Gorleben chosen in revenge against East

Diet Simon 08.08.2009 04:59 Themen: Atom Militarismus Ökologie
Revenge decision to site German nuclear dump


A West German provincial leader placed a nuclear waste dump near the border with communist East Germany out of revenge for the East Germans doing the same on their side of the border. So claims a retired geology professor involved in the 1970s search for a salt deposit to be made a nuclear dump.
Gerd Lüttig told the ddp news agency that’s how Gorleben came to be chosen in 1977 by the Conservative premier of Lower Saxony state, Ernst Albrecht. Out of 100 salt deposits investigated, all of them in northern Germany, Gorleben was in the final shortlist of eight.

Lüttig says Albrecht wanted a location near the border because the East Germans “got us into hot water with their final repository at Morsleben”.

Gorleben and Morsleben are about 95 kilometres apart as the crow flies, by road Morsleben is 120 kms south of Gorleben. Both villages were close to the border that separated the two Germanies at time when the communist regime still killed people trying to escape across what was regarded as the world’s deadliest border.

Lüttig says from talks with East German geologists the West German geologists and Albrecht’s state government knew that the Morsleben former salt mine “was technically defective” and water was flowing into it.

“We always feared – and that enraged Mr Albrecht – that one day Morsleben would be flooded and radioactively polluted water could flow towards Helmstedt”, then the crossover point at the border, “and despoil a whole landscape there”.

Thereupon the premier had declared, “then we’ll do the same”, Lüttig says.

Lüttig said he and his team had found Gorleben “barely suitable” and only named it “because it’s a relatively large salt deposit.”

Exploratory mining of it began in 1979, interrupted in 2000 because of geological concerns. The moratorium expires in October 2010 at the latest.

The ddp interviewer put it to Lüttig that it was thought at the time that the thin population of the Gorleben area was one criterion for its selection.

Lüttig replied: “In further talks Albrecht gathered arguments. He said the county was after all thinly populated and its council had asked him to do something there and that it would benefit the county. Albrecht focussed on that more and more.”

Lüttig, aged 83, regards Gorleben as a suitable dumping site and argues that salt is the best option. He has also advised the government of Sweden, where he investigated granite.

Gorleben lies about 100 kms from Hamburg, Germany’s second largest city (1.7 million people) and 135 kms from Hanover, its 11th biggest (516,000); Morsleben is 170 kms from Hamburg, 100 kms from Hanover.

Greenpeace Germany has just revealed a 1996 letter in which Angela Merkel, then environment minister, now German chancellor (prime minister), ordered another five years of operation permission to Morsleben although “she knew that it isn’t safe to store nuclear waste in salt”.

Greenpeace took the issue to court, which ordered dumping stopped in Morsleben on 25 September 1998.

More than half of the waste in the Morsleben former potash and rock salt mine came from West German power stations. After it was closed, the ceiling collapsed in one of the chambers.

Soon after exploration of Gorleben began it was found to have insufficient rock cover and to be in contact with a ground water aquifer.

Gorleben was to be modelled on another former potash mine holding nuclear waste and now taking in 12 cubic metres of brine daily, Asse II near Braunschweig. Its illegal operations are now under investigation by a Lower Saxony parliamentary panel.

Merkel and her Christian Democrat conservatives insist on using Gorleben as the final nuclear waste repository and if they win the national election on 27 September intend to scrap the plan to abandon nuclear power altogether by 2020. Seventeen nukes are in operation in Germany.

Polls at the moment show the Christian Democrats romping home, while the Social Democrats, now in fractious coalition with them, are scoring just over 23%.

No site has been found anywhere in the world considered safe to store highly radioactive waste, which remains dangerous for millions of years.
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Ergänzungen

Cellesche Zeitung

IM 08.08.2009 - 09:11
Das ist ja eigentlich eine alte Geschichte - siehe
www.strahlentelex.de/Stx_07_484_S06-07.pdf

heute in der Cellesche Zeitung, 08.08.2009, Seite 1:

Standort Gorleben als Rache an DDR?
Geologe: Für Atommüllendlager fachlich zweite Wahl

