Brunnen183 - wir wurden geräumt!

brunnen183 03.12.2009 15:50 Themen: Freiräume Netactivism Repression Soziale Kämpfe
Unser Haus wurde geräumt – aber die Brunnen183 lebt. Vorangegangen waren Hetzartikel der Springer-Presse und Konsorten, die uns sowie die Liebig14, die Rigaer94 und weitere Hausprojekte in einem Zusammenhang mit „Hassbrennern“ und „Krawallchaoten“ bis hin zur mg stellten und ein „Terrornest“ herbeischrieben. Innensenator Körting und Polizeipräsident Glietsch stehen unter Druck und nutzten diesen herbeigeschriebenen Sinnzusammenhang um Handlungsfähigkeit und Stärke zu suggerieren. Das es nicht zu Stein- oder Molliwürfen aus dem Haus heraus kam, bedauern sie vermutlich. Vor diesem Hintergrund erscheinen die „Warnungen“ durch anonyme Anrufe und Emails an die Bewohnerinnen in einem völlig anderen Licht. Ausschreitungen sollten provoziert werden, um der vorangegangenen Medienhetze ein Grundlage nachzuliefern. Daher rückten die Bullen auch mit einem ganzen Schwarm JournalistInnen an.
Selbst mit diesem Großaufgebot an Polizistinnen ist es ihnen nicht gelungen alle Bewohnerinnen einzufangen. Auf den Dächern fand unbeobachtet von der Menge vor dem Haus ein Parcoursrennen statt. 2 Personen ließen sich festnehmen, nachdem sie auf dem Weg aus einer Tiefgarage umzingelt wurden. Eine Person brachte sich mit einem Sprung aus 6 Meter Höhe, vom Dach eines Supermarktes und an einen Baum in Sicherheit. Das SEK war wohl zu langsam. Bullen sind weder besonders schnell, intelligent noch gut ausgebildet, deshalb treten sie immer in Massen auf.

Genauso wie bei der Räumung der Yorck59 handelte es sich um eine widerrechtliche Räumung. Dies werden die Gerichte im Nachgang mit hoher Wahrscheinlichkeit bestätigen. Doch ebenso klar ist, dass das keine
weiteren Auswirkungen haben wird. Für uns als Bewohnerinnen steht fest: Legal, Illegal, Scheißegal!

In der Presse ist die Rede von 21-23 Bewohnerinnen. Tatsächlich lebten in diesem Haus 47 Personen. Einige verließen aus wichtigen Gründen bereits vorher das Haus. Andere waren gerade außer Haus, als die Polizei anrückte. Und alle müssen nun irgendwo unter kommen, denn der Winter steht vor der Tür.

Für die Brunnen183 kann es kein Ersatzobjekt geben. Denn die Außenwirkung des Projektes im Zentrum Berlins war enorm: bunt, antikapitalistisch, liebenswert. Es war Teil des Kiezes und mit dem berühmten Umsonstladen wurde eine praktische Alternative zum kapitalistischen Verwertungssystem geschaffen.
Die Nutzerinnen gaben sich zuletzt die Klinke in die Hand, ein stetes Kommen und Gehen, Bringen und Mitnehmen. Auch die selbstorganisierte Weitergabe von Essenslieferungen der Tafel e.V. zog immer mehr Nutzerinnen aus der Nachbarschaft und darüber hinaus an.

Die Brunnen183, eines der letzten besetzten Häuser Berlins ist verloren. Die Liebig14, die Rigaer94, der Schwarze Kanal noch nicht. Für uns steht fest. Den Verbalradikalismen müssen nun Taten folgen, ansonsten sind sie die nächsten die geräumt werden und der Traum ist aus.

Wir rufen auf:

Runter von der Couch und raus auf die Straße! Demonstrationen sind wichtig – befreite Demonstrationen sind besser, denn solange diese in einem Bullenspalier laufen müssen, sind unsere Inhalte schwer vermittelbar. Nicht verhinderbare direkte Aktionen sind die Ausdrucksform die wir uns wünschen. Egal ob bei einem Weihnachtsempfang, einer Preisverleihung oder einer Pressekonferenz lasst den Verantwortlichen, lasst den Wowereits, Körtings und Glietschs keine ruhige Minute mehr. Das wird sie stärker unter Druck setzen, als 50 oder 500 verletzte Polizisten. Wir hoffen auf die gesamte Palette der Möglichkeiten – es muss nicht alles in den mit Bullen zugeschissenen Szenekiezen laufen – Berlin hat viele Straßen die nicht rund um die Uhr unter Beobachtung stehen und in denen der Polizeistaat bereits Alltag geworden ist. Bremen, Hamburg, Dresden es gibt viele Städte in denen Menschen aktiv werden können.

