Silvio-Meier-Demo 2009 in Berlin

Bernd Kudanek alias bjk 22.11.2009 18:08 Themen: Antifa Freiräume Repression
Gestern, am 21.11.09, jährte sich der Todestag des von Neonazis ermordeten Silvio Meier zum 17.mal. An der Silvio-Meier-Gedenktafel im Gang des U-Bahnhofs Samariterstraße, dem Ort des Mordes, werden alljährlich in einer Feierstunde Blumengebinde abgelegt. So auch gestern ab 15 Uhr. Weil bei solchem ehrenden Gedenken sich niemand gerne abfilmen lassen will, wurde die Überwachungskamera über der Gedenktafel mit einem Spucki überklebt. Das rief so gegen 15:45 Uhr einen Trupp vom Team Green auf den Plan.

Sie versuchten zunächst, sich Zutritt zur überklebten Kamera zu verschaffen. Aber wegen der rund um den Gedenkort versammelten über 100 Personen war dies nicht ohne weiteres möglich. Wegen der Besonnenheit dieser zumeist jungen Antifas und der offenkundigen Order der Polizei, nicht schon vor Beginn der Demo Gegengewalt zu provozieren, wurde zwar miteinander diskutiert aber ansonsten geschah nichts Wesentliches. Als ich kurz vor 16 Uhr den U-Bahngang verließ, klebte das Spucki immer noch vor der Kameralinse.
Rund um den Ausgang auf der vielbefahrenen Frankfurter Allee Ecke Mainzer Straße hatten sich schon mehrere hundert DemonstrantInnen versammelt. Das Hauptkontingent von Team Green hatte Wartestellung in einigen in der Nähe parkenden Mannschaftswagen eingenommen. Die leider üblich gewordenen Abgrabsch-Teams fummelten an den Antifas herum. Trotzdem herrschte eine insgesamt entspannte Atmosphäre. Vom Lauti kamen mehrere Redebeiträge, zuletzt überbrachte ein russischer Antifaschist aus Moskau Grüße und berichtete vom Mord an Iwan Chutorskoi, einem langjährigen Aktivisten der antiautoritären anarchistischen Bewegung.

Die Demospitze formierte sich bald darauf mit ihren Fronttranspis in der Mainzer Straße, umlagert von diversen Presse- und anderen Fotografen sowie mehreren TV-Kamera-Teams. Die Demo-Veranstalter hatten auch angekündigt, daß nicht nur unabhängige RechtsanwältInnen sondern auch unabhängige Demo-BeobachterInnen zugange wären, die alle Polizeiaktionen zwecks Beweissicherung notieren und abfilmen sollten. Vielleicht war dies neben der gestrigen unverhältnismäßigen Brutalo-Aktion vor dem Hotel Adlon gegen protestierende StudentInnen durch SPD-Innensenator Körtings Schläger-Milizen der Grund für die heutige deutliche Zurückhaltung von Team Green. Obwohl mit über 1.000 Milizen - der rbb sprach in der Abendschau von 1.400 BeamtInnen - zugange, hielt Team Green sich zumindest bis zum zwangsräumungsgefährdeten Freiraumprojekt Liebig 19 mit den üblichen Gewaltprovokationen weitgehend zurück. Es gab keinen einschüchternden, kriminalisierenden Wanderkessel, der wie sonst unter anderem die Sicht auf Seitentranspis verhindern sollte, und es wurde von den Milizen sogar ein Abstand von über 20 Metern zum Fronttranspi eingehalten. Abgefilmt wurde allerdings wie gehabt.

Friede, Freude, Eierkuchen war's trotzdem nicht. Besonders im vorderen Drittel der Demo wurden immer wieder lautstark kämpferische Slogans skandiert. Auch vom Lauti kamen immer wieder kurze Statements. Von der Mainzer über die Scharnweberstraße gelangten wir wieder zur Frankfurter Allee. Dort angekommen, fand gegenüber vom Jeton (  http://de.indymedia.org/2009/07/256300.shtml ), einer von Neonazis gern besuchten Disco, die erste Zwischenkundgebung statt. Dann ging's weiter über die Voigt- in die Schreinerstraße. Schon in der Schreinerstraße wurden wir bereits von fahnenschwingenden Antifas auf einem Hausdach mit Bengalischem Feuer, Silversterraketen und Böllern erwartet und begrüßt. Diesmal blieb eine Farbbeutelattacke mit weißer Dispersionsfarbe von oben, wahrscheinlich auch von einem Hausdach, durch Neonazis wie im vergangenen Jahr aus.