Gerd Lüttig lebt als Ruheständler in Celle. Der Geologe glaubt, dass es vor allem politische Gründe waren, die dazu führten, den Salzstock Gorleben als Standort für ein Atommüllendlager zu untersuchen. Unter fachlichen Aspekten sei Gorleben nur zweite Wahl gewesen, sagt er.
CELLE (ddp). Der Salzstock Gorleben ist nach Angaben des Geologen Gerd Lüttig, der heute in Celle lebt, in den 1970er Jahren vorrangig aus politischen Gründen zur Untersuchung als mögliches Atommüllendlager ausgewählt worden. Unter fachlichen Aspekten sei Gorleben nur zweite Wahl gewesen, sagte Lüttig am Freitag. Der emeritierte Professor war damals maßgeblich an der Suche eines Endlager-Standortes beteiligt.
Der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) habe 1977 den Salzstock im Landkreis Lüchow-Dannenberg als Standort benannt, um sich an der DDR zu rächen. „Er wollte einen Standort in der Nähe der damaligen Zonengrenze haben, weil die Ostzonalen uns die Geschichte mit ihrem Endlager Morsleben eingebrockt hatten", sagte der 82-Jährige. Morsleben liegt in Sachsen-Anhalt dicht an der Grenze zu Niedersachsen.
Durch Gespräche mit Kollegen aus der DDR hätten niedersächsische Geologen und die Landesregierung schon damals gewusst, „dass Morsleben Defekte hatte", sagte Lüttig. Der Schacht sei „technisch nicht in Ordnung" gewesen und es habe Wasserzuflüsse gegeben. „Wir befürchteten immer, und das hat Herrn Albrecht auf die Palme gebracht, dass Morsleben eines Tages absaufen würde und radioaktive Wässer in Richtung Helmstedt fließen könnten". Der Ministerpräsident habe daraufhin erklärt, „dann machen wir das auch".
Lüttig war in den 1970er Jahren Vizepräsident des niedersächsischen Landesamtes für Bodenkunde sowie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. 1972 habe er den Auftrag bekommen, die in Norddeutschland liegenden Salzstöcke auf ihre Eignung als mögliches Endlager zu untersuchen. Gemeinsam mit Kollegen habe er damals etwa 100 Salzstöcke geprüft, sagte Lüttig. Von diesen 100 seien zunächst 8, darunter auch Gorleben, in die engere Auswahl gekommen. Unter den drei schließlich zur Erkundung vorgeschlagenen Salzstöcken sei. Gorleben aber nicht mehr gewesen. „Gorleben erschien uns als nur bedingt geeignet", sagte Lüttig. „Es wurde genannt, weil es ein relativ großer Salzstock ist."
Der Salzstock Gorleben wird seit 1979 auf seine Eignung als Endlager untersucht. Im Jahr 2000 wurden die Arbeiten unterbrochen, das Moratorium gilt längstens bis zum Oktober 2010.
Der 1926 geborene Lüttig studierte und promovierte in Göttingen. 1969 habilitierte" er sich an der Technischen Universität Braunschweig, 1973 wurde er dort außerplanmäßiger Professor. Lüttig gehörte der „Weizsäcker-Kommission" an, die den ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht (CDU) in Energiefragen beriet. Seit 1992 ist er im Ruhestand, er lebt in Celle.

das ddp interview

IM 08.08.2009 - 09:17
http://www.verivox.de/nachrichten/interview-endlager-gorleben-aus-expertensicht-nur-zweite-wahl-43384.aspx

Reaktion der BI

Wolfgang Ehmke 09.08.2009 - 00:34
Drei Wochen vor dem Treck der Bauern nach Berlin zur Anti-Atom-Demo am 5. September lebt die Debatte um die Wahl Gorlebens als Standort für ein "Nukleares Entsorgungszentrum" vor 32 Jahren wieder auf. Vor allem die Eignung des Salzstocks Gorlebens als Deponie für hochradioaktive Abfälle ist äußerst umstritten.
Als "zweite Wahl" bezeichnet der Geologe Gerd Lüttig Gorleben, die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) geht einen Schritt weiter: "Wer die Ergebnisse der Erkundung in den 80er Jahren ernsthaft studiert, kommt zu dem Ergebnis, Gorleben hätte längst aufgegeben werden müssen." Fünf von 9 Experten hatten 1984 nach Auswertung der Tiefbohrergebnisse vor dem Innenausschuss des Bundestages von Gorleben abgeraten.
Als wichtiger Zeitzeuge gab der mittlerweile emeritierte Geologie-Professor Dr. Gerd Lüttig, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur ddp am Freitag zu Protokoll: Der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) habe Kommissionsempfehlungen nicht abgewartet, sondern sei bei der Wahl Gorlebens vorgeprescht. "Er wollte einen Standort in der Nähe der damaligen Zonengrenze haben, weil die Ostzonalen, wie er immer sagte, uns die Geschichte mit ihrem Endlager Morsleben eingebrockt hatten", sagt Lüttig. Der von der DDR als Atommüll-Endlager vorgesehene Salzbergwerksschacht im grenznahen Morsleben (Sachsen-Anhalt) galt als unsicher. Es gab Wasserzuflüsse. Lüttig: "Wir befürchteten immer - und das hat Herrn Albrecht auf die Palme gebracht - dass Morsleben eines Tages absaufen würde und radioaktive Wässer in Richtung Helmstedt fließen."
Der Geologe gehörte in den 70er Jahren der sogenannten "Weizsäcker-Kommission" an, die Albrecht in Energiefragen beriet, und er war an der Suche nach einem geeigneten Endlager-Standort beteiligt. Ähnlich hatte sich Lüttig bereit 1993 am Rande eines internationalen Endlagersymposiums in Braunschweig geäußert.
Lüttig: "Wir haben etwa 100 Salzstöcke untersucht. Diese Salzstöcke lagen alle in Norddeutschland. Später wurde das noch einmal eingeengt auf acht Salzstöcke. Da war auch Gorleben noch dabei. Und drei kamen in die endgültige Wahl. Der Salzstock Lichtenhorst/Ahlden bei Nienburg, Lutterloh/Fassberg bei Celle und Waten/Börger im Emsland, Gorleben nicht mehr."
Politisch nicht durchsetzbar lautete das Eingeständnis Ernst-Albrechts vor 30 Jahren nach dem Treck der Bauern in die niedersächsische Landeshauptstadt – das Projekt Wiederaufarbeitung wurde gekippt, eine Brennelementefabrik in Gorleben nicht gebaut, doch es blieb beim Endlagerstandort Gorleben. "Das Eingeständnis Albrechts spornt uns bis heute an," sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke, "wir machen weiter, bis politisch eingestanden wird, dass Gorleben nicht geht."
Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06

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