Merry Crisis And A Happy New Fear!



angekündigte Aktionen:

3.12. Brunnen183-Soli-Vokü – 20:00 Uhr

Aktion als erneute Antwort auf die Räumung vom 24.11. vor den zugeschweißten Türen des Umsonstladens. Bringt ebenfalls Klamotten und Gegenstände, die ihr nicht mehr braucht zum Tauschen oder Abstellen vor dem Umsonstladen mit, sodass das Prinzip des Ladens, trotz Räumung aufrechterhalten werden kann! Die Einnahmen aus der Vokü werden zur Repressionskostendeckung genutzt.

5.12.: Demo - 20.00 Uhr, "Wer Wind säht, wird Sturm ernten!"
Sie startet Proskauer Ecke Rigaer Straße und soll dann über den Bersarin Platz und Warschauer Straße nach Kreuzberg führen (Falckenstein Str.-Wrangel - Skalitzer) und dort am Lausitzer Platz enden.


Updates und Infos:

 http://www.actionweeks.mobi
 http://wba.blogsport.de

Mobivideo:
 http://wba.blogsport.de/2009/12/01/actionmonth-video/
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Ergänzungen

Pressemitteilung des Brunnen183-Kollektivs

für griechische Verhältnisse 03.12.2009 - 16:09
Provokation durch Polizeiinformanten - 47 Menschen im Winter obdachlos

Die Räumung der Brunnenstr. 183 am Di, den 24.11. hat viele Bewohner,
darunter auch Kinder und alte Menschen, zum Beginn der kalten Jahreszeit
in die Obdachlosigkeit getrieben. Im Gegensatz zu den Angaben des
Polizeisprechers haben sich in der Brunnenstraße nicht 21 Personen
aufgehalten von denen der Großteil illegal in Berlin war, sondern es
lebten 47 Personen im Alter von 5 bis 62 Jahren dort, die alle einen
legalen Aufenthaltsstatus in Deutschland haben. Dass sich zum Zeitpunkt
der Räumung nur 21 Personen im Haus befanden, lag daran, dass einige zum
studieren, arbeiten oder einkaufen außer Haus waren.

Mit dieser Räumung verschwindet nicht nur irgendein besetztes Haus: die 47
haben all ihre persönlichen Gegenstände verloren und vor allem ein
lebendiges Wohnprojekt in dem politische Filmabende und Diskussionen,
kostenlose Konzerte und Partys und vor allem Initiativen der direkten
Nachbarschaftshilfe realisiert wurden. Hierzu zählte vor allem die
selbstorganisierte Weitergabe von Essenslieferungen der Tafel e.V. und der
weithin bekannte Umsonstladen. Für die Einkommensschwachen Menschen in
Berlin Mitte ist dies ein existenzieller Verlust.

Genauso wie bei der Yorck59 handelte es sich obendrein um eine
widerrechtliche Räumung. Nur für fünf Wohnungen lag ein Räumungstitel vor.
Der Eigentümer Kronawitter, ein Arzt aus Passau, weigerte sich jedoch
diese anzunehmen. Mindestens vier Bewohner verfügten nachweislich über
gültige Mietverträge, andere hatten mündliche Verträge abgeschlossen. Der
Rechtsanwalt des Hauses Moritz Heusinger wurde von den Einsatzkräften der
Polizei zwei Stunden lang daran gehindert die rechtliche Situation
aufzuklären und die gültigen Mietverträge vorzulegen. Dies werden die
Gerichte im Nachhinein mit hoher Wahrscheinlichkeit bestätigen. Doch
ebenso klar ist, dass das wohl keine weiteren Auswirkungen haben wird.