In der Rigaer Straße ging's vorbei am autonomen Wohn- und Kulturprojekt Rigaer Str. 94 und dann bogen wir von der Bänschstraße in die Liebigstraße ein. An der Kreuzung Rigaer Ecke Liebigstraße wurden wir von den Dächern vor dem zwangsräumungsgefährdeten Freiraumprojekt Liebig 19 (gegenüber das Projekt Liebig 34) wieder von Antifas mit Bengalischem Feuer und Silvesterraketen begrüßt. Mit großem Hallo bedankten wir uns. Team Green blieb nach meinen Beobachtungen noch immer relativ gelassen.

Vor der Galiläakirche und der ehemaligen Liebig-Realschule fand wieder eine Zwischenkundgebung statt. Erinnert wurde unter anderem an Tobias, der in der Liebig 19 wegen Verdachts auf Autobrandstiftung in einer spektakulären Durchsuchungsaktion unter dem frenetischen Jubelgeheul einschlägiger gleichgeschalteter Haß-Journaillen nicht nur aus dem Hause Springer verhaftet wurde. Gerade deswegen hatten diese Medien-Hyänen (die Hyänen draußen in den Savannen mögen mir verzeihen) für unserer Gedenk-Demo schwerste Krawalle herbeigeschrieben. Wie enttäuscht muß diese Schmieren-Bagage in ihren Redaktionsstuben gewesen sein, als ihre Schmierenschreiber und Paparazzi-Fotografen vor Ort eben solche Krawalle bislang nicht melden bzw. filmen konnten. Sie sollten erst beim späteren Abbruch der Demo auf ihre Kosten kommen.

Ab der Liebigstraße war Team Green auch präsenter, ohne aber besonders repressiv zu sein, also keine Wanderkessel und ähnliche Schikanen. Über den Bersarinplatz gings vorbei am mittlerweile gekündigtem Thor Steinar Naziklamottengeschäft Tromsø in der Petersburger Straße 94 zur Kreuzung Frankfurter Allee / Warschauer Straße am U-Bahnhof Frankfurter Tor. Das erste Drittel mit dem Lauti war längst in der Warschauer Straße angekommen, als im Lauti bemerkt wurde, daß über die Hälfte der DemonstrantInnen sich noch immer vor dem Tromsø befanden. Später war zu hören, es sei wohl zu einer Festnahme gekommen. Nachdem auch die letzten Nachzügler zu uns aufgeschlossen hatten, machte sich der nunmehr wieder komplette Demozug so gegen 18:30 Uhr ins letzte Drittel der Demostrecke über die Boxhagener-, Simon-Dach-, Grünberger- zur vorgesehenen Abschlußkundgebung vor dem S-Bahnhof Warschauer Straße auf.

Für mich war allerdings am U-Bahnhof Frankfurter Tor Schluß. Denn von dort aus fuhr ich in der offenbar irrigen Meinung heim, daß es auch auf dem letzten Teil der Demostrecke zu keinen Gewalt-Eskalationen kommen würde. Später soll es nämlich laut Medienberichten dann aber doch zu Ausschreitungen gekommen sein. In der Niederbarnimstraße nahe der Grünbergerstraße soll angeblich eine Schickeriakneipe, in der wohl auch Nazis verkehren, entglast oder zumindest angegriffen worden sein. Dabei sei es offenbar zu den von der sensationsgeilen Journaille längst erhofften "Krawallen" mit anschließenden Festnahmen von 17 Personen gekommen. Die Demo sei deshalb sofort von den Veranstaltern abgebrochen worden. Wenn es sich wirklich so zugetragen hat, war der Abbruch durch den Veranstalter sehr verantwortungsvoll.

Alle 53 großformatigen Fotos sind unter  http://www.carookee.com/forum/freies-politikforum/1/25378610#25378610 eingestellt.

