Warnung vor 1. Mai Studie der FU-Berlin

studi 13.12.2009 08:48 Themen: Medien Repression
Mit dem Presserummel um die Studie des Berliner Verfassungsschutz "Im
Fokus: linke Gewalt in Berlin" wurde bekannt, dass der Innensenat zusätzlich eine Studie zur Gewalt am 1. Mai an der Freien Universität (FU) in Auftrag gegeben hat. Die Rote Hilfe Ortsgruppe Berlin warnt in einer Pressemitteilung davor, den MitarbeiterInnen der FU Interviews zu geben.
Die Studie unter Leitung des Kriminologen und Professors Dr. Klaus Hoffmann-Holland an der FU ist alles andere als eine harmlose Studienarbeit. Unter dem Vorwand "unabhängig" zu sein, sollen dem Verfassungsschutz und dem Innensenat zahlreiche Daten aus der linken Szene geliefert werden, an die diese Institutionen nicht ohne weiteres herankämen. Schon jetzt wurde bekannt, dass zur angeblich "anonymen" Befragung trotzdem Daten von den TeilnehmerInnen abgefragt werden.

Zahlreiche linke Gruppen - über die Universitäten hinaus - haben bereits E-Mails bekommen mit der Aufforderung, sich an der Studie zu beteiligen, so auch die Ortsgruppe der Roten Hilfe e.V. Ortsgruppe Berlin.

Die Publikationen des Professors wie auch seiner MitarbeiterInnen reichen von Forschungsarbeiten zum Aufbau von Polizeiarbeit in Afghanistan über Jugendstrafrecht oder illustres wie "Der Brandanschlag: Methodik – Examensklausur Jugendstrafrecht und Kriminologie". Das hier nicht unvoreingenommene Soziologen eine Feldstudie führen, sollte damit klar sein.

Während der Innensenat und Verfassungsschutz immer weiter munter Daten sammelt, um künftige 1. Mai Demonstrationen besser bekämpfen zu können, werden zeitgleich Jugendliche mit einer harten Repression überzogen. Yunus und Rigo sitzen nun bereits seit dem 1. Mai in Untersuchungshaft, sogar obwohl klar ist, dass sie sogar nach dem bürgerlichen Gesetzbuch unschuldig sind. Hier ist klar, dass alleine die Teilnahme an der 1. Mai Demo der linken Gruppen nachhaltig bestraft werden soll.

Doch unterdessen gibt es eine breite Unterstützung für die Forderung nach Freiheit von Yunus und Rigo, unter dem Motto "Freiheit für Yunus und Rigo - Schluss mit den Schauprozessen - Solidarität mit den Gefangenen vom 1. Mai" rufen daher Antirepressionsgruppen zur Beteiligung an der Demonstration am 19.12., 14 Uhr, U-Bhf. Weinmeisterstr. auf.

weitere Infos:  http://berlin.rotehilfe.de



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PRESSEMITTEILUNG der Roten Hilfe e.V. OG Berlin:

Warnung vor Studie zur Gewalt am 1. Mai in Berlin

Rote Hilfe e.V. warnt vor Zusammenarbeit mit dem Forschungsteam der
Freien Universität (FU) Berlin unter Leitung von Prof. Dr. Klaus
Hoffmann-Holland, welches im Auftrag des Berliner Innensenats und
Verfassungsschutzes eine Studie über sogenannte "Gewalt am 1. Mai 2009"
ausarbeitet.

Der Innensenat hat an der FU Berlin eine Studie zur Gewalt am 1. Mai in
Auftrag gegeben. Wie schon bei der Studie des Verfassungsschutzes "Im
Fokus: linke Gewalt in Berlin" sollen auch bei dieser Studie
"Ermittlungsverfahren nach Festnahmen" die Grundlage bilden.
Um der Forschungsarbeit darüber hinaus einen neuen, "ausgewogenen"
Anstrich zu verleihen, sollen im Rahmen der Studie Interviews mit am 1.
Mai "Beteiligten (auch nicht straffälligen Personen)" geführt werden.
Die Interviews sollen zwar angeblich "anonym" gehalten werden,
allerdings geht es offensichtlich darum, mehr Informationen über
Strukturen der Linken ("mittelbare und unmittelbare politische Bezüge")
zu sammeln. Eine Aufgabe die eigentlich vom Verfassungsschutz ausgeübt wird.

Dieser lobt in der bereits veröffentlichten Studie "Im Fokus: Linke
Gewalt in Berlin" die neue Arbeit bereits im voraus: "Ergänzende und
weiterführende Erkenntnisse verspricht auch eine Studie der FU Berlin
über die Gewalt am 1. Mai 2009 in Berlin. Dieser universitären Studie
ist eine größere Methodenvielfalt möglich als dem Verfassungsschutz. Zum
Beispiel wird die Untersuchung stärker auf qualitative Indikatoren wie
zum Beispiel Befragungen von Beteiligten (auch nicht straffälligen
Personen) beruhen.(...)"

Völlig außer Acht gelassen wird wieder, dass Verhaftungen wie auch
Ermittlungen und Verurteilungen gerade am 1. Mai politisch motiviert
sind und willkürlich durchgeführt werden, sowie dass die Gewalt am 1.
Mai vor allem von PolizistInnen ausgeht.

Das Ziel dieser Studie ist es das Klischee vom "gewalttätigen Chaoten"
zu bestätigen, die Revolutionäre 1. Mai Demonstration zu kriminalisieren
sowie linke Strukturen auszuspionieren.

Außerdem ist die Arbeit des universitären Forschungsteam auch
datenschutzrechtlich fragwürdig, weil nach eigenen Angaben sogar
staatsanwaltliche Ermittlungsakten, sowie Angaben des Verfassungsschutz
herangezogen werden sollen.

Von wissenschaftlichen MitarbeiterInnen der Forschungsgruppe wurden
schon an zahlreiche linke Organisationen - von solid bis zur Roten Hilfe
e. V. - E-Mails geschrieben, in denen um die Weitervermittlung von
InterviewpartnerInnen gebeten wird.

Die Rote Hilfe e.V. OG Berlin warnt vor jeder Zusammenarbeit mit dem
Forschungsteam der FU Berlin.

Wir rufen ausdrücklich dazu auf dem Forschungsteam KEINE INTERVIEWS zu
geben.

Quellen: -Forschungsdesign www.fu-berlin.de/maistudie
-Verfassungschutzbericht "Im Fokus: Linke Gewalt in Berlin"
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Ergänzungen

komisch komisch

fhainer 13.12.2009 - 14:29
Ich wurde dieses Jahr am 1.mai in KÖPENICK festgenommen.
Im November erhielt ich einen Brief mit einem Anschreiben und einem Flyer zu dieser Studie!
Im schreiben wird zur mithilfe an der Studie aufgefordert.
Im Anschreiben heisst es zu den Kontaktdaten:

Ihre Kontaktdaten haben wir anhand von Angaben der Ermittlungsbehörden erhoben.
Die Kontaktdaten wurden aber so erfasst, dass es nicht möglich , sie einzelnen Ermittlungsakten zuzuordnen.

Schön das sich jeder der ne Studie machen will, Kontaktdaten bei den Bullen sich einholen kann.
Zudem handelt die Studie zur Gewalt am 1mai in kreuzberg.warum schreiben die dann jemand an der garnicht in Kreuzberg gewesen sein kann.Unter welchen Gesichtspunkten werden die Adressen von den bullen ausgewählt?

Hab mir überlegt vielleicht an der Studie teilzunehmen.
man brauch den nur nur Informationen zukommen lassen die man will.
Und da es um Gewalt am 1mai in Kreuzberg geht, kann man ihre Studie doch ganzgut nutzen um zuzeigen das die Gewalt von BUllen ausgeht.wenn sie nur passende antworten auf ihre fragen kriegen .

PDS Jugend macht mit...

Ex-Solid 13.12.2009 - 19:48
Die Linksjugend-Solid-Berlin ruft über ihre Mailverteiler alle Mitglieder dazu auf, sich an den Studie zu beteiligen. Schade, das sich Linke Jugendgruppen in BErlin dafür hergeben die Arbeit für die Bullen+VErfassungsschützer zu machen, so weit ist es schon mit der Spaltung in der Linken

Hab auch ne Einladung

Stew Pit 13.12.2009 - 20:56
als ich den brief bekam wusste ich echt nicht ob ich lachen oder weinen sollte.
solch eine studie ist definitiv legitim und ich würde mich persönlich sehr für das ergebnis interessieren. aber unter diesen umständen...ich frage mich echt wie das abgelaufen sein soll...ist da eine/r ausm fachbereich Rechtswissenschaften zu irgendeiner Behörde gegangen, die die Daten von 1. Mai-Verurteilten administriert, und hat gesagt "hey wir machen ne studie zum 1. mai..." und dann wurden ihnen die daten rausgerückt oder wie? und sich dann in dem brief brüsten mit der ständigen abgeklärtheit mit einem Datenschutzbeauftragten. und von wegen nichts wäre meiner aussage oder so zuzuordnen. allein die tatsache, dass mein name, meine adresse und meine verurteilung im zusammenhang mit dem 1. mai in verbindung gebracht werden konnten durch personen die ich nicht kenne und die eigentlich solch sensible daten nie hätten sehen sollen/dürfen, ist eine dreistigkeit sondersgleichen.

wenn diese behörde schon meine daten hat, warum fragt sie dann nicht nach, ob ich damit einverstanden wäre, solche daten für eine studie der fu zur verfügung zu stellen. das wäre ein weg, der meineserachtens sowohl rechtlich als auch moralisch relativ vertretbar wäre.

ich würde an solch einer studie teilnehmen, aber nicht unter solchen umständen.

@ fhainer

Aussageverweigerung 13.12.2009 - 22:42
hallo fhainer,
auch wenns sich lustig anhört den leuten quatsch zu erzählen, rat ich davon ab. da kann dir ein VSler/ eine VSlerin gegenüber sitzen. und ich hoffe ja, dass du weißt, dass man niemals(!!!) mit solchen leuten gespräche führt, auch keine harmlosen!

bitte liebe leute, die von der FU angeschrieben werden: NICHT HINGEHEN, NICHGT REAGIEREN!

Erklärung der FU-Forschungsgruppe

ausgefüllt 17.12.2009 - 12:23
Studie an der Freien Universität zur Gewalt am 1. Mai 2009 in Berlin

Zum 1. Mai finden seit 1987 in Berlin regelmäßig gewaltsame Auseinandersetzungen von
unterschiedlicher Intensität statt. Die Bewertungen der Ereignisse, die sich auch in den jeweils
gewählten Begrifflichkeiten widerspiegeln (Krawalle, Ausschreitungen, Unruhen, politischer
Protest etc.), sind umstritten. Vor diesem Hintergrund wird derzeit am Lehrstuhl für
Kriminologie und Strafrecht an der Freien Universität unter Leitung von Prof. Dr. Klaus
Hoffmann-Holland eine in Konzeption und Umsetzung unabhängige wissenschaftliche Studie
durchgeführt. Die Studie wird mit Mitteln des Landes Berlin (Senatsverwaltung für Inneres und
Sport) gefördert. Die organisatorische und inhaltliche Ausgestaltung der Studie obliegt allein
dem Forschungsteam der Freien Universität. Das detaillierte Datenschutzkonzept, das die
Anonymität der Teilnehmenden sicherstellt, wurde in enger Abstimmung mit dem Berliner
Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit entwickelt.

Ziel der Studie ist es, die Motivationen und Aktionen der verschiedenen Akteure bei den
Auseinandersetzungen zum 1. Mai 2009 sowie die Interaktionen zwischen ihnen zu
analysieren. Ergebnisoffen sollen die verschiedenen Perspektiven auf die Ereignisse am 1.
Mai berücksichtigt werden. Dazu werden verschiedene Untersuchungsmethoden kombiniert:
Analyse der Akten strafrechtlicher Ermittlungsverfahren, wissenschaftliche Beobachtung
anhand von Videoaufzeichnungen, Inhaltsanalyse von Webblogs sowie Sekundäranalyse von
Berichten und Analysen zu den Auseinandersetzungen um den 1. Mai in den Vorjahren. Die
strafrechtlichen Ermittlungsakten spiegeln aber nur die selektive Wahrnehmung der
Strafverfolgungsbehörden wider. In einem zweiten Schritt werden daher problemzentrierte
qualitative Interviews durchgeführt, in deren Mittelpunkt die Perspektive und Wahrnehmungen
von TeilnehmerInnen an Veranstaltungen rund um den 1. Mai in Kreuzberg stehen. Die Studie
ist angesichts dessen mit der Broschüre, die der Berliner Verfassungsschutz kürzlich
herausgegeben hat, nicht vergleichbar.

Eine Pressemitteilung der Roten Hilfe e. V. vom 12. Dezember 2009 enthält leider
unzutreffende Behauptungen über die Studie. Insbesondere werden die Ziele und möglichen
Inhalte der Studie falsch dargestellt und unzutreffend behauptet, Auftraggeber sei der
Verfassungsschutz. Auch ist, anders als von der Roten Hilfe behauptet, die Datenerhebung
streng auf die genannten Untersuchungsziele zum 1. Mai begrenzt und dient nicht dazu, „linke
Strukturen auszuspionieren“. Über die tatsächlichen Ziele und Methoden der Studie hätte sich
die Rote Hilfe e.V. informieren können, hat aber das Angebot seitens des Forschungsteams,
sich die Studie erläutern zu lassen, bereits im November abgelehnt.

Seit September 2009 informiert die website www.fu-berlin.de/maistudie über die Studie.
Fragen und sachliche Kritik sind jederzeit willkommen. Ansprechpartner:
Univ.-Prof. Dr. Klaus Hoffmann-Holland, E-Mail:  maistudie@rewiss.fu-berlin.de

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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große BGB-Reform verpaßt? — Rote Hilfe Experte

kleine frage — paula

@ Rote Hilfe Experte — Roland Ionas Bialke

paula — bernhard

@Rote Hilfe Berlin — lesegerneselber

huiui — antiantiantrandti

hallo paula — na

vorsicht vorsicht — albert