Bereits in den Tagen vor der Räumung wurde unter anderem von der
Bildzeitung verbreitet, es würde sich bei der Brunnen183 um ein „linkes
Terrornest“ handeln und es würden sich dort „Hassbrenner“ und
„Krawallchaoten“ aufhalten. Dies entbehrt jedoch jeglicher Grundlage und
die Beweise hierfür konnten von keiner Seite erbracht werden. Vor diesem
Hintergrund erscheinen die Warnanrufe vor der tatsächlichen Räumung und
die an das Hausprojekt gerichteten Emails von einem angeblich
wohlmeinenden Polizisten in einem anderen Licht. Wir sind davon überzeugt,
dass eine gewalttätige Verteidigung des Hauses forciert werden sollte, um
den zahlreich eingeladenen Pressevertretern ein gefährliches Terrornest
präsentieren zu können. Zitat aus einer Email an die Brunnen183, von Mo.
den 23.11.2009: „Ich bin zwar Polizist, solidarisiere mich aber mit der
Linken Szene. Bitte vertraut mir und bereitet euch auf die Räumung vor, es
sind 4 Hundertschaften für die Räumung vorgesehen, sowie ein SEK – Team.“

Weil dies eine unverhältnismäßige Härte für die Bewohner darstellt, wurde
zuletzt im Jahr 1992 ein Berliner Hausprojekt im November geräumt. Das
Profitinteresse rangierte aber bei der Entscheidungsfindung des rot-roten
Senats offensichtlich weit vor den sozialen Aspekten. Die Gentrifikation,
die „Aufwertung“ ganzer Stadtteile, die Verdrängung einkommensschwacher
Menschen aus ihrem angestammten Kiez, ist auch und gerade in Berlin ein
Fiasko der sogenannten Stadtentwicklung. Anstatt lebendige und gewachsene
Nachbarschaftsstrukturen zu erhalten, wird Platz für eine unpersönliche
und kurzfristig profitmaximierende Nutzung geschaffen. Ein soziales und
nachhaltiges Stadtentwicklungskonzept müsste diese alternativen Lebens-
Arbeits- und Wohnformen miteinbeziehen und sogar fördern.

Eilversammlung vor der Brunnen183

brunnenfnord 03.12.2009 - 21:04
Aufgrund von Polizeischikanen, wie Platzverweisen, Sicherstellung eines Fahrrads zur Gefahrenabwehr, der Fahradfahrer legte eine Blume vor der Tür des Umsonstladens ab und Gewaltanwendung gegen einen Passanten, wurde eine Eilversammlung gegenüber der Brunnen183, am Weinbergspark angemeldet. Die Lage ist ruhig, zwei Mannschaftswagen mit Riotcops sind vor Ort, Zivten streifen durch die Umgebung, Zugang ist möglich, Menschen mit "Tüten" die verdächtigt werden vor dem Umsonstladen Dinge ablegen zu wollen werden kontrolliert. Zur Zeit befinden sich etwa 40 Personen auf der Kundgebung und es gibt leckere Volxküche... kommt vorbei! Jetzt ist es genau 21:00 Uhr... bis gleich ;)

weitere Infos auf  http://www.actionsweeks.mobi

Fotos Brunnenstraße 183

Umbruch 03.12.2009 - 22:24
Fotos von der Räumung und den zwei folgenden Solidemos in Berlin
 http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/241109raeumung_brunnenstrasse183.html
Die geräumte Brunnenstraße 183 – ein Tag danach
 http://www.flickr.com/photos/berlin-im-bild/sets/72157622874210810/

Aktion für Freiräume

Sörren 05.12.2009 - 13:10
Unter dem Titel: "Baustelle für private Luxuswohnungen sabbotiert"
eine weitere Freiraumaktion

 http://directactionde.blogspot.com/2009/11/baustelle-fur-private-luxuswohnungen.html

Die Brunnen heutzutage

total entfenstert 06.12.2009 - 02:46
Komplett entfenstert auf der Strassenseite!

Robocops zernichten somit den historisch bedeutsamen Wille einer Instandbesetzung!

Fenster sind auch Augen!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

Daten des Neueigentümers — Beschwerdewellenreiterin

scheisse!!! — gkhdgrwdas

Die Brunnen heutzutage — total entfenstert