Bernd Kudanek alias bjk
Internetplattformen:
 http://freies-politikforum.carookee.com
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Andere Demoberichte sind in indymedia nachzulesen unter:
 http://de.indymedia.org/2009/11/266650.shtml

Fotos und Videos gibt's unter:
 http://www.flickr.com/photos/jakobhuber/sets/72157622724990573
 http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157622849685190
 http://www.flickr.com/photos/mikaelzellmann/sets/72157622724740421
 http://www.flickr.com/photos/rassloff
 http://ccphoto.de/?p=171
 http://www.flickr.com/photos/imagedeluxenet/sets/72157622850133130/
 http://www.youtube.com/watch?v=Jc6jom0uQbY
 https://www.wuala.com/Antifaschistische%20Aktion/Demo%20Aufrufe/Silvio-Meier-Demo/Bericht/
 http://www.rbb-online.de/rbbaktuell/archiv/rbb_aktuell_vom_21.html
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Ergänzungen

liebig 19?

liebig lieb ich! 22.11.2009 - 19:02
die liebig 19 ist doch wohl die liebig 14, oder?!?

Wichtig Zivis !

Beobachter 22.11.2009 - 20:15
Nochmal eine Kopie von meiner Ergänzung zum früheren Silvio Meier Demo Artikel:

Kurz nach der Kundgebung vor der "Nazi-Disco" Jeton, kamm es zu einen Spruch ruf : " Deutschland wollen wir nie wieder brecht den Bullen alle Gleider"

Ansich ist der Spruch kein Problem, nur das halt ein Aufruf zur Straftat ist.
Welcher vom PMS, sofern diese es mitbekommen geahndet werden wird.

Aufjeden fall kamm es knapp 2min nachdem der Spruch fiehl..zu einer Aktion wo eine Person in der Demo, welche klar nach "Undercover"Zivi aussah,
Das diese Person einen Mitdemonstranten nebe mir auf die SchulterKlopfte und meinte :
"ich und meine Genossen haben einen Spruch aus Göttingen mitgebracht..Deutschland wollen wir nie wieder brecht den Bullen alle Glieder" Darauf sah der Mitdemonstrant den "Undercover Beamten nur seltsam an , da der Beamte wahrscheinliche dachte das er unauffällig war, allerdings konnte man sich ziemlich sicher sein das es ein Zivi war"
der Beamte antwortet daruf hin : " Hm Nicht cool ? Schade...ok "

der Zivi liess sich weiter nachhinten fallen in der Demo
knapp 2-3 min später hatte dann diese Personn das Handy rausgehollt und berichtete..."sie fanden dne Spruch nicht cool " was von Genossen weiter hinten mit gehört werden konnte..

Dies ist ein klarer Kriminaliesierungversuch von Demonstranten von Seiten der Berliner Polizei, ein Versucht der soo lächerlich durch geführt wurde ..das man sich wirklich nur an den Kopf fassen konnte..

ACAB ! Scheiß Zivten !

Gewünschte kommentare werden produziert

BerlinerIn 22.11.2009 - 21:10
In letzter Zeit wird immer wieder in den Boulevardmedien aus der Kommentarspalte bei Indymedia zitiert. Wie mensch sich denken kann meist absolut hohles Geseier, dass "die Autonomen" denunzieren soll. Gerade bei einem offenen Portal wie Indymedia liegt es nahe, dass "Journalisten" ihre Story selbstständig mit gewünschten zitaten aufzuwerten versuchen.
Unter diese Rubrik würde ich auch den Kommentar von "hardcore" zählen und es würde mich nicht wurden diesen Dreck in den nächsten Tagen irgendwo zitiert zu finden.
Wohlmöglich noch unter dem Titel "Autonome machen Jagd auf junge Mütter mit Kinderwägen - Wann reagiert Rot-Rot endlich?!"

Richtigstellung

besserwisser_in 22.11.2009 - 21:33
räumungsbedroht ist nicht das Haus Liebig 19 sondern Liebig 14!
und die Demo ging auch nicht am Hausprojekt Rigaer 94 sondern an der Rigaer 78 vorbei...

Es gibt jetzt eine Soliseite für Tobias

Freiheit für Tobias! 22.11.2009 - 22:13
Befindet sich noch im Aufbau.

