Schwarzer Kanal (Berlin): The show goes on

Petra Lustig 25.10.2009 21:38 Themen: Freiräume Gender Kultur Repression Soziale Kämpfe
QUEER-WAGENPLATZ SCHWARZER KANAL: AKTIONSTAGE GEHEN WEITER !!!

Die Bewohner_innen und Unterstützer_innen des Schwarzen Kanals blicken auf den erfolgreichen Auftakt der Aktionen zum Erhalt ihres Wohn- und Kulturprojektes zurück. Bundesweit und international waren Aktivist_innen in den letzten 5 Tagen zu den „Queer und Rebel-&Wagentagen“ angereist.
Es gab ein vielfältiges Programm aus Aktionen, Demonstrationen, diversen Workshops, ein Städteplenum verschiedener Wagenplätze, Cabaret, Filmvorführungen und einer Fahrradralley.
Am Freitag, 23.10.09 wurde der seit vielen Jahren leerstehende Schulhof in der Adalbertstraße (Berlin-Mitte) besetzt. Das Gelände wird vom Liegenschaftsfonds verwaltet. Die Besetzer_innen ließen sich von Räumungsandrohungen und großem Polizeiaufgebot nicht einschüchtern. Sie setzten es durch, bis Verhandlungsbeginn mit dem Liegenschaftsfonds, auf dem Gelände bleiben zu können. Das ist eines der wenigen Beispiele, in denen die „Berliner Linie“ des Senats („jede Besetzung soll umgehend geräumt werden“) durchbrochen worden ist.

Der Wagenplatz Schwarzer Kanal fordert ein angemessenes Ersatzgelände in der Innenstadt. Mit der Besetzung wird die Tatsache unterstrichen, dass es ungenutzte Flächen im Zentrum gibt. Dies hatten Liegenschaftsfonds und Politiker_innen bisher abgestritten. Auf verschiedenen Transparenten der Besetzer_innen waren folgende Forderungen zu lesen:
„Liegenschaftsfonds umverteilen“
„Innenstadt für alle“
„Unkommerzielle Projekte STATT Spekulation mit öffentlichen Geländen“

Die Funktion und das Vorgehen des Liegenschaftsfonds steht in ständiger Kritik, nicht nur vom Schwarzen Kanal. Öffentliches Gelände wird durch den Liegenschaftsfonds privatisiert und vermarktet. Diese Prozesse passieren ohne Rücksicht auf soziale stadtplanerische Aspekte.

Obwohl den Unterstützer_innen des Schwarzen Kanals das Gelände in der Adalbertstrasse bis Montagmittag, 26.10. von Herrn Lippmann (Geschäftsführer des Liegenschaftsfonds) überlassen wurde, provozierte die Polizei durch massives und agressives Auftreten vor dem Tor.
Unter immer neuen Vorwänden, versuchten sie auf das Gelände zu kommen. Nur durch die besonnene Reaktion der Besetzer_innen konnte eine Eskalation vermieden werden.
In Eigeninitiative wollte die Polizei zum Beispiel verhindern, dass Trinkwasser, Lebensmittel etc. auf das Gelände gebracht wurden. Im Anschluss an die Demonstrationen vom Samstag sperrte die Polizei sogar zeitweilig die umliegenden Straßen ab, um Gäste nicht zur Suppenküche zu lassen.
Die starke Polizeipräsenz und das agressive Auftreten der Beamten wurde nicht nur von den Besetzer_innen als Provokation empfunden. Offensichtlich störten sich, laut Zeitungsmeldungen vom 25.10., auch andere Menschen im Kiez daran und antworteten mit Steinen und Flaschenwürfen auf Polizeifahrzeuge.

