Stand der Berliner 1. Mai-Prozesse

Roland Ionas Bialke 14.10.2009 16:39 Themen: Repression
Vereinzelung, Spaltung der schwachen Antirepressionsarbeit und abschreckende hohe Strafen - Mit nahezu perfekter Repression gelingt es zur Zeit die AktivistInnen des 1. Mai einzuschüchtern. Im Prozess gegen Christian P. wurden heute, am 14. Oktober 2009, wegen zweifachen Landfriedensbruch und 19-facher versuchter Körperverletzung zu 2 Jahre und 6 Monate Haft verurteilt. In einem weiteren Prozess gegen Yunus und Rigo, der auch heute stattfand, wurde es abgelehnt die beiden Jugendlichen aus der Untersuchungshaft zu entlassen. In den Prozessen gelang es die Angeklagten als "unpolitische" Menschen, teils mit Rauschgiftproblemen, hinzustellen und die wenigen UnterstützerInnen gegeneinander aufzuhetzen.
Drei Jahre Haft forderte die Staatsschutzabteilung der Berliner Staatsanwaltschaft in den Prozess gegen Christian P., einen Freispruch die Verteidigung. Dass Christian wie von zwei Polizisten in ziviler Kleidung beschrieben Flaschen auf PolizistInnen geworfen haben soll, konnte nicht stimmen. Am vorletzten Prozesstag wurde trotzdem der Verteidigung klargemacht, dass es ein hohes Urteil geben wird. Plötzlich während des Plädoyers, die Beweisaufnahme war schon geschlossen, stellte die Verteidigung ein Hilfsbeweisantrag: Wenn verurteilt wird, dann solle durch einen Psychologen festgestellt werden, dass Christian am 1. Mai 2009 Alkohol getrunken, 1g Kokain genommen, mehrere Joints geraucht und ein starkes Schmerzmittel genommen habe. Somit sei Christian vermindert schuldfähig. Dieser Antrag zeigte die Hilflosigkeit der Verteidigung gegen den Verurteilungswillen der Richterin und der beiden Schöffinnen auf. Die Pressesprecherin der Berliner Strafgerichte rieb sich die Hände: Der 1. Mai konnte nun den Medien als unpolitische Veranstaltung verkauft werden, bei dem unter Rauschgift stehende Menschen Randale machten.

Der Antrag der Verteidigung zielte auf ein paar Monate Gefängnis ab, die Christian erspart hätte werden können. Doch glaubhaft ist sein Rauschgift-Konsum nicht. Während des ganzen Prozesses kam sowas nicht zur Sprache. Es gab keine Ausfallerscheinungen, keine Ataxie oder andere Auffälligkeiten. Christian war nüchtern, der Trick der Verteidigung lief ins Leere. Der Antrag wurde abgelehnt, mit der Begründung, dass das Gericht genügend eigene Sachkunde hätten um einzuschätzen, dass Christian am 1. Mai 2009 Rauschgift genommen hat. Zuvor hatte die Verteidigung noch ihren Antrag relativiert, Christian habe nur Drogen genommen um die Schmerzen einer ärztlich attestierten Verletzung loszuwerden. Juristisch ein wichtiger Aspekt, der aber nicht von der vorsitzenden Richterin anerkannt wurde. Politisch gesehen war dieser Antrag allerdings ein Desaster! Das Urteil vor etwa 10 ProzessbeobachterInnen (bewacht von etlichen Justizbediensteten): 2 Jahre und 6 Monate Haft. Christian muss jetzt bis zu einem möglichen Berufungsprozess in Haft sitzen.

Im parallel stattfindenden Prozess gegen Yunus und Rigo, beide werden beschuldigt einen Molotowcocktail auf PolizistInnen geworfen zu haben, wurde es abgelehnt die beiden trotz der dünnen Beweislage aus der Untersuchungshaft zu entlassen. In den Prozesstagen zuvor gelang es dem Repressionsapparat die sich solidarisierenden Menschen in "politisch" und "unpolitisch", sowie "gewalttätig" und "friedlich" zu spalten.

Anlass war ein Selbstbezichtigungsschreiben der "autonome gruppen" zu einer Brandstiftung am 3./4. September 2009 in der es heisst, dass dem Oberstaatsanwalt Ralph Knispel, der Yunus und Rigo anklagt, das gleiche Schicksal wie dem ermordeten Polizisten Uwe Lieschied gewünscht wird. Die kommerziellen Medien griffen das Thema nach fast einem Monat auf und hetzten gegen Linksextremisten. Yunus und Rigo lassen eine Erklärung abgeben, sie seien nicht in der linken autonomen Szene organisiert und verabscheuen jegliche Gewalt. Auch politisch motivierte.

SBS vom 3./4. September 2009 -  http://directactionde.blogspot.com/2009/09/auto-abgefackelt.html

Die Eltern von Yunus und Rigo hatten schon zuvor, am 1. Oktober 2009, eine Erklärung zu den Medienberichten abgegeben. In dieser heisst es: "Wir möchten unsere tiefe Bestürzung über die am 30. September in der Bildzeitung und BZ erwähnte Morddrohung gegen Ralph Knispel in einem Bekennerschreiben der "autonomen gruppen" zu Brandanschlägen in Berlin vom 3./4.9.09 zum Ausdruck bringen und uns nachdrücklich davon distanzieren. Die Verfasser dieser Drohung nutzen den Prozess gegen unsere Kinder, um eine gewaltbereite politische Auseinandersetzung zu führen, mit der Yunus und Rigo nichts, aber auch gar nichts, zu tun haben. Sie sind nicht in der autonomen Szene organisiert! Sie sind und waren niemals gewaltbereit!
Wir fürchten, dass sich eine solche Form der politischen Stimmungsmache negativ auf das Verfahren gegen Yunus und Rigo auswirken wird und fordern deshalb die Verfasser der Drohung auf, sich nicht weiter in den Prozess gegen unsere Kinder einzumischen und jedwede gewaltbereite Veröffentlichung zu unterlassen. Herrn Knispel drücken wir unser Mitgefühl aus und bitten ihn, trotz dieser Morddrohung die Sachlage im Prozess gegen unsere Kinder unvoreingenommen zu beurteilen."

Blog der Solidaritätsgruppe -  http://www.yunus-rigo-prozess.de

Aber nicht nur in diesem Prozess hat die Verteidigung und die Familien bzw. FreundInnen der Angeklagten nicht viel dem Repressionsapparat entgegenzusetzen. Und so "verbeugen sie sich vor dem hohen Gericht" und lassen sich aus Angst vor dem Gefängnis beliebig verformen. Ich kann es nachvollziehen, dass Menschen in einer extremen Zwangslage mit allen Mitteln versuchen sich daraus zu befreien.

Rene und Benjamin wird ebenso wie Yunus und Rigo vorgeworfen Molotowcocktails auf PolizistInnen geworfen zu haben. Es gab ein Geständnis, denn die beiden taten dies zusammen mit PolizistInnen in ziviler Kleidung. Verborgen wird bleiben, dass die PolizistInnen die beiden aufforderten die Brandsätze auf die Polizei zu werfen. Auch wird verborgen bleiben, dass am 1. Mai 2009 stellenweise ein Sechstel der DemonstrantInnen / ausschreitenden Menschen verdeckte Ermittler waren. Nicht aufgeklärt werden Flaschenwürfe von verdeckten PolizistInnen auf uniformierte PolizistInnen, um die Masse anzuheizen. Rene und Benjamin werden währenddessen als "unpolitische" Jugendliche verkauft, die mal ein Abenteuer erleben wollten.

Doch das Gegenteil ist der Fall. Zum ersten Mal seit Jahren wurde am 1. Mai politischer Inhalt nach aussen getragen. Kurz nachdem die (uniformierte) Polizei in die Revolutionäre 1. Mai-Demonstration eindrang, wurde sie massiv angegriffen und befand sich bis zum Ende der Demonstration in der Defensive. Erst später wurden DemonstrantInnen durch verdeckte ErmittlerInnen markiert und von uniformierten Polizeikräften festgenommen.

Die Antirepressionsarbeit ist mehr als mangelhaft. Zwar gab es eine nette Solidaritätsparty, aber zu den Prozessen kommen kaum Menschen die nicht mit den Angeklagten befreundet oder verwandt sind. Offensichtlich wurde es von den OrganisatorInnen der Revolutionären 1. Mai-Demonstration vernachlässigt sich um Antirepressionsarbeit zu kümmern. MitdemonstrantInnen scheinen auch nicht gewillt zu sein für die Angeklagten etwas zu tun - Mit Ausnahme der Autonomen Gruppen und anderen vereinzelten AktivistInnen. Auch der Ermittlungsausschuss, Anarchist Black Cross Berlin und die Rote Hilfe scheinen überlastet zu sein. So bitter es klingt, es wäre ehrlicher nächstes Jahr folgendes auf den Plakaten die für die Revolutionäre 1. Mai-Demonstration werben stehen zu haben: "Wenn Du geschnappt wirst, bist Du allein!" Die Alternative dazu wäre, Antirepressionsarbeit schon vor den Aktionen und der Demonstration zu organisieren.

Ein Lichtblick ist das Verhalten der VerteidigerInnen im sogenannten mg-Prozess, die heute die Plädoyers verweigerten. Sie taten das um zu verdeutlichen, dass ihre Mandanten kein faires Verfahren ausgesetzt waren. Wir sind, wie die RechtsanwältInnen, alle Rädchen im repressiven Menschensystem. Darum sollten Wir wieder lernen zu kämpfen und nicht nur schöne schwarze Kleidung zu tragen.

Bericht über das Nichtplädieren -  http://de.indymedia.org/2009/10/263362.shtml
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Ergänzungen

Fehler - Unbekannte Prozesse

Roland "Nerviii" Bialke 14.10.2009 - 17:02
"Im Prozess gegen Christian P. wurden heute, am 14. Oktober 2009, wegen zweifachen Landfriedensbruch und 19-facher versuchter Körperverletzung zu 2 Jahre und 6 Monate Haft verurteilt." - Der Satz sollte eigentlich das heissen:

"Christian P. wurde heute, am 14. Oktober 2009, wegen zweifachen Landfriedensbruch und 19-facher versuchter Körperverletzung zu 2 Jahre und 6 Monate Haft verurteilt."

Daran seht ihr, wie fertig ich mit den nerven bin. Was sind das für Menschen die andere Menschen für 2 1/2 Jahre einsperren wollen? Übrigens, wenn ihr einen Prozess wegen dem 1. Mai 2009 habt, dann meldet Euch bei mir. Ich komme dann, wenn möglich, zu Euren Prozessen und dokumentiere diese (wenn ihr das wollt). Dann seid ihr wenigstens nicht allein!

sauber recherchiert?

Mr. Demo 15.10.2009 - 15:22
"(...) Auch wird verborgen bleiben, dass am 1. Mai 2009 stellenweise ein Sechstel der DemonstrantInnen / ausschreitenden Menschen verdeckte Ermittler waren (...)"

wer sagt das? gibt es für diese Behauptung Belege?

@ Mr. Demo

Roland Ionas Bialke 15.10.2009 - 18:34
Nein, dafür gibt es keine Belege. Es gibt aber mehrere gerichtliche Aussagen der Polizei die in diese Richtung gehen - Nur bleibt das verborgen, da nicht protokolliert, nicht thematisiert und weil die kommerziellen Medien, wenn überhaupt, oft nur zum ersten und letzten Prozesstag kommt. Ansonsten werden Prozessinhalte von den Justiz-PressesprecherInnen vorgekaut und an die Medien weitergegeben. Und das sind RichterInnen (z.B. Petra Carl) oder StaatsanwältInnen (z.B. Michael Grunwald). Und auf PolizeipressesprecherInnen kannst Du Dich auch nicht verlassen. Frank Millert ist Polizist und nicht unabhängig.

Ach übrigens: OStA Ralph Knispel, der Yunus und Rigo angeklagt hat, lässt sich nun von 3 Frauen mit auffällig gleich aussehenden Frisuren beschützen. Und das nur demonstrativ im Gerichtssaal, denn Knispel weiss, dass Angriffe auf StaatsanwältInnen so gut wie nie stattfinden. Die Hemmschwelle ist in der Bevölkerung dafür zu gross.





sauber interpretiert?

Fragender 15.10.2009 - 21:54
"Es gibt aber mehrere gerichtliche Aussagen der Polizei die in diese Richtung gehen - Nur bleibt das verborgen" (Bialke)

Was genau bedeutet "in diese Richtung gehen"? Wurden Zahlen genannt? Kannst du Zitate bringen? Oder interpretierst du da etwas zusammen? Und warum "verborgen"? Die Verhandlungen sind doch öffentlich oder? Jeder der sich für die Zahl der verdeckten Ermittler am 1. Mai interessiert, könnte also dort hin gehen und zuhören so wie du.

Interpretation

Roland Ionas Bialke 16.10.2009 - 00:00
Ganz sicher ist das eine Interpretation, die ich mir nach dem Besuch mehrerer Prozesse gemacht habe. Die FAO Dir 5 hatte eine mobile Basis am Kottbusser Tor. Etwa 22 Personen waren in zwei Gruppen eigeteilt: "Kottbusser Tor Süd" und "Kottbusser Tor Nord". Als es zum ersten Molotowcocktailwurf kam, haben sich die beiden Gruppen zusammengezogen. Etwa 100 Personen waren in diesem Bereich. 100 Personen + 22 FAO + 3 Basis (Funker, Fahrer, Führer) = 125 Personen in ziviler Kleidung. Das durch 25, bedeutet, dass jedeR 6. von der FAO ist. Auch wenn nicht alle von der FAO Dir 5 dagewesen wären, Wir wissen, dass noch viele andere in diesem Bereich unterwegs gewesen sind.

Verborgen

Roland Ionas Bialke 16.10.2009 - 00:17
Mit verborgen meinte ich, dass diese Informationen nicht breit gestreut werden. Was nützt es, wenn einzelne was wissen, aber es nicht für die Gemeinschaft nutzbar machen? Und so komme ich auch zur verborgenen Antirepressionsarbeit - Die ist definitiv gut, sorgt aber nicht dafür, dass die Masse der AktivistInnen sich der Antirepressionsarbeit zuwendet.

Wäsche waschen - Ich hatte keine Ahnung, dass das zur Antirepressionsarbeit dazu gehören kann. Bis eine Aktivistin davon erzählte. Es gibt viele solcher Dinge. Viele haben sogar (berechtigte) Angst als ProzessbeobachterIn aufzutreten. Andere wissen nicht einmal was damit anzufangen. Hierauf zielt meine Kritik ab: Erfahrene AktivistInnen haben es versäumt ihre Erfahrung an eine breite und unerfahrene Masse zu vermitteln. Mit der Zeit gehen muss da auch klar sein. Frag, wie viele bei einer Soliparty wo Rote-Hilfe-Rechtshilfe-Broschüren rumliegen wissen, dass sie keine Aussage zur Polizei machen sollen bzw. sich jemals ernsthaft damit beschäftigt haben.

mein senf dazu

vega 16.10.2009 - 11:16
Mein Kommentar findet sich hier:  http://vega.blogsport.de/2009/10/16/berlin-repressiv/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 13 Kommentare

@Bialke

Buhmann 14.10.2009 - 17:18
Warum ist es eigentlich Aufgabe der OrganisatorInnen der revolutionären 1. Mai Demonstration, Soliarbeit für unpolitische Mittelstandskids auf Drogen und Alkohol zu machen, die Stunden nach Ende der Demonstration beim Flaschen- und Molliwerfen auf dem Myfest festgenommen werden?

Abgesehen davon unternehmen die OrganisatorInnen der revolutionären 1. Mai Demonstration eine ganze Menge um den Gefangenen zu helfen. Sie ersparen sich lediglich den Teil der "Soliarbeit", der weder von den Angeklagten, noch deren Familien gewünscht ist.

Nur mal so.

ÖDDDDDEEEE 14.10.2009 - 17:37
Zitat: "Wenn Du geschnappt wirst, bist Du allein!"

Nein, es sollte eher lauten:

"Wenn Du geschnappt wirst, weil du 'Alkohol getrunken, 1g Kokain genommen, mehrere Joints geraucht und ein starkes Schmerzmittel genommen hast' bist Du allein!"

oder:

"Wenn Du geschnappt wirst und "nicht in der linken autonomen Szene organisiert [bist] und jegliche Gewalt verabscheust" und unsere Demonstrationen nur als Abenteuerspielplatz siehst, bist Du allein!"

oder:

"Wenn Du geschnappt wirst, weil du Zivilpolizisten zum Bau deiner Brandsätze um Hilfe bittest, bist Du allein!"

Sorry, ich kann es aber echt nicht mehr hören. Es fahren in der Regel nur die letzten Deppen ein. Entweder Drogis, die sich einen Scheiß darum kümmern, dass Drogen und Alk vor und auf der Demo nichts zu suchen haben. Oder irgendwelche Jungmacker, die mal was total krasses machen wollen. Weder für die einen, noch für die anderen habe ich auch nur ein Fünkchen Solidarität übrig. Ob die jetzt für 1, 2, 5 oder 10 Jahre abgehen ist mir genauso egal, ob irgendein Oktoberfest-Schläger für 1, 2, 5 oder 10 Jahre abgeht.
Sollen erstere sich doch in den Görli setzen und letztere sich auf der 3. Halbzeit bei irgendeinem Fussballspiel austoben. Aber von unseren Demos sollen sie sich verpissen!

Schöner Artikel

Scheiß Kommentare 14.10.2009 - 18:27
Ersteinmal sehr schön das es wenigstens noch ein paar Menschen gibt die sich um Soliarbeit kümmern! Definitiv wichtig ist es diese mehr auszubauen und das auch bei Personen die nicht in der Linken Szene aktiv sind. Und auch bei Menschen welche keine andere lsq. bzw Ausfeg finden als Drogen zu nehmen was hier, ja nicht zutrifft da er "Drogen genommen um die Schmerzen einer ärztlich attestierten Verletzung loszuwerden" genommen hat. Es kann, will und muß ja keiner in nem Projekt, Gruppe oder sonstwas tätig sein um Solidarität erfahren zu können oder? Werden nur noch die Liebsten Soli erfahren in zukunft oder wie? Leute steht auf lernt, bildet euch geht zu Prozessen, sind ja auch eigene Erfahrungen die gesammelt werden können!

Heraus zu den nächsten 'Revolutionären' Prozessen
Solidarität statt Spalterei

@Buhmann

"Organisator des 1. Mai" 14.10.2009 - 18:33
"Warum ist es eigentlich Aufgabe der OrganisatorInnen der revolutionären 1. Mai Demonstration, Soliarbeit für unpolitische Mittelstandskids auf Drogen und Alkohol zu machen, die Stunden nach Ende der Demonstration beim Flaschen- und Molliwerfen auf dem Myfest festgenommen werden?"

Du Idiot! Wir laden jedes Jahr mehrere Tausend Menschen (ja, auch Minderjährige) zu uns nach Kreuzberg ein um da mal ordentlich auf die Kacke zu hauen. Soweit so gut. Aber: Sollen wir die dann wenn sie festgenommen werden alleine stehen lassen?!
Die AntiRep-Arbeit nach den 1. Mai's wurde Jahre vernachlässigt. Auch dieses Jahr könnte mehr gehen (Und damit meine ich keine militanten Aktionen, die dann den Angeklagten enorm schaden!!).

titel

name 14.10.2009 - 19:34
"Der 1. Mai konnte nun den Medien als unpolitische Veranstaltung verkauft werden, bei dem unter Rauschgift stehende Menschen Randale machten. ..."

Nach der Demo war das durchaus der Fall bei vielen Menschen ...

"unpolitische Randale"

... 14.10.2009 - 20:14
Allein der Ausdruck "unpolitische Randale" zeugt von einer dermassen konservativen und eingeschränkten Denkweise, wie sie v.a. in Vorgartensiedlungen und "Hausprojekten" zu finden ist. Letztere bestellen manchmal Randale, wenn diese aber unbestellt kommen, sind sie unpolitisch. Im ersten Fall ist das Private explizit unpolitisch, im zweiten Fall ist das eigene Private so politisch, dass alles andere unpolitisch ist.

Danke Roland, ist echt gut, was Du machst!

Die Zeit der Forderungen ist vorbei, Assoziation A, 2009.

Was uns fehlt ist Solidarität, mehr denn je!

antirepressive 14.10.2009 - 22:35
Hey Roland, mach weiter, deine Arbeit unsagbar wertvoll! Was an der Sache so traurig ist, ist die fehlende Solidarität: Nicht bloß in den obligatorischen Trollkommentaren auf Indy. Die Teilnehmerzahlen zeichnen einen deutlichen Trend, der extrem rückläufig ist, sobald es um ernsthaftere Betätigungen geht, die wenig mit Subkultur, Socialising und abenteuerlicher Freizeitgestaktung zu tun haben.

Am Ende werden viele Leute nur noch von ihren engsten Vertrauen im Knast unterstützt, wenn sich überhaupt noch ein Mensch findet, der solidarisch ist. Es ist zum Kotzen.

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keine selbstzerfleischung!

renate 14.10.2009 - 23:18
ne ne, das kann ich so nicht stehen lassen. die auseinandersetzung mit staatlicher gewalt wie knast und justiz kann man so und gestalten, mal mehr offensiv, mal weniger. es ist trotzdem ein gemeinsames anliegen. ich kann das so nicht empfinden, dass das spalten der "antirepressionsbewegung" irgendwie gelingt, weil sich das bewußtsein, das eine solche überhaupt nötig ist, erst langsam bildet. nämlich dann, wenn die willkür immer weiter in die mitte der gesellschaft reicht. ich rate zur revolutionären geduld. mensch behält seine würde, auch wenn er parlamentarische methoden bevorzugt. das andeutungsweise verrat zu nennen, finde ich übertrieben. ich, von der bürgerlichen soligruppe, empfinde eine tiefe solidartät mit allen, die in einem bescheuerten system kriminalisiert werden und sinnlos weggesperrt werden, auch wenn ich gar nicht militant bin. da lasse ich mich nicht spalten.

renate

stimmt

eine 15.10.2009 - 00:25
will auch nochmal danken und an diese leute die nur noch sektiererische solidarität kennen, frage ich mich wo denn politische einstellung bei ihnen zu finden ist, wenn es nur darum gibt enge eingeschweisste zusammenhänge zu schützen, und eine allgemeine kritik am system knast nicht vorhanden ist, dann ist das sehr traurig und ich würd den leuten mal empfehlen wieder mehr über ihre eigene politische einstellung nach zu denken... genauso die flucht in "freiheit für alle POLITISCHEN Gefangenen" es ist uns wohl zu schwierig sich mit den anderen Opfern des Knastsystems auseinander zusetzen (so sind z.B. 1/3 der leute in Plötzensee dort wegen Schwarzfahren!!!)

danke roland!!

frage

martin 15.10.2009 - 01:42
@ bialke

was das für leute sind, die einen für 2 1/2 jahre einsperren wollen?

ich frage dich, was das für leute sind, die mollys auf eine gruppe werfen und den tod von etlichen menschen in kauf nehmen??

alles Lemminge?

Verdeckter 15.10.2009 - 12:34
"Auch wird verborgen bleiben, dass am 1. Mai 2009 stellenweise ein Sechstel der DemonstrantInnen / ausschreitenden Menschen verdeckte Ermittler waren. Nicht aufgeklärt werden Flaschenwürfe von verdeckten PolizistInnen auf uniformierte PolizistInnen, um die Masse anzuheizen."

Ach so, alles klar: Es gibt also garkeine eigenständig denkende politisch aktive autonome Szene. Das ist nur eine Horde von Lemmingen, die blind und unpolitisch das tun, wozu sie von den Massen an Zivilbullen in den eigenen Reihen aufgeheizt werden. Kein Wunder, dass diese Lemminge hinterher keine Solidarität erwarten können. Von wem auch? Von den anderen Lemmingen? Nee, da wären schon selbstbestimmte intelligente Menschen notwendig, die offenbar fehlen in der Szene. Ein Armutszeugnis, dass Bialke hier skizziert.

Unpolitische Randale?

afa 15.10.2009 - 13:33
Es gibt keine unpolitische Randale. Militantes Vorgehen gegen den Staat und seine Repräsentanten ist grundsätzlich eine politische Tat, egal welche Intention die "Randalierer" haben.

Sei still Bialke

R94 16.10.2009 - 10:21
"Erfahrene AktivistInnen haben es versäumt ihre Erfahrung an eine breite und unerfahrene Masse zu vermitteln. Mit der Zeit gehen muss da auch klar sein. Frag, wie viele bei einer Soliparty wo Rote-Hilfe-Rechtshilfe-Broschüren rumliegen wissen, dass sie keine Aussage zur Polizei machen sollen bzw. sich jemals ernsthaft damit beschäftigt haben."

Bilake stellt die Szene mal wieder als unsolidarisch, faul und dumm dar.
Es geht schlicht und einfach darum, sich nicht mit allen blind zu solidarisieren, nur weil sie völlig unpolitisch, zugedröhnt randaliert haben, so dumm waren, sich dabei erwischen zu lassen und sich hinterher von unseren Zielen öffentlich distanzieren. Das geht zu weit. Am Ende sollen wir uns vielleicht noch mit geistig verwirrten Hobbybombenbastlern solidarisieren, die sich mit zu viel Sprengstoff zu Hause erwischen lassen?