Quatsch mit Soße

Kontroverso 23.11.2009 - 01:14
"Brecht den Bullen alle Glieder!" Nun ja, das dürfte sich wohl auf einem ähnlichen Niveau we ACAB befinden. Aufruf zu Straftaten muss immer auf eine einzugrenzende Menge gerichtet sein. Genau wie bei ACAB ist die Personengruppe "Bullen" oder auch "Polizei" nun mal nicht so leicht zu umgrenzen. Insofern stellt es eine Meinungsäußerung dar, die geschützt ist, ganz egal, was man von dem Spruch hält. Ich meine, "Eat the rich" ist auch kein Aufruf zu Straftaten, obwohl hier zum Kanibalismus gegen vermeintlich Reiche aufgerufen wird.

Nichtsdestotrotz können die Bullen ja erstmal verhaften. Dann argumentieren sie hinterher sie hätten das als Aufruf zu straftaten verstanden. Kennt man ja schon. Rechtlich dürfte da aber nichts hinterher kommen.

@liebig lieb ich! und @besserwisser_in

Bernd Kudanek alias bjk 23.11.2009 - 09:32
Zunächst einmal ein fröhliches DANKE an die aufmerksamen indy-UserInnen "liebig lieb ich!" und "besserwisser_in" !!!

Hab in meinen beiden Foren sofort die Hausnummern-Korrekturen vorgenommen und die Reda von scharf-links  http://www.scharf-links.de/ um entsprechende Korrektur gebeten.

Darüberhinaus sind mir gestern weitere 10 Demofotos irgendwie untergegangen. Hab sie jetzt aber unter  http://www.carookee.com/forum/freies-politikforum/1/25381623#25381623 eingestellt.

Gruß
Bernd

wortwahl

pups 23.11.2009 - 09:39
"einschlägiger gleichgeschalteter Haß-Journaillen"
was bitte ist das für ne wortwahl? so ein nazijargon ist mehr als zum kotzen und außerdem inhaltlich falsch!!! zu was sollen, denn die journalisten gleichgeschaltet sein? zur jüdischen weltverschwörung?

Pressestimmen (Zeitungen)

aus Berlin 23.11.2009 - 15:00
Ist noch in Arbeit!
Tagesspiegel, Morgenpost, taz + Berliner Zeitung zu der Demo:
 https://www.wuala.com/Antifaschistische%20Aktion/Demo%20Aufrufe/Silvio-Meier-Demo/Bericht/Zeitungen

http://www.bz-berlin.de/aktuell/berlin/haftbe

sag ich nich 23.11.2009 - 17:21
laut bz,gab es 18 festnahmenund 2 haftbefehle,wurden erlassen.

Tagesspiegel: Hunderte greifen Polizei an!

is klaa 28.11.2009 - 22:41
Jetzt, so lange nach der Demo wird wieder berrichtet...
 http://mnm.blogsport.de/2009/11/28/der-tagesspiegel-von-morgen-wird-luegen/

Aufruf zum überregionalen Aktionsmonat

wba 30.11.2009 - 17:41

Unsere Utopien gegen ihren Profit!

Aktionsmonat für autonome Freiräume und gegen Repression!

Die Zeit ist reif für eine unkontrollierbare Bewegung…
Dies ist ein Aufruf, der sich an alle selbst von Repression und Ausgrenzung betroffenen oder solidarischen Menschen, an alle Kleingruppen und linken Zusammenhänge, Künstler_innen und Aktivist_innen wendet. Er wurde formuliert, da die letzten Wochen in Berlin und in anderen Städten und Ländern turbulent waren und die Ereignisse sich überschlugen.
Es ist oft das gleiche Schema: Sobald sich Menschen einen Freiraum schaffen um dort kollektiv neue Formen des Zusammenlebens und -kämpfens zu erproben, schlägt der Staat mit seinen Repressionsorganen zu. Es kommt zu Räumungen, Verhaftungen und letztendlich auch zu Prozessen. Egal ob Erfurt, Magdeburg, Berlin, Hamburg, Dresden oder Oldenburg: in der kapitalistischen Verwertungslogik ist kein Platz für Freiräume. Uns reicht es schon lange und – es wird Zeit das wir gemeinsam zurückschlagen!


Die Situation in Berlin…
In den frühen Morgenstunden des 16. November wurde Tobi in der Nähe von 2 brennenden Autos festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, diese angezündet zu haben, und er sitzt nun in U-Haft. Am selben Nachmittag stürmte die Polizei gleich zwei Hausprojekte in Berlin: die Liebig 14 und die Liebig 34. Menschen wurden in ihren Zimmern eingesperrt und geschlagen, es gab kaum Zeug_innen der Durchsuchung, die Bullen verhielten sich gewohnt rüpelhaft. Eine Woche später wurde die Brunnenstr. 183 widerrechtlich geräumt. Die Einrichtung wurde von den Bullen zerschlagen, alle Fenster herrausgerissen und das Haus unbewohnbar gemacht. 40 Männer, Frauen und Kinder sitzen auf der Straße.
Die Antwort darauf folgte schnell: 3 große Solidemos,und etliche Soli-Aktionen in Berlin und anderen Städten. Viele Menschen wurden dabei festgenommen, gegen mindestens 2 wurde ein Haftbefehl ausgesprochen. Berlin ähnelt zur Zeit einer Polizeistadt, Platzverweise werden ständig wahllos verteilt, Kleingruppen werden verfolgt, Menschen werden auf der Straße kontrolliert und durchsucht, Wannen und Zivis prägen das Stadtbild.
Zugleich hetzt ein Teil der die Medien massiv gegen die linke Szene und die Hausprojekte: Die U-Haft von Alex wurde von der Springerpresse gefordert, Tobi wurde vorverurteilt und mit Namen und Gesicht auf der Titelseite abgedruckt und es wird dazu aufgerufen, die „Terrornester“ endlich zu räumen. Dies ist eingebettet in die staatliche Kampagne gegen „Linksextremismus“, die die linke Szene isolieren und mit Neonazistrukturen gleichsetzen soll.
Dass ein Repressionsschlag kommen musste, war abzusehen: Die linke Szene hat in den letzten Jahren mit vielen Demos und Aktionen dass Thema Stadtumstrukturierung und Freiräume auf die politische Tagesordnung gesetzt und im Bewusstsein der Menschen gehalten. Die Berliner Polizei und Justiz gab in den letzten Monaten wiederholt ihre Hilflosigkeit gegenüber den militanten Aktionen zu, blamierte sich kräftig und verwies die Lösung des Problems an die Politik. Sie beklagte sich vermehrt, dass die verschiedenen Aktivitäten auch von einem großen Teil der Bevölkerung durchaus mit Sympathie begegnet wird. Dies ist auch nicht verwunderlich, denn unsere Politik betrifft nicht nur unsere Projekte.
Denn nicht nur linke Hausprojekte sind von der Gentrifizierung bedroht, der Prozess der Aufwertung und der damit einhergehenden Verdrängung betrifft einen Großteil der Menschen in den Berliner Innenstadtbezirken! Während die Armut nicht nur in Berlin seit Jahren ständig steigt, explodieren hier gleichzeitig die Mieten. Die verschärfte Ausrichtung der Gesellschaft an Profitinteressen betrifft viele gesellschaftliche Bereiche, und stößt auch an vielen Stellen auf Protest, wie z.B. die weltweite Besetzungswelle an den Unis.
Hetze gegen Hausprojekte ist das eine – vermeintliche politische Kompromisse das andere. Wir befinden uns derzeit in Berlin in der Situation, dass das Thema steigende Mieten und Gentrifzierung gerade von allen Seiten aufgegriffen wird. Das ist erstmal ein Erfolg – aber birgt auch Gefahr. Denn die politische Strategie ist klar: durch ein paar kosmetische Änderungen an den Mietgesetzen sollen die Betroffenen eingelullt werden, soll der alltägliche und allnächtliche Widerstand isoliert werden, um ihn dann durch Bullen und Staat zerschlagen zu lassen. Lassen wir uns nicht isolieren – und lassen wir uns auch nicht mit eine paar kosmetischen Kleinigkeiten abspeisen!

Und darüber hinaus…
Es brodelt nicht nur in Berlin kräftig rund um Freiräume und andere emanzipatorische Bewegungen. Auch in anderen Städten organisiert sich Widerstand auf vielen Ebenen, sind Häuser bedroht, werden besetzt und geräumt, Freiraumbewegungen leben in vielen Städten auf, Menschen wehren sich gegen Repression, Verdrängung und Überwachung. In Hamburg wurde gerade während einer Freiraumdemo ein kurz zuvor besetztes Haus geräumt, und ein Angriff auf die Roten Flora wird medial vorbereitet. In Erfurt wurde das langjährig besetzte Topf und Söhne Gelände mit einem wahnwitzigen Polizeieinsatz geräumt, die anschließende stille Besetzung des Kegelheims wurde noch am selben Abend nach ihrer Bekanntgabe gewaltsam beendet.
In den Niederlanden wurde vor kurzem ein Gesetz verabschiedet, dass die komplette Besetzer_innenszene kriminalisiert und das Besetzen und die Unterstützung dessen illegalisiert. Dies ist auch ein „Erfolg“ von medialer Hetze und mangelnder Solidarität, die nach bekanntgabe hätte erfolgen können. Auch in Lodz/Polen gab es vor kurzem eine brutale Razzia im Squat K50. Des weiteren wurde auch das bekannte Squat Milada in Prag geräumt.
Ob Erfurt, Hamburg, Wien, Magdeburg, Münster, Wilhelmshaven, Oldenburg, Prag, Lodz, Berlin und Dresden – überall die gleiche Scheisse, und die gleiche Repression…
Denn da wo sich Menschen gegen die sich verschärfenden kapitalistischen Verhältnisse wehren, sitzen auch Menschen in den Knästen, die sich für ihre Utopien von einer besseren Welt engagieren. Wenn eine Bewegung zu sehr an Boden gewinnt, kommt es zu Repressionsschlägen, um die Bewegung zu isolieren, zu kriminalisieren und damit zu brechen, wie gerade aktuell in Berlin oder das letzte Jahr in Griechenland. Dagegen müssen wir uns wehren und unsere Solidarität zeigen!
Überregionaler Aktionsmonat…
Wir wollen euch dazu aufrufen, euch mit euren Mitteln und Möglichkeiten an einem Aktionsmonat für unsere Freiräume und gegen die Repression einzubringen. Wir denken dass es wichtig ist, den Gesamtzusammenhang zu sehen und solidarisch zu sein, aber gerade auch lokal zu agieren, um unsere Strukturen auszubauen, Erfahrungen zu sammeln und unkontrollierbar zu sein. Große Demos in Berlin oder Hamburg können genau das momentan nicht leisten. Wir erhoffen uns einen ähnlichen Effekt wie es damals bei der Räumung des Ungdomshuset gab, dort kam es hier spontan in über 20 Städten zu Solidaritätsaktionen, welche die Größe und die Vielfältigkeit unserer Bewegung sehr gut zum Ausdruck brachte. Neben den Aktionen möchten wir euch auffordern eure Sichtweisen auf Freiräume uns mitzuteilen, was bedeutet es in Ostdeutschland oder anderswo ein AJZ aufzubauen, wo sind die Unterschiede zwischen Projekten in Groß- und Kleinstädten, wie entwickeln sich diese Räume? Ziel ist es, möglichst viele Artikel und Berichte zu sammeln und dann diese gemeinsam in eine Broschüre einfließen zu lassen.
Egal ob Straßentheater, Infoveranstaltungen, Reclaim the Streets, spontane Demos, das Schaffen neuer Freiräume, Flugiverteilaktionen, öffentliches Kino, Konzerte im öffentlichen Raum, Straßenbahnpartys, nächtliche Spaziergänge, Solipartys… sucht eure Aktionsformen und zeigen wir gemeinsam, dass wir diese Scheiße satt haben.

Eckdaten:
Der Aktionsmonat beginnt JETZT und wir werden am 3. Januar auf einer SonderVV besprechen wie es weitergeht!
Silvester – beteiligt euch an den lokalen Antirepressions- / Antiknastdemos!
Schickt eure Berichte und alles weitere an:  wba-actionweeks@riseup.net
Unkontrollierbar, vielfältig, subversiv, kreativ – sorgen wir für einen heißen Winter!

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