Die Schwarzen Kanal Bewohner_innen und Freund_innen bewerten die „Queer und Rebel&Wagentage“ erfolgreich und gehen gestärkt daraus hervor. Mit großer Entschlossenheit wollen sie für ihr 20jähriges Wohn-und Kulturprojekt kämpfen.

 http://www.schwarzerkanal.squat.net/
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Ergänzungen

Pressespiegel Wagenplatz Schwarzer Kanal

Anna und Arthur 25.10.2009 - 21:46
Queer und Rebel beim Umbruch Bildarchiv
 http://www.umbruch-bildarchiv.de/willkomm1.html

Pressespiegel

08.10.2009

taz: "Schwarzer Kanal" funkt SOS
 http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/1/schwarzer-kanal-funkt-sos/

23.10.2009

taz: Schule als Ersatzburg
 http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/1/schule-als-ersatzburg/


24.10.2009

Neues Deutschland: Solidarität mit Wagenplatz
 http://www.neues-deutschland.de/artikel/157971.solidaritaet-mit-wagenplatz.html

Tagespiegel: Aus Protest Schulgelände besetzt
 http://www.tagesspiegel.de/berlin/Wagenburg;art270,2931230

25.10.2009

Berliner Morgenpost: Ultimatum für Wagenburg "Schwarzer Kanal"
 http://www.morgenpost.de/berlin/article1195689/Ultimatum-fuer-Wagenburg-Schwarzer-Kanal.html

Berliner Kurier: Neues Gelände besetzt
 http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print/berlin/281511.html

BZ: Zoff um Wagenburg in Mitte
 http://www.bz-berlin.de/bezirk/mitte/zoff-um-wagenburg-in-mitte-article623513.html

Provokation durch die Repressionsorgane

Genosse 26.10.2009 - 17:16
Ich möchte mich hier kurz zu Wort melden da ich die oben beschriebene Provokation und Repression bestätigen kann. Die Polizei gibt sich rund um den "Schwarzen Kanal" extreme Mühe eine gewalttätige Auseinandersetzung zu provozieren. Die Gründe die bei Personendurchsuchungen angegeben werden sind völlig lächerlich, der Versuch das Gelände (Schulhof) zu betreten ist von starker Schickane seitens der staatlichen Repressionsorgane begleitet. Hier soll eindeutig eine Auseinandersetzung provoziert werden um diese durch die Einschlägigen Medien anschliessend verbreiten zu können. Soviel also zum Thema "Dein Freund und Helfer". Zitat Polizist: "Es ist mir egal das ihr das Volk seid, ihr habt zu tun was wir sagen."

Was bleibt also? Friedliche Genossen werden durch Schickane provoziert... der Einsatz von Gewalt jedoch in den Medien natürlich als Ausschreitung durch Chaoten dargestellt? Offensichtlich gibt sich die Polizei jedoch mit einem gewaltlosen Kampf für den Schwarzen Kanal nicht zufrieden... sie müssen die Gewalt zur Eskalation bringen um uns diskreditieren zu können.

Daher stellt sich die Frage wie lange die Unterstützer und Bewohner diese Verhalten noch tolerieren... an die mit Sicherheit mitlesende Polizei:

Lasst die Leute in Ruhe... wir wollen keine Gewalt und der einfache Beamte der es im Zweifelsfall austragen muss ist in der Mehrheit sicherlich auch sehr dankbar wenn es nicht zu Ausschreitungen kommt (mal von einigen Ewiggestrigen Beamten abgesehen). Daher redet doch einfach mal mit eurem Einsatzleiter über den Sinn von repressiven Maßnahmen gegen friedliche Demonstranten. Legt eure Schlagstöcke und Helme weg... auch ihr seid Teil des Volkes, auch ihr seid von steigenden Mieten und Preisen betroffen, auch eure Kinder leiden unter Sparmaßnahmen in der Bildung und auch ihr werdet eines Tages begreifen das ihr auf der falschen Seite steht wenn ihr gegen Demonstranten vorgeht!

Solidarität mit dem Schwarzen Kanal und allen Freiraumprojekten weltweit!



Erwähnenswert

ist auch 26.10.2009 - 18:42
das die Berliner Polizei neuerdings vermehrt mit Schusswaffen auf Demonstrationen anzutreffen ist... dazu passend gab es vor einer Weile (kp wann genau) eine Meldung das die Berliner Polizei davon ausgeht das demnächst ein Demonstrant bei Auseinandersetzungen sterben wird!

Wer dies in Zusammenhang stellt weiß was in den nächsten Monaten wohl auf uns alle zukommen dürfte!

Der Polizei dürfte jedoch auch klar sein das sie mit einem Mord an einem Demonstranten eine Welle des Widerstandes auslöst die nicht aufzuhalten sein wird!!!

ergänzung - Pressespiegel

pressebeobachterin 27.10.2009 - 02:54
27.10.2009

Wagenplatz kommt ins Rollen
WAGENBURG Entspannung am Runden Tisch. Der Liegenschaftsfonds schlägt sechs innerstädtische Ausweichquartiere für den gekündigten Wagenplatz "Schwarzer Kanal" vor
VON PETER NOWAK

Die BewohnerInnen des Wagenplatzes Schwarzer Kanal können wieder Hoffnung schöpfen. Der Berliner Liegenschaftsfonds hat am Montag sechs Grundstücke innerhalb des S-Bahn-Rings genannt, die als Ausweichplätze für den räumungsbedrohten Wagenplatz geeignet sein könnten. Das war das Ergebnis eines Treffens zwischen dem Leiter des Liegenschaftsfonds, Holger Lippmann, und mehreren MitarbeiterInnen sowie einer Delegation der WagenplatzbewohnerInnen.

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Das bisherige Domizil an der Michaelkirchstraße in Mitte ist den NutzerInnen vom Grundstückseigentümer, dem Essener Baukonzern Hochtief, zum 31. Dezember gekündigt. Der Baukonzern will am Spreeufer seine neue Berliner Zentrale errichten. Als Ausweichquartiere für die Wagenburg waren bisher nur Areale am Stadtrand vorgeschlagen worden.

Das Ergebnis der Gesprächsrunde am Montag wurde von rund 200 UnterstützerInnen des Schwarzen Kanals mit spontanem Applaus quittiert. Sie waren mit mehreren Wägen vor das Bürogebäude gezogen, um die Delegation zu unterstützen. Zuvor hatten sie das Gelände einer leerstehenden Schule in der Adalbertstraße 39 verlassen, das sie am Freitagmittag besetzt hatten (taz berichtete). Mit dem Liegenschaftsfonds war vereinbart worden, dass die BesetzerInnen bis Montag, 11 Uhr das Grundstück verlassen, auf dem eine Privatschule entstehen soll. Im Gegenzug wollte er geeignete Ausweichgrundstücke präsentieren.

"In den letzten Monaten versuchten wir mit BezirkspolitikerInnen am Runden Tisch ein Ausweichquartier zu finden", sagte Wagenplatzbewohnerin Nadine Paul. "Doch immer hieß es, wir sollten an den Stadtrand ziehen." Das war für die BewohnerInnen nicht akzeptabel. Deshalb bezeichnet Paul die aktuellen Vorschläge als positiven Schritt. Von einem Erfolg möchte sie aber erst sprechen, wenn es einen Vertragsabschluss gibt. Jetzt gehe es zunächst darum, die Grundstücke auf ihre Eignung zu prüfen.

Bei den bisherigen Treffen des Runden Tisches war der Fonds nie vertreten, kritisierte der Sprecher der Grünen-BVV-Fraktion in Mitte, Frank Bertermann. Der Liegenschaftsfonds war bisher vor allem an einer gewinnbringenden Verwertung der landeseigenen Grundstücke interessiert. Nach Angaben der Wagenplatzdelegation hatten Mitarbeiter des Liegenschaftsfonds beim Gespräch hinter verschlossenen Türen erklärt, der Senat habe das Vorgehen des Fonds kritisiert. Deshalb wolle man jetzt auch Aspekte der Stadtentwicklung bei der Grundstücksvergabe stärker berücksichtigen.

Das mochte die Sprecherin des Liegenschaftsfonds, Irina Dähne, nicht bestätigen. Innerhalb des S-Bahn-Rings seien Grundstücke eben begrenzt, selbst Investoren hätten oft das Nachsehen, sagte Dähne. Die Gespräche mit den Schwarzen Kanal bezeichnete sie als sehr konstruktiv. Sie werden am 3. November fortgesetzt.

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