TMD Leverkusen: Lautstark gegen Entlassungen

strike back 30.07.2009 17:41 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
Seit Februar kämpfen 42 Kolleginnen und Kollegen der Bremsbelagfabrik TMD Friction (früher Textar) in Leverkusen um ihre Arbeitsplätze. Sie klagen vor dem Arbeitsgericht gegen ihre Entlassungen und gehen immer wieder auf die Straße. Heute, am 30.7. waren sie wieder beim Schichtwechsel vor der Fabrik. Sie demonstrierten auch gegen den Skandal, dass einige ihrer ehemaligen Kollegen wieder im Betrieb arbeiten – aber im Auftrag der Auffanggesellschaft, die den größten Teil des Lohns bezahlt. Arbeitskraft im Sonderangebot für TMD…
Auf Kochtöpfen und mit Trillerpfeifen schlagen die DemonstrantInnen Krach, und immer wieder wird der Betriebsrat von einem lautstarken Chor aufgefordert, rauszukommen. Was er aber auch diesmal wieder nicht tut. Gegenüber den entlassenen KollegInnen traut er sich nicht aussprechen, was er hinter den Kulissen bereits zugegeben hat: dass kein ordnungsgemäßer Sozialplan durchgeführt wurde und dass zu viele entlassen wurden – alles mit seiner tatkräftigen Mithilfe. Wegen der vielen Ungereimtheiten sehen die Entlassenen durchaus Chancen, vor dem Arbeitsgericht Recht zu bekommen.

Die Firma hatte im Februar 160 KollegInnen erheblich unter Druck gesetzt, innerhalb einer Frist von nur zwei Tagen Aufhebungsverträge zu unterschreiben und sich in eine Transfergesellschaft abschieben zu lassen. Siehe:
 http://de.indymedia.org/2009/04/247629.shtml
Da die KollegInnen schon früher zu erheblichen Lohnverzichten bereit gewesen waren, hatte TMD wohl gedacht, dass auch dieses Manöver reibungslos über die Bühne gehen würde. Aber diesmal spielten 42 KollegInnen nicht mit und verweigerten ihre Unterschrift. Die Gütetermine vor dem Arbeitsgericht verliefen ergebnislos. Ab dem 24. August wird über die Klagen entschieden.

Die Krise der Autoindustrie wurde hier dazu benutzt, jahrelang beschäftigte Kolleginnen und Kollegen loszuwerden, um sie durch billigere, neu Eingestellte oder Leiharbeiter zu ersetzen. Über die Firma Randstad werden Leiharbeiter in den Betrieb geholt. Und schamlos benutzt die Firma Staatsgelder, um Lohnkosten zu sparen: die Transfergesellschaft PEAG lässt etwa zwanzig der gekündigten Kollegen bei TMD in der Produktion arbeiten. Dabei bekommen sie 85 Prozent ihres Lohns weiter von der Transfergesellschaft. TMD zahlt nur die restlichen 15 Prozent – und kann damit für kleines Geld über die erfahrenen ehemaligen TMD-Kollegen verfügen! Arbeitskräfte billiger als in Rumänien oder China, bzw. auf dem Niveau von 1-€-Jobs, und eine Aussicht auf Wiedereinstellung haben die Kollegen, die auf diesem Weg vorläufig wieder in die Fabrik zurückgekehrt sind, trotzdem nicht.

Die Entlassenen, die sich mit diesen Zuständen nicht abfinden wollen, kündigen an, dass sie spätestens am 24. August wieder auf die Straße gehen werden, wenn die Kammertermine vor dem Arbeitsgericht beginnen (im Amtsgericht in Leverkusen-Opladen).

Siehe auch:
 http://www.labournet.de/branchen/auto/allg/tmd_friction.html
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Ergänzungen

Hintergründe zu den Demos im Mai 2009

(muss ausgefüllt werden) 31.07.2009 - 15:09
Zwei Fotoberichte mit Hintergrundonfos zum Protest der entlassenen Arbeiter/innen bei TMD Friction in Leverkusen findet ihr auf
 http://anarchosyndikalismus.org/action/tmd/