist. Außerdem ist das Risiko durch das eingebaute
Antibiotikaresistenzgen hoch und verbietet das Inverkehrbringen
zusätzlich."

Die Beteiligten einigten sich schließlich auf die Vertagung der
weiteren Verhandlung.
Weiter geht es nun am Mittwoch, den 31. März um 11.00 Uhr, wieder im
Amtsgericht in Waren.


Für Rückfragen:
Heinz Wittmer, 0151 - 11 59 36 33
Holger Isabelle Jänicke, 0170 - 75 65 45 1

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 http://www.nonstopnews.de/meldung/10798

Genkartoffel-Gegner hatten Biokartoffeln auf Versuchsacker katapultiert – Gericht vertagt Entscheidung über Strafe für Demonstranten
Demonstranten hatten vor einem Jahr „Amflora“-Testgründe mit Biokartoffeln bepflanzt und weiteres Saatgut auf den Acker geschleudert – Im Landkreis Müritz sollen 300 Hektar mit Genkartoffeln bepflanzt werden
zu den Bildern
Datum: Mittwoch, 17. März 2010, ca. 16:00 Uhr
Ort: Waren, Landkreis Müritz, Mecklenburg-Vorpommern

(cd/eb) Vor dem Amtsgericht in Waren beginnt am heutigen Mittwoch der Prozess gegen zwei Gegner der Genkartoffelsorte „Amflora“. Die beiden Angeklagten werden der Sachbeschädigung beschuldigt.
Sie hatten am 04. Mai des vergangenen Jahres Biokartoffeln auf einen für die Genkartoffel „Amflora“ vorgesehenen Acker vergraben und mit einer selbstgebauten „Riesenschleuder“ weitere Kartoffeln auf den Versuchsgrund katapultiert.
Nachdem die Staatsanwaltschaft den beiden Angeklagten einen Strafbefehl über 30 Tagessätze ausgesprochen hatte, widersprachen die betroffenen und mussten sich nun vor einem Gericht verantworten. Dieses vertagte die Entscheidung über Schuld oder Unschuld der Angeklagten am heutigen Tag.
Die kritisierte Kartoffelsorte bildet aufgrund einer gentechnischen Veränderung eine Stärke aus, die für die Herstellung von Papier, Textilien oder Klebstoff genutzt werden kann. Gegner der Versuche argumentieren, dass durch den Anbau der Kartoffel eine Gefahr für Mensch und Tier bestehe.
Der Rechtsanwalt der angeklagten argumentierte, der Vorwurf der Sachbeschädigung sei äußerst wackelig, schließlich sei nichts beschädigt worden.
Unterdessen wurde die Entscheidung über das Urteil im Genkartoffel-Prozess vertagt. In wenigen Wochen wird nun erneut diskutiert, ob es sich bei der Protestaktion der Gentech-Gegner um eine Sachbeschädigung der Testgründe handelte.

Die NonstopNews-Bilder und die O-Töne:
- Außenshot Amtsgericht
- Demonstranten vor Gericht
- Demonstranten mit Plakaten, Transparenten, Kartoffelschleuder
- Polizei vor Ort
- Bilder aus dem Gericht
- Bilder im Gerichtssaal, Staatsanwalt im Saal
- Angeklagte mit Verteidigern im Saal
- O-Ton Daniel Wölky, Verteidiger: … zum Prozess ...
- O-Ton Angeklagter (Name auf Band): …zum Prozess ...
-Schnittbilder

Bestellen Sie das TV-Material unter 04221 / 97 30 444 – Standort: Müritz



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 http://www.ostsee-zeitung.de/nachrichten/mv/index_artikel_komplett.phtml?SID=02f4fe65ca361f3a59cb60d7bf519379¶m=news&id=2720521

Gentechnik-Gegner gestehen Würfe - Prozess vertagt
*Waren* (dpa/mv) - Der Prozess wegen Sachbeschädigung gegen zwei Gentechnik-Gegner vor
dem Amtsgericht Waren verzögert sich. Zum Auftakt am Mittwoch gaben die Angeklagten zu,
Bio-Saatkartoffeln im Mai 2009 auf einem Acker ausgebracht zu haben, auf dem gentechnisch
veränderte Amflora-Kartoffeln versuchsweise angebaut werden sollten. Nach mehreren
Anträgen ihrer Anwälte vertagte sich das Gericht auf den 31. März. «Wir hatten erst
Interviews am Feld geplant und wollten das dann für die Medien greifbarer machen»,
erklärte ein Angeklagter die Aktion, mit der der bundesweit einzige Versuchsanbau der
Amflora behindert werden sollte. Der Schaden wurde auf 2600 Euro geschätzt.

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Spenden erwünscht unter:

Rechtshilfe Gendreck-weg
Kontonummer 401 687 1300
GLS Bank Bochum
BLZ 430 609 67
Verwendungszweck: „Gegensaat